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Viele Mädchen träumen davon, im Curuleum verkauft zu werden. Der große Block ist vielleicht der berühmteste in Ar – jedenfalls ist er der größte, halbkreisförmig, etwa vierzig Fuß weit und fünfzehn Fuß hoch. Blau und gelb schimmern die Verzierungen – in den Farben der Sklavenhändler. Das interessanteste Detail ist vielleicht die Tatsache, daß in gleichmäßigen Abständen an der Vorderseite neun aus weißem Holz geschnitzte Sklavinnenfiguren das Publikum anblicken – angeblich die ersten neun Sklavinnen, die vor vielen tausend Jahren von den Männern eines kleinen Dorfes namens Ar erobert wurden.

»Du, Sklavin!« sagte der Mann.

»Ja, Herr«, sagte ich. Ich trug einen Kragen, der mich mit einer Kette links und rechts mit je einem Mädchen verband. Wir standen in dem Tunnel, der zum Auktionsblock führte. Ein zweiter Tunnel führte vom Block fort.

»Kennst du das Ritual des Verkaufs?« fragte er.

»Ja, Herr«, antwortete ich. Man hatte ausgiebig mit mir geprobt. Bei einer Auktion wird nichts dem Zufall überlassen.

Der Mann ging zum nächsten Mädchen und stellte ihr dieselbe Frage. Und dann zu dem Mädchen, das nach ihr angekettet war. Stets erhielt er eine bejahende Antwort. Es standen hundertundzwanzig Sklavinnen zum Verkauf; sie warteten hier im Tunnel. Der Verkauf würde fünf bis sechs Ahn dauern, wenn das Publikum gut kaufte, konnte sich aber auch bis in die frühen Morgenstunden hinziehen.

Ich betrachtete das Mädchen zu meiner Linken. Wir hatten uns mit goreanischem Make-up herrichten dürfen und waren vorhin bereits in Ausstellungskäfigen den interessierten Kunden vorgestellt worden.

Plötzlich spürte ich ein leichtes Beben durch die Kette gehen. Das Flüstern ging von Mund zu Mund. »Die Auktion hat begonnen!«

»Ich habe Angst«, sagte ein Mädchen.

»Im Curuleum bietet ganz Ar mit«, meinte eine andere.

Ich hörte nichts, doch ich wußte, daß das erste Mädchen den Block bestiegen hatte.

Ich saß auf der schmalen Bank, die sich an der Tunnelwand hinzog. An meinem Körper hing ein raffiniert geschnittenes grünes Seidengewand, das dazu bestimmt war, mir Stück um Stück in einer genau festgelegten Reihenfolge vom Leib gerissen zu werden, bis im entscheidenden Stadium das Abreißen der letzten Fetzen das Interesse und die Lüsternheit der Bietenden noch einmal steigerte.

»Eins aufrücken!« sagte der Sklavenwärter. Wir gehorchten.

Das Mädchen zu meiner Linken trug eine einfache kurze Tunika von der Art, wie Haussklavinnen sie tragen. Beim Publikum sollte der Eindruck entstehen, sie habe seit ihrer Kindheit im Eigentum einer ruhigen und angesehenen Familie gestanden, die wegen finanzieller Schwierigkeiten habe verkaufen müssen. Diese Geschichte war nicht völlig falsch, war aber natürlich so gestaltet, daß der Preis möglichst hoch ausfallen mußte.

Das Mädchen zu meiner Rechten, das nach mir an die Reihe kam, sollte mit einer ganz anderen Geschichte auf den Block kommen. Sie trug einen weißen Fetzen, der ihr von den Schultern bis zu den Oberschenkeln reichte. Der Gegensatz zwischen ihrem dunklen Haar und ihren nackten Beinen und Armen zu dem weißen Kleid war auffällig. Von ihr war eben das Bekenntnis gekommen, daß sie Angst habe; ich konnte es ihr nicht verdenken. Sie war Jungfrau.

Wir rückten einen weiteren Platz auf.

»Es wird heute schnell verkauft«, sagte ein Mädchen weiter unten. Schnelle Zuschläge waren gut. Sie bedeuteten, daß der Auktionator guter Laune war und daher wohl mit seinen Schützlingen weniger grausam umspringen würde.

Und wieder rückten wir weiter.

Die meisten Mädchen werden einzeln verkauft, manchmal aber auch zu mehreren gleichzeitig, als Paare oder in zueinanderpassenden Gruppierungen, die sich etwa nach Haarfarbe oder Dialekt orientie ren.

Gruppen kommen meistens zum Verkauf, wenn es um Sklaven für die Feld- und Küchenarbeit geht. Solche Sklavinnen wurden im Curuleum aber nicht angeboten. Trotzdem gab es heute zwei Pärchen an der Kette, eine Sängerin und ihre Lautenspielerin und eineiige Zwillinge von der Insel Tabor.

