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Der Indio brüllte vor Schmerz, warf den Kopf in den Nacken und griff sich an die Schläfen, und die Stellung, in der er eine halbe Sekunde lang reglos dahockte und keuchte, war einfach zu verlockend, als daß Indiana der Einladung widerstehen konnte: Er schmetterte dem Riesen die Handkante vor den Kehlkopf, sprang rasch einen Schritt zurück und setzte drei, vier, fünf kurze, kraftvolle Faustschläge in seinen Magen hinterher.

Der Indio klappte zusammen wie ein zwei Meter zwanzig großes Taschenmesser, und Indiana riß zum zweitenmal sein Knie in die Höhe. Es traf mit aller Wucht ins Gesicht des Mayas und ließ seinen Kopf zum zweitenmal nach hinten und eine Sekunde später mit unangenehmer Wucht gegen die Kabinenwand knallen.

Und das war selbst für diesen Riesen zuviel.

Der Maya verdrehte die Augen, gab noch einmal diesen quietschenden Ton von sich und sackte zusammen.

Keuchend trat Indiana einen Schritt zurück und sah sich um. Der Maya war bewußtlos, aber Indiana war nicht davon überzeugt, daß dieser Zustand sehr lange anhalten würde. Er hatte zwar mit aller Gewalt zugeschlagen, aber der Indio hatte die Kraft von zehn Männern; und für den Moment, an dem er aufwachte, konnte Indiana sich auf Anhieb ungefähr vierundzwan-zigtausend andere Orte vorstellen, an denen er lieber wäre, als zusammen mit ihm in dieser Aufzugskabine.

Er sparte sich die Mühe, noch einmal den Knopf zu drücken, sondern legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben zu der geöffneten Klappe, durch die der Indio zu ihm hereingesprungen war. Er stellte sich auf die Zehenspitzen und streckte die Arme aus, aber er war nicht groß genug: Die Ränder der Klappe waren noch gut zwanzig Zentimeter von seinen ausgestreckten Fingern entfernt. Indiana federte zwei-, dreimal in den Knien ein, sammelte alle Kraft und stieß sich ab.

Beim ersten Mal sprang er daneben, aber beim zweiten Versuch bekam er mit der linken Hand den Rand der Klappe zu fassen und fand Augenblicke später auch mit der anderen Halt. Mit zusammengebissenen Zähnen zog er sich in die Höhe, strampelte wild mit den Beinen, um sich irgendwo abzustützen, und trat dabei auf etwas Weiches, Nachgiebiges, das auf die grobe Behandlung mit einem wütenden Knurren reagierte.

Indianas Herz machte einen erschrockenen Hüpfer. Der Indio war wieder aufgewacht!

Die bloße Vorstellung verlieh ihm genug Kraft, sich mit einem einzigen Ruck nach oben und auf das Dach der Liftkabine zu ziehen. Hastig kroch er ein Stück von der Klappe weg, stieß mit der Schulter gegen eines der riesigen Umlenkräder, die die Stahltrosse, an der die Kabine hing, hielten, und hörte eine Reihe polternder, scharrender Geräusche aus der Liftkabine. Die Hände des Indios erschienen in der Klappe. Er war so groß, daß er nicht einmal zu springen brauchte, um festen Halt zu finden.

Indiana fluchte, sprang auf die Füße, suchte mit der rechten Hand an den Stahltrossen neben sich Halt und trat mit aller Kraft zu. Ein knirschendes Geräusch erklang, als er mit dem Absatz auf die Finger des Indios hieb, aber der Maya stieß einen mehr wütenden als schmerzerfüllten Schrei aus.

Die Hand verschwand aus der Öffnung. Indiana holte aus, trat noch einmal und mit noch größerer Kraft auch auf die andere Hand und registrierte befriedigt, daß der Indio auch sie zurückzog.

Aber sein Triumph währte nur eine Sekunde. Plötzlich schien der Boden unter ihm zu explodieren, und in der gewaltsam geschaffenen, gezackten Öffnung erschien eine geballte Faust, die fast so groß war wie Indianas Kopf. Indiana schrie vor Schreck auf, machte einen entsetzten Hüpfer zur Seite und griff mit beiden Händen nach den Stahlseilen. Unter ihm wiederholte sich das splitternde Bersten, und auch die zweite Hand des Indianers durchbrach die Kabinendecke so mühelos, als bestünde sie aus Pappe, nicht aus zollstarkem Eichenholz.

