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«Warum gehen Sie nicht hin und sagen es ihnen?«erwiderte Reuben kalt.»Ich beginne mich allmählich immer mehr zu fragen, auf welcher Seite Sie stehen, Dr. Jones.«

«Auf Ihrer«, antwortete Indiana im gleichen, eisigen Tonfall.»Ich bin nur nicht mehr sicher, ob es wirklich die richtige ist.«

«Ruhe!«sagte Henley plötzlich. Und der Tonfall, in dem er sprach, bewirkte, daß Indiana und Reuben auf der Stelle verstummten und sich zum Fluß umwandten. Henley deutete flußaufwärts. Das Sternenlicht reichte nicht aus, mehr als Schatten zu erkennen, aber einer dieser Schatten bewegte sich. Er blieb ein verwaschener, undeutlicher Fleck in der Dunkelheit, aber er kam ganz langsam näher, und nach einigen weiteren Sekunden hörten sie das leise Plätschern, mit dem sich das Wasser am Rumpf eines Bootes bricht.

«Wer ist das?«flüsterte Indiana.

Reuben zuckte mit den Schultern und machte eine hastige Geste, still zu sein. Das Boot war immer noch zu weit entfernt, um mehr als ein Schatten in der Nacht zu sein, aber sie konnten zumindest erkennen, daß es entschieden zu groß für einen der Einbäume war, die sie bei den Aymará gesehen hatten. Außerdem kam es mit der Strömung flußabwärts getrieben, und das Dorf lag in der entgegengesetzten Richtung.

«Da stimmt etwas nicht«, murmelte Reuben.

Auch die Männer, die das zweite Flugzeug entluden, schienen das Boot mittlerweile bemerkt zu haben. Sie hörten auf, Kisten und Kartons aus dem Rumpf über die schwankende Laufplanke an Land zu tragen, und wandten sich dem näher kommenden Schatten zu, dann flammte eine starke Taschenlampe auf und schickte einen zitternden Lichtkreis über den Fluß.

Nur eine Sekunde lang. Denn plötzlich zerriß der peitschende Knall eines Schusses die Nacht, jemand schrie auf, und die Taschenlampe überschlug sich zwei- oder dreimal in der Luft und verschwand dann im Wasser.

«Was —?«begann Reuben erschrocken. Der Rest seiner Worte ging im Krachen einer ganzen Gewehrsalve unter. Weitere Schreie gellten auf, und zwei der schattenhaften Gestalten zwischen dem Flugzeug und dem Ufer brachen zusammen und stürzten ins Wasser.

«Ramos!«schrie Henley.»Das ist bestimmt Ramos!«

Und wie um seine Worte zu bestätigen, glomm plötzlich im Bug des näher kommenden Bootes ein grell-orangefarbenes, unerträglich helles Licht auf. Ein furchtbares Zischen und Heulen erklang, und mit einem Male spannte sich ein lodernder Flammenbogen zwischen dem Boot und dem vorderen der beiden Wasserflugzeuge. Gleichzeitig begann eine Maschinenpistole zu hämmern; im flackernden Licht des Flammenwerfers war eine doppelte Spur aufspritzender Miniaturgeysire zu erkennen, die sich über die Wasseroberfläche bewegte und sich rasend schnell den Männern am Ufer näherte. Aus den erschrockenen Rufen wurde ein Chor gellender Schmerzens- und Angstschreie, und wieder brachen zwei, drei Gestalten gebrochen zusammen. Der Rest spritzte in heller Panik auseinander und suchte sein Heil in der Flucht.

Indiana schloß geblendet die Augen und wandte sich ab, als das Flugzeug mit einem einzigen, krachenden Schlag Feuer fing und sich in eine lodernde Fackel auf dem Wasser verwandelte. Die Druckwelle ließ die zweite Maschine taumeln. Der Laufsteg zerbrach, und Spritzer der brennenden Benzingelatine, die der Flammenwerfer verschleuderte, regneten auf Tragfläche und Rumpf herab und setzten auch sie in Brand. Eine zweite MP-Salve raste über das Wasser und hämmerte in ihren Rumpf, und plötzlich flog die Kanzeltür der Maschine auf und eine Gestalt taumelte ins Freie und rettete sich mit einem Sprung ins Wasser; kaum eine Sekunde, ehe der Flammenwerfer eine zweite, brüllende Feuerlanze ausstieß, die den Rumpf der Maschine regelrecht aufspießte, ehe auch in ihrem Inneren etwas explodierte und sie in Stücke riß. Im flackernden, grellen Licht der Explosion bot sich Indiana ein fast unheimlicher Anblick: Das Boot mit Ramos’ Männern war bis auf dreißig oder vierzig Meter herangekommen. Fast ein Dutzend Gestalten drängte sich an Bord, und an seinem Bug stand Ramos selbst, hoch aufgerichtet und vom flackernden Widerschein des Feuers in rotes Licht wie in Blut getaucht.

