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«Richtig«, sagte der FBI-Mann. Er lächelte unsicher.»Ich dachte, Sie wären Spezialist für so etwas.«

«Wofür?«fragte Indiana und brach ein Stück von dem trok-kenen Weißbrot ab.»Für unheimliche Dinge? Oder für indianische Tänze?«

Reuben lächelte pflichtschuldig, aber sein Blick blieb kalt.»Wissen Sie, Jones«, sagte er,»das Schlimme an Ihnen ist, daß ich einfach nicht schlau aus Ihnen werde. Ich weiß immer noch nicht genau, auf wessen Seite Sie stehen. Sind Sie jetzt hier, um Ihren Freund zu befreien oder um uns zu helfen?«

«Ich bin hier, oder?«erwiderte Indiana.

Reuben starrte ihn finster an, zog es aber vor, nicht weiter auf das Thema einzugehen, sondern sah Indiana eine geraume Weile schweigend beim Essen zu.»Ich habe vorhin noch einmal mit dem Häuptling gesprochen«, sagte er schließlich.

Indy sah ihn wortlos an.

«Er bleibt bei seiner Geschichte«, fuhr Reuben fort.»Angeblich haben Ramos und seine Männer völlig grundlos das Feuer eröffnet. Aber damit wird er nicht durchkommen.«

«Wieso?«

Reuben machte eine Kopfbewegung auf den Polizeibeamten, der noch immer vor seinem Funkgerät saß und von Zeit zu Zeit die Morsetaste bediente.»Die Sache wird verdammt große Kreise ziehen, Dr. Jones«, sagte er.»Es geht jetzt nicht mehr darum, Mr. Brody zu befreien und Ramos hinter Gitter zu bringen. Jedenfalls nicht nur.«

«Sondern?«

«Ich fürchte, Sie verstehen den Ernst der Lage nicht«, sagte Reuben.»Ramos ist amerikanischer Staatsbürger. Und er hat dieses Dorf überfallen und mehr als ein Dutzend Menschen umgebracht.«

«Und das ist etwas, was die bolivianische Regierung gar nicht gern sieht«, vermutete Indiana sarkastisch.»Selbst wenn es sich nur um Indios handelt.«

Reuben blieb ernst.»Stellen Sie sich vor, ein bolivianischer Gangsterboß käme nach Texas und würde dort eine kleine Ortschaft überfallen. Das würden wir auch nicht besonders gern sehen. Und das kompliziert die ganze Sache.«

«Ach?«

«Bisher lief die ganze Angelegenheit noch mehr oder weniger diskret ab«, erklärte Reuben. Er lächelte flüchtig, als er den zweifelnden Blick bemerkte, den Indiana auf den Polizeibeamten warf.»Der Polizeichef von Trinidad ist mir … — nun, sagen wir, einen Gefallen schuldig gewesen«, sagte er.»Aber jetzt läßt sich unser Hiersein nicht mehr vertuschen. Vermutlich wird das Flugzeug tatsächlich nur einen Arzt und einige Kisten voller Medikamente bringen. Aber spätestens morgen früh wird hier ein Boot aus Trinidad anlegen, darauf wette ich. Und eine halbe Stunde später wimmelt es hier von Polizisten und möglicherweise sogar Militär. Bis dahin müssen wir weg sein.«

Indiana war nicht sehr überrascht. Er hatte sich im Gegenteil gewundert, daß Reuben keinerlei Einspruch dagegen erhoben hatte, daß sie den Rest des Tages darauf verwandten, den Indianern zu helfen, obwohl Ramos’ Vorsprung dadurch um mehrere Stunden wachsen mußte. Trotzdem sagte er:»Das ist unmöglich. Die Männer sind völlig erschöpft. Sie können keinen Nachtmarsch von ihnen verlangen.«

«Wer sagt das?«fragte Reuben.

Indiana sah ihn fragend an.

Reuben lächelte, überzeugte sich mit einem raschen Blick davon, daß der Polizeibeamte weiterhin die Kopfhörer auf den Ohren hatte, und fuhr mit gesenkter Stimme und beinahe im Flüsterton fort:»Sie schicken zwei Flugzeuge, Dr. Jones. Ich habe vor, mir eines davon … auszuleihen.«

«Sie meinen stehlen«, vermutete Indiana.

