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Er beherrschte sich mühsam, bis sie die Lichtung verlassen hatten und ein Stückweit in den Wald eingedrungen waren.

Dann stellte er die Frage laut.

Reuben fuhr zusammen wie jemand, der bei etwas Verbotenem ertappt worden ist, und sah sich hastig nach allen Seiten um, obwohl es so dunkel war, daß man kaum die sprichwörtliche Hand vor Augen sehen konnte.»Zuallererst einmal weg hier«, sagte er, nach einer geraumen Weile und in einer Tonlage, die deutlicher als seine Worte klarmachten, wie widerwillig er überhaupt antwortete.»Wenn sich die bolivianischen Behörden erst in die Untersuchung einschalten, dann können wir jede Hoffnung begraben, Ramos noch einzuholen. Von Professor Corda ganz zu schweigen. «Er warf Indiana einen schrägen Blick zu und fügte in lauerndem Tonfall hinzu:»Und Mr. Bro-dys Leben ist dann keinen Pfifferling mehr wert.«

Indiana wußte, daß er nur zu recht hatte. Aber das änderte nichts daran, daß ihm nicht wohl in seiner Haut war. Einen Verrückten wie Ramos, der sich in Begleitung einer Bande mit Maschinenpistolen und Flammenwerfern bewaffneter Killer befand, quer durch den bolivianischen Regenwald zu jagen, war schlimm genug. Die Vorstellung aber, daß sie zu allem Überfluß vielleicht nun ihrerseits von der bolivianischen Polizei oder gar dem Militär gesucht werden würden, trieb ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Aber er sprach nichts von alledem aus, sondern ging wortlos neben Reuben her. In einem Punkt hatte der FBI-Mann recht: Wenn Ramos auch nur den Anflug des Gefühls hatte, in Gefahr zu sein, dann war Marcus Brodys Leben keinen roten Heller mehr wert. Und Indiana hätte, ohne zu zögern, sein eigenes Leben geopfert, um das seines Freundes zu retten.

Sie brauchten länger als am Nachmittag, um die Strecke vom Dorf bis zum Fluß zurückzulegen, und als sie sich dem Wasser näherten und Licht und Geräusche durch das Unterholz zu ihnen zu dringen begannen, wichen sie ein Stückweit vom geraden Weg ab und näherten sich der Anlegestelle der beiden Wasserflugzeuge in einem weiten Bogen.

Es waren zwei große, schwerfällig aussehende Maschinen, die unweit des Bootes, mit dem sie hergekommen waren, im Wasser lagen. Eine von ihnen war bereits entladen worden: Eine große Anzahl Männer drängte sich in der Dunkelheit um das Frachtgut, das am Ufer aufgestapelt worden war, und Indiana sah das gelegentliche Aufblitzen einer Taschenlampe und hörte spanische Wortfetzen. Reuben gab ihm und den anderen mit Gesten zu verstehen, still zu sein und sich wieder ein kleines Stück weit in den Dschungel zurückzuziehen, dann schlich er selbst geduckt und sehr geschickt jede Deckung ausnutzend weiter, verschwand für einen Moment in der Dunkelheit und kam nach kaum einer Minute zurück. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war besorgter geworden.

«Probleme?«fragte Indiana nicht ohne Schadenfreude.

Reuben bedachte ihn mit einem ärgerlichen Blick.»Sie haben schneller reagiert, als ich geglaubt habe«, gestand er.»Ein paar sind Polizisten. Und ich bin nicht sicher — aber ich glaube, ich habe etwas von einem dritten Flugzeug gehört, das auf dem Weg hierher ist.«

Er starrte einen Moment lang düster an Indiana vorbei ins Leere, dann gab er sich einen sichtlichen Ruck und wandte sich an einen der Männer.»Wo sind die anderen?«

«In Position. «Der Söldner deutete den Fluß hinab.»Sie warten auf das Zeichen.«

«Noch nicht«, sagte Reuben.»Wir müssen warten. Es sind mindestens zwanzig Mann.«

«Das ist kein Problem«, antwortete der Söldner.»Wir haben den Vorteil der Überraschung auf unserer Seite und — «

«Halten Sie den Mund!«unterbrach ihn Reuben in scharfem Ton.»Ich habe nicht vor, mir auch noch ein Feuergefecht mit der bolivianischen Polizei zu liefern, Sie Narr! Wir warten. Mit ein bißchen Glück gehen sie alle zum Dorf. Oder lassen nur eine Wache zurück.«

Der Mann senkte betreten den Blick und zog sich vorsichtshalber einige Schritte zurück, und auch Indiana trat wieder einige Schritte weit in den Wald hinein und lehnte sich gegen einen Baum.»Was haben Sie überhaupt vor?«fragte er, als sich Reuben und Henley nach einer Weile wieder zu ihm gesellten. Er machte eine Kopfbewegung in Richtung auf die Wasserflugzeuge.»Wollen Sie mit dem Ding starten und darauf hoffen, daß Ramos Ihnen Lichtzeichen gibt?«

