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Als Indy auf der Brücke eintraf, überflogen die Doppeldecker das Schiff bereits in geringer Höhe.

Snark stand an Deck und verfolgte durch einen Feldstecher, wie die Flugzeuge abdrehten und sich auf einen weiteren Überflug vorbereiteten. Faye, Mystery und Bryce waren ebenfalls anwesend.

Auch ohne Feldstecher konnte Indy auf beiden Tragflächen deutlich die hinamaru - die rot aufgehende Sonne des japanischen Kaiserreiches erkennen.

»Dr. Jones«, sagte Snark. »Sie scheinen mehr Ärger zu machen, als Sie wert sind. Jemand muss dahinter gekommen sein, welches Schiff das Unglück hatte, Sie an Bord zu nehmen. Gibt es zu Hause irgendjemanden, der einen stattlichen Betrag dafür zahlen würde, Sie gesund und wohlbehalten wieder zu bekommen?«

»Nein, es sei denn, mein Freund Marcus Brody findet eine Möglichkeit, ein Museumsexponat aus mir zu machen.«

»Das ist Pech«, meinte Snark. »Diese Doppeldecker sind zu weit draußen über dem Meer, um in die Mandschurei zurückzukehren. Auf dem Wasser können sie nicht landen, und sie dürften kaum genug Treibstoff haben, um das japanische Festland zu erreichen. Statt eines zusätzlichen Treibstofftanks haben sie nämlich beide ein Torpedo unter ihrem Rumpf.«

Snark reichte Indy den Feldstecher.

»Können Sie Verbindung mit ihnen aufnehmen?«, fragte Faye.

»Und vielleicht verhandeln?«

»An Bord der Divine Wind gibt es kein Funkgerät«, sagte Snark.

»Ich dachte, nach dem was 1912 passiert ist -«, setzte Faye an.

»Das ist Ihre Welt«, unterbrach Snark sie ungehalten. »Für uns hatte die Titanic keine sonderliche Bedeutung. Zur Verständigung benutzen wir anstelle von Funk Signalpistolen, Flaggen oder Notsignale. Leider lässt dies unter den gegebenen Umständen keinen gegenseitigen Informationsaustausch zu.«

»Ich glaube, sie sind bereit, uns eine Nachricht zu schicken«, sagte Indy, während er durch den Feldstecher verfolgte, wie die Doppeldecker sich über dem Heck der Divine Wind zum Angriff formierten. Bei fünfundsiebzig Metern löste sich der Torpedo vom Rumpf der vorausfliegenden Maschine.

Der mechanische Hai hinterließ eine Blasenspur, als er durch das grüne Wasser auf sie zugeschossen kam. Snark ließ das Schiff hart nach Backbord abdrehen, dann blaffte er Kommandos durch das Sprachrohr, man solle den Maschinenraum räumen und die hinteren Schotten dicht machen.

»Sie versuchen, uns zu versenken«, platzte Faye heraus.

»Das nicht«, widersprach Snark. »Aber gelingen könnte es ihnen trotzdem. Sie wollen uns manövrierunfähig machen, das Ruder und die Schrauben der alten Dame beschädigen und auf diese Weise verhindern, dass wir ihnen entkommen. Hätten sie uns versenken wollen, hätten sie uns mit beiden Torpedos mittschiffs angegriffen. Aber sie wissen nicht, was wir in den Achterfrachträumen geladen haben. »Bereitmachen für Einschlag«, kommandierte Snark. Dann schloss er die Augen.

Der Torpedo schlug leicht seitlich ein, ein gedämpfter Schlag, der das Heck mit Gischt übersprühte und ein widerwärtiges Zittern durch den Rumpf schickte. Snark öffnete die Augen.

»Na, das war ja nicht allzu schlimm«, meinte Faye nach einem kurzen Augenblick.

»Es ist noch nicht vorbei«, sagte Snark, während er das Ruder ausprobierte. Es klemmte hart Backbord. »Eine Schraube dreht sich noch, aber jetzt können wir nichts weiter tun, als im Kreis herumzufahren.«

»Was genau haben wir eigentlich geladen?«, wollte Indy wissen. »Chinesisches Feuerwerk«, antwortete Snark. »Feuerwerk?«, fragte Indy ungläubig. »Und Sie bezeichnen sich als Schmuggler?«

»Das Zeug ist illegal«, brachte Snark zu seiner Verteidigung hervor. »Außerdem wissen Sie, dass man bei manchen von den Dingern leicht einen Finger verlieren kann.« Schwarzer Rauch brach aus dem Heck hervor. Der erste Maat drehte die Kurbel einer uralten Handsirene, um die Feuerwachen zu benachrichtigen, und das halbe Dutzend Männer der Besatzung, die sich noch unten aufhielten, erschien an Deck. Einer von ihnen mühte sich mit einem BrowningAutomatikgewehr ab.

