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Marten räusperte sich übertrieben.»Ich sehe schon«, sagte er,»die Freude scheint Sie ja beide zu überwältigen.«

Er lächelte verlegen, als Joana ihm einen zornsprühenden Blick zuwarf, und fügte hastig hinzu:»Ich denke, es wird das beste sein, ich lasse Sie einfach einen Moment miteinander allein. Da wir ja ohnehin einen Termin für zwei Uhr hatten, Dr. Jones, brauche ich das Büro für die nächste Viertelstunde nicht. Sie entschuldigen mich also. «Er wartete die Antwort nicht ab, sondern verließ beinahe fluchtartig das Büro.

«Sie sind also Dr. Jones«, begann Joana nach einer Weile. Sie wirkte ein bißchen verlegen.

«Indiana Jones«, sagte Indiana.»Richtig. Und Sie sind Joana. Ihr Vater hat viel von Ihnen erzählt«, fügte er hinzu, was eine glatte Lüge war, aber er hatte das Gefühl, sie wäre im Moment angebracht.

«Von Ihnen auch«, antwortete Joana. Sie kam näher, sah sich einen Moment suchend um und ließ sich schließlich in Ermangelung einer anderen Möglichkeit auf den gleichen Sessel sinken, in dem Marten bisher gesessen hatte.

Wieder vergingen Sekunden, in denen keiner von ihnen ein Wort sagte. Sie sahen sich nur stumm über den gewaltigen Schreibtisch hinweg an, und ein sonderbares Gefühl überkam Indiana.

Jetzt war ihm klar, warum er geglaubt hatte, dieses Mädchen kennen zu müssen. Die Ähnlichkeit mit ihrem Vater war unübersehbar. Natürlich — sie war eine Frau, sie war sehr jung, aller-höchstens achtzehn oder neunzehn Jahre alt, aber der wache Blick, der energische Zug um ihren Mund und die kleinen, zielbewußten Bewegungen, das alles war Greg Swanson par excel-lence. Er hätte sie gleich erkennen müssen. Und im Grunde hatte er das ja auch.

«Indiana«, begann Joana nachdenklich.»Ein ungewöhnlicher Name. «Plötzlich lächelte sie.»Stimmt es, daß der Hund Ihres Vaters so hieß?«

Indiana lächelte auch, aber das fiel sehr viel gequälter aus als bei Joana.»Es stimmt«, sagte er leise. Gleichzeitig verfluchte er sich in Gedanken. Es gab ein paar Dinge, die man wohl doch besser für sich behielt; selbst seinem vermeintlich besten Freund gegenüber.

«Ich … es tut mir leid, wenn ich gerade etwas grob zu Ihnen war«, begann Joana nach einer Weile von neuem, als Indiana keine Anstalten machte, von sich aus das Gespräch zu eröffnen.»Aber ich hatte einen unangenehmen Morgen. Das scheint einer von diesen Tagen zu sein, die man am besten aus dem Kalender streicht.«

Dem konnte Indiana nur zustimmen. Laut sagte er:»Es macht nichts. Ich habe Sie wirklich angestarrt. Bitte entschuldigen Sie. Aber ich …«Er suchte einen Moment krampfhaft nach Worten.»Ich hatte wirklich das Gefühl, Sie schon einmal gesehen zu haben. Sie sehen Ihrem Vater sehr ähnlich.«

Joana machte eine wegwerfende Handbewegung und lächelte, und zum ersten Mal wirkte es wirklich echt.»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Dr. Jones«, sagte sie.»Wir vergessen den häßlichen Zwischenfall und fangen einfach noch einmal von vorne an. Einverstanden?«

«Einverstanden«, nickte er.

«Ich habe mich gefragt, was für ein Mensch Sie wohl sind«, setzte sie erneut an.»Mein Vater hat sehr viel von Ihnen erzählt, wissen Sie das?«

Indiana schüttelte den Kopf, und Joana fuhr mit einem heftigen Nicken fort:»Er hat nur in den höchsten Tönen von Ihnen gesprochen. Er meinte, Sie wären der fähigste Archäologe, dem er jemals begegnet ist.«

«Unsinn«, sagte Indiana.»Greg war …«

«Aber er meinte das ernst«, unterbrach ihn Joana.»Vor seiner letzten Expedition plante er, Sie mitzunehmen. «Plötzlich flog ein Schatten über ihr Gesicht, und ihre Stimme wurde ein wenig leiser und hörbar trauriger.»Aber das wissen Sie ja wahrscheinlich besser als ich.«

«Ja«, sagte Indiana leise.»Es tut mir leid, daß wir uns aus diesem Anlaß kennenlernen müssen.«

Joana seufzte, starrte eine Sekunde an Indiana vorbei ins Leere und zwang sich dann zu einem neuerlichen Lächeln.»Das macht nichts. Es ist genug Zeit vergangen. Ich bin über den Schmerz hinweg. «Aber ihr Blick und die Tränen, die plötzlich in ihren Augen schimmerten, behaupteten das Gegenteil.

