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Dann fiel der erste von ihnen und verschwand unter der Masse der heranstürmenden Hunnen, und die beiden anderen zogen sich, abwechselnd und mit ihren Schwertern auf die Angreifer einhackend, Schritt für Schritt zurück.

Als sie Lobsang erreichten, stürmten die Hunnen durch die Tür des Vorraumes. Moto streckte zwei von ihnen nieder, und auch Hondo und die beiden Ninjas warfen sich den Männern noch einmal entgegen, um vielleicht entscheidende Sekunden für Indiana und den Samurai zu gewinnen.

Moto erspähte den Durchgang und wollte darauf zustürmen, aber Indiana hielt ihn zurück. Mit einer hastigen Geste scheuchte er ihn zur Seite, ließ sich abermals auf die Knie sinken und betrachtete eine Sekunde lang den Draht, der sich nahezu unsichtbar vor ihnen spannte. Unendlich behutsam streckte er die Hand aus, tastete nach der Handgranate und versuchte, sie von ihrem Haken herunterzunesteln, ohne den Ring abzuziehen. Seine Hände zitterten. Aber es gelang.

Mit einem erleichterten Seufzer richtete er sich auf, zog die Handgranate aus der Öffnung — und starrte verdutzt auf den Abzugsring, der klappernd auf der anderen Seite der Wand zu Boden fiel. Erst dann bemerkte er den zweiten Draht, der daran geknotet gewesen war.

Motos Augen wurden groß, als er die Granate in Indianas Händen erblickte. Lobsang keuchte und war plötzlich verschwunden, um auf der anderen Seite der Tür zwischen den kämpfenden Ninjas und Hunnen wieder aufzutauchen, und Indiana tat das einzige, das ihm einfieclass="underline" Er warf die Handgranate Moto zu.

Moto kreischte, fuhr herum und schleuderte die Granate in Hondos Richtung. Der Japaner ließ erschrocken Gewehr und Samurai-Schwert fallen, fing die Handgranate ganz instinktiv auf, warf sie von der rechten in die linke Hand und wieder zurück wie eine heiße Kartoffel, die er versehentlich angefaßt hatte, und warf sie dann einem seiner Ninja-Krieger zu. Der Schwarzgekleidete schlug sie mit dem Handrücken beiseite, wie ein Volleyballspieler einen Ball. Sie flog in hohem Bogen durch die Luft, prallte von der Pelzmütze eines Hunnen ab und landete in den weit vorgestreckten Händen eines Riesen mit blutüberströmtem Gesicht und glühenden Augen, der sich brüllend seinen Weg durch die Menge der Mongolen bahnte. Es war Indianas Freund aus Washington. Eine Sekunde lang starrte er die Granate in seiner Hand einfach nur an, drehte sie verwirrt in den Fingern, als wüßte er nicht genau, was er da hatte — und dann, endlich, explodierte sie.

Die Druckwelle fegte sie alle zu Boden. Flammen, Rauch und Trümmer quollen durch die Tür herein, aber Indiana verschwendete keine Sekunde mehr darauf, sich davon zu überzeugen, ob und wer die Explosion überlebt hatte, sondern richtete sich hastig auf und kroch auf Händen und Knien in den Geheimgang. Vergeblich versuchte er, im flackernden Licht der Petroleumlampe die Farbe der beiden Hebel vor sich zu unterscheiden. Sie waren uralt, und wenn einmal Farbe darauf gewesen war, so mußte das etliche hundert Jahre her sein.

«Den roten, Dr. Jones!«hörte er Lobsangs Stimme hinter sich.»Ziehen Sie den roten Hebel!«

«Das würde ich ja gern«, knurrte Indiana.»Wenn ich sie unterscheiden könnte!«Er hob die Lampe höher, beugte sich vor — und endlich sah er auf dem linken der beiden Hebel ein schwaches Schimmern von Rot. Hinter ihm wurden Schreie laut, und er hörte die Geräusche eines heftigen Kampfes. Motos Maschinenpistole ratterte, und er hörte die spitzen, abgehackten Kampfschreie Hondos und der beiden Ninjas. Ihm blieb einfach keine Zeit mehr. Entschlossen griff er nach dem linken der beiden Hebel und riß ihn mit aller Kraft nach unten.

Nichts geschah.

Die massive Eisenplatte, die den Durchgang vor ihm verschloß, rührte sich nicht.

«Worauf warten Sie, Jones?«drang Motos Stimme an sein Ohr.»Sie überrennen uns!«

Indiana riß noch einmal an dem Hebel, und diesmal passierte tatsächlich etwas.

