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»Prima Gefallen.«

»Der Brief, den ich in Ihrem Namen aufgesetzt habe, nennt als Grund für Ihr Ausscheiden >persönliche Beweg-gründe<. Sie täten gut daran, ihn zu unterzeichnen, anderenfalls werden Sie niemals mehr Gelegenheit haben, an irgendeiner Universität zu unterrichten.«

»Nein, ich werde Ihren Vorschlag bestimmt nicht annehmen«, sagte Indy, »denn ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen. Harry, wenn Sie mich loswerden möchten, dann müssen Sie mich schon feuern.« Und damit zerriß er das Kündigungsschreiben.

»Jones«, sagte Gruber eiskalt, »Sie sind gefeuert.«

KAPITEL ZWEI. Das geheimnisvolle Manuskript

Indiana Jones blieb auf der obersten Stufe der doppelten Steintreppe stehen, die zum Haupteingang des American Museum of Natural History führte. Die hinter der Hochhaussilhouette von New York versinkende Sonne warf lange Schatten über die 77. Straße, und das Laubwerk der Bäume im angrenzenden Central Park glühte rotgolden. Der Feierabendverkehr hatte sich gelegt, und das gehetzte Treiben der Taxis und Fußgänger, die keine Minute ihres kostbaren Feierabends verlieren mochten, war verschwunden. Von der ungewöhnlichen Stille angeregt, fragte Indy sich, ob in ein paar tausend Jahren ein zukünftiger Archäologe an genau dieser Stelle stehen und sich angesichts der Ruinen der Stadt fragen würde, wie die Menschen früher einmal an diesem Ort gelebt hatten.

Quietschende Reifen rissen ihn aus seinen Gedanken. Unten auf der Straße bremsten ein paar Taxis, damit die Fahrgäste aussteigen konnten. Einer der Fahrer drückte auf die Hupe, während der andere mit einer Geste unerschütterlichen Selbstbewußtseins den Arm aus dem Fenster streckte und ein allgemein verständliches Handzeichen der totalen Respektlosigkeit zur Schau stellte.

Kopfschüttelnd betrat Indy das Museum.

Der Reptilienschau in der Mitte des ersten Saales schenkte er keine große Aufmerksamkeit, spürte aber den Blick aus den kalten Glasaugen einer ausgestopften Anakonda, die inmitten einer realistischen Dschungelnachbildung präsentiert wurde. Mit großen Schritten näherte er sich der östlichen Treppe und dem angrenzenden Fahrstuhl und betrat einigermaßen erleichtert die Kabine.

»Welches Stockwerk?« erkundigte sich der Fahrstuhlführer.

»Fünftes.«

»Die Ausstellungen liegen nur in den ersten vier Stockwerken, Mister«, sagte der Mann und strich seine Uniformjacke glatt. »In der fünften Etage sind die Büroräume der Verwaltung, die Labore und die Bibliothek untergebracht. Besucher sind nicht erlaubt.«

»Wer ist ein Besucher? Ich bin Professor - ich meine, Dr. Jones. Ich möchte Marcus Brody sehen.« Er hielt inne und sprach dann in freundlicherem Tonfall weiter. »Ich habe ein paar der Ausstellungsstücke der neuen ZentralamerikaAusstellung zusammengetragen.«

Der Fahrstuhlführer betätigte den Messinghebel. Der Fahrstuhl glitt nach oben, während der Mann den Blick nach vorn richtete und keinerlei weitergehendes Interesse an ihm zeigte.

»Vielleicht haben Sie schon von mir gehört?« fragte Indy hoffnungsvoll nach.

Der Mann warf einen Blick über seine Schulter und inspizierte Indy von Kopf bis Fuß, vom Scheitel bis zur Sohle.

»Nö«, sagte er. »Brody, den kenne ich, aber von Ihnen habe ich noch nie gehört.«

Sich etwas kleiner als zuvor fühlend, verließ Indy den

Fahrstuhl. Ich hätte es wissen müssen, schalt er sich. Es bringt doch nichts, wenn man versucht, das angeschlagene Ego durch einen Fremden aufzupäppeln. Aber seit er seinen Job in Princeton verloren hatte, hatte sein Selbstbewußtsein spürbar Schaden genommen. Wenigstens, versuchte Indy sich zu beruhigen, war der Mann ehrlich gewesen.