Indiana sah taktvoll weg und räusperte sich ein paarmal.»Ich bin aus einem ganz bestimmten Grund hier, Joana«, begann er.»Sie wissen, daß ich dabei war, als Ihr Vater starb.«

Joana nickte. Sie sagte nichts, sondern sah ihn nur fragend an.

«Es war schrecklich«, sagte Indiana.»Wissen Sie, ich habe versucht, ihn von diesem Vorhaben abzubringen, aber er wollte nicht auf mich hören. Ich gebe mir ein bißchen selbst die Schuld an dem, was passiert ist.«

«Es war ein Vulkanausbruch, oder?«fragte Joana.

Indiana nickte.

«Niemand kann etwas für einen Vulkanausbruch«, sagte Joana.»Und außerdem weiß ich gut genug, was für ein Mensch mein Vater war. Wenn er sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte nichts und niemand ihn davon abbringen. Auch Sie nicht.«

Indiana sah sie sehr ernst an. Es fiel ihm schwer, weiterzusprechen, aber gleichzeitig konnte er auch nicht mehr aufhören. Er hatte es zu lange mit sich herumgetragen. Zu lange mit niemandem wirklich darüber reden können, um jetzt noch zu schweigen.»Wissen Sie, daß er sein eigenes Leben geopfert hat, um meines zu retten?«fragte er.

Joana preßte die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen und deutete ein Kopf schütteln an.»Woher?«fragte sie.»Aber ich glaube Ihnen. So etwas sieht ihm ähnlich.«

Und wieder schwieg Indiana lange Zeit. Diesmal nicht Sekunden, sondern mehrere Minuten, in denen Joana ihn nur ansah und gar nicht mehr versuchte, gegen die Tränen zu kämpfen, die lautlos über ihr Gesicht rollten.

Und schließlich begann er mit leiser Stimme zu erzählen. Er berichtete Joana von der letzten gemeinsamen Reise, von der Fahrt durch den Dschungel und dem Ausflug zum Krater des Vulkans, in dem ihr Vater ein uraltes Geheimnis vermutete.»Als der Vulkan dann plötzlich ausbrach«, schloß er endlich,»da stand ich unmittelbar am Krater. Es ging alles so schnell, daß keiner von uns noch etwas tun konnte. Ich wäre verloren gewesen, hätte Greg mich nicht zurückgerissen und sich selbst schützend vor mich gestellt.«

«War er … sofort tot?«fragte Joana leise.

Indiana schüttelte traurig den Kopf.»Nein. Ich hätte Ihnen gern erzählt, daß er nicht gelitten hat, aber das wäre nicht die Wahrheit. Er war schwer verletzt. Ich habe ihn den Berg hinuntergetragen und versucht, ihn durch den Dschungel zu schleppen, aber es ging nicht. Unser Wagen war defekt, und meine Kräfte reichten nicht, um ihn bis zur Stadt zurückzutragen. Er starb in meinen Armen. «Eine Sekunde lang überlegte er, ihr auch von dem Maya zu erzählen, tat es dann aber nicht. Es war lange her, und es spielte auch keine Rolle mehr.

Langsam griff er in die Tasche, schloß die Hand um den kleinen goldenen Anhänger, zog sie aber noch nicht hervor.»Seine letzten Worte galten Ihnen, Joana«, sagte er.»Er bat mich, Ihnen etwas zu geben, das …«

Draußen im Vorzimmer ertönte ein spitzer Schrei, ein Poltern, und einen Sekundenbruchteil später traf ein fürchterlicher Schlag die Tür zu Martens Büro und riß sie fast aus den Angeln. Krachend flog sie gegen die Wand und blieb zitternd stehen, und in der Öffnung erschien eine riesenhafte Gestalt.

Indiana war im ersten Moment so verblüfft, daß er kaum reagieren konnte. Es war nicht nur die Größe des Mannes, der sich gewaltsam Zutritt verschafft hatte. Es war die Tatsache, daß er ihn kannte!

Es war der Riese, dem er heute morgen in der Bank begegnet war.