»Gib das mir«, sagte Snark und riss ihm die BAR aus der Hand. »Willste einen Krieg gegen die gesamte kaiserliche Armee vom Zaun brechen?«

Ein ölverschmierter Mechaniker kam auf die Brücke gestürzt. »Jemand verletzt?«, erkundigte sich Snark. »Nein, Captain«, antwortete er auf Japanisch. »Dann mach, dass du runterkommst und lösch das Feuer«, fuhr er ihn an.

»Das können wir nicht, Sir«, erwiderte der Mechaniker. »Der Maschinenraum wird gerade überschwemmt, und oben auf dem Wasser brennt der Dieseltreibstoff.« »Ist der Achterladeraum gesichert?« »Ja, Sir«, antwortete der Mechaniker. »Glaube ich wenigstens.« Das Heulen einer Rakete und das maschinengewehrähnliche Knattern von Feuerwerkskörpern machte seiner Unentschlossenheit ein Ende. »Nein, Sir, offensichtlich doch nicht.« »Verdammt«, entfuhr es Snark.

Die Ki-10, die den Torpedo abgeworfen hatte, war zurückgekehrt, um den Schaden zu begutachten, und flog jetzt langsam im Tiefflug über die Divine Wind hinweg - was in diesem Augenblick für sie genau der falsche Punkt am Himmel war. Eine Kiste mit Feuerwerkskörpern explodierte, hüllte das Heck in eine Feuerwolke aus Rot und Grün und bombardierte die Tragflächen der Ki-10 mit hunderten lichterloh brennender schrotgroßer Kugeln. Die untere Tragfläche kokelte düster ein paar Augenblicke vor sich hin, dann brach sie in Flammen aus. »Er wird notlanden müssen«, stellte Indy fest. Snark fluchte ausgiebig auf Japanisch. »Wir haben eine Maschine des Kaisers abgeschossen«, murmelte er an Indy gewandt auf Englisch. »Mit geschmuggelten chinesischen Feuerwerkskörpern, während wir drei westlichen Flüchtlingen Unterschlupf gewähren.«

»Gratuliere«, meinte Indy. »Sie werden es in der Welt noch zu was bringen.«

Der Pilot der Ki-10 manövrierte das aktionsunfähige Flugzeug geschickt Richtung offenes Meer. Zweihundert Meter Steuerbord vor dem Bug des sinkenden Frachters prallte es auf die Wasseroberfläche, kippte inmitten einer gewaltigen Gischt auf die Schnauze, um sich dann schwerfällig wieder zu senken. Ruhig erteilte Snark dem ersten Maat den Befehl zum Verlassen des Schiffes.

»Wie viel Zeit bleibt uns noch?«, fragte Indy.

»Zwanzig Minuten«, sagte Snark. »Im günstigsten Fall eine halbe Stunde. Das Wasser wird die Feuerwerkskörper nicht löschen - sie sind mit chemischem Brennstoff versehen und werden ein Loch durch die Unterseite unseres Rumpfes brennen. Dann werden vier Laderäume überschwemmt sein, und das ist einer zu viel, um uns über Wasser zuhalten.«

»Sollten wir uns nicht um den Piloten kümmern?«, fragte Indy.

»Der wird früh genug absaufen«, meinte Snark, dann lächelte er.

»Komisch, aber das alte Mädchen hatte den letzten Lacher auf seiner Seite, oder?«

»Nein, ich meinte, um ihn zu bergen.«

»Keine dumme Idee«, sagte Snark. Er deutete mit einem Nicken auf den noch in der Luft befindlichen Doppeldecker. »Machen wir ordentlich Wind darum, vielleicht rettet mir das den Hals, falls ich je nach Hause, nach Nagasaki, zurückkehren sollte. Mr. Bryce, nehmen Sie eines der Boote und fischen Sie den Auserwählten des Kaisers aus dem Meer.«

»Ich werde Sie begleiten«, bot Indy an.

»Aber beeilen Sie sich«, rief Snark. »Wie es scheint, hat sich die Mannschaft bereits die beiden anderen Boote unter den Nagel gerissen. Die anderen fahren ebenfalls mit. Als Kapitän gehört es sich, dass ich als Letzter von Bord gehe.« »Holen Sie Ihre Sachen, Faye«, sagte Indy. Faye nickte. Mystery machte Anstalten, ihr zur Kabine zu folgen, aber Faye stieß sie zurück. »Hilf ihnen, das Boot zu Wasser zu lassen«, sagte sie.