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Diese Peitsche schlug mit einem feuchten, aber resoluten Knall zu und schien Walter die Zehndollarnote aus der Hand zu reißen, um dann wieder zu dem kranken alten Mann zurückzukehren.

Erneut stieß er diesen Mix aus furchtbaren tiefen Tönen und dem Kreischen aus, und dann folgte dieses schaurige phlegmatische Platschen, woraufhin der Junge vor meinen Augen erbleichte und aus dem Zimmer rannte.

Eine schlimme Krankheit, fürwahr, hatte diesen armen alten Mann befallen, und zwar nicht nur seinen Körper, sondern auch seinen Geist.

Ich konnte das Ganze nicht länger mit ansehen und flüchtete zu der Lichtung hinter dem Haus, stürzte in das Sonnenlicht und einen Schwarm Schmetterlinge und rannte – halb von Sinnen – noch ein ganzes Stück weiter, bis ich den Pfad entdeckte, von dem der Junge gesprochen hatte.

Über angeborene Defekte und progressive Krankheitsbilder wusste ich herzlich wenig, und obwohl mein Sinn für Mitleid und Mitgefühl ausgeprägt war, musste ich das Bild dieses dementen und unansehnlichen Mannes mit Gewalt aus meinem Kopf verbannen …

Während ich den Pfad des Jungen entlangging, war ich mir meiner Umgebung mehrere Minuten lang nicht wirklich bewusst. Mein Herz pochte nach all dem, was ich gesehen hatte, wild in meiner Brust, und ich atmete schnell. Nach und nach kam ich wieder zu Sinnen, bis ich innehielt, die Hände auf die Knie stützte und mich ausruhte.

Mein schneller Abgang von dem verfluchten Haus hatte mich auf einen Trampelpfad geführt, der an beiden Seiten von mannshohem Gras umgeben war. Insekten zirpten, und die Sonne strahlte auf mich herab.

Es war nur die Dunkelheit in diesem einsamen Haus, dachte ich, und meine Fantasie, die mir das, was ich gesehen habe, grotesk ausgemalt hat.

Ausgerechnet Cyrus Zalen und seine allzu zutreffenden Vermutungen hinsichtlich meiner aktuellen Lebensumstände kamen mir wieder in den Sinn. Ein reicher Waschlappen. Mein unverdienter privilegierter Status hatte mich von derartigen tragischen Realitäten abgeschirmt, mit denen sich jene, die weniger Glück gehabt hatten, herumschlagen mussten, und das war einfach nicht richtig. Ich musste diese schrecklichen Realitäten kennenlernenund ihre Konsequenzen –, um zu dem besseren Mann zu werden, wie Gott es mir gewiss vorherbestimmt hatte. Mein Mitgefühl durfte nicht gespielt sein, mein Mitleid nicht bewusst kreiert. Ich sah mich selbst als Philanthropen, der jenen, die weniger hatten, gerne etwas abgab.

Ich wusste, dass ich mehr geben musste, und dass es nicht einfach nur Geld sein durfte.

Sanfte Stimmen rissen mich aus meinen Gedanken. Als ich den Kopf drehte, blitzte großflächig ein Schimmer auf. Durch das hohe Gras erkannte ich einen bescheidenen See, auf dem sich das Sonnenlicht widerspiegelte. Aber die Stimmen …

Ich musste meine Augen abschirmen, um nicht geblendet zu werden. Dort, am Ende eines kurzen Piers, saßen zwei Frauen, eine honigblond, die andere mit obsidianfarbenem Haar. Beide waren nackt und unterhielten sich angeregt, während sie ihre Füße ins Wasser baumeln ließen. Etwas weiter im Wasser schwamm eine kleine Flasche, die als Boje diente.

Der nackte weiße Rücken der Mädchen glänzte in der Sonne, aber die ruhige Szenerie spiegelte nicht die Stimmung der Dunkelhaarigen wider, die fauchte: »Ich hasse es einfach, Cassandra! Es macht mich krank – ihr Zustand, meine ich. Und ich muss heute Abend schon wieder hin. Oh Gott, ich verabscheue es so sehr.«

»Dann bist du also noch nicht so weit?«, erkundigte sich die andere.

