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«Vielleicht beantwortet es auch die Frage, wie Sie und Ihre Männer wieder aus diesen Bergen herauskommen wollen«, sagte Indiana giftig.»Oder haben Sie zufällig eine spezielle Art von Fallschirmen dabei, mit denen Sie wieder zu Ihren Flugzeugen hinauf springen können?«

Moto lachte herzhaft.»Ganz so einfach wird es leider nicht sein, Dr. Jones«, gestand er.»Aber keine Sorge — ich habe auch daran gedacht. Eine gut ausgerüstete Expedition ist bereits auf dem Weg zu uns. Wir werden einige Unbequemlichkeiten erdulden müssen, aber wir werden es überleben. Und wir sind nicht mehr ganz so allein und hilflos wie heute morgen.«

Zumindest in diesem Punkt hatten sich Indianas Befürchtungen gottlob nicht bestätigt: Es hatte zwar Stunden gedauert, bis die in alle Richtungen auseinandergewehten Soldaten das Lager erreicht hatten, aber von den fünfzig Mann, die die Flugzeuge abgesetzt hatten, hatten es nur acht nicht geschafft. Indiana war allerdings nicht völlig sicher, ob er sich wirklich darüber freuen sollte. Der Angriff der Hunnen hatte gezeigt, daß Shambala bewacht wurde aber gegen zweiundvierzig von Motos Ninja-Soldaten hatten vermutlich nicht einmal zweihundert Hunnen eine Chance.

Die Zeltplane wurde zurückgeschlagen, und einer der Soldaten trat ein. Er salutierte und wandte sich dann an Moto. Indiana verstand nicht, was er sagte, aber auf Motos Gesicht breitete sich eine Mischung aus Sorge und leiser Verärgerung aus.

Er antwortete nicht, sondern stand mit einem Ruck auf und ging aus dem Zelt. Indiana folgte ihm, wogegen Moto keine Einwände erhob.

Eine kleine Gruppe Soldaten hatte sich unweit des Zeltes versammelt und redete aufgeregt und heftig gestikulierend miteinander. Moto sorgte mit einem knappen Befehl für Ruhe.

Aber die mühsam unterdrückte Furcht vermochte er nicht aus den Gesichtern der Männer zu vertreiben.

Moto redete eine ganze Weile mit den Soldaten, ehe er sich mit finsterem Gesicht wieder umdrehte.

«Probleme?«fragte Indiana. Er versuchte vergeblich, so etwas wie Schadenfreude in seine Stimme zu legen.

«Nein«, blaffte Moto. Aus irgendeinem Grund war er sehr wütend.»Diese Narren beginnen Gespenster zu sehen — schon in der ersten Nacht. Das kann ja heiter werden.«

«Gespenster?«hakte Indiana nach.

Moto zögerte einen spürbaren Moment, aber dann antwortete er doch.»Sie behaupten, den Schneemenschen gesehen zu haben.«

«Den Yeti?«fragte Indiana überrascht.

«So nennt man ihn wohl. «Moto nickte widerwillig.»Was für ein Unsinn!«

Vom anderen Ende des Zeltlagers hallte ein Schrei herüber, der eine Sekunde später von einem kurzen Feuerstoß aus einer Maschinenpistole beantwortet wurde.

Sie rannten los. Das Feuer brach ab, aber sie hörten Schreie, und aus den Zelten rannten Soldaten und schlossen sich ihnen an. Eine Leuchtkugel schoß zischend in die Höhe und tauchte das Lager in rotes, unheimlich flackerndes Licht.

Am entgegengesetzten Ende des Zeltlagers waren an die zwanzig Soldaten zusammengelaufen; sehr nervös — und voller Furcht. Sie standen um einen Punkt wenige Meter von den Felsen entfernt und wichen nur widerwillig beiseite, als Moto und Indiana herangeeilt kamen.

«Was zum Teufel ist hier los?«knurrte Moto auf englisch.

«Diese Narren erschrecken vor jedem Schatten, der — «

Er brach überrascht ab, als die Männer vor ihm Platz machten und sie sehen konnten, was sie so erschreckt hatte.

Es war eine Spur. Allerdings nicht die eines Menschen.

Auch Indiana riß verblüfft die Augen auf. Er hatte nie zuvor eine Fußspur wie diese gesehen. Sie glich eher der eines Affen als der eines Menschen, aber wenn, dann des größten Affen, von dem er je gehört hätte.

Sie führte von den Felsen zum Rand des Lagers und wieder zurück. Jeder einzelne Abdruck war gute vierzig Zentimeter lang. Und noch etwas fiel Indiana auf.

Neugierig beugte er sich vor und betrachtete die monströsen Fußspuren im Schnee genauer, bis er bemerkte, daß Moto ihn mißtrauisch ansah. Er richtete sich hastig wieder auf.

«Haben Sie etwas entdeckt, Dr. Jones?«fragte Moto.

