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»Es ist mir gleich, ob es in Dollar, Pfund oder Rupien ist«, sagte Indy. »Wenn Sie sich nur beeilen. Und versuchen Sie keine Tricks, denn wir sind in einer verzweifelten Lage.«

»Genau«, meinte Mystery.

»Gib das mir«, sagte Faye und nahm ihr den Revolver ab. »Du wirst niemanden damit erschießen.«

»Faye«, meinte Indy. »Dies ist eine brenzlige Situation. Würden Sie also bitte unsere Position nicht untergraben?«

»Ich werde nicht mit ansehen, wie meine Tochter mit Waffen herumfuchtelt«, erwiderte sie.

»Schön«, sagte Indy. »Dann fuchteln Sie eben damit herum.«

Hyde kam mit dem Geld zurück, in Pfundnoten. Indy stopfte es in seine Jacke und tippte kurz an seinen Hut.

»Denken Sie daran«, sagte er. »Ich habe mir lediglich genommen, was mir gehört.«

Dann liefen alle drei zur Tür.

Die schwarze Seidenklappe über seinem rechten Auge war für Sokai noch ungewohnt, daher legte er den Kopf unbeholfen in den Nacken, als er den alten Magier ansah. Sokai, der einen weißen Anzug unter seinem schwarzen Wettermantel trug, steckte sich eine amerikanische Zigarette an und schlug die Beine übereinander, während Jadoo nervös mit einer Zigarre hantierte. Musashi stand hinter Sokais Stuhl.

»Dieser Jones«, sagte Sokai schlicht. »Erzählen Sie mir, was Sie über ihn wissen.«

»Er war hier«, meinte Jadoo. »Mit seinen beiden Begleiterinnen, einer Frau mit Namen Maskelyne und ihrer Tochter. Sie dürften inzwischen längst auf dem Weg nach Bagdad sein.«

»Was wollten sie?«

»Sie waren auf der Suche nach Hinweisen über den verschollenen Ehemann der Frau«, erklärte Jadoo. »Ich erzählte ihnen, er sei vor etwa vier Jahren hier gewesen.«

»Reden Sie weiter«, forderte Sokai ihn auf.

»Ich habe sie zu dem Glauben verleitet, ich stünde ihrer Suche wohlwollend gegenüber.«

»Schön«, meinte Sokai. »Was weiter?«

»Jones erhielt ein Telegramm aus New York. In der Britischen Handelsbank wartete Geld auf ihn.«

»Das dürfte seine Ergreifung zusätzlich erschweren«, meinte Sokai.

»Warum wollen Sie ihn haben?«

»Aus persönlichen Gründen«, sagte Sokai und berührte die Augenklappe. »Darüber hinaus suchen sie etwas, das mich interessiert. Wieso fahren sie nach Bagdad?«

»Weil ich ihnen erzählt habe, dieser Ehemann habe geglaubt, er werde den Stab des Aaron bei den Yezedi im Norden des Irak finden«, erklärte Jadoo. »Soweit ist die Geschichte wahr.«

»Aber sie werden den Ehemann dort nicht finden«, sagte Sokai.

»Nein«, erwiderte Jadoo.

»Wieso haben Sie nie selbst nach diesem legendären Stab gesucht, wo dieser Ehemann Ihnen doch verraten hat, wo er zu finden ist?«

»Weil ich nicht scharf darauf bin, einen Stamm wie die Yezedi aufzusuchen«, meinte Jadoo. »Ich war noch nie versucht, mein

Leben für ein Ungewisses Risiko aufs Spiel zu setzen.«

»Aha«, sagte Sokai. »Aber was wäre, wenn jemand anderes die eigentliche Arbeit machte, indem er die Beute als Erster findet?«

»Dann brauchte man nur noch zuzugreifen«, sagte Jadoo.

Sokai lachte.

»Offenbar verfügen wir über miteinander vereinbare Weltanschauungen«, stellte Sokai fest. »Vereinen wir unsere Kräfte und führen wir die Vernichtung dieses Jones und seiner Begleiterinnen herbei. Wir werden bekommen, was ihm gehört.«

»Wir haben ein Problem«, sagte Indy, als er sich in dem übervollen, in das Herz des indischen Subkontinents hineinfahrenden Eisenbahnwaggon zwischen Faye und Mystery zwängte. Der Schaffner hatte ihre Fahrkarten gelocht, ohne sie auch nur eines zweiten Blickes zu würdigen. »Außer, dass wir Flüchtlinge sind?«, fragte Mystery. »Nicht so laut«, sagte Indy. »Nein, ich denke, im Augenblick sind wir sicher. Das Problem ist, dass, sobald wir die pakistanische Grenze erreichen - von jetzt an gerechnet in ein oder zwei Wochen, je nach Glück und den Tücken des indischen Eisenbahnsystems - die Schienen enden.« »Also gut«, meinte Faye. »Dann heuern wir eben einen Fahrer an.«

»Es gibt dort keine Straßen«, sagte Indy. »Jedenfalls nicht im modernen Sinn des Wortes. Über fünfzehnhundert Meilen quer durch Fels und Wüste gibt es dort nichts als Ziegenpfade, Zickzackstraßen und namenlose Gräber. Die beiden Länder zwischen uns und Bagdad, Pakistan und Irak gehören eher dem Mittelalter an als dem zwanzigsten Jahrhundert.« »Und wie reisen die Menschen durch dieses Land?«, fragte Mystery.

