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»Das Omega-Buch«, sagte Mystery ehrfürchtig. »Jetzt weiß ich, dass ich träume«, meinte Indy. »Fühlt sich das etwa an wie ein Traum?«, fragte Mystery und kniff ihn in den Unterarm.

»Nein«, erwiderte Indy, sich die betreffende Stelle reibend. »Dann hören Sie auf, Unfug zu reden«, sagte sie. »Mein Vater hat gesagt, dass das Buch existiert, und er hatte Recht.

Allerdings sieht das hier eher nach einer Art Maschine aus und nicht wie ein Buch.«

»Eine Offenbarung des Hochbetagten, vielleicht?«, fragte Indy, während er die Fackel auf den nackten Felsboden der Kammer hinter ihnen warf.

»Des was?«, fragte Mystery.

»Des göttlichen ... Etwas, das den Juden jeden Morgen Brot und Gnade zuteil werden ließ«, sagte Indy. »Einige Leute haben behauptet, seine Beschreibung in der Bibel klinge ein wenig, als versuchte ein Steinzeitvolk ein Automobil zu beschreiben - Augen anstelle von Scheinwerfern, ein Mund anstelle des Kühlergrills, und so weiter.«

»Und was denken Sie?«

»Dies könnte es sein, und ich würde es nicht einmal merken.«

»Ich frage mich, woher das Licht stammt«, sagte sie.

»Von in die Wände oder die Decke eingelassenen Spiegeln, polierten Steinplatten oder Kristallen«, erwiderte Indy. »Ich habe in England einige Hügelgräber gesehen, in denen man mit Hilfe des Lichts der Wintersonne nahezu den gleichen Effekt erzielt hat.«

»Dr. Jones«, sagte Mystery. »Draußen ist es Nacht, haben Sie das vergessen?«

»An diesem Punkt ist meine Theorie lückenhaft«, räumte Indy ein. »Wie auch immer, sei vorsichtig. Auf der zweiten Ebene sind bis jetzt noch keine nennenswerten Fallen oder Gefahren aufgetreten, aber irgendetwas Tödliches gibt es hier bestimmt.«

»Vielleicht das Buch selbst«, meinte Mystery.

Indy nickte und ging hinüber zum Pfeiler. Als er sich vorbeugte, um das Buch zu untersuchen, wurden die matt glänzenden Buchseiten vom Hauch seines Atems umgeblättert. Rechter Hand erschienen neue Seiten und traten an die Stelle derer, die im Sockel des Pfeilers verschwunden waren.

»Stehen wir auf der falschen Seite?«, fragte Mystery. »Liegt das Buch verkehrt herum?«

»Nein«, meinte Indy. »Diese Sprachen des Altertums werden im Allgemeinen von rechts nach links gelesen.«

Behutsam nahm er eine Seite zwischen Daumen und Zeigefinger seiner rechten Hand. Das Blatt war so dünn und leicht, dass er es an seinen Fingern überhaupt nicht spürte. Die Buchstaben, die ungefähr die Größe der Drucktypen einer Zeitung aufwiesen, waren irgendwie in die Seiten hineingeschnitten worden. Auf dem Pfeiler lagen Blätter in sämtlichen Farben des Regenbogens aus demselben Material.

»Können Sie es entziffern?«, fragte Mystery.

»Nein«, sagte Indy. »Es ergibt für mich nicht den geringsten Sinn.

Ich frage mich, welchem Zweck die anderen Blätter hier dienen?«

Mystery nahm das rote Blatt in die Hand, das zuoberst lag.

»Ein erstaunliches Zeug«, sagte sie. »Wenn man es biegt, springt es sofort wieder in seine ursprüngliche Form zurück.«

Sie experimentierte einen Augenblick damit, dann zerknüllte sie es zwischen ihren Händen zu einem festen Ball. Als sie es losließ, faltete sich das Blatt zu einer vollkommen glatten, unzerknitterten Seite auseinander.

»Als ich klein war, hatte ich ein Spiel«, erzählte sie. »Es war ein in Geheimschrift geschriebenes Buch, und wenn man es lesen wollte, musste man ein eingefärbtes Blatt darüber legen. Ich frage mich, ob das hier genauso funktioniert. «

Indy nahm das rote Blatt und schob es unter die Seite.

