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«Mrs. Corda«, begann Reuben.»Wie schön, daß Sie auch hier sind. Das erspart es mir, die ganze Geschichte zweimal zu erzählen.«

Henleys Grinsen wurde noch breiter, während Marian zunehmend verwirrter aussah.

«Was für eine Geschichte?«fragte Indiana unhöflich.»Haben Sie endlich eine Spur von Stan entdeckt?«

«Zumindest indirekt, ja«, antwortete Reuben, an Marian gewandt.

«Indirekt?«Indiana setzte sich etwas gerader auf und angelte mit der rechten Hand nach der Schlinge, in die er seinen Arm gebettet hatte.

«La Paz ist eine große Stadt«, sagte Reuben.

«Aber selbst hier fällt ein Dutzend Galgenvögel wie die, die Corda mitgebracht hat, sofort auf. Sie waren bis vor drei Tagen hier.«

«Bis vor drei Tagen?«Indiana hatte Mühe, seine Enttäuschung zu verbergen.

«Knapp verfehlt ist auch daneben«, antwortete Reuben mit einem Achselzucken.»Aber keine Sorge — wir wissen ziemlich genau, wohin sie wollen. Ich habe schon alle notwendigen Vorbereitungen getroffen. Wir können noch heute abreisen.«

«War Stanley auch bei ihnen?«fragte Marian.

Abermals zuckte Reuben mit den Schultern.»Ich nehme es an«, sagte er.»Aber keine Sorge, Mrs. Corda. Sobald wir die Männer eingeholt haben, gebe ich Ihnen Bescheid, wie es Ihrem Mann geht.«

Es dauerte einen Moment, bis Marian ihn ganz verstand.»Sobald Sie …«, begann sie, atmete tief ein und fuhr mit veränderter, schärferer Stimme fort:»Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich hierbleibe und darauf warte, ob Sie etwas erreichen oder auch nicht?«

Reuben sah plötzlich sehr unglücklich aus.»Dr. Jones wird uns begleiten, Mrs. Corda«, sagte er mit einer Geste auf Indiana.»Und selbst das ist eigentlich schon mehr, als ich verantworten kann.«

«Ich komme mit«, sagte Marian bestimmt.

Reuben schüttelte den Kopf. Er blickte Indiana fast hilfesuchend an, aber der sah demonstrativ weg. Es war nicht das erste Mal, daß sie sich über dieses Thema unterhielten. Seit sie New York verlassen und die kleine Odyssee nach Bolivien und La Paz begonnen hatten, hatte er mindestens ein Dutzend Mal versucht, Marian von ihrem Entschluß, ihn und die beiden FBILeute zu begleiten, abzubringen — stets mit demselben Ergebnis.

«Bitte, seien Sie vernünftig, Mrs. Corda«, bat Reuben.»Die Männer haben die Stadt in östlicher Richtung verlassen. Das bedeutet, daß sie wahrscheinlich in den Dschungel gegangen sind.«

«Und das ist zu gefährlich für ein zartes Weib wie mich, nicht wahr?«fragte Marian spöttisch.

Reuben blieb ernst.»Ganz genau«, sagte er.»Es ist anstrengend und gefährlich.«

«Ich komme mit«, beharrte Marian.

Reuben seufzte.»Fragen Sie Dr. Jones, wenn Sie mir nicht glauben, Mrs. Corda«, sagte er.»Eine Expedition in den Dschungel ist kein Spaziergang. Und ganz davon abgesehen, wissen wir nicht einmal, was uns erwartet, falls wir Ihren Mann wirklich einholen.«

«Sie sind also nicht einmal sicher?«hakte Marian nach.

Reuben verdrehte die Augen.»Selbstverständlich sind wir das«, antwortete er beinahe hastig.»Aber die Männer, die Ihren Mann begleiten, sind nun mal — «

«— Verbrecher der schlimmsten Sorte«, fiel ihm Henley ins Wort. Marian blickte ihn empört an, aber der FBI-Mann fuhr ungerührt fort:»Wir haben keine Ahnung, weshalb Ihr Mann hier ist, Miss Corda. Aber was immer er vorhat, es muß ziemlich gefährlich sein, sonst hätte er sich nicht ein Dutzend bis an die Zähne bewaffneter Galgenvögel mitgebracht. Wir können es einfach nicht verantworten, Sie mitzunehmen. «Er deutete auf Indiana.»Wir könnten es eigentlich nicht einmal verantworten, Dr. Jones mitzunehmen. Wenn ich hier zu entscheiden hätte, wären Sie beide nicht hier. Nicht in diesem Hotel, und nicht einmal in diesem Land.«

