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»Man hat mich erstochen«, sagte Indy ungläubig. »Sie bluten ziemlich stark«, antwortete sie. »Ich kann Schwerter nicht ausstehen«, klagte Indy. »Aber es hat die fleischige Partie Ihrer Hüfte durchbohrt«, erklärte Mystery, während sie einen Stoffstreifen vom Ärmel ihrer Bluse abriss und ihn unter seine Jacke stopfte. »Gut, dass Sie an der Stelle ein ordentliches Fettpolster haben, ich glaube nämlich nicht, dass etwas Lebenswichtiges getroffen wurde.« »Vielen Dank«, sagte er. »Ihr Idioten«, wandte sich Jadoo an die Soldaten. »Schnappt euch den Stock!«

Die Soldaten sahen ihn mit einem unschlüssigen Blick an, der zu fragen schien: »Damit wir wie Miyamoto enden?« »Faye«, flehte Jadoo. »Überlassen Sie mir Aarons Stab und zeigen Sie mir, wie man ihn benutzt. Dann lasse ich Sie alle laufen.«

»Glauben Sie ihm kein Wort«, warnte Indy. »Wieso nicht?«, fragte Faye. »Dort stehen immer noch Soldaten, die ihre Waffen auf uns richten.« »Er hat Kaspar umgebracht«, sprudelte Indy hervor. »Was?«, fragte Mystery fassungslos. Gewitterwolken schoben sich vor den Mond.

»Tut mir Leid«, meinte Indy. »Ich wollte es dir nicht erzählen, aber so stand es im Buch geschrieben. Jadoo hat ihn vergiftet, als er ihn 1930 besuchte, den Leichnam enthauptet und den Schädel als Trinkgefäß verwendet. Tut mir Leid, Faye, aber es war Kaspars Schädel, den wir in seinem Regal in Kalkutta gesehen haben.«

»Ich hatte es befürchtet«, meinte Faye traurig.

Der Wind peitschte ihr das Haar ins Gesicht. Als eine einzelne Träne über ihre Wange kullerte, setzte ein feiner Nieselregen ein.

Ein Frosch landete zu Jadoos Füßen und hoppelte davon.

»Haben Sie das gesehen?«, fragte Mystery.

Kurz darauf fing es ernsthaft an zu regnen. Ein weiterer Frosch landete auf Indys Hutkrempe, dann folgte eine wahre Sturzflut von Amphibien, die mit dumpfem Plumps im Sand landeten und hastig die Flucht ergriffen.

»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Jadoo.

»Das wissen Sie nicht?«, antwortete Indy voller Vergnügen. »Das ist eine der zehn Plagen.«

Die Soldaten ließen ihre Gewehre sinken.

Jadoo brüllte sie an, woraufhin sie erneut Haltung annahmen.

»Das ist nichts Ungewöhnliches«, stammelte Jadoo. »Es hat schon einmal Frösche geregnet, wie jeder weiß, der Charles Forts Buch der Verdammten gelesen hat. Dies ist keine biblische Plage, sondern nichts als eine Laune der Natur.«

»Ach ja?«, fragte Faye.

Sie breitete, den Stab in ihrer rechten Hand, die Arme aus und hob ihr Gesicht gen Himmel.

»Es möge hageln«, gebot sie.

Im Kopf der Sphinx schlug ein Blitz ein, der sie alle mit einem Funkenregen überschüttete und ihnen in den Ohren klang. Auf den Blitzeinschlag folgten große Brocken lichterloh brennender, baseballgroßer Hagelkörner, die überall im Sand liegen blieben.

Die Soldaten warfen ihre Gewehre fort und hielten sich die Hände schützend über die Köpfe. Jadoo brüllte sie an, doch sie weigerten sich, die Waffen wieder aufzunehmen. Indy zog Mystery an sich, während Jadoo zusammengekauert in die Hocke ging und Sallah sich verwundert umsah.

»Faye«, rief Indy, als ihn ein brennendes Hagelkorn in den Rücken traf. »Was haben Sie bloß angerichtet?« Faye nickte. Sie erhob ihr Gesicht gen Himmel und verkündete: »Blut!« Der Regen färbte sich dunkel. »Oh, mein Gott«, schrie Mystery, als sie mit den Fingern ihren Mund befühlte. »Es ist echt!«

»Machen Sie dem ein Ende, Faye!«, flehte Indy. Faye funkelte Jadoo wütend an. »Ein Fluch«, sagte sie. »Nein«, flehte Jadoo sie an und ließ sich, die Hände aneinander gelegt, auf die Knie fallen. »Ich flehe Sie an, haben Sie Erbarmen.«

»Hatten Sie vielleicht Erbarmen mit meinem Mann?« »Ich habe ihn nicht umgebracht«, log Jadoo. »Sie kennen die Begleitumstände nicht. Es war nicht meine Schuld.« »Tod«, verkündete Faye, »dem Siebtgeborenen des Siebtgeborenen -«

»Nein!«, rief Indy. »Das schließt auch Sallah ein!« »- des Siebtgeborenen.«

»Na gut«, gab sich Indy achselzuckend geschlagen. Jadoos Blick bekam etwas Gehetztes. Er kam auf die Beine, wich vor Faye zurück, dann fing er an zu rennen. Schließlich stürzte er hin und hielt sich keuchend die Brust. Er verendete, die Augen aufgerissen und die Fersen in den Sand gestemmt, an einem schweren Herzinfarkt.