Er konnte Reubens zornigen Blick in der Dunkelheit nicht sehen, aber sehr deutlich spüren.»Wir sind nicht ganz so dumm, wie Sie anscheinend glauben, Dr. Jones«, antwortete Reuben beleidigt.»Ich gebe zu, daß es sehr viel leichter gewesen wäre, wenn Sie den Häuptling zum Reden gebracht hätten, aber es gibt noch andere Möglichkeiten.«

«Zum Beispiel?«

Reuben antwortete nicht, sondern hüllte sich in beleidigtes Schweigen, aber sein Kollege Henley erwies sich als etwas zugänglicher.»Wir haben eine ziemlich genaue Vorstellung von der Gegend, in die Corda und damit auch Ramos wollen«, sagte er.

«So?«Indiana wurde hellhörig.»Woher?«

«Nun, zum Beispiel durch die Dinge, die sie mitgenommen haben«, erklärte Henley, wobei er Reubens wütende Blicke einfach ignorierte.»Corda und seine Männer haben einen geländegängigen Lastwagen bei sich. Nicht unbedingt das ideale Fahrzeug für den Dschungel, nicht wahr?«

«Unter Umständen schon«, erwiderte Indiana, aber Henley schüttelte lächelnd den Kopf und zündete sich eine Zigarette an, ehe er weitersprach. Er nahm allerdings nur einen einzigen Zug, dann fuhr er erschrocken zusammen und blickte hastig zum Fluß zurück, während er die Zigarette zu Boden warf und sie sorgfältig austrat.

«Außerdem mehrere Schlauchboote und eine komplette Bergsteigerausrüstung.«

«Dschungel, Wasser und Felsen«, zählte Indiana auf.»Von jedem gibt es reichlich hier.«

«Aber nicht in dieser Kombination«, beharrte Henley.»Das engt die Auswahl ihrer Ziele doch beträchtlich ein. «Er zögerte einen winzigen Moment. Dann senkte er die Hand zum Gürtel und löste ein kaum handtaschengroßes Metallkästchen von einer Schnalle. Es schien sehr schwer zu sein, und Indiana erkannte eine Skala und mehrere Knöpfe auf seiner Vorderseite. Und etwas, das wie ein abnehmbares Mikrophon aussah, aber keines war.»Vielleicht finden wir ihn damit.«

Reuben sog scharf die Luft ein und setzte gleichzeitig an, etwas zu sagen, aber Indiana kam ihm zuvor:»Ich weiß es sowieso, Reuben.«

Reubens Augen wurden schmal.»Woher?«fragte er.

«Auch ich bin nicht so dumm, wie Sie glauben«, erwiderte Indiana.»Ich bin durchaus in der Lage, zwei und zwei zusammenzuzählen. «Er sah aus den Augenwinkeln, daß Henley im allerersten Moment überrascht, dann aber eindeutig erleichtert aussah. Reuben wirkte eher mißtrauisch. Und sehr aufgebracht.

«Wenn Sie wirklich wissen, warum wir hier sind, Dr. Jones, dann wissen Sie ja auch, wie wichtig unser Auftrag ist. Vielleicht stehen Tausende von Menschenleben auf dem Spiel. Vielleicht sogar Millionen.«

«Ihre gar nicht mitgezählt, nicht wahr?«fragte Indiana mit einer Geste auf die Gestalten der Söldner.»Von Ihrem eigenen und meinem und Marians ganz zu schweigen. Wissen die auch?«

«Was?«

«Daß der Ort, an den Sie sie führen, sie vielleicht umbringt«, sagte Indiana.»Ich meine, es sind ja schließlich nur Söldner. Männer, die für Geld kämpfen und die man für Geld auch umbringen kann, nicht wahr?«

«Allmählich reicht es, Dr. Jones«, sagte Reuben mit mühsam beherrschter Stimme.»Ich habe Sie gewarnt. Ich habe Ihnen sehr dringend davon abgeraten, uns zu begleiten. Sie haben es trotzdem getan. Gut. Aber wenn Sie schon wußten, worauf Sie sich einlassen, dann verstehe ich nicht, warum Sie mir jetzt Vorwürfe machen.«

«Wissen Sie, Reuben«, antwortete Indiana in fast freundlichem Tonfall.»Ich konnte Ihnen von Anfang an nicht glauben. Und ich glaube, ich weiß jetzt auch, warum. Sie und Ihr Kollege sind hier, weil es Ihr Job ist, sich notfalls auch in Lebensgefahr zu begeben. Ich bin hier, weil ich noch eine Rechnung mit Ramos offen habe und einen Freund befreien muß. Aber diese Männer sind wahrscheinlich nur hier, weil Sie ihnen genug dafür bezahlt haben. Ich frage mich nur, ob Sie ihnen auch gesagt haben, worauf sie sich vielleicht einlassen.«