Выбрать главу

»Spielen Sie mit dem Gedanken, von Bord zu gehen?« wollte O'Toole wissen.

»Nein«, antwortete Indy. »Ich habe mir Gedanken über eine mögliche Sabotage gemacht. Die Macon scheint mir ein gut sichtbares Ziel zu sein, das nicht gerade schwer zu finden sein dürfte.«

»Nun, wir sind nicht in Reichweite eines Landfalls. Das würde kein Sparrowhead schaffen«, meinte O'Toole. »Mal angenommen, es befände sich ein Saboteur an Bord und er wollte mit einer der Sparrowhead-Maschinen türmen, dann müßte er dem Festland viel näher sein, als wir es im Augenblick sind. Anderenfalls müßte man sein Manöver mit einem Selbstmordversuch gleichsetzen.«

»Wie steht es mit anderen Flugzeugen?« fragte Indy. »Ich meine jetzt nicht die Sparrowheads, sondern eine andere Gattung. Könnte es der gelingen, zu uns vorzustoßen?«

»Unwahrscheinlich«, meinte O'Toole. »Da brauchte es schon einen erfahrenen Piloten, der in der Lage ist, auf dem Trapezmechanismus anzudocken. Und wir sind einfach zu weit vom Festland entfernt. Bislang gibt es noch kein kleines Flugzeug, das eine entsprechende Reichweite vorzuweisen hat.«

»Dann wäre also auch keins von Balbos Flugbooten dazu in der Lage?«

»Bestimmt nicht. Für so ein Unternehmen braucht man eine kleine Maschine, ein Kampfflugzeug.«

»Vielleicht einen Aufklärer.«

»Nun ... ja.«

»Manche Luftschiffe verfügen über Aufklärer, nicht wahr?«

»Nicht manche, sondern viele.«

Indy verließ den Tisch und trat an die Fenster längs der Bordküche. Die Macon durchflog eine Wolkenwand. Wann immer die Wolkenwand Lücken aufwies, konnte man noch das Kielwasser des Schiffes sehen.

»Können Sie mir sagen, was für ein Schiff das ist?« fragte

er.

O'Toole nahm ein Fernglas vom Fensterbrett und hielt es an die Augen. Ein paar Sekunden lang studierte er das Schiff, dann reichte er Indy das Fernglas.

»Ein mittelgroßes Kriegsschiff«, sagte er. »Um welchen Typ es sich handelt, kann ich nicht genau sagen.« Er ging zu einem Telefon am Schott.

»Hallo?« sagte er. »Sind Sie über den Verkehr zur See informiert? Wissen Sie, was für ein Kriegsschiff da unter uns liegt?« O'Toole legte die Hand über die Sprechmuschel. »Er fragt auf der Brücke nach ... Ja, ich bin dran. Ein italienischer Unterseeboot-Jäger? Richtig. Danke, Sir.«

»Unterseebootjäger verfügen über Aufklärer«, ließ Indy wissen. »Der Hangar liegt direkt unter der Bordküche und den Mannschaftsquartieren. Gibt es da eine Luke oder etwas in der Art?«

»Nein, nur ein großes Loch in Form eines Flugzeuges.«

»Wird der Hangar bewacht?«

»Wir hatten nie den Eindruck, daß das notwendig sei«, sagte O'Toole. »Das Hangardeck wird bei solcher Witterung gesichert. Menschen halten sich dann dort nicht mehr auf, weil das Risiko zu groß ist, daß jemand über Bord geht. Professor, meinen Sie, daß das Klopfen was zu bedeuten hat?«

»Ich habe keine Ahnung. Würde das jemand anderem als mir auffallen?«

»Vermutlich nicht«, meinte O'Toole. »Als das Heck der Akron auf dem Wasser aufschlug, haben wir das kaum gespürt. Das Luftschiff absorbiert Vibrationen bis zu einem bestimmten Punkt, es sei denn, man befindet sich direkt darauf.«

»Sie sollten das Hangardeck durchsuchen lassen«, schlug Indy vor.

»Der Kommandant wird sich nicht darauf einlassen, jedenfalls nicht bei solchem Wetter«, meinte O'Toole. »Er hält diese Idee garantiert für idiotisch. Und auch ich halte Ihren Vorschlag nicht gerade für einleuchtend.«

Indy grunzte.