»Ich will verdammt sein«, entfuhr es ihm. »Sieh doch,

Chinesisch, Sanskrit sowie eine andere Sprache, die ich nicht kenne.«

Indy nahm das nächste Blatt, ein blaues, und schob es unter dieselbe Seite. Drei Textspalten wurden sichtbar, eine in Ägyptisch, eine in koptischer Sprache und die letzte in Griechisch.

»Das ist unglaublich«, sagte Indy. »Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen - die Welt hat noch nie etwas Vergleichbares gesehen, jedenfalls nicht die uns bekannte Welt.

Wir werden die Geschichte umschreiben müssen. Dies ist die archäologische Entdeckung des Jahrhunderts.«

»Um was geht es auf dieser Seite?«, fragte Mystery.

»Sie handelt von dem Leben eines französischen Bauern namens Francois Malevil«, sagte Indy. »Wie bei dem Rosetta-Stein sind die drei Übersetzungen identisch. Die Zeitdaten sind sogar in verschiedenen Zahlensystemen angegeben. Mal sehen, es wird eine Weile dauern, bis ich das griechische mit unserem derzeitigen System in Übereinstimmung gebracht habe.«

Indy hielt einen Augenblick lang inne.

»Vierzehntes Jahrhundert«, stellte er fest. »Nach Christi Geburt.

Nein, das kann unmöglich stimmen. Mein Gott, doch. Sieh doch, in diesem Eintrag ist von einem römischen Soldaten die Rede, der bei Actium ums Leben kam.«

Indy gab seiner ersten Eingebung nach: Er begann, die Seiten zollweise umzublättern, die Namen zu überfliegen und sich begierig auf die Suche nach dem Namen >Jones< zu machen.

»Das Buch ist nicht alphabetisch geordnet«, beschwerte er sich.

»Was tun Sie da?«, wollte Mystery wissen.

»Natürlich«, entfuhr es Indy nach einem flüchtigen Blick auf die Zeitangaben. »Es ist chronologisch geordnet.«

»Was suchen Sie?«

»Meinen Namen.«

»Nicht«, sagte Mystery. »Das dürfen Sie nicht tun. Dieses Wissen ist uns verboten.«

»Das Buch -«, stammelte er.

»Begreifen Sie nicht?«, sagte sie. »Dies ist die letzte Falle. Sie dürfen jeden Namen nachschlagen, nur nicht Ihren eigenen. Mit diesem Buch haben Sie das letztgültige archäologische Nachschlagewerk in der Hand. Schlagen Sie von mir aus Jesus nach oder Jeanne d'Arc, aber auf keinen Fall Indiana Jones.«

Indy hörte auf zu blättern.

»Ich habe Recht«, sagte Mystery. »Und das wissen Sie.«

»Siebzehnjährige sind immer so von sich selber überzeugt.«

»Auf mich trifft das jedenfalls zu«, erwiderte sie. »Die Welt ist nicht bereit dafür.«

»Was tun wir dann hier?«, fragte Indy.

»Ich bin nur aus einem einzigen Grund hier, und zwar, weil ich herausfinden will, was aus meinem Vater geworden ist«, sagte Mystery. »Und Sie sind hier, weil ich keine der Sprachen entziffern kann, in denen das Buch geschrieben ist.«

Indy zögerte.

»Was ist?«, wollte sie wissen.

»Daran hatte ich noch gar nicht gedacht«, sagte er. »Ich habe Menschen aus den Augen verloren, deren Namen ich gerne nachschlagen würde, aber ich glaube, ich sollte es besser sein lassen.«

Er blätterte im Buch, suchte nach den 30er Jahren.

»Das Buch wird immer umfangreicher, je weiter man in der Zeit fortschreitet«, stellte er fest. »Immer mehr Menschen, über die Buch geführt werden muss, vermutlich. Also gut, gleich hab ich es. Ich bin schon in den Zwanzigern.«

Mystery nickte.

»Mal sehen«, sagte Indy. »Maskelyne ... ob du es glaubst oder nicht, es gibt mehrere davon. Wann ist dein Vater geboren?«