Indy und Marcus Brody gingen die Treppe hinunter. Sie hielten nur einmal inne, im Südwestflügel in der zweiten Etage, um einen kurzen Blick auf die Ausstellung mit dem Titel Archäologie in Mexiko und Zentralamerika zu werfen. Die Mitte des Raumes wurde von Reproduktionen beherrscht, die Zeremoniensteine, Stelen und Fresken zeigten. GOLD- UND JADEORNAMENTE UND WERTVOLLE STEINE informierte ein Schildchen an dem Glaskasten in der Raummitte, WURDEN VON DR. HENRY JONES, JR., VON DER PRINCETON UNIVERSITY, IN EINEM KOMPLEX ANTIKER GRÄBER IN COSTA RIGA ENTDECKT. VON BESONDERER BEDEUTUNG SIND DIE RELIGIÖSEN EMBLEME, DIE DARÜBER HINAUS VON BEMERKENSWERTEM DESIGN SIND, ALLEN VORAN DAS KROKODIL, DAS EINE SCHLANGE VERSCHLINGT, DIE VOGELÄHNLICHE FIGUR MIT DER ECHSE UND DER MANN, DER VON EINEM GEIER AUFGEFRESSEN WIRD. In anderen Kästen waren Töpferarbeiten und Geschirr aus verschiedenen Perioden ausgestellt. Auf Ausgrabungsplänen waren Städte, Gräber und Quellen eingezeichnet. Eine ruhende Gestalt - eine Gipskopie einer echten Figur in Chichen Itza - wachte mit undurchsichtigem Lächeln über die Ausstellung.

»Du hast hervorragende Arbeit geleistet, Marcus«, lobte Indy seinen Freund.

»Dir gebührt der Dank«, entgegnete Brody. »Das ist das Ergebnis deiner harten Arbeit. Deine Feldnotizen waren erstklassig, und so hatte ich keinerlei Schwierigkeiten, die Artefakte in eine logische Folge zu bringen. Natürlich hatte ich gehofft, daß der Kristallschädel quasi das Kernstück bildet.«

»Vielleicht kriegst du sie ja noch«, meinte Indy.

»Sie?« fragte Brody.

»Tut mir leid«, entschuldigte sich Indy und kam sich auf einmal wie ein Idiot vor. »Das ist etwas, was ich von Sarducci übernommen habe - wer immer er gewesen sein mag. Ach ja, ist es dir gelungen, den Namen mit einem glatzköpfigen Mann in Verbindung zu bringen?«

»Nein, leider nicht. Meine Kollegen konnten weder mit dem Namen noch mit der Beschreibung etwas anfangen. Was nicht heißen soll, daß ich meine Nachforschungen deshalb einstellen werde.«

»Du gehst doch hoffentlich diskret vor«, gab Indy zu bedenken. »Wer immer diese Leute sein mögen, sie hatten auf alle Fälle eine Vorliebe für alles, was Kugeln ausspuckt.«

Die beiden Männer kehrten dem Museum den Rücken. Der Abend war angenehm mild, und sie schlenderten in Richtung Süden, vorbei an den großen Hotels, die sich am Central Park West wie Wachtürme ausnahmen. Am Maje-stic, an der Kreuzung 72. Straße, hielt ein Taxi direkt an der Ecke. Ein Mann stieg aus. Mit seinem Bart, Gehstock und seinem dunklen Anzug paßte er nach Indys Einschätzung eher ins viktorianische Zeitalter als in die Gegenwart.

»Brody«, sagte der Mann warmherzig. »Wo haben Sie sich versteckt? Wir haben Sie beim letzten Treffen vermißt. Chapman fing wieder an, seine Kriegserinnerungen über diese verdammte Expedition nach Gobi zum besten zu ge-ben, und ich weiß nicht, warum Ihnen das erspart bleiben soll.«

»Ich fürchte, die Arbeit hat mich aufgehalten«, sagte Brody. »Aber ich freue mich, daß ich Ihnen über den Weg laufe, denn hier ist jemand, den Sie meiner Meinung nach kennenlernen sollten - jemand, der - wie ich finde - unseren Club vervollständigen würde.«

»Nur zu«, erklärte sich der Mann bereit.

»Indy, das hier ist Vilhjalmur Stefansson, Präsident des berühmten Explorers' Club, der sich hier, im Majestic, trifft.«

Stefansson reichte ihm die Hand.

»Präsident Stefansson«, stellte Brody weiter vor, »ich darf Ihnen den bemerkenswerten Wissenschaftler und Abenteurer Indiana Jones vorstellen.«

»Indiana Jones!«

Stefanssons Hand erstarrte.

»Gütiger Gott, Mann, ich habe erst kürzlich von ein paar anderen Mitgliedern von Ihren Abenteuern erfahren«, verkündete er.