Reuben machte eine wegwerfende Handbewegung.»Nennen Sie es, wie Sie wollen. Sie wissen ja, worum es geht. Ich würde auch den Kronschatz von England stehlen, wenn es nötig wäre. Kann ich auf Ihre Mithilfe rechnen?«

«Wobei? Das Flugzeug zu stehlen?«

Diesmal war Reubens Verärgerung schon deutlicher.»Nein«, antwortete er scharf und etwas lauter.»Für so etwas haben wir Spezialisten dabei. Aber das Flugzeug nutzt uns überhaupt nichts, wenn wir nicht wissen, wohin wir fliegen sollen. Ich bitte Sie, noch einmal mit dem Häuptling zu sprechen. Vielleicht gelingt es Ihnen, ihn davon zu überzeugen, daß er uns die Wahrheit erzählen muß.«

«Sie glauben, daß er weiß, wohin Ramos und Corda gegangen sind.«

«Vielleicht. «Reuben zuckte mit den Achseln.»Wenn ich ehrlich sein soll — es ist meine letzte Hoffnung. Wenn wir ihre Spur nicht wiederfinden, können wir genausogut umkehren.«

«Sie sprachen davon, daß Corda einen Lastwagen mitgebracht hat«, erinnerte Indiana.»Ein solches Fahrzeug hinterläßt Spuren. Ganz besonders im Dschungel.«

Abermals machte Reuben eine entsprechende Handbewegung.»Theoretisch ja«, sagte er.»Praktisch wird der Boden hier aber schon nach einigen Meilen so steinig, daß nicht einmal ein Panzer eine Spur hinterlassen würde. Der Dschungel ist zwar sehr dicht, aber nicht besonders tief. Eigentlich ist es nur ein schmaler Streifen rechts und links des Flusses. Wir wissen, daß sie nach Norden gefahren sind, aber das ist auch schon alles.«

«Ich spreche ja nicht einmal ihre Sprache«, sagte Indiana.

«Aber er unsere«, antwortete Reuben. Indiana sah erstaunt hoch. Reuben lächelte wieder, beugte sich vor und angelte mit der Spitze seines Klappmessers die letzte Sardine aus Indianas Dose.»Wie gesagt — ich habe noch einmal mit ihm gesprochen. Er spricht ein ganz gutes Englisch, aber er hat es wohl vorgezogen, zuerst einmal so zu tun, als verstünde er uns nicht. Der Mann ist vielleicht alt, aber nicht dumm.«

«Ich kann es versuchen«, sagte Indiana.»Aber ich kann Ihnen nichts versprechen.«

«Das verlange ich auch nicht«, sagte Reuben kauend. In fast beiläufigem Ton fügte er hinzu:»Ach ja, da wäre noch etwas.«

«So?«

«Marian Corda«, sagte Reuben.»Ich halte es für besser, wenn sie hierbleibt.«

«Ich fürchte, da wird sie wieder einmal anderer Meinung sein«, erwiderte Indiana.

«Bestimmt sogar. Aber darauf kann ich keine Rücksicht mehr nehmen. «Seine Stimme wurde eindringlich.»Sehen Sie sich doch um, Jones. Was hier passiert ist, ist vielleicht nur ein Vorgeschmack auf das, was uns erwartet. Ramos gibt keinen Pfifferling für ein Menschenleben. Wollen Sie sie wirklich einer solchen Gefahr aussetzen?«

«Sie wird nicht hierbleiben«, seufzte Indiana.

«Das wird sie müssen. Wir werden weg sein, ehe sie überhaupt merkt, was los ist.«

Indiana wollte antworten und Reuben erklären, daß er offensichtlich noch immer nicht verstanden hatte, wer Marian Corda wirklich war — aber im selben Moment erscholl vor der Tür ein scharfer Ruf, gefolgt von einem überraschten Aufschrei und dem gedämpften Aufprall eines Körpers. Eine halbe Sekunde lang blickten sich Reuben und Indiana nur überrascht an, dann sprangen sie beide fast gleichzeitig auf die Füße und stürmten aus der Hütte, gefolgt von drei oder vier Söldnern, die noch im Laufen nach ihren Waffen griffen.

Indiana rannte so dicht hinter Reuben her, daß er um ein Haar gegen ihn geprallt wäre, als der FBI-Beamte plötzlich stehenblieb und sich zu einer Gestalt hinabbeugte, die vor der Tür auf dem Boden lag. Im schwachen Widerschein der Feuer konnte Indiana erkennen, daß es Henley war. Er blutete aus einer häßlichen Platzwunde über dem linken Auge und wirkte benommen, war aber bei Bewußtsein. Mühsam hob er die Hand und gestikulierte in Richtung auf den Waldrand.

Reuben spurtete weiter, und auch Indiana und die Söldner folgten ihm, obwohl Indiana sich insgeheim bereits sagte, daß das völlig sinnlos war. Bei der herrschenden Dunkelheit konnten sie den Mann, der Henley niedergeschlagen hatte, praktisch um drei Meter verfehlen, ohne ihn auch nur zu sehen. Aber plötzlich stieß einer von Reubens Begleitern einen scharfen Ruf aus und deutete nach links, und als Indiana und die anderen herumfuhren, da glaubte auch er einen Schatten zu sehen, der in großer Eile davonhastete.

«Stehenbleiben!«schrie Reuben. Der Schatten bewegte sich noch hektischer und verschwand im Schwarz des Waldrandes, während Reuben noch seine Pistole zog und einen Warnschuß abgab.