Faye betrachtete das Blutbad ringsum.

Sie nahm den Stab wie einen Speer in die Hand und schleuderte ihn fort. Er segelte in hohem Bogen zweihundert Meter weit und bohrte sich unweit des Nils in den Sand.

»Es ist vorbei«, stellte Sallah fest.

»Fast«, erwiderte Indy.

»Die Aasfresser werden die Überreste dieser Schurken vernichtet haben, noch bevor der Tag heiß wird«, sagte Sallah. »Sie haben nichts Besseres verdient.«

»Nein«, meinte Indy, sich die Seite haltend. »Wir müssen sie begraben. Aber es gibt noch etwas anderes, das wir tun müssen -wir müssen diesen Eingang wieder fest verschließen. Kommt und helft mir, den Stein an seinen Platz zu rücken. Anschließend werden wir das Loch mit Sand auffüllen, dann ist es auf viele Jahre sicher.«

»Aber das Buch«, wandte Sallah ein. »Du hast es doch gefunden, oder?«

»Wir haben es gefunden, das ist richtig«, antwortete Indy.

»Die Welt ist noch nicht so weit«, fügte Mystery hinzu.

»Sie hat Recht«, sagte Indy. »Sie hatte die ganze Zeit schon Recht. Und die Prophezeiungen über die Halle der Aufzeichnungen treffen ebenfalls zu: Die Welt wird erst Jahre nach ihrer Entdeckung von ihnen erfahren.«

»Aber Indy«, sagte Sallah, »wenn nicht jetzt, wann dann?«

»Sobald die Zeit gekommen ist, mein Freud«, sagte Indy. »Sobalddie Zeit gekommen ist.«

KAPITEL ZWÖLF

Der Kristallschädel

Das Taxi hielt vor dem Wohngebäude und hupte. Heraus stieg Indy, er hatte einen neuen Anzug an, auf seinem Kopf jedoch trug er noch immer seinen geliebten Filzhut. Sallah und seine Kinderschar folgten ihm. Indy und Sallah gaben sich die Hand, dann zog Sallah ihn an seine Brust und umschlang ihn fest mit beiden Armen.

»Ich muss dich um einen Gefallen bitten«, sagte Indy, als er wieder Luft bekam.

»Was immer du verlangst.«

»Wenn wir uns das nächste Mal treffen«, sagte Indy, »möchte ich, dass wir kein Wort darüber verlieren, was sich unter dem Hochplateau von Gizeh zugetragen hat, und erwähne auch Marcus Brody gegenüber nichts davon. Wir sollten uns nicht dazu verleiten lassen, das Geheimnis zu enthüllen, solange die Welt noch nicht reif dafür ist, sonst könnte das Gefüge der Zeit durcheinander geraten. Ich kann es nicht erklären. Vertrau mir einfach.«

»Ganz wie du wünschst, mein Freund«, erwiderte Sallah.

»Wo sind Faye und Mystery?«, fragte Indy. »Ich dachte, sie würden hier sein.«

»Sie sind heute früh abgereist«, sagte Sallah. »Sie befinden sich auf dem Weg zurück in die Vereinigten Staaten. Aber sie haben dies für dich zurückgelassen.«

Sallah händigte ihm einen Brief aus.

»Danke«, sagte Indy.

»Leb wohl, mein Freund«, verabschiedete sich Sallah. »Es war ein prächtiges Abenteuer. Aber lass uns beim nächsten Mal etwas weniger Gefährliches aussuchen.«

Indy schmunzelte, erwiderte jedoch nichts.

Er stieg ins Taxi, und als es losfuhr, tippte er mit dem Finger an die Krempe seines Hutes.

»Wohin?«

»Zum Flughafen«, sagte Indy.

Während das Taxi dahinholperte, öffnete er den Brief und las.

Lieber Indy,

tut mir Leid, dass Mutter und ich nicht da sein können, um Sie zu verabschieden, aber was Abschiede anbelangt, sind wir abergläubisch. Danke, dass Sie uns so sehr geholfen haben, herauszufinden, was aus Vater geworden ist. Als ich hörte, er sei tot, war ich am Boden zerstört, aber jetzt bin ich froh, endlich die Wahrheit zu wissen.