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«Und?«fragte der FBI-Mann ruhig, als Indiana wieder halbwegs zu Atem gekommen war.

«Sinnlos«, murmelte Indiana.»Sie geht nicht auf.«

Reuben zog die Augenbrauen hoch.»Es hätte mich auch gewundert, wenn Sie Erfolg gehabt hätten, Dr. Jones«, sagte er spöttisch.»Wir haben es zu viert versucht.«

Indiana schüttelte beinahe trotzig den Kopf.»Ich … ich hatte das Gefühl, daß sie sich bewegt. Ein kleines bißchen mehr, und — «

«Ich weiß«, knurrte Reuben.»Wahrscheinlich liegt nur irgendein Trümmerstück davor. Ein paar kräftige Stöße und …«Er zuckte mit den Schultern.»Dummerweise kann niemand lange genug die Luft anhalten.«

«Wir brauchten ein Werkzeug«, murmelte Indiana. Er sah sich suchend um, während Reuben ein zweites Mal mit den Achseln zuckte.

«Auf diese Idee sind wir allerdings auch schon gekommen«, sagte er.»Ramos’ Männer haben aber alles mitgenommen. Zumindest alles, was auch nur irgendwie nach einem Ausbruchswerkzeug aussah.«

Indiana antwortete nicht. Konzentriert betrachtete er die herumschwimmenden Trümmerstücke. Reuben schien recht zu haben — obwohl auf dem Wasser genug Gerümpel herumtrieb, um eine kleine Müllkippe damit zu füllen, war nichts darunter, mit dem man eine massive Eisentür aufbrechen konnte. Nichts außer –

Zwischen dem Gerümpel und Reubens Männern trieb ein leerer Zinkeimer auf dem Wasser. Er war zu vier Fünfteln vollgelaufen, so daß nur noch ein handbreiter Metallkreis aus dem Wasser ragte. Aber als Indiana hinüberwatete und ihn hochhob, sah er, daß er unbeschädigt war.

«Wollen Sie das Boot damit leerschöpfen?«fragte Reuben spöttisch, als Indiana triumphierend mit seinem Fund zurückkehrte.

Indiana würdigte ihn nicht einmal einer Antwort, sondern hob den Eimer so weit aus dem Wasser, wie er konnte, drehte ihn herum und überzeugte sich noch einmal davon, daß er tatsächlich vollkommen unbeschädigt war. Reuben betrachtete ihn stirnrunzelnd und sagte jetzt nichts mehr.

«Helfen Sie mir«, befahl Indiana.»Versuchen Sie, ihn geradezuhalten. So gerade wie möglich.«

Reuben runzelte die Stirn — dann hellte sich sein Gesicht auf, als er endlich begriff, was Indiana vorhatte. Auch zwei oder drei seiner Männer, die Indianas Suche neugierig verfolgt hatten, kamen herbeigewatet und streckten hilfreich die Arme aus.

Indiana ging so weit in die Knie, bis ihm das Wasser buchstäblich bis zur Unterlippe reichte, dann stülpte er sich den Eimer — der von einem Dutzend Hände in der Waage gehalten wurde — über wie ein Ritter seinen altertümlichen Helm. Es war schwerer, als er erwartet hatte, ihn genau gerade zu halten, und es war noch schwerer, ihn unter Wasser zu ziehen, denn die darin eingeschlossene Luft strebte nach oben, aber es ging. Behutsam ließ er sich fast bis auf die Knie herabsinken, hielt den Eimer nur noch mit einer Hand fest, tastete mit der anderen um sich und betete, daß keiner der Männer über ihm stolperte oder eine falsche Bewegung machte. Er wußte, daß er trotz allem nur wenig Zeit hatte. Die Luft würde vielleicht für zwei oder drei Minuten reichen, kaum länger. Aber zwei oder drei Minuten und ein bißchen Glück waren vielleicht auch alles, was sie brauchten.

Gut die Hälfte dieser Zeit verging, bis er die Tür überhaupt wiederfand, denn er konnte sich nur langsam bewegen, mußte seine Bewegungen außerdem mit denen von Reuben und den drei anderen abstimmen, die ihm folgten und versuchten, seinen improvisierten Taucherhelm am Umkippen zu hindern, aber schließlich erreichte er die Tür. Seine Finger ertasteten den Spalt und quetschten sich hindurch.

Er drückte mit aller Kraft. Die Tür zitterte, bewegte sich einige Millimeter weiter, ächzte wie ein lebendes Wesen, das sich seiner Kraft entgegenstemmte, und stieß erneut auf Widerstand. Aber sie hatte sich bewegt.