Mit verzweifelter Hast begann Indiana, in die Höhe zu klettern. Die Stahlseile waren dick und ölig und mit Millionen winziger scharfer Grate übersät, die seine Haut zerschnitten. Aber die pure Todesangst verlieh ihm für einen Moment übermenschliche Kräfte. Schnell und mit einer Geschicklichkeit, die er normalerweise gar nicht besaß, kletterte er an den schlüpfrigen Stahlseilen in die Höhe und entfernte sich rasch von der Kabine.

Sein Blick tastete durch das undurchdringliche Dunkel des Aufzugschachtes. Wenn er es schaffte, die nächste Etage zu erreichen, dann konnte er vielleicht die Tür von innen öffnen.

Er schaffte es nicht.

Indiana war noch gut zwei Meter von der Tür entfernt, als plötzlich ein solcher Ruck durch das Stahlseil lief, daß er um ein Haar den Halt verloren hätte. Mit einer verzweifelten Bewegung klammerte er sich fest und sah nach unten.

Der Indio war aus dem herausgestiegen, was er vom Dach der Liftkabine übriggelassen hatte. Er blickte aus böse funkelnden Augen zu Indiana hinauf. Mit der linken Hand zerrte er an dem Drahtseil, an dem Indiana sich festhielt, spannte es immer wieder an und ließ es los, wie die Saiten einer übergroßen, stählernen Harfe. Und bei jedem einzelnen Ruck fiel es Indiana schwerer, sich festzuhalten. Noch drei-, viermal, schätzte er, und er würde einfach den Halt verlieren und in die Tiefe stürzen. Nicht einmal besonders weit, vielleicht fünf oder sechs Meter, aber selbst wenn er sich beim Aufprall auf das Kabinendach nicht alle Knochen brach, würde der Maya den Rest erledigen.

Aber offensichtlich ging seinem Kontrahenten dies nicht schnell genug. Denn plötzlich hörte er auf, an dem Seil zu reißen und zog etwas aus dem Gürteclass="underline" die Axt, mit der er nach Indiana geworfen hatte.

Indianas Augen weiteten sich entsetzt, als er sah, wie der Indio das kurzstielige Beil mit beiden Händen ergriff und die Schneide dann mit aller Gewalt gegen das Stahlseil prallen ließ.

Das Kabel riß. Einen Moment lang hatte Indiana das fürchterliche Gefühl, schwerelos im Nichts zu hängen, als die durchschnittene Drahtschleife sich von der Kabeltrommel fünf oder sechs Stockwerke über ihm unter dem Dach des Hotels abzuwickeln begann. Und für eine kostbare, halbe Sekunde klammerte er sich noch mit aller Gewalt an das nutzlose Seil. Im letzten Moment, als er schon fast zu stürzen begann, warf er sich herum und ergriff eines der anderen Taue.

Der Ruck schien seinen Körper in zwei Teile zu reißen. Das Stahlseil riß seine Hände endgültig auf, und das Kabel war plötzlich schlüpfrig von Indianas eigenem Blut. Aber er ignorierte den Schmerz, biß die Zähne zusammen und klammerte sich mit aller Macht fest.

Ungefähr fünfundvierzig Sekunden lang.

Genau so lange nämlich brauchte der Indio, um dem stürzenden Stahlseil auszuweichen, erneut festen Stand zu suchen und seine Axt ein zweites Mal zu schwingen.

Diesmal griff Indiana sofort nach einem anderen Seil.

Auch das Tau, an dem er gerade noch gehangen hatte, zersprang mit einem peitschenden Knall, und eine Sekunde später erscholl von oben ein sirrendes, immer lauter werdendes Geräusch. Indiana hob den Blick und zog dann erschrocken den Kopf zwischen die Schultern, als er das schwirrende Kabel erkannte, das wie eine stählerne Peitsche durch den Schacht heruntergestürzt kam.

Der Indio unter ihm brachte sich mit einer erschrockenen Bewegung in Sicherheit, um nicht von dem Drahtseil erschlagen zu werden, und Indiana nutzte die winzige Atempause, wieder einen Meter in die Höhe zu klettern. Seine Hände schmerzten fürchterlich. Er hatte kaum noch Kraft, und seine aufgerissenen Finger bluteten jetzt so heftig, daß das Drahtseil noch schlüpfriger wurde. Trotzdem zwang er sich, Hand über Hand weiter in die Höhe zu steigen. Die Liftkabine hing jetzt nur noch an zwei von ursprünglich vier Trossen, und der Moment war abzusehen, an dem ihr Gewicht auch diese beiden einfach zerreißen würde; zumal diesem Wahnsinnigen durchaus zuzutrauen war, auch noch das dritte Kabel durchzuschlagen.