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Monica kam zu ihr herüber. »Wow, das sind aber viele.« Sie hob die Falle vorsichtig an. »Das müssen ja zehn Pfund sein. Wir können gleich für mehrere Tage Eintopf kochen.«

Während ich sie weiter belauschte, achtete ich auf nichts anderes mehr … und meine Finger wurden müde. Ich ließ meine Aktentasche fallen …

Das Geräusch war zu deutlich; beide Mädchen sahen augenblicklich fragend in meine Richtung. Konnten sie mich sehen? Ich blieb regungslos stehen.

»Ich glaube, da ist jemand«, vermutete Cassandra, dann hob sie einen Finger an die Lippen. »Hoffentlich sind es nicht sie …«

»Sieh mal! Da drüben!« Monica deutete direkt auf das hohe Grasbüschel, hinter dem ich mich versteckte.

»Ist es …«

»Nein, es ist ein Mann! Ein richtiger Mann!« Sie kam vom Pier aus näher, immer noch nackt. »Hey, warten Sie! Kommen Sie her!«

Ich schnappte mir meine Aktentasche und rutschte aus.

»Nein!«, jaulte Monica. »Gehen Sie nicht! Bitte! Wir können Sie sehr glücklich machen! KOMMEN SIE ZURÜCK!«

Ich hatte nicht die Absicht, ihr Folge zu leisten. Meine Füße trugen mich rasch den engen Weg entlang und ich konnte nur hoffen, dass keines der Mädchen mein Gesicht gut genug hatte sehen können, um mich später wiederzuerkennen. In der Ferne hörte ich Monica traurig sagen: »Oh, SCHEISSE! Er ist weggerannt!«

Ich wurde erst langsamer, als ich die Stadtmitte erreicht hatte und dankbar das Hilman House betrat …

* * *

In der Sicherheit meines Zimmers setzte ich mich aufs Bett, um wieder zu Atem zu kommen. Ich schaltete das Radio ein, da mich die Musik zurück in die Normalität bringen würde, und entspannte mich augenblicklich, als »Our Love« von Tommy Dorsey ertönte. Danach folgten jedoch die stündlichen Nachrichten: Der Oberste Gerichtshof erklärte einen Arbeiterstreik für unzulässig, General Francisco Franco hatte Madrid mit seinen Faschistentruppen übernommen, ein Wissenschaftler namens Fermi warnte die Regierungen der Alliierten, dass es jetzt einen Prozess gebe, bei dem Atome gespalten werden, wodurch eine gewaltige Zerstörungskraft freigesetzt werde. Keine dieser Nachrichten klang hoffnungsvoll; ich schaltete das Gerät wieder aus.

Die Ablenkung, auf die ich gehofft hatte, war sabotiert worden. Was genau hatte sich heute eigentlich zugetragen?, fragte ich mich desillusioniert. Ich versuchte angestrengt, eine logische Erklärung zu finden für das, was ich gesehen und gehört hatte, doch es gelang mir nicht. Das alles wollte für mich keinen Sinn ergeben, doch ich überlegte mir, dass es mir in meinem erregten und erschöpften Zustand guttun würde, zur Ruhe zu kommen, um meine Gedanken zu sammeln. Die Hitze des Tages sowie mein schnelles Laufen hatten bewirkt, dass ich ziemlich schmutzig und verschwitzt war, daher nahm ich ein kühles Bad. Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen …

Doch trotz des kühlen Wassers überkam mich eine heftige Müdigkeit, die mich immer wieder eindösen ließ. Traumschnipsel quälten mich: Bilder, nicht nur verworrene, sondern auch abscheuliche.

Der Mann in dem einfachen Haus, deformiert durch ein katastrophales arthritisches Syndrom, der feuchte, widerliche Beschimpfungen in einer unverständlichen Sprache ausstieß und dann mit dieser Peitsche oder was immer es gewesen war, nach dem jungen Walter schlug.

Und die beiden nackten Mädchen am Pier, die eine schwanger und die andere offensichtlich voller Furcht vor einer Schwangerschaft, aber dennoch resignierend … Ihre rätselhaften Worte erklangen immer wieder in meinem leichten Schlummer:

… Es macht mich krank – ihr Zustand, meine ich …

… Dann bist du also noch nicht so weit? …

… Sie zwingen mich hinzugehen – jeden Abend –, bis sie sich sicher sind! …

… Manchmal enden sie so wie Paul …

Die Worte verschwammen ineinander, und dann konnte ich rasiermesserscharf ihre Körper vor mir sehen, ihre strahlende nackte Schönheit, ihre glänzende weiße Haut und ihre femininen Formen, die ich verbotener- und falscherweise zu Gesicht bekommen hatte in all ihrer Exotik …

Möglicherweise war ich eingeschlafen, als diese deutlichen Bilder plötzlich verbannt wurden … durch das von Mary …

Zuerst nur von ihrem schönen Gesicht und ihrer einfachen, ehrlichen Art sowie von einigen ihrer Bemerkungen.