Noch konnte ich die Rufe des Auktionators nicht hören, ab und zu hallte aber bereits die lautstarke Reaktion des Publikums durch den Tunnel.

Ich war Mädchen 91 an der Kette, eine gute Position. Die Verkäufe beginnen am frühen Abend. Wenn nicht etwas Besonderes angeboten wird, läuft die Auktion gewöhnlich ziemlich langsam an. Das Publikum ist noch nicht vollzählig, und die letzten Plätze füllen sich meistens erst im Verlauf der zweiten Ahn. Das erkennbare Tempo der heutigen Verkäufe verwirrte mich. Soweit ich wußte, stand nichts Besonderes auf dem Programm. Jedenfalls ist es nicht sehr angenehm, zu den ersten zwanzig Sklavinnen zu gehören, die vor fast halbleerem Haus verkauft werden müssen; meistens werden zu dieser Zeit auch die uninteressantesten Mädchen angeboten. Vom Standpunkt der Sklavin aus ist es am günstigsten, zwischen Position 80 und 95 zu stehen, bei einer Kette von hundertundzwanzig Mädchen. Noch später läßt das Interesse wieder nach, und die ersten Besucher brechen auf. Diese Bemerkungen gelten natürlich nur für die sogenannten offenen Verkäufe, die von großen Auktionshäusern etwa viermal die Woche abgehalten werden; daneben gibt es Sonderverkäufe, Privatverkäufe und Verkäufe ganzer Haushalte, die gesondert angekündigt werden.

Wir rückten immer weiter auf. Inzwischen konnte ich die Rufe des Auktionators recht deutlich verstehen und hörte einzelne Zurufe aus der Menge. Das Ende des Tunnels rückte näher. Das Mädchen in der Haustunika saß angespannt neben mir. Sie war Nummer 90. Ihre Fingernägel bohrten sich in das Holz der Bank. Ihr Make-up wurde inspiziert und noch verbessert. Dann wurde sie von der Kette genommen. Am Ausgang des Tunnels stand ein Mann mit einer Schreibtafel und einem Markierstift. Er bedeutete ihr näherzukommen. Dann inspizierte er ihre Kettennummer, die mit Lippenstift unter ihrem linken Ohr angebracht war.

Begeistertes Gebrüll wurde laut, und ich wußte, daß das Mädchen auf dem Block verkauft worden war. Ein anderes Mädchen mit der Nummer 89 hatte am Fuße des Blocks gewartet. Ein Mann mit einer Peitsche schob sie jetzt die Treppe hinauf.

Gleichzeitig drängte der Mann mit der Schreibtafel das Mädchen in der Haustunika vor die unterste Stufe.

»Schau mich an«, sagte ein Mann.

Ich saß still und starrte ihn an. Er untersuchte mein Make-up und verbesserte es mit einigen geschickten Strichen.

»Du bist schön genug«, sagte er.

»Vielen Dank, Herr.«

Ein anderer nahm mir den Kragen ab und schickte mich zu dem Mann mit der Schreibtafel. Von dort vermochte ich zum Dach des Curuleum emporzublicken und sah einige der oberen Reihen des Publikums.

Die Erregung im hohen Rund erschreckte mich. Der Verkauf lief heute zu gut. Die Menge brüllte. Das nackte Mädchen auf dem Block wurde vorgeführt. Sie schrie entsetzt, als der Auktionator sie mit der Peitsche berührte. Sie wurde schnell verkauft.

Nun mußte das Mädchen in der Haustunika die Stufen ersteigen.

»Was haben wir denn hier?« rief der Auktionator. »Da muß ein Fehler vorliegen! Das ist doch nur eine unwichtige kleine Haussklavin!«

Die Menge lachte brüllend.

Ich hörte zu, wie der Verkauf eingeleitet wurde. Nicht mehr lange würde sie die züchtige Haustunika tragen.

»Nummer?« sagte der Mann mit der Schreibtafel zu mir.

Ich drehte mich zur Seite, damit er die winzige Nummer unter meinem linken Ohr entziffern konnte.

»Einundneunzig«, sagte er und machte eine Notiz in seinen Unterlagen.

Ich hörte das Reißen von Stoff. Die Bietung ging ins letzte Stadium.

Der Schreiber schob mich zur Treppe, die zum Block führte.

In diesem Augenblick erfolgte oben der Zuschlag.

Ich erstieg den Block. Die halbrunde Fläche war rie sig. Erst jetzt erkannte ich, wie groß das Publikum wirklich war. Schweigen herrschte in dem riesigen Rund. Ich bekam Angst.