«Warum tun Sie nichts?«fragte Indiana.»Reuben! Sagen Sie Ihren Männern, daß —«

«Noch nicht«, unterbrach ihn Reuben.»Warten Sie!«

Gebannt beobachteten sie, wie das Boot näher kam. Die beiden Flugzeugwracks brannten lichterloh und tauchten den Fluß und das Ufer in fast taghelles Licht. Von der Flugzeugbesatzung war nichts mehr zu sehen. Wer den heimtückischen Überfall überlebt hatte, war geflohen. Aber Indiana war sehr erleichtert, daß die Männer nicht versucht hatten, Widerstand zu leisten. Selbst wenn einige von ihnen bewaffnet waren, hatten sie doch mit allem gerechnet, nur nicht damit, in einen Hinterhalt zu laufen. Gegen die überlegene Bewaffnung von Ramos’ Söldnertruppe hätten sie wahrscheinlich keine Chance gehabt.

«Wir haben ihn!«flüsterte Reuben aufgeregt.»Er läuft uns genau in die Arme.«

«Hoffentlich behalten die anderen die Nerven«, murmelte Henley nervös. Er sah flußaufwärts, wo Indiana die zweite Hälfte ihres kleinen Trupps vermutete. Offensichtlich hatte Reuben vorgehabt, die beiden Flugzeuge aus zwei verschiedenen Richtungen gleichzeitig anzugreifen, vermutlich um eines davon zu entern und das andere flugunfähig zu machen, so daß es ihnen nicht folgen konnte. Und vielleicht hatte Reuben sogar recht. Ramos hatte offensichtlich ganz in der Nähe gewartet und die Landung der beiden Maschinen beobachtet; vielleicht sogar ihr Funkgespräch abgehört. Aber möglicherweise hatte er keine Ahnung, daß er es nicht nur mit einem völlig verschreckten Team aus Ärzten und Helfern, sondern mit einer gut ausgerüsteten und bewaffneten Truppe zu tun hatte, die es mit seiner eigenen durchaus aufnehmen konnte. Doch dann fiel Indiana etwas ein.

«Marian!«sagte er erschrocken.»Wo ist Marian?«

Reuben sah ihn verwirrt an.»Im Dorf, denke ich«, sagte er.»Sie lag schlafend neben Ihnen in der Hütte, als wir es verließen.«

«Genau das tat sie nicht«, erwiderte Indiana.»Ich dachte, sie wäre bei Ihnen.«

Reubens Lippen bewegten sich in einem lautlosen Fluch.»Ich wußte, daß es ein Fehler war, sie mitzunehmen«, sagte er.»Aber daran ist jetzt nichts mehr zu ändern.«

«Außerdem ist es besser so«, fügte Henley hinzu.»Solange sie im Dorf ist, passiert ihr nichts.«

Ramos’ Boot kam langsam näher. Ohne sichtbaren Antrieb und nur in der Strömung treibend, manövrierte es vorsichtig zwischen den beiden brennenden Wasserflugzeugen hindurch, näherte sich Reubens kleinem Dampfschiff und ging längsseits. Zwei von Ramos’ Söldnern kletterten geschickt an Bord, dann trieb das Boot weiter, bis sein stumpfer Bug gegen das Ufer stieß. Auch der Rest der kleinen Söldnerarmee ging von Bord und bildete einen lockeren, waffenstarrenden Halbkreis am Ufer. Ramos selbst ging als allerletzter an Land, vorsichtig und beide Hände tastend ausgestreckt, aber ohne Hilfe. Indiana versuchte, seine Begleiter zu zählen. Die Dunkelheit machte es schwer, aber er schätzte, daß es acht oder zehn sein mußten, die beiden, die an Bord ihres Schiffes gegangen waren, nicht einmal mitgerechnet. Fast so viele Männer wie sie selbst hatten, dachte er. Und annähernd doppelt soviel, wie Reuben behauptet hatte.

Er begann sich immer unwohler zu fühlen. Er hatte keine Angst; er hatte gewußt, daß es gefährlich werden würde, und spätestens der Anblick des verbrannten Indianerdorfes hatte ihm gezeigt, wie skrupellos Ramos war. Aber nun sah es so aus, als würde er mitten in eine Schlacht zwischen zwei Söldnertruppen hineingezogen, und das war nun wirklich nicht mehr das, was er unter einem akzeptablen Risiko verstand.

Reuben schien seine Gedanken lesen zu können, denn er wandte sich plötzlich zu ihm um und sagte:»Sie bleiben hier, Jones. Das da geht Sie nichts an.«