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«Sie werden uns nicht folgen«, erklärte Ramos. Es waren die ersten Worte, die er überhaupt sprach, seit Indiana ihn hierhergebracht hatte.

«Wieso sind Sie so sicher?«fragte Reuben lauernd.

«Hier ist der Fluß tabu für sie«, erwiderte Ramos.»Sie würden nicht einmal hierher kommen, wenn der Teufel selbst ihnen im Nacken säße.«

«Aber vielleicht, wenn sie ihn verfolgen«, murmelte Henley.

Ramos quittierte seine Bemerkung mit einer Grimasse, aber er sagte nichts mehr. Reuben warf seinem Kollegen einen strafenden Blick zu, schüttelte wortlos den Kopf und blickte Ra-mos dann auffordernd an, aber es vergingen weitere Sekunden, bis ihm klarwurde, wie sinnlos das vor einem Blinden war. Er seufzte.»Okay, Mr. Ramos«, begann er.»Reden Sie. Warum sind Sie zurückgekommen? Was sollte dieser völlig sinnlose Überfall? Wo sind Corda und die anderen?«

«Das letztere weiß ich genausowenig wie Sie«, antwortete Ramos.»Glauben Sie tatsächlich, ich wäre hier, wenn ich wüßte, wo er ist? Wir haben seine Spur verloren.«

«Sie lügen!«behauptete Indiana.»Ich glaube, Sie wissen sehr gut, wo Corda ist.«

Ramos machte ein verächtliches Gesicht.»Und warum bin ich dann hier statt auf seiner Spur?«

«Das weiß ich nicht«, antwortete Indiana.»Aber es interessiert mich auch gar nicht. Ich will Marcus. Wo ist er?«

«Ich sagte Ihnen doch — in Sicherheit. Und das wird er auch bleiben, solange mir nichts geschieht. Und dasselbe gilt auch für Sie. Wenn Sie vernünftig sind, dann gibt es überhaupt keinen Grund, daß irgend jemandem etwas zustoßen sollte.«

Reuben blickte den Blinden einen Moment lang fassungslos an. In seinem Gesicht arbeitete es.»Ich fürchte, Sie verstehen Ihre Lage immer noch nicht, Ramos«, sagte er dann mit mühsam beherrschter Stimme.»Sie haben verloren. Es ist aus. Sie können uns weder drohen noch irgendwelche Forderungen stellen.«

«Sind Sie sicher?«fragte Ramos lächelnd.

«Vollkommen«, erwiderte Reuben zornig.»Und falls ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt haben sollte, Ramos: Falls wir Professor Cordas Spur nicht wiederfinden — egal ob mit oder ohne Ihre Hilfe —, dann gibt es keinen Grund mehr für mich, Sie zu schützen. Und ich verspreche Ihnen, daß ich Sie an die Aymará oder an die bolivianischen Behörden ausliefere, je nachdem, auf wen wir zuerst stoßen. Aber ich fürchte, es werden wohl die Indios sein.«

«Das wäre Mord«, sagte Ramos.»Und Sie sind nicht der Typ, der einen Mord begeht.«

«Mord?«Reuben lachte unecht.»Sie irren sich, Ramos. Ich glaube, daß meine Regierung das anders sieht. Was ich vor einer Stunde getan habe, das wird für eine Menge Aufregung sorgen. Und meine Vorgesetzten haben ganz bestimmt kein Verständnis dafür, daß ich internationale, diplomatische Verwicklungen auslöse, ohne einen triftigen Grund dafür nennen zu können.«

«Vielleicht gibt es den ja«, sagte Ramos.»Ich könnte mir sogar ein paar Millionen Gründe vorstellen.«

«Was soll das heißen?«fragte Reuben mißtrauisch.

«Was verdienen Sie in Ihrem Job?«fragte Ramos anstelle einer Antwort.»Zweitausend im Jahr? Drei?«

Reubens Gesicht verfinsterte sich noch weiter.»Ich bin nicht zu kaufen, Ramos«, sagte er.

«Unsinn. Jeder Mensch hat seinen Preis, auch Sie.«

«Selbst wenn es so wäre«, erwiderte Reuben, der sich zwar äußerlich noch in der Gewalt hatte, aber sichtlich vor Wut kochte,»so könnten Sie meinen ganz bestimmt nicht bezahlen.«

«Sehen Sie, Mr. Reuben, und genau da irren Sie sich«, antwortete Ramos.»Wenn wir Corda finden, dann kann ich jeden Preis bezahlen. Können Sie sich vorstellen, was es heißt, reich zu sein? Ich meine, wirklich reich. Sich alles leisten zu können, was immer Sie wollen?«

«Sparen Sie sich die Mühe«, sagte Reuben.»Ich bin nicht zu bestechen. Und wissen Sie auch warum? Selbst wenn ich käuflich wäre — ich traue Ihnen nicht.«

«Oh, Sie meinen, ich würde Sie betrügen?«Ramos lachte leise und schüttelte den Kopf.»Das würde ich nicht, mein Wort darauf. Ich bin immer gut mit dem Prinzip gefahren, einen Mann lieber zu kaufen, als ihn zu töten. Und was Corda gefunden hat, ist so wertvoll, daß Ihr Preis keine Rolle mehr spielt.«

«Sie glauben doch nicht wirklich an diesen Unsinn?«fragte Henley.

