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Indiana verzog das Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse.»Vielen Dank für das Kompliment«, erwiderte er.»Aber wenn Sie mir schon von sich aus nichts erzählen, dann darf ich vielleicht ein paar Fragen stellen?«

Browning sah ihn reglos an.

Indiana machte eine Geste auf die geschlossene Tür hin.»Diese beiden Deutschen«, sagte er.»Warum sind sie wirklich hier? Doch nicht nur, weil van Hesling zufällig Mitglied einer deutschen Forschungsexpedition war.«

Er hatte mit seiner Vermutung ins Schwarze getroffen, wie der Ausdruck auf Brownings Gesicht verriet. Aber der Regierungsbeauftragte antwortete auch jetzt nicht gleich, sondern blickte betreten zu Boden und begann mit den Füßen zu scharren.

«Das ist«, begann er schließlich nach einer geraumen Weile und in einem sehr gequälten Tonfall,»nicht so einfach zu erklären.«

«Ich bin ein geduldiger Zuhörer«, sagte Indiana.»Und manchmal verstehe ich sogar etwas. Wissen Sie?«

Hinter ihm erklang ein leises, spöttisches Lachen.

Indiana drehte sich erschrocken um — und sog ungläubig die Luft ein.

«Aber das ist doch…!«

«Ganz genau der«, antwortete der schlanke Mann, der plötzlich wie aus dem Nichts hinter ihm aufgetaucht war.»Das ist er.«

Er lächelte, ging mit raschen Schritten an Indiana und Browning vorbei und nahm eine Flasche und drei Gläser vom Regal der Bar, die neben der Tür in die Wand eingelassen war.»Ich nehme an, Sie trinken immer noch Whisky, Doktor Jones?«fragte er, wobei er bereits Eis aus einem Kühlbehälter in die Gläser warf und diese zwei Finger hoch auffüllte. Dann drehte er sich, alle drei Gläser in einer Hand balancierend, herum, reichte eines davon Browning und das zweite Indiana, der es verblüfft entgegennahm. Das dritte behielt er selbst, nippte daran, sagte:»Prost «und nahm einen zweiten, deutlich größeren Schluck.

Indiana starrte sein Gegenüber noch immer fassungslos an. Er begriff sehr wohl, daß der angebotene Drink nur dem einzigen Zweck diente, das Eis zwischen ihnen zu brechen und ihm Gelegenheit zu geben, sich mit der plötzlich völlig veränderten Situation vertraut zu machen. Aber wenn er sonst auch selten Schwierigkeiten hatte, sich auf etwas Neues einzustellen — diesmal hatte er sie. Er hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

«Doktor Browning hat leider recht mit dem, was er Ihnen gerade erzählt hat, Doktor Jones«, sagte der Mann, nachdem Indiana ihn eine volle Minute lang weiter angestarrt und dabei sogar fast das Atmen vergessen hatte.

«Das, was er und Mister Morton Ihnen in Saint Claire erzählt haben, ist wirklich schon beinahe alles, was wir über diesen Eisberg wissen. Nicht ganz, aber fast. Alles andere sind Vermutungen… Und ein paar Befürchtungen.«

Die Pause vor den letzten Worten entging Indiana Jones keineswegs, und er fand seine Fassung jetzt auch wieder. Zumindest weit genug, um stammeln zu können:»Mister President…«

Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika nickte, als schmeichle ihm die Bezeichnung, nahm einen weiteren Schluck aus seinem Whiskyglas, wobei er es leerte, und fuhr sich genießerisch mit der Zungenspitze über die Lippen.

«Leider hatte Doktor Browning auch mit seiner anderen Bemerkung recht«, fuhr er fort.»Nämlich der, daß wir überhaupt keine Zeit haben. Ich dürfte gar nicht hier sein, und offiziell bin ich es auch nicht, wenn Sie verstehen?«

Indiana nickte. Er verstand kein Wort.

«Um es kurz zu machen«, fuhr der Präsident fort,»die Situation ist diese: Wir sind ziemlich sicher, daß die Expedition, an der Doktor van Hesling teilgenommen hat, nicht nur wissenschaftlicher Neugier diente. Wir haben sogar Beweise, daß sich mehrere SS-Offiziere und eine Gruppe regimetreuer Wissenschaftler an Bord befanden sowie einige Ingenieure und Physiker. Fragen Sie mich jetzt nicht, warum oder woher wir diese Informationen haben. Aber es ist so.«

«Aber van Hesling ist — «

«Ich weiß, wer Doktor van Hesling ist«, unterbrach ihn der Präsident mit einem milden, aber auch tadelnden Lächeln.

