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Indy nickte.

»Ivy League! Wie wunderbar!« rief Sarducci. »Endlich bringt man Ihnen den Respekt entgegen, den Sie sich wirklich verdient haben. Was für eine Schande, daß Sie nicht lange genug am Leben bleiben werden, um ihn zu genießen. Und machen Sie nur Ihre Witze über Märchen, Dr. Jones, denn der Schädel - er birgt das Geheimnis der Ewigkeit. Es wäre nicht zu verantworten gewesen, ihn Ihnen zu überlassen.«

Sarducci verstaute den Kristallkopf in einem Leinensack und zog mit einer Aura der Endgültigkeit die Schnur zu.

»Schwarze Magie, hm? Ich dachte, dieses Thema sei mit Paracelsus zusammen verschwunden«, höhnte Indy. »Sagen Sie, wenn Sie so klug sind und ich so dumm bin, warum konnten Sie dann nur mit meiner Hilfe hierher gelangen? Das wüßte ich zu gern.«

»Das war - wie sagt man noch - zweckmäßig.« Sarducci warf den Kopf nach hinten und lachte schallend. Das Gelächter hallte von den Grottenwänden wider. Dann griff er nach oben und riß den Blutegel von seinem Kopf weg. Eine häßliche rote Wunde blieb zurück. Er ließ den Parasiten auf den Boden fallen und trat mit dem Absatz seines Stiefels darauf. »Ich möchte Ihnen verraten«, verkündete er großherzig, »daß Ihr Tod genauso zweckmäßig ist. Marco, erschieß die beiden, aber warte, bis ich weg bin-Gewehrfeuer in einem so engen Raum dürfte schlecht für die Ohren sein, nicht wahr?«

Die Laterne haltend, den Sack mit dem Schädel über die

Schulter geworfen, hielt Sarducci am Tunneleingang inne und wandte sich um.

»An was glauben Sie, Dr. Jones?« fragte er noch. »Vertrauen Sie auf ein Leben nach dem Tod? Denken Sie, daß der Tod nur ein vorübergehender Zustand ist - oder glauben Sie - wie ich - daß der Tod endgültig ist, daß man dem Tod nur entkommen kann, indem man ewig lebt?«

»Raten Sie«, forderte Indy ihn auf.

Sarducci kicherte.

»Nein, als Amerikaner müssen Sie einfach an ein Leben danach glauben, das hat man Ihnen doch in der Sonntagsschule beigebracht, oder? Stellen Sie sich vor - Sie haben nun die Möglichkeit, Ihren Glauben der einzigen und wahren Prüfung zu unterziehen! Ich werde an Sie denken, im Lauf der Jahrhunderte, die ich noch vor mir habe, und ich werde das Beste genießen, was das Leben und die Macht zu bieten haben, während Sie nur Staub sein werden.«

Mit ausladender Geste salutierte er vor Indy.

»Arrivederci, Dr. Jones!«

Und dann verschwand er.

»Dort rüber«, befahl Marco und zeigte mit dem Gewehrlauf in die entsprechende Richtung. Mit erhobenen Händen setzte Bernabe sich in Bewegung und stellte sich niedergeschlagen neben Indy.

»Können wir nicht noch mal darüber reden?« erkundigte sich Indy.

»Halt die Klappe!« befahl Marco.

»Es besteht keinerlei Grund, wütend zu sein«, fand In-dy, nahm die Hände hoch und ging auf Marco zu.

»Stehenbleiben!« rief Marco aus und feuerte mehrere Schüsse in die Erde vor Indys Füßen. Sand bröselte von der

Grottendecke. »Ihr beide, kniet euch hin. Hände hinter den Kopf. Und zwar schnell.«

Bernabe fiel auf die Knie. Indy wich mit entsetzter Miene zurück.

»Heiliger Bimbam

Am Rand des Laternenlichtkegels, direkt hinter dem Schläger, machte Indy etwas Großes und Grünes aus, das aus dem Wasser gekrochen kam. »... ich könnte mir denken, Sie würden gern erfahren Marco nahm das Gewehr hoch und richtete das Visier auf einen Punkt zwischen Indys Augen aus. Feigling, fuhr es ihm durch den Kopf. Sein Finger drückte langsam den gespannten Hahn hinunter.

»... daß genau hinter Ihnen die verdammt größte Schlange ist, die mir je unter die Augen gekommen ist.«

Der Gewehrlauf zitterte, als Marco nach hinten blickte. Eine achtunddreißig Fuß lange Anakonda starrte ihn mit aufgerissenem Maul an. Die geteilte Zunge zischte heraus, Zahnreihen glitzerten im Laternenlicht. In den milchiggrünen Augen spiegelte sich die Gelassenheit des Reptils. Der Kopf des Tieres wies ein Einschußloch und Messerwunden auf.

Marco schrie. Er versuchte, mit dem Gewehr auf die Schlange zu zielen, aber die Anakonda reagierte schneller als er. In weniger als einer Sekunde hatte sie die zwischen ihnen liegende Entfernung überwunden, und als sie zuschlug, fiel Marco das Gewehr aus der Hand. Ein Schuß löste sich, aber glücklicherweise landete die Kugel im schlammigen Erdreich. Ohne zu zögern, bohrte die Schlange ihre Zähne in den linken Schenkel des Schlägers. Jetzt, da sie ihn fest im Griff hatte, begann sie, Marco hin und her zu drehen und ihren eigenen Körper um ihn zu wickeln.

»Ich kann Schlangen auf den Tod nicht ausstehen«, verriet Indy. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Seine Lippen zitterten, und seine Hände zuckten unkontrolliert.

Marco hatte nicht mehr genug Luft, um zu schreien. Wann immer er ausatmete, drückte die Schlange fester zu. Seine Lungen waren zu schwach, um der stählernen Umklammerung des Reptils standzuhalten. Sein Gesicht lief rot an und verzog sich zu einer stummen, flehenden Grimasse. Aus Marcos Mundwinkel rann ein dünner Blutfaden.

Indy wandte sich ab.

»Chef«, flehte Bernabe. »Können wir nicht was unternehmen?«

»Er ist schon tot«, sagte Indy.

Die Anakonda riß ihr Maul weit auf und verschluckte den Kopf und die Schultern des leblosen Marco. Sein Körper wurde mit Speichel überzogen und rutschte in den Magen des Reptils. Nur noch die beschuhten Füße hingen dem Tier aus dem Maul, als es zurück in die Quelle kroch.

»Sie hat uns das Leben gerettet«, meinte Bernabe. »Und nun ist sie weg.«

»Fürs erste«, sagte Indy. Mit dem Ärmel wischte er sich das Gesicht ab und bemühte sich, langsam und gleichmäßig durchzuatmen. »Aber sie wird zurückkehren, um uns zu holen. Und falls wir sie nicht töten, Amigo, wird sie uns kriegen, ehe wir die Mitte des Tunnels erreicht haben.«

»Aber wie?« fragte Bernabe. »Wir haben schließlich keine Waffe ...«

Indy löschte die Flamme der Karbidlampe und schüttelte sie, um sich zu vergewissern, daß sie genug Benzin hatte. Dann schraubte er den kleinen Benzinbehälter mit einer halben Drehung ab.

»Ich kenne Leute, die auf diese Weise fischen«, sagte Indy. Ihm fiel es nicht leicht, seine Stimme unter Kontrolle zu halten. »Das Zeugs explodiert, wenn es mit Wasser in Berührung kommt. Ich hoffe, es funktioniert hier auch -«

Bernabe deutete auf die Quelle.

Der grüngelbe Kopf der Anakonda zeichnete sich unter der Wasseroberfläche ab.

»Nimm die Laterne«, sagte Indy. »Laß sie auf keinen Fall ausgehen. Sobald ich dieses Ding werfe, rennst du in den Tunnel.«

Bernabe schnappte sich die Laterne.

Als die Schlange noch etwa drei Meter bis nach oben zu überwinden hatte, schleuderte Indy die Karbidlampe ins Wasser. Das Ding sank schnell. Ein Schwall grauer Blasen stieg aus dem Benzinbehälter auf. Indy rannte zum Tunnel hinüber und schnappte sich auf dem Weg dorthin noch schnell seine Peitsche, die Sarducci beiseite geworfen hatte.

Die Explosion war ohrenbetäubend und tauchte das Innere der Grotte in ein pinkfarbenes Licht. Fleischbrocken und Fetzen grüner, schwarzgetupfter Haut stiegen in einer Wassersäule auf, gefolgt von einem goldenen, geschlitzten Auge von der Größe einer Grapefruit. Durch die Tiefe der Quelle zog sich ein dunkler Streifen.

Am Tunneleingang war Indy in die Hocke gegangen und sprach ein stummes Dankgebet. Hinter ihm bekreuzigte sich Bernabe. Mit geschlossenen Augen drückte Indy das Gesicht an die kühle Grottenwand und sammelte Kraft für den anstehenden Marsch nach oben.