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Eine etwas versöhnlichere Haltung nehmen Forscher wie Rupert Sheldrake, der Autor von Seven Experiments That Could Change the World, ein. Sheldrake argumentiert, ESP und andere üblicherweise tabuisierte Themen seien von der traditionellen Wissenschaft zu lange vernachlässigt worden. Es sei an der Zeit, schreibt Sheldrake, diese Phänomene einer Prüfung großen Stils zu unterziehen, und dazu seien gar nicht einmal große Summen in Form von Stiftungen oder Forschungsstipendien erforderlich.

»Dieses Buch handelt nicht nur von einer freimütigeren Wissenschaft«, schreibt Sheldrake, »sondern von einer freimütigeren Art, Wissenschaft zu betreiben: weniger im Verborgenen, mit größerer Anteilnahme und nicht so sehr als Monopol der wissenschaftlichen Geistlichkeit.« Er schlägt dem Laien als Test sieben wenig kostenintensive Experimente vor - zum Beispiel die scheinbar übersinnliche Fähigkeit von Brieftauben, nach Hause zurückzufinden, und das beim Menschen verbreitete Gefühl, angestarrt zu werden. Ungefähr 80 Prozent kennen Letzteres aus eigener Erfahrung, schreibt Sheldrake, zudem ist dieses Phänomen eng mit dem von alters her bekannten >bösen Blick< verwandt - dem Glauben an die Übertragung negativer Einflussnahme durch Anstarren. Magie ist Bestandteil aller religiöser Lehren oder scheint zumindest am Ursprung aller Religionen beteiligt zu sein, auch wenn ihre Bedeutung für jede Lehre eine andere ist. Im neunzehnten Jahrhundert jedoch existierte in der jüdischchristlichen Kultur das Bestreben, Magie gegen andere religiöse Phänomene abzugrenzen und Gesellschaften, die sie ausübten, als >primitiv< zu brandmarken. Heutzutage erscheint der Unterschied zwischen Magie und Religion weniger deutlich, auch wenn Magie tendenziell als technisch und unpersönlich gilt - mit anderen Worten als Mittel zum Zweck -, wohingegen Religion einen Beiklang des Individuellen und Spirituellen hat. In seinem 1897 erschienenen Buch, in dem er die weltberühmtesten magischen Tricks beschrieb, bezeichnete Albert A. Hopkins Ägypten als Wiege der Magie, und das aus gutem Grund. Zusätzlich zu den Magiern des Pharao, von denen im Buch Exodus die Rede ist, wimmelt es in den alten Papyrusrollen von Zaubersprüchen und Beschwörungen, darüber hinaus haben zahlreiche Dokumente aus der Blütezeit ägyptischer Magie überlebt, die um das zweite Jahrhundert in Alexandria stattfand. Das Schlangenbeschwören wird nach wie vor von Ägypten bis nach Indien als weit verbreitetes Familiengeschäft betrieben. John A. Keels Jadoo, erstmals 1957 veröffentlicht, ist eine fesselnde Abhandlung über die >schwarze Magie des Orients<, und wer sich für Schlangenbeschwörer, Seiltricks und abscheuliche Schneemenschen interessiert, der wird es äußerst reizvoll finden. Schwarze Magie ist übrigens diejenige Spielart, deren Ziel es ist, anderen Schaden zuzufügen, und die auch unter dem Begriff Hexerei bekannt ist; Weiße Magie ist angeblich zuträglich, und unter Wahrsagerei versteht man den Versuch, Ereignisse zu begreifen oder vorherzusagen, statt sie zu beeinflussen. Bühnenmagie dagegen lässt sich weitaus klarer fassen.

Jean Eugene Houdin, der französische Magier des neunzehnten Jahrhunderts, der als Vater der modernen Bühnenmagie gilt, unterteilt magische Darbietungen in fünf Klassen, mit denen wir alle noch in der einen oder anderen Form vertraut sind: Geschicklichkeitskunststücke wie zum Beispiel Kartentricks und andere Taschenspielereien, Experimente zu den Wundern der Natur, bei denen anerkannte wissenschaftliche Vorgänge für Un terhaltungszwecke Verwendung finden; geistige Beschwörungen,- vorgetäuschte Hypnose wie die Vorführungen des >Gedankenlesens< und die Darbietungen außersinnlicher Wahrnehmung sowie das Auftreten angeblicher Medien wie in der klassischen Seance des neunzehnten Jahrhunderts und ihrem Gegenstück im New Age, dem >Channeling<. Eng verwandt mit der Bühnenmagie ist der Auftritt des Entfess-lungskünstlers, der Anfang des letzten Jahrhunderts zu Berühmtheit gelangte. Der berühmteste aller Entfess-lungskünstler war Harry Houdini, der als Erik Weisz geboren wurde und seinen Bühnennamen zu Ehren Robert Houdins annahm. Wie Randi ging auch Houdini in aller Heftigkeit gegen Medien und andere vor, die er für Betrüger hielt. Und doch ließ auch Houdini ein Gedanke niemals los: Ist jenseits des Grabes Kommunikation möglich? Lange bevor er an Halloween im Jahr 1926 an einem Blinddarmdurchbruch starb, hatte er einen Kode verabredet, der an seine