«Mir ist bekannt, daß Doktor Browning und Sie keine Freunde sind, aber glauben Sie mir: Er ist einer der fähigsten Männer auf seinem Gebiet, über die unser Land verfügt. Informationen, die von ihm kommen, stimmen.«

Das hatte Indiana Jones auch nie bezweifelt. Er hielt Browning nur einfach für einen Idioten. Das war alles.

Plötzlich lächelte der Präsident, als hätte er seine Gedanken gelesen.

«Ich hätte eine Menge darum gegeben, die Deutschen aus der Sache herauszuhalten. Glauben Sie mir, Doktor Jones. Aber leider ging es nicht. Kapitän Morton hat den Vorfall über Funk gemeldet — was seine Pflicht war —, und wir wissen ebenfalls aus sicherer Quelle, daß die Deutschen den Funkspruch abgefangen haben. Sie kennen die angespannte Lage, die im Moment zwischen Hitler-Deutschland und den Vereinigten Staaten von Amerika herrscht. Wir können es uns aus politischen und auch wirtschaftlichen Gründen nicht leisten, die Deutschen vor den Kopf zu stoßen, und es wäre mehr als ein Affront, sie an einer Expedition nicht teilnehmen zu lassen, die offiziell dem Zweck dient, das Schicksal eines verschollenen deutschen Forschungsschiffes aufzuklären.«

«Und inoffiziell?«fragte Indiana.

Das Lächeln des Präsidenten wurde zu einem Grinsen, das an das eines Schuljungen erinnerte, dem ein besonders guter Scherz gelungen war.»Demselben», schmunzelte er.»Herauszufinden, was mit dem Schiff geschehen ist — und weshalb es sich wirklich dort herumgetrieben hat.«

«Ich verstehe«, sagte Indiana.»Sie fürchten, daß die Deutschen dort oben irgendeine Schweinerei vorhaben.«

«Wir wissen es nicht«, sagte Browning anstelle des Präsidenten.»Aber wir wissen, daß der deutsche Geheimdienst völlig aus dem Häuschen geriet, als er die Nachricht bekam, daß van Hesling noch lebt.«

«Es hat uns sogar alle nur erdenkliche Mühe gekostet, von den Deutschen das Einverständnis zu bekommen, diese Expedition überhaupt durchzuführen.«

«Das verstehe ich nicht«, gestand Indiana.

«Das ist ganz einfach«, erklärte der Präsident.»Natürlich können sie uns nicht daran hindern, eine Expedition in die Antarktis loszuschicken.«

«Arktis«, korrigierte Jones.»Verzeihung, Mister President — es heißt Arktis.« Er deutete mit dem Zeigefinger zum Boden hin.»Die Antarktis ist auf der anderen Seite.«

Browning schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen, aber in den Augen des Präsidenten blitzte es abermals belustigt auf.»Von mir aus auch zum Mars«, sagte er lächelnd.»Das ändert nichts. Wie gesagt: Sie können uns nicht daran hindern, eine Expedition nach Was-weiß-ich-wohin zu schicken. Aber sie können uns sehr wohl daran hindern, dabei einen deutschen Wissenschaftler mitzunehmen.«

«Van Hesling?«vermutete Jones.

Der Präsident nickte.»Ja. Wenn das, was wir vermuten, zutrifft, dann hat das alles keinen Sinn ohne seine Begleitung.«

«Und was ist das, was Sie vermuten?«fragte Jones zum wiederholten Mal.

«Das einzige, woran die Deutschen wirklich interessiert sind«, sagte Browning düster.

«Sauerkraut?«

Browning wurde nicht nur blaß, sondern grün im Gesicht, und der Präsident lachte herzhaft.»Waffen«, grinste er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte.»Sehen Sie, Doktor Jones, wir haben die ursprüngliche Expedition van Heslings und der anderen rekonstruiert, soweit es uns anhand der wenigen, uns zugänglichen Daten möglich war. Alles spricht dafür, daß dieses Schiff unterwegs war, um nach irgend etwas zu suchen, was die Wehrmacht als Waffe benutzen kann. Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte. Niemand hat eine Ahnung — aber es muß verdammt wichtig gewesen sein. Sie haben die besten Köpfe ihres Landes losgeschickt.«

«Und keiner ist zurückgekommen.«

«Keiner ist zurückgekommen«, bestätigte der Präsident.»Außer van Hesling. Und kaum hatte Hitler die Nachricht von seinem Überleben erhalten, da hatte er auch schon ungefähr die Hälfte seiner Nordmeerflotte losgeschickt. Die Gewässer rings um Grönland wimmeln im Moment so sehr von deutschen Schiffen und Unterseebooten, daß die Fische wahrscheinlich auswandern werden.«