«Unsinn?«Ramos schnaubte erregt.»Es ist kein Unsinn. Corda hat El Dorado entdeckt, davon bin ich fest überzeugt. Wenn Sie mir nicht glauben, dann fragen Sie Professor Jones. Er wird es Ihnen bestätigen.«

Henley sah ihn fragend an, aber Indiana zögerte, etwas dazu zu sagen. Nach allem, was er bisher erlebt hatte, war er nicht mehr sicher, ob seine Vermutung wirklich zutraf. Und wenn ja, ob El Dorado nicht vielleicht etwas völlig anderes war, als sie alle sich bisher unter diesem Wort vorgestellt hatten.

«Nun?«fragte Reuben.

«Ich … bin nicht sicher«, murmelte Indiana ausweichend.»Es spricht einiges dafür, daß er recht hat.«

«Aber El Dorado ist doch nur eine Legende«, sagte Henley verwirrt.»Ich meine — ein Mythos wie …«Er suchte nach Worten.

«Troja?«schlug Indiana lächelnd vor.

«Genug!«unterbrach Reuben ungeduldig.»Von mir aus kann er den Weihnachtsmann höchstpersönlich entdeckt haben, das interessiert mich nicht. Was mich interessiert, ist, wohin Professor Corda mit seinen Begleitern will und wo er sich jetzt aufhält. «Er trat einen Schritt näher an Ramos heran.

«Und ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, daß Sie beides wissen.«

«Wenn das so wäre, dann wäre ich kaum zurückgekommen, nicht wahr?«erwiderte Ramos abfällig.

«Das bringt uns wieder zurück zu der Frage«, mischte sich Indiana ein,»warum Sie es getan haben.«

«Ich habe etwas vergessen«, sagte Ramos.

«Und was?«

«Das geht Sie nichts an.«

Indiana wollte auffahren, aber Reuben warf ihm einen mahnenden Blick zu, schüttelte unmerklich den Kopf und trat so dicht an Ramos heran, daß der Blinde seine Nähe spüren mußte.»Für einen Mann in Ihrer Lage, Ramos«, sagte er,»sind Sie ziemlich mutig. Ich kann es mir immer noch anders überlegen und Sie zurückbringen.«

«Blödsinn!«antwortete Ramos.»Sie brauchen mich, Reuben. Sie brauchen mich dringender als ich Sie, denn im Moment bin ich der einzige, der Sie zu Corda führen könnte.«

«Oh, ich denke, das kann Dr. Jones auch erledigen«, antwortete Reuben.»Zugegeben — vielleicht nicht ganz so schnell wie Sie, dafür aber sehr viel bereitwilliger.«

«Glauben Sie?«Ramos lachte häßlich.»Dann frage ich mich allerdings, wieso Sie sich überhaupt mit einem Verbrecher wie mir abgeben. Sie bluffen, Reuben. Dr. Jones ist mit seinem Latein genauso am Ende wie Sie. Corda hat drei Tage Vorsprung. Wissen Sie, was drei Tage in einem Land wie diesem bedeuten? Ebensogut könnten es drei Monate sein. Oder drei Jahre. «Er lachte abermals. Der Blick seiner blinden Augen wanderte von Reuben zu Henley und Indiana und zurück, und wieder hatte Indiana das unheimliche Gefühl, er könnte sie auf eine unheimliche Art und Weise sehen.»Ich will Ihnen etwas verraten, Reuben. Wir sind nicht einmal mehr weit von ihm entfernt — keine fünfzig Meilen mehr, um genau zu sein. Aber fünfzig Meilen in diesem Land sind mehr als fünfhundert in dem, aus dem Sie kommen. Sie haben keine Chance, ihn zu finden, wenn ich Ihnen nicht verrate, wo er ist.«

«Was Sie allerdings nicht tun werden«, vermutete Indiana.

Ramos machte eine vage Handbewegung.»Wer sagt das? Vielleicht werden wir uns ja einig? Ich will nicht viel — nur einen fairen Anteil.«

Reuben ächzte.»Sie wagen es, jetzt noch Forderungen zu stellen?«

«Und warum nicht? Sie wollen etwas von mir — und ich will etwas von Ihnen — was liegt da näher, als daß —«

«Das reicht!«unterbrach ihn Reuben scharf.»Ich denke nicht daran, Geschäfte mit einem Mörder zu machen!«