Frau weitergegeben werden sollte, damit sie wisse, ob seine Seele im Jenseits existierte. Der Kode wurde im Verlauf einer Seance tatsächlich an seine Frau übermittelt, später jedoch kam der Verdacht auf, das Medium könnte durch einen Dritten von dem Kode erfahren haben.

Der Ort, wo Magie und Wissenschaft sich treffen, liegt im Geiste des Betrachters. Man braucht nur einen technisch unbegabten Menschen zu fragen, wie ein Fernseher, ein Computer oder eine Mikrowelle funktionieren, und wird sehr wahrscheinlich einen verständnislosen Blick ernten sowie die überaus pragmatische Entschuldigung zu hören bekommen, es sei wichtig, zu wissen, wie man diese Dinge benutzt, nicht, wie sie funktionieren. Das erinnert mich an eine Wahrheit des Science-Fiction-Autors und Wissenschaftlers Arthur C. Clarke: »Jede hinreichend fortgeschrittene Technologie ist von Magie nicht zu unterscheiden. «

DER STAB DES AARON

Wie die Bundeslade, so ist auch der Stab des Aaron ein Gegenstand aus der Bibel, in dem die Macht, die Unerklärlichkeit und der manchmal rachsüchtige und kriegerische Geist des alttestamentarischen Gottes mitschwingen. Er wird in der Heiligen Schrift auch als Stab Gottes bezeichnet und in der Populärkultur gelegentlich fälschlicherweise Moses zugeschrieben. Obwohl es sich bei dem Stab um jenes Instrument handelte, mit dessen Hilfe die Plagen über Ägypten heraufbeschworen wurden und das die Juden auf geheimnisvolle Weise befähigte, in der Schlacht zu obsiegen (solange Moses ihn in die Höhe hielt), gehörte dieser rätselhafte Gegenstand Aaron. Die Geschichte von Moses - der sein Volk aus der ägyptischen Sklaverei befreite und ungefähr 1440 vor Christi Geburt Israel als unabhängige Nation begründete, wäre ohne die Erwähnung Aarons - Mo ses' Bruder, sowie seiner Schwester Miriam - unvollständig. Aaron wurde drei Jahre vor dem Erlass des Pharao, sämtliche männlichen Kinder zu töten, als Moses' älterer Bruder geboren. Sein Name bedeutet auf Hebräisch >unsicher<, was Aaron tatsächlich am besten zu beschreiben scheint. Manchmal war er charakterschwach und eifersüchtig. Als Moses den Berg Sinai bestieg, um die Zehn Gebote aus Gottes Hand entgegenzunehmen, unterstützte Aaron die Rückkehr der abtrünnigen Juden zur Götzenverehrung, indem er das Goldene Kalb schuf. Ebenso wie seine Schwester, eine Prophetin, verurteilte Aaron Moses Ehe mit einer kuschitischen Frau aufs Schärfste. Und doch stand Aaron stets in der Gunst des Herrn. Er, nicht Moses, war der oberste religiöse Führer der Juden. Als seine Autorität als Hohepriester in Frage gestellt wurde, erblühte Aarons Stab auf wundersame Weise und trug Früchte als Beweis seiner göttlichen Machtbefugnis; seine Stellung wurde daraufhin für alle Zeiten festgeschrieben, indem man den Stab zusammen mit dem zweiten Satz steinerner Tafeln (den ersten hatte Moses im Zorn zertrümmert) mit den Zehn Geboten in die Bundeslade aufnahm. Die Lade bildete den Mittelpunkt des Wanderheiligtums der Juden, das der Heiligen Schrift zufolge die hässliche Eigenschaft hatte, all jene zu erschlagen, die sich in seine Nähe wagten. Als Moses mit der Erlösung seines Volkes beauftragt wurde und er an seinen Führungsqualitäten zweifelte - vielleicht, wie einige behaupten, wegen eines Stotterns oder einer anderen Sprachbehinderung - ernannte Gott Aaron zu seinem Sprecher. Das scheint anderen Stellen des Alten Testaments zu widersprechen, in denen es heißt, Moses sei ein begnadeter Redner und Anführer gewesen. Moses verbrachte, wie man sich vielleicht erinnert, die ersten vierzig