»Sie wären überrascht, wenn Sie wüßten, was mir schon alles widerfahren ist«, sagte er. »Ich kann Sie nicht darum bitten, Ihren Befehlen zuwider zu handeln, aber ich kann ja nachsehen.«

»Aber, Professor, es wurde Ihnen doch gesagt, daß Sie da nichts zu suchen haben.«

»Ich habe einfach ein ungutes Gefühl«, entgegnete Indy. »Setzen Sie sich mit der Brücke in Verbindung und sagen Sie ihnen, daß ich Hilfe auf dem Hangardeck brauche.«

»Nein, das tue ich nicht«, sagte O'Toole. »Die häuten mich bei lebendigem Leib, wenn sie erfahren, daß ich Sie dort hingehen lasse.«

Indy verließ die Messe und stürmte die Treppen zum Hangardeck hinunter. Dort war es kalt. Er konnte niemanden sehen. Die fünf Sparrowheads waren in einem Halbkreis festgezurrt. Die Nasen waren zum Lagerraum des Luftschiffs ausgerichtet. Den Trapezhaken hatte man an einem Schienensystem unter der Decke festgemacht, mit dem die Flugzeuge in und aus dem Luftschiff geschwenkt wurden. Es sah nicht so aus, als ob ein Flugzeug unbeobachtet an der Macon andocken konnte.

Vorsichtig schritt Indy den Rand der Flugzeugöflnung ab. Er war sich nicht darüber im klaren, was er eigentlich suchte, hatte aber deutlich das Gefühl, daß er von jemandem beobachtet wurde. Er kniete sich vor den Lukenrand und spähte nach draußen, konnte aber in der Dunkelheit nichts erkennen.

Plötzlich zerriß ein Blitz den Himmel und leuchtete wie ein riesiger Scheinwerfer den Bauch der Macon aus. Die Silhouette eines kleinen Flugzeuges, das achtern im Hangar auf einer Luftschiffwarteposition hing, brannte sich in Indys Netzhäute.

Grelle Tupfen tanzten vor seinen Augen.

Indy kroch nach hinten. Zur Sicherheit tastete er den Fußboden ab. Sehen konnte er nichts. Er schüttelte den Kopf, rieb sich die Augen. Trotzdem war alles um ihn herum verschwommen.

Hinter seinem Rücken waren Schritte zu hören.

»O'Toole?« fragte Indy hoffnungsvoll.

Die Schritte kamen näher.

»Wer ist da?« fragte er.

»Eccomi, Dottore Jones!« sagte eine italienische Stimme. »Hier bin ich! Mein Name ist Mario Volatore. Sie haben meinen Bruder Marco getötet. Jetzt sind Sie an der Reihe zu sterben.«

Ein Stiefel erwischte Indy am Kinn und warf ihn auf den Rücken. Schwerfällig erhob er sich, aber ein Faustschlag auf die Schläfe sorgte dafür, daß er wieder am Boden lag.

»Es ist doch genial, wie wir unser Flugzeug modifiziert haben, damit es an Ihrem amerikanischen Luftschiff andocken kann, nicht wahr?« fragte Mario. »Wer hätte das gedacht? Wer würde das schon bei solch einem Sturm vermuten? Was für eine Tragödie! Sie werden sagen, daß es sich um einen Konstruktionsfehler handelte, genau wie bei dem zum Untergang verdammten Schwesternschiff Akron. «

Indy wappnete sich gegen den nächsten Schlag. Sein Sehvermögen kehrte langsam zurück, so daß er Marios Fuß, der sich rasend schnell seinem Gesicht näherte, erkennen konnte. Mit beiden Händen faßte er nach dem Fuß und verdrehte ihn. Mario fiel auf das Deck.

»Bravo!« rief Mario. »Sie möchten also kämpfen? Sehr ehrenwert!«

Mario war größer und stärker, als sein Bruder Marco es ge -wesen war. Ein dicker schwarzer Schnauzbart zierte seine Oberlippe. Er war ganz schwarz gekleidet. Er griff nach einem Schraubenschlüssel, den ein unachtsamer Mechaniker liegengelassen hatte.

Indy schlug ihm zweimal ins Gesicht, aber Marios Kopf bewegte sich kaum.

»Ah, Sie tragen Handschuhe«, sagte Mario. »Wie sportlich!«

Der Schraubenschlüssel beschrieb einen weiten Kreis. Indy zog den Kopf ein. Er spürte, wie der Luftzug seine Haare aufrichtete. Schnell wickelte er die Bandagen ab, in die beide Hände eingewickelt waren, und riß die Fäuste hoch.

Er verpaßte Mario zwei rechte, dann einen linken Haken. Man hörte ein lautes Schmatzen, als die Fäuste auf die nackte Haut trafen. Mario taumelte nach hinten und ließ den Schraubenschlüssel fallen.

»Hat Sarducci sich über Funk mit euch in Verbindung gesetzt und dafür gesorgt, daß ihr uns abfangt?« wollte Indy wissen.