… Ein gut aussehender Gentleman wie Sie mit so guten Manieren hat nie geheiratet? …

Und dann eine teuflische Verschmelzung: der erste faszinierende Blick auf sie, während sie im Baxter’s arbeitete, sich langsam wandelnd zu der schändlichen und ausbeuterischen Fotografie, die ich dem widerlichen Cyrus Zalen abgekauft hatte: Mary, nackt, schwanger und provokativ fotografiert als visuelles Futter für Degenerierte …

Die Endgültigkeit dieses Bildes riss mich aus meinem Schlummer, und ich bin mir sicher, dass ich hörbar aufgestöhnt habe. Die plötzliche Unruhe war – wie ich peinlich berührt zugeben muss –, ein ungezügeltes körperliches Verlangen der höchst sündhaften Art. Ich war fleischlich erregt, und obwohl ich in der Vergangenheit immer mehr als nur einen guten Job geleistet habe, abstinent zu leben, ließ sich die grundlegende Notwendigkeit jetzt nicht unterdrücken. Ich möchte nicht ins Detail gehen, sondern nur sagen, dass mich meine Lust zu dem trieb, wofür einsame Männer bekannt sind, dass sie es in derartigen Momenten der Schwäche tun, und danach – voller Scham – betete ich zu Gott, dass er mir diesen verderbten und höchst unverschämten Angriff auf seine Gnade vergeben möge …

Peinlich berührt lag ich in der Klauenfußwanne, doch dann riss ich erschrocken die Augen auf …

Ich hatte ein plötzliches, nicht zu leugnendes Geräusch vernommen: ein heftiges Einatmen. Es war ein ansprechendes, laszives Geräusch, das mit hoher Wahrscheinlichkeit von einer Frau stammte.

Ich starrte auf die gegenüberliegende Wand, mit einem Male überwältigt von dem Gefühl, beobachtet zu werden. Aber falls dem so war …

Von wo genau?

Ich sprang aus der Badewanne, zog mir einen Bademantel an, und wie ein Paranoiker begann ich tatsächlich, die gegenüberliegende Wand und die Decke über der Wanne abzusuchen. Aber ich stieß auf keinerlei »Guckloch«; Minuten später ärgerte ich mich über meine törichte Überreaktion. Das Geräusch, das ich zu hören geglaubt hatte, war höchstwahrscheinlich ein Überbleibsel meiner Träume, meines ermüdeten Körpers und meines ermatteten Geistes. Um Himmels willen!, spottete ich. Wer sollte ausgerechnet mich bespitzeln?

Mein neuer Pierce-Chronograf, eine Armbanduhr, zeigte mir, dass meine Verabredung zum Abendessen schnell näher kam. Ich puderte mich, putzte mir die Zähne mit einem neuen Produkt, das Listerine-Zahnpasta genannt wurde, und zog meinen Abendanzug an. Auch wenn ich mich auf das Abendessen mit Mr. Garret freute, waren meine Gedanken hauptsächlich bei einer anderen Verabredung: der zum Mittagessen am folgenden Tag mit Mary. Seltsamerweise hatte ich das Gefühl, sie mit meiner erniedrigenden und selbstmissbräuchlichen Tat vorhin beschmutzt zu haben, eine absurde Abstraktion, aber so war ich. Nichtsdestotrotz würde ich nicht gehen, bevor ich nicht eine einfache Sache erledigt hatte.

Ich setzte mich an den kleinen Schreibtisch, der in meinem Zimmer stand, und öffnete meine Aktentasche. Aus dieser holte ich den Ordner hervor, den ich Mr. Zalen abgekauft hatte, und zog das zuunterst liegende Foto von Mary hervor. Mit abnehmender Grimmigkeit erlaubte ich mir, es anzusehen …

Die Schärfe, der Kontrast und die Gesamtklarheit des Bildes schienen mir jetzt noch stärker zu sein als zuvor. Und erneut wirkte diese Fusion von Marys objektiver körperlicher Schönheit mit dem erschreckenden ausbeuterischen Motiv erdrückend auf mich: diese anmutige und überschwängliche Pose, nur für den visuellen Bedarf gottloser, zur Perversion neigender Männer. Jedes Element der Fotografie schien Lust auszustrahlen: Marys bodenlose, funkelnde Augen; ihr sinnliches Lächeln; die hohen Brüste mit den dunklen Brustwarzen, die voller Milch waren; die schlanken, schön geformten Beine. Mir fiel auf, dass jeder Zentimeter ihres makellosen nackten Körpers entweder vor Schweiß glänzte oder mit einem Öl eingerieben worden war, was bewirkte, dass ihr ganzes Bild schimmerte, als wäre es innerhalb der Grenzen des Fotopapiers lebendig. Aber ich würde nicht der Wolllust unterliegen, zu der dieses Bild mich zu verleiten versuchte.