»Im Allgemeinen überhaupt nicht«, sagte Indy. »Wenn sie unbedingt müssen, ziehen sie in Karawanen wie vor tausend Jahren auf der alten Seidenstraße.« »Dann suchen wir uns eben eine Karawane«, schlug Faye vor. »Es dauert sechs Wochen, eine solche Entfernung in der Wüste auf einem Kamel zurückzulegen«, sagte Indy. »Ich weiß nicht, wie Sie darüber denken, aber ich glaube nicht, dass ich so viel Zeit erübrigen kann - von den Schwierigkeiten ganz zu schweigen. Sind Sie je auf einem Kamel geritten?« »Nein«, gestand Faye.

»Es ist erbärmlich«, sagte Indy. »Der Gestank alleine reicht, um einen um den Verstand zu bringen. Aber wenn wir mit unserem Zeitplan richtig liegen, können wir uns von einer der Ölgesellschaften ein Flugzeug borgen. Mit Glück finden wir sogar eine Maschine, die noch im Stande ist, mehr als fünfzig Meilen ohne Zwischenlandung zurückzulegen. Bekanntermaßen setzt die Wüste Flugzeugen mächtig zu.«

»Das ist also unser Plan?«, fragte Mystery.

»Genau, Dr. Jones«, meinte Faye. »Was werden wir als Nächstes tun?«

»Das Klügste wäre, nach Hause zu fahren«, schlug Indy vor.

»Mein Zuhause«, erwiderte Faye, »ist dort, wo mein Mann ist.«

»Hören Sie, Faye«, sagte Indy. »Sie brauchen nichts mehr zu beweisen. Niemand würde Ihnen einen Vorwurf machen, wenn Sie jetzt aufgäben und ihn offiziell als im Kampf gefallen erklären ließen und Ihr Leben weiterlebten. Tut mir Leid, aber genauso ist es.«

»Sie begreifen es einfach nicht, hab ich Recht?«, fragte Faye.

»Begreifen? Was?«, sagte Indy.

»Wir müssen Gewissheit haben«, sagte Faye. »Wenn er noch lebt, will ich ihn finden. Wenn er tot ist, werde ich damit fertig. Aber wie auch immer, ich muss Gewissheit haben - es sind die Höllenqualen der Ungewissheit, die ich nicht ertragen kann. Wenn Sie uns nicht helfen, werden Mystery und ich es auf eigene Faust zu Ende bringen.«

Indy biss die Zähne aufeinander und wandte den Blick ab.

»Sie scheinen eines zu vergessen, Dr. Jones.«

»Ach, ja? Und das wäre?«, fauchte Indy gereizt.

»Die geringfügige Chance, dass Kaspar den Stab des Aaron tatsächlich gefunden hat, und vielleicht sogar das Omega-Buch. Vielleicht haben Sie Recht, Dr. Jones - gut möglich, dass Kaspar schon lange nicht mehr lebt. Aber möglicherweise hält er noch immer den Stab des Aaron in seinen kalten, toten Fingern, der wiederum zum Omega-Buch weist. Das wäre der gewaltigste archäologische Fund und Schatz unserer Zeit. Stellen Sie sich vor, Dr. Jones. Ihre Karriere stünde im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit. Sie wären nicht mehr gezwungen, mitten in der Nacht Gräber auszurauben und dabei vor irgendwelchen Gangstern mit Maschinenpistolen in Deckung zu gehen.« »Mir gefällt meine Arbeit«, rechtfertigte sich Indy. »Wem würde sie nicht gefallen?«, sagte Faye. »Sie kommen viel rum und lernen Menschen mit interessanten und im Allgemeinen sadistischen Hobbys kennen. Wann haben Sie Ihrem Museum in York das letzte Mal etwas wirklich Wertvolles mitgebracht?« Indy räusperte sich verlegen.

»Es gab da verschiedene Gegenstände aus Qins Grabmal, die ganz interessant waren«, antwortete er kleinlaut. »Ich habe noch andere Abenteuer erlebt, aber über die meisten darf ich nicht sprechen. Es würde mir ohnehin niemand glauben.« »Was kann Ihnen also ein weiteres Abenteuer ausmachen?«, fuhr Faye fort, »ein einziger weiterer Versuch, das große Glück zu finden. Sie wissen doch selbst, dass Sie nicht widerstehen können.«