Allerdings nicht mit der Eisenplatte vor ihm.

Ein winziger Kieselstein fiel von der Treppe und prallte von seiner linken Schulter ab.

Verwirrt blickte Indiana auf, hob die Lampe — und unterdrückte nur mit Mühe einen entsetzten Aufschrei. In der Decke über ihm war ein Riß entstanden. Entlang einer haarfeinen, schnurgeraden Linie spaltete sich der scheinbar massive Fels, und darüber war kein Hohlraum, auch kein weiterer Felsblock, sondern etwas, dessen Anblick Indianas Herzschlag für einen Moment stocken ließ.

Steine.

Winzige Kiesel wie der, der ihn gerade getroffen hatte, aber auch faustgroße Brocken, runde, eckige, glatte und poröse Steine und Steinchen, die durch nichts anderes als durch den Druck, den sie gegeneinander ausübten, gehalten wurden — und die Decke, die sich nun weiter und weiter teilte.

Mit einem gellenden Schrei schleuderte er die Lampe hinter sich und sprang mit weit ausgestreckten Armen durch den Ausgang. Hinter ihm polterte eine Lawine aus Millionen kleiner und großer Kieselsteine zu Boden. Keuchend robbte er weiter, während hinter ihm eine ganze Lawine von Kieselsteinen und Felsbrocken herunterkrachte. Hände griffen nach seinen ausgestreckten Armen, zerrten ihn das letzte Stück aus der Kammer heraus und rissen ihn in die Höhe. Motos schrek-kensbleiches Gesicht tauchte vor ihm auf, während Lobsang verzweifelt zu gestikulieren begann.

«Der rote, Dr. Jones!«lamentierte er.»Ich habe Ihnen doch gesagt, ziehen Sie den roten Hebel!«

«Aber das habe ich!«verteidigte sich Indiana zornig.»Ich bin doch nicht lebensmüde. Ich habe den roten Hebel ge-«Er sprach nicht weiter. Lobsangs Augen hatten sich erstaunt geweitet, und auf seinem Gesicht erschien ein Ausdruck maßloser Verblüffung, während er Indianas Hände anstarrte. Auch Indiana sah auf seine Finger herab — und sog überrascht die Luft ein.

Seine Hände waren rot.

«Dzo-Lin!«murmelte er.»Dieser verdammte, raffinierte Hund!«

Moto beugte sich ein wenig zur Seite und nach unten, um an Indiana vorbei in die Kammer blicken zu können. Jenseits der Wand polterten immer noch Steine zu Boden, und ein Teil der Miniatur-Lawine begann bereits durch die Tür zu quellen.»Ich schätze, jetzt sitzen wir endgültig in der Falle«, murmelte Moto.

Der Boden unter ihren Füßen begann ganz leicht zu zittern, und ein Geräusch wie das Grollen eines noch weit entfernten Gewitters drang an Indianas Ohr. Erschrocken blickte er auf.

Das Zittern hörte nicht auf, sondern hielt an und schien sogar noch an Intensität zuzunehmen, und auch das Grollen wurde lauter. Nach einigen Augenblicken glaubte Indiana, auch noch einen anderen Laut zu identifizieren: einen dunklen, rumpelnden Laut, wie von großen Steinen, die sich aneinanderrieben.

In diesem Punkt allerdings täuschte er sich. Es waren keine großen Steine, sondern sehr viele kleine, und sie waren nicht halb so weit entfernt wie er gehofft hatte, sondern stürzten im Gegenteil schlagartig und von einer Sekunde auf die andere auf der anderen Seite der Tür zu Boden. Hondo und einer seiner Ninjas entgingen dem tödlichen Regen durch einen verzweifelten Satz, aber der zweite Krieger und der größte Teil der Angreifer wurden unter dem tödlichen Steinhagel begraben. Die Überlebenden zogen sich hastig nach draußen auf den Flur zurück; bis auf zwei, die dumm genug waren, sich zu ihnen hineinretten zu wollen. Moto schoß sie nieder.

Etwas berührte Indianas Beine, und als er sich herumdrehte, erkannte er voller Schrecken, daß aus dem Geheimgang noch immer Steine hervorquollen. Da es sich fast ausnahmslos um runde, glatte Kiesel handelte, war die Lawine keineswegs zum Stehen gekommen, sondern wälzte sich langsam, aber unaufhaltsam weiter in den Raum hinein. Und auch die Wand darüber hatte mittlerweile Risse bekommen. Ein leises, beunruhigendes Knistern und Knirschen war zu hören.