Der Luftvorrat in dem Eimer war so gut wie aufgebraucht, als Indiana auftauchte. Wieder benötigte er Sekunden, bis er seine Lungen soweit mit Sauerstoff gefüllt hatte, um überhaupt sprechen zu können.»Sie bewegt sich«, keuchte er.»Ich brauche ein Werkzeug. Irgend etwas. Einen Hebel.«

Die Männer begannen gemeinsam, den Raum abzusuchen. Sie tauchten unter, rissen die zerfetzten Pakete noch weiter auf und zerrten sogar an den Trägern, die die Decke hielten, aber alles, was Indiana am Schluß in den Händen hielt, war ein losgerissenes Kistenbrett, das vom Wasser völlig verquollen und aufgeweicht war. Aber wenn das wirklich alles war, was sie hatten, dann mußte es eben genügen.

Er atmete noch einmal so tief ein, wie er konnte, stülpte seinen improvisierten Taucherhelm wieder über und ließ sich in die Knie sinken. Diesmal fand er die Tür schneller. Mit zusammengebissenen Zähnen zwängte er die Latte durch den Türspalt, zog mit aller Kraft — und stürzte hilflos nach hinten, als das Brett sich durchbog und abbrach.

Keuchend und nach Luft schnappend kam er wieder hoch. Reuben sah ihn schweigend an, aber diesmal war das Flackern in seinen Augen keine Furcht mehr, sondern etwas, das an Panik grenzte.

Indiana wartete, bis sich seine keuchenden Lungen wieder einigermaßen beruhigt hatten.»Also gut«, sagte er.»Auf ein neues. Ich muß es schaffen.«

Er streckte die Hände nach dem Eimer aus, aber Reuben zögerte.»Sie sind völlig fertig, Jones«, sagte er.»Lassen Sie es einen der Männer versuchen.«

«Das nächste Mal«, antwortete Indiana.»Ich probiere etwas anderes aus. «Er hob die Arme aus dem Wasser und streckte sie nach beiden Seiten aus.»Haltet mich fest.«

Zwei weitere Männer kamen herbeigeeilt und griffen nach seinen Händen, während Reuben und die drei anderen wieder den Eimer hielten. Indiana ließ sich behutsam in die Hocke sinken, krabbelte — in einer grotesken, halb nach hinten geneigten Haltung — auf die Tür zu, sog seinen gesamten Luftvorrat aus dem Eimer auf einmal ein und trat mit aller Gewalt zu, die er aufbringen konnte. Scharfer Schmerz schoß durch sein Bein, und er hätte um ein Haar das Gleichgewicht verloren, trotz der Hände, die seine ausgestreckten Arme hielten. Was noch in dem Eimer war, verdiente nicht mehr den Namen Luft, und seine Lungen schienen zerspringen zu wollen. Trotzdem tauchte er noch nicht auf, sondern ließ mit der Linken seinen Halt los und griff noch einmal nach der Tür. Sie hatte sich weit genug geöffnet, um die geballte Faust durch den Spalt zu schieben. Und den Bruchteil einer Sekunde, bevor er die Hand wieder zurückzog, spürte er das Scharren.

Etwas kratzte von außen an der Tür. Das war kein Trümmerstück, das daran scheuerte. Es war, als kratzten … Fingernägel oder Krallen über das Eisen …

Dieser Gedanke ließ Indianas Herz einen erschrockenen Satz machen; aber gleichzeitig wurde ihm auch schwindelig, und im selben Augenblick begriff er, daß der Sauerstoffmangel wahrscheinlich bereits zu Halluzinationen führte. Trotzdem richtete er sich so hastig und erschrocken auf, daß er fast gestürzt wäre.

Vor seinen Augen tanzten bunte Farbringe und Lichtblitze, während er keuchend ein- und ausatmete und vergeblich versuchte, etwas zu sagen. Wie durch graue Nebelschleier hindurch registrierte er, wie Reuben einen der anderen Männer herbeiwinkte und ihm ohne ein weiteres Wort den umgedrehten Eimer überstülpte, damit er Indianas Stelle einnehmen konnte. Er hob die Hand, gestikulierte schwach und versuchte vergeblich, den Männern eine Warnung zuzurufen. Alles, was er hervorbrachte, war ein unverständliches Keuchen und Stöhnen.

«Alles in Ordnung?«erkundigte sich Reuben besorgt.

Anstelle einer direkten Antwort ging Indiana an ihm vorbei und verfolgte gebannt die Wellen auf der Wasseroberfläche, die die Spur des Mannes kennzeichneten, der seine Stelle eingenommen hatte. Nach einigen Augenblicken hörte der Schatten unter der Wasseroberfläche auf, sich zu bewegen, und dann erschollen zwei, drei hallende Schläge, als der Mann mit aller Gewalt gegen die Tür hämmerte.