«Gottlob haben Sie hier nichts zu entscheiden, nicht wahr?«erklärte Marian kühl.»Ihre FBI-Marke ist hier nicht einmal das Blech wert, in das sie hineingestanzt ist, wenn ich die Sache richtig sehe. Wir sind hier in Bolivien, nicht in New York, Mr. Henley. Sie haben mir nichts zu sagen. Ich kann hingehen, wohin ich will.«

«Natürlich können Sie das«, sagte Henley beinahe hastig.»Aber — «

«Gut, daß Sie das endlich einsehen«, unterbrach ihn Marian.»Aber damit können wir die Diskussion ja wohl beenden. Ich packe jetzt meine Sachen und warte in der Halle auf Sie. «Sie schenkte dem FBI-Beamten noch einen kühlen Blick, wandte sich dann um und verließ hocherhobenen Hauptes und mit raschen Schritten das Zimmer.

Reuben blickte ihr kopfschüttelnd nach.»Sie sollten mit ihr reden, Jones«, sagte er.»Es kann wirklich verdammt gefährlich werden.«

«Ich glaube, das weiß ich besser als Sie«, antwortete Indiana. Als Reuben sich wieder zu ihm umwandte und ihn ansah, fügte er hinzu:»Aber ich kenne auch Marian. Lassen Sie sich nicht durch ihr Aussehen täuschen. Wenn sie sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann tut sie es auch. Und sie hat recht — wir sind hier nicht in den USA, sondern in Bolivien. Sie können sie an gar nichts hindern. Ganz im Gegenteil — sie könnte uns erhebliche Schwierigkeiten bereiten, wenn sie den richtigen Leuten ein paar Informationen zukommen läßt.«

Abermals fuhr Reuben sichtbar zusammen. Indiana hatte einen wunden Punkt getroffen. Die Beziehungen zwischen den Regierungen der USA und Boliviens waren noch nie gut gewesen, und im Augenblick befanden sie sich wohl wieder auf einer Art Tiefpunkt. Reuben hatte ihm auf dem Weg nach La Paz anvertraut, daß sie nicht nur ohne Billigung, sondern auch ohne Wissen der bolivianischen Behörden dorthin fuhren, und das mit allen Konsequenzen. Spätestens seit sie den Zug verlassen hatten, waren die beiden FBI-Männer nichts anderes als Marian und er — Privatleute, die aus ausschließlich privaten Gründen die Reise unternommen hatten. Und Marian hatte Reuben sehr deutlich klargemacht, daß sie sich unter gar keinen Umständen davon abbringen lassen würde, nach ihrem Mann zu suchen. Was Reuben schließlich — wenn auch sehr widerwillig — das Einverständnis abgenötigt hatte, sie zumindest bis nach La Paz mitzunehmen. Es war ohnehin fraglich gewesen, ob sie Professor Cordas Spur wirklich so einfach finden würden. Die beiden FBI-Männer konnten es sich einfach nicht leisten, auch noch Energie darauf verschwenden zu müssen, Marian Corda im Auge zu behalten und darauf zu achten, daß ihr nichts geschah.

«Wie haben Sie überhaupt Cordas Spur gefunden?«Indiana machte eine anerkennende Bewegung.»Das ging ja ziemlich schnell.«

Reuben setzte sich auf einen der beiden Stühle, die in dem schäbigen Hotelzimmer zu finden waren, während Henley zum Fenster ging und sich eine Zigarette anzündete.»Um ehrlich zu sein: Wir haben ihn nicht gefunden, sondern Ramos«, sagte Reuben.

Indiana wurde hellhörig.»Ramos?«

Reuben machte eine besänftigende Handbewegung.»Er ist ein paar Stunden vor uns angekommen und offensichtlich fast sofort weitergereist. Und bevor Sie fragen — die Beschreibung eines seiner Begleiter paßte auf Mr. Brody.«

«Sind Sie sicher?«fragte Indiana.

Reuben zuckte mit den Schultern, aber Henley sagte vom Fenster her, ohne sich umzudrehen:»Er wird ihm nichts tun, Dr. Jones.«

«Glauben Sie?«fragte Indiana zweifelnd.

Henley sog an seiner Zigarette, blies eine blaugraue Rauchwolke durch die Jalousien nach draußen und schüttelte den Kopf.»Nein. Ich weiß es. «Er drehte sich nun doch herum, lächelte Indiana flüchtig zu und lehnte sich mit verschränkten Armen an die Wand neben das Fenster.»Ich kenne Typen wie Ramos zur Genüge. Marcus Brody ist viel zu wertvoll für ihn, als daß er ihm etwas antun würde. Nicht, solange er glaubt, ihn vielleicht noch als Druckmittel gegen Sie einsetzen zu können.«