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Jahre seines Lebens als privilegiertes Mitglied am königlichen Hof Ägyptens. Die Tochter des Pharaos hatte ihn im Schilf am Ufer des Nil gefunden, wo man ihn versteckt hatte, um zu verhindern, dass er mit den anderen durch den Erlass des Pharaos zum Tode verurteilten männlichen Kindern erschlagen wurde. Als Moses den Pharao aufsuchte, um die Freilassung der Juden zu verlangen, wurde er von Aaron begleitet. Dem Buch Exodus zufolge war es Aaron und nicht Moses, der seinen Stab zu Boden schleuderte, und der sich daraufhin in eine Schlange verwandelte und die Zauberbanne der Magier des Pharao verschlang. Wie Moses versagte Gott auch Aaron die Erlaubnis, nach vierzig Jahren in der Fremde ins Gelobte Land zurückzukehren. Nach Übergabe seines priesterlichen Gewandes an seinen Sohn Eleazar starb Aaron im Alter von 123 Jahren und wurde auf dem Berg Horeb beigesetzt. Zumindest wenn man Kapitel 33 des fünften Buches Moses glaubt. In Kapitel 10 dagegen heißt es, Aaron sei in Mosera beigesetzt worden. In beiden Fällen findet der Stab keinerlei Erwähnung - wurde er zusammen mit Aaron begraben, ging er an Eleazar über, oder wurde er weiterhin in der Bundeslade mitgeführt?

Ich habe mich in erster Linie mit der christlichen Version der Geschichte befasst, wie sie sowohl in der Überlieferung als auch in der allgegenwärtigen König-James-Version der Bibel wiedergegeben wird. Der Grund dafür liegt natürlich nicht in irgendwelchen persönlichen Vorlieben, sondern weil dies die vorherrschende kulturelle und literarische Tradition für Indiana Jones gewesen sein dürfte. Man sollte jedoch nicht vergessen, dass Moses und seine Geschwister sowohl im Islam, als auch im Judentum und Christentum bedeutende Gestalten sind. Darüber hinaus stieß die Geschichte Moses erneut auf große Resonanz, als Israel am 14. Mai 1948 erneut zur unabhängigen Nation ausgerufen wurde.

DAS OMEGA BUCH

Obwohl das Omega-Buch ein Produkt meiner Fantasie ist, wurde es durch einen sehr alten und nahezu in der gesamten Welt verbreiteten Glauben angeregt: dass nämlich irgendwo, vielleicht im Schattenreich zwischen dieser Welt und der nächsten, ein sorgfältig gehütetes und allwissendes Verzeichnis aller unserer Leben existiert. Diesen Mythos scheint es in der einen oder anderen Form bereits ebenso lange zu geben wie uns selbst. Es ist ein Mythos, wie Joseph Campbell diesen Begriff einst definierte, nicht weil es sich um eine erfundene Geschichte handelt, sondern weil er eine metaphorische, oder präziser, die vorletzte Wahrheit wiedergibt. Die >vorletzte< deshalb, schreibt Campbell, weil die letzte Wahrheit jenseits von Worten und Bildern liegt. Im Christentum ist das Buch des Lebens ein Verzeichnis all derer, die von Christus erlöst wurden und aufgrund dessen, wie in der Offenbarung beschrieben, die Erlaubnis erhalten, in das Neue Jerusalem einzuziehen. Drei Bücher mit ähnlichen Titeln werden traditionell an Rosh Hashanah, dem jüdischen Neujahrsfest, einer kritischen Bewertung unterzogen: das Buch des Lebens der Gottlosen, das Buch des Lebens der Aufrechten und das Buch >derer dazwischen<. Den Aufrechten wird ein angenehmes und ewiges Leben zugesichert, wohingegen die Gottlosen unmittelbar zum Tode verurteilt werden. Der Urteilsspruch über jene dazwischen - und ich vermute, dass die meisten in diese Kategorie fallen - wird bis Yom Kippur vertagt. Auch in anderen Religionen existierten ähnliche Glaubensvorstellungen, die wenigstens bis nach Babylon zurückreichen, wo die Götter die Namen der Gottlosen von den >Tafeln der Vorsehung< löschen und stattdessen auf die >Tafeln der Übertretungen< übertragen konnten. Der Titel meines Buches ist in Anlehnung an den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets entstanden, in dem biblische Endgültigkeit mitschwingt; außerdem wurde er durch die umstrittene >Omega Point Theorie< des Physikers Frank J. Tipler beeinflusst. Tipler äußert, kurz gesagt, die Ansicht, das Universum könne sich am Ende der Zeit zu einer Art allwissendem und allmächtigem Computer entwickeln und ein >vollständiges, sichtbares und für jeden Menschen, der je gelebt hat, persönlich nutzbares Universum< vortäuschen. Das Ergebnis? Virtuelle Wiederauferstehung. Obwohl Tiplers Theorie, die auch eine Diskussion der Frage umfasst, wie viel Computerkapazität für diese endlosen Welten vonnöten wäre, gedanklich anregend und argumentativ gut untermauert ist, erscheint sie mir lediglich als die neueste Wiedergeburt einer alten Glaubensvorstellung. Doch anstelle der Darstellung in einem Buch, zu Moses Zeiten die umfassendste Speichermethode von Informationen, benutzt Omega Point einen Computer, womit der Mythos seinen Eingang in das zwanzigste Jahrhundert findet. Die letzte Wahrheit verbirgt sich vermutlich in den wortlosen Gefilden unserer Psyche, wo transzendente Wahrheit und ein individuelles Verzeichnis von Gut und Böse existieren.

DIE SPHINX

Die große Sphinx bei Gizeh ist schon seit alters her das Symbol unergründlicher Geheimnisse. Der Name >Sphinx< ist der griechische Begriff für ein der Fantasie entsprungenes böses Ungeheuer mit dem Kopf einer Frau und dem geflügelten Körper eines Löwen, das dazu neigt, Reisende zu vernichten, die außer Stande sind, die korrekte Antwort auf seine Rätsel zu geben. Die berühmteste aller griechischen Sphinxe erscheint in der Geschichte des Ödipus. Ägyptische Sphinxe sind dieser ganz ähnlich, können aber einen Menschen- oder Tierkopf aufweisen.

In der Mythologie scheinen alle Sphingen mit Rätseln oder uralten Geheimnissen in Zusammenhang gebracht zu werden, auf die stets unmittelbar ein Schrecken folgt. In der Literatur wurden Sphingen darüber hinaus für die Darstellung zukünftiger Schrecken benutzt. In H. G. Wells' Klassiker Die Zeitmaschine steigen die Morlocks aus ihren unterirdischen Kammern zum Beispiel durch sphinxähnliche Gebäude an die Erdoberfläche, um sich an den kindlichen Eloi gütlich zu tun. In der jüngsten Vergangenheit war die Zeit der Großen Sphinx in Gizeh und ihre Bedeutung für die Kultur der Welt Gegenstand mehrerer populärwissenschaftlicher Bücher und Fernsehsendungen, bei denen den traditionellen Ägyptologen vermutlich schwindelig geworden ist. In The Message of the Sphinx zum Beispiel behaupten Graham Hancock und Robert Bauval, das rätselhafte Bauwerk sei nicht etwa, wie Ägyptologen annehmen, 2500 v.Ch. errichtet worden, sondern gut zehntausend Jahre früher.