«Nein«, antwortete Indiana ausweichend.»Ich bin nur … erstaunt. Ich habe so etwas noch nie gesehen.«

«Ich auch nicht«, sagte Moto.»Wofür halten Sie das?«

«Auf jeden Fall nicht für den Yeti«, antwortete Indy; selbst für seinen eigenen Geschmack eine Spur zu hastig, um wirklich überzeugend zu wirken.

Er überzeugte Moto auch nicht. Ganz im Gegenteil — die Augen des Japaners wurden noch schmaler, und auf seinen Zügen erschien ein lauernder Ausdruck. Aber zu Indianas Überraschung sagte er nichts mehr, sondern blickte nur noch eine Sekunde lang nachdenklich auf die Spur im Schnee herab — und bewegte sich dann langsam in die Richtung, in der sie zwischen den Felsen verschwand. Indiana folgte ihm, und nach kurzem Zögern gesellten sich auch einige Soldaten zu ihnen. Einige.

Längst nicht alle.

Indiana war nicht besonders überrascht, daß sich die Spuren nach wenigen Metern zwischen den eisverkrusteten Felsen verloren. Aber ihm fiel noch etwas auf: Die Felsen waren an dieser Stelle besonders steil und hoch. Selbst Moto hatte manchmal Mühe, sich durch die engen Spalten und Zwischenräume zu zwängen. Für ein Wesen, das solche Spuren hinterließ, gab es hier eigentlich kein Durchkommen.

«Hier stimmt doch etwas nicht«, murmelte Moto. Er gab einem der Soldaten einen Befehl, und der Mann feuerte eine weitere Leuchtkugel ab. Zischend und funkensprühend stieg das Geschoß in die Höhe und überzog das Eisfeld mit Helligkeit.

Und im gleichen Moment sahen sie den Yeti.

Hoch aufgerichtet und mit weit ausgebreiteten Armen stand das Ungeheuer über ihnen auf einem Felsen, ein Gigant mit zottigem, schmutzigweißem Fell, das vom flackernden roten Licht der Leuchtkugel wie mit Blut überzogen zu sein schien.

Er war größer als ein Bär, aber nicht so massig. Fürchterliche Klauen blitzten wie fingerlange Dolche an seinen Pranken, und sein Gesicht war eine schreckliche Mischung aus Affe, Mensch und noch etwas, das Indiana nicht einordnen konnte. In der vorgewölbten Schnauze blitzten ehrfurchtsgebietende, gekrümmte Fänge, und die Augen loderten wie kleine, glühende Kohlen.

Die Leuchtkugel erlosch, und aus dem Giganten wurde ein monströser, struppiger Schatten, der noch größer erschien. Ein tiefes, drohendes Knurren erklang.

Einer der Soldaten begann zu schießen. Aus dem Knurren wurde ein wütender Schrei, und die Soldaten ergriffen voller Panik die Flucht. Moto und Indiana wurden einfach mitgerissen. Hinter ihnen wurde das Brüllen des Yeti immer lauter und zorniger, und sie hörten das Krachen und Poltern von Steinen, vermischt mit stampfenden Schritten.

«Auf jeden Fall nicht der Yeti, wie?«brüllte Moto, während sie nebeneinander zum Lager zurückrannten.»Was für ein Wissenschaftler sind Sie, Dr. Jones? Einer, der mit Kaffeesatz und Kristallkugeln arbeitet?«

Indiana warf einen Blick über die Schulter zurück. Er konnte das Ungeheuer nicht mehr sehen, aber er konnte seine stampfenden Schritte fühlen. Was zum Teufel ging hier vor?

Sie blieben erst stehen, als sie wieder im Lager und von zwei Dutzend bewaffneten Soldaten umgeben waren. Die Männer feuerten jetzt Leuchtkugeln in ununterbrochener Folge, aber das flackernde rote Licht machte es eher schwerer, etwas zu erkennen.

«Was ist das, Jones?«fragte Moto. Seine Stimme klang wieder gefaßt, aber es gelang ihm nicht ganz, seine Nervosität zu verbergen.»Ich meine, es … es gibt doch keinen Yeti, oder?

Nicht wirklich!«

«Das habe ich bis vor zehn Minuten auch geglaubt«, murmelte Indiana.

Wieder krachte ein Schuß, aber diesmal vom anderen Ende des Lagers. Schreie gellten auf, und plötzlich zerrissen Donner und Blitz einer explodierenden Handgranate die Nacht. Moto begann lautstark und auf japanisch zu fluchen und stürmte in die Richtung, aus der der Lärm gekommen war. Als er zurückkehrte, befanden sich zwei weitere Soldaten in seiner Begleitung. Beide bluteten aus einem halben Dutzend kleiner Schnitt-und Schürfwunden; verletzt vom Splittern ihrer eigenen Handgranate. Den Yeti hatten sie natürlich nicht erwischt.