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Mein Grund ließ keinen Spielraum zum Zögern. »Ich habe mich in Sie verliebt, Mary. Mein Herz würde es nie verwinden können, wenn Sie mir das nicht glauben.«

Sie legte erneut die Hände vor das Gesicht. »Das macht alles nur noch schlimmer …«

»Warum!«, erwiderte ich, vielleicht ein wenig zu laut. »Ich erwarte nicht, dass Sie mich ebenfalls lieben, aber ich kann beten und mit der Hoffnung leben, dass Sie es eines Tages vielleicht tun werden, und sollte es nie passieren, dann werde ich Sie dennoch ebenso sehr lieben wie am heutigen Tag.«

Ganz plötzlich schlang sie die Arme um mich. »Oh, Foster, aber ich liebe dich, schon seit du heute das Restaurant betreten hast …«

Der Freudentaumel, der mich überkam, ließ mich beinahe zusammenbrechen. In diesem Moment wusste ich, dass ich in meinem Leben im Überfluss eigentlich nichts besessen hatte – bis jetzt.

Jetzt besaß ich alles.

»Warum in aller Welt sagst du dann, dass unsere Liebe alles schlimmer macht?«, wollte ich wissen.

»Foster! Denk doch mal darüber nach! Lovecrafts Geschichte ist wahr, und ich lebe mittendrin!«

»Was Zalen mir nicht erzählt hat, habe ich selbst herausgefunden.«

»Aber, Foster – Zalen ist der Grund dafür, dass die Vollblütigen auf der Jagd sind. Sie jagen … nach dir.«

»Als ich am alten Innswich Point war, war ich gezwungen, auf eine ihrer Wiederbelebten zu schießen, eine von Zalens Prostituierten«, berichtete ich ihr und erinnerte mich dann an den verstörendsten Punkt. »Ich habe sie nicht wirklich getötet, da sie bereits tot war. Doch mein Schuss hat sie lange genug abgelenkt, dass ich entkommen konnte. Es ist durchaus möglich, dass einer oder mehrere Vollblütige das gesehen oder gehört haben, und noch wahrscheinlicher, dass Candace sie direkt nach meiner Flucht darüber informiert hat.«

»Das ist nicht der Grund, Foster«, warf sie ein und legte eine Hand auf ihren Bauch, als ob es ihr nicht gut gehen würde. »Es liegt an dem, was Zalen viel früher am heutigen Tag gemacht hat. Die Wächter sind überall. Jeder einzelne Bewohner der Stadt erstattet ihnen Bericht. Und einige von ihnen sind wie Candace körperlich tot. Einer von ihnen hat belauscht, wie Zalen dir von den Tunneln unterhalb der Küste am Innswich Point erzählt hat. Niemand darf etwas darüber wissen, Foster. Das ist eins ihrer größten Geheimnisse, daher wird jeder, der davon erfährt … zur Strecke gebracht.«

Das war fraglich, dennoch hätte ich mehr Kapital aus meiner Erinnerung an Lovecrafts Geschichte ziehen sollen. Selbst das leiseste Flüstern wurde gehört, wenn nicht von den degradierten Stadtbewohnern, dann von den Tiefen Wesen selbst, deren auditive Fähigkeiten übernatürlich waren. Doch ein entscheidender Punkt kollidierte mit meinen Schlussfolgerungen aus den gesammelten Daten. »Ich nehme an, dann sind wir in deinem Haus nicht sicher. Wir sollten sofort aufbrechen.«

»Sie werden nicht hierher kommen, Foster«, versicherte sie mir mit niedergeschlagenen Augen. »Einer ihrer Anführer … hat Gefallen an mir gefunden.«

»Dafür musst du dich nicht schämen«, beruhigte ich sie. »Zalen hat das bereits erwähnt. Er nannte sie ›Souveräne‹, aber er hat auch erwähnt, dass Geschlechtsverkehr mit Menschen selbst diesen Hierarchen von ihren neuen Gesetzen verboten wird. Ich weiß auch, dass diese Schwäche des Souveräns für dich der Grund dafür ist, dass dein Bruder und dein Stiefvater verschont wurden.«

Sie begann zu sprechen, aber beugte sich dann nach vorne und verzog das Gesicht.

»Mary! Du hast Schmerzen.«

»Nein, nein, mir geht es gut. Ich muss mich nur kurz ausruhen …« Sie streckte die Hand aus. »Bitte hilf mir, zum Bett zu gelangen, Foster.«

Mit großer Sorgfalt leistete ich ihr Hilfestellung; sie wirkte erschöpft und ausgelaugt und schien Schmerzen zu haben, alles auf einmal. Ein Blick auf das ›Bett‹ zwang eine Grimasse auf mein Gesicht, denn es bestand eigentlich nur aus einer äußerst primitiven Strohmatratze. Mit etwas Glück kann sie morgen in einem RICHTIGEN Bett schlafen, vermutlich zum ersten Mal in ihrem schrecklich schweren Leben.

Ein freudiger Seufzer entfleuchte ihren Lippen. »Das ist sehr viel besser, Foster. Danke. Dr. Anstruther hat gesagt, ich wäre in einer Woche oder so fällig.«

»Anstruther«, spuckte ich den Namen giftig aus. »Seiner