»Nein, ich glaube nicht. Sie zwingen mich hinzugehen – jeden Abend –, bis sie sich sicher sind!« Das Mädchen schien zu würgen. »Und ich muss gleich zu mehreren! Einer reicht nicht! Es müssen jeden Abend mindestens zwei sein, und ich habe gehört, sie haben zwei weitere bekommen. Wie viele sind das insgesamt, sieben?«

»Sechs, glaube ich. Vergiss nicht, dass einer gestorben ist, und der lockige Mann konnte nicht … du weißt schon. Man weiß nie, wann einer von ihnen auf einmal nicht mehr gut genug ist. Manchmal enden sie so wie Paul.«

Paul! Der Name bewirkte, dass ich die Ohren spitzte. Gut, es war ein recht häufiger Name, aber meinten sie damit vielleicht Marys invaliden Bruder?

»Ach, Scheiße!«, meinte die schwarzhaarige Frau überraschend profan. »Einer am Abend sollte genügen!«

»Es ist so, wie es der Doktor gesagt hat, Monica. Mit je mehr du es tust, desto größer ist die Aussicht auf Erfolg …«

Wovon in aller Welt sprechen sie da?, fragte ich mich verwirrt. Und … der Doktor? Meinten sie Dr. Anstruther?

»Darum testet er sie so oft«, fuhr die Honigblonde fort. »Um sicherzugehen, dass sie nicht ihre … Ich habe das Wort vergessen. Portens? Nein, Potenz verloren haben.«

Bei diesen seltsamen Worten wurde mein Gesicht immer länger.

»Aber sie sind so hässlich!«, kreischte die Dunkelhaarige, Monica, empört auf. »Davon bekomme ich Albträume.«

Die Honigblonde, Cassandra, nahm Monicas Hand, um sie zu trösten. »Es ist, wie sie sagen, du musst mit der richtigen Einstellung an die Sache herangehen. Es geht nicht ums Vergnügen, sondern um etwas sehr viel Wichtigeres. Es ist egoistisch, so zu denken, wie du es tust. Und sie müssen so sein, wie sie sind – sicherheitshalber …«

»Argh! Es ist so furchtbar …«

»Das musst du mir nicht sagen, Monica. Ich hatte schon sechs Babys. Aber so läuft es hier nun mal. Es ist besser für unsere Zukunft.«

»Ich weiß nicht, wie du das sechs Mal ertragen konntest!«

Cassandra antwortete verträumt: »Schließ einfach die Augen und denk an etwas Schönes, Monica. Stell dir vor, bei jemand anderem zu sein, bei jemandem, der gut aussieht, der stark und süß ist und …«

»Bei jemandem, der normal ist!« Monica war noch lange nicht besänftigt. »Nicht alle Mädchen machen, was die wollen.«

»Nein, aber so bleiben wir in deren Gunst, wie es der Doktor gesagt hat.«

Monica schien kurz davorzustehen, in Tränen auszubrechen. »Gott, warum kann ich nicht wenigstens ein Mal einen richtigen Mann haben? Manchmal würde ich am liebsten einfach abhauen.«

»Pst! Sag doch nicht so was«, schalt Cassandra sie. »Wir beide wissen, was mit Mädchen passiert, die probieren wegzugehen …«

Verwunderter hätte ich nicht sein können als jetzt, während ich der geheimnisvollen Unterhaltung lauschte …

»Ich sollte lieber mal nach der Falle sehen«, meinte Cassandra und sprang in das Wasser, das ihr bis zur Brust reichte. Sie watete zu der behelfsmäßigen Boje hinüber. Derweil stand Monica auf und streckte sich mit den Händen hinter dem Rücken. Dabei drehte sie sich um, sodass ich einen Blick auf ihren Körper werfen konnte, der wunderschön und gertenschlank war. Sie konnte nicht älter als achtzehn sein. Als sie sich weiter umdrehte, blickte sie in meine Richtung und streckte sich immer noch. Das glänzende schwarze Haar wurde von einer vom See kommenden Brise verweht. Sie war ein exotischer Anblick mit ihren kleinen Brüsten, den langen Beinen und dem flachen Bauch. Ich wollte mich abwenden, da mir mein unabsichtlicher Blick gänzlich unangemessen erschien, doch dann kehrte Cassandra zurück. Sie kletterte über die Leiter zurück auf den Pier und hielt eine kleine, mit Flusskrebsen gefüllte Falle aus Draht in der Hand. Im Gegensatz zu Monica war Cassandra im neunten Monat schwanger.

»Sieh mal, sie ist voll!«, jubelte sie und hielt die Falle mit den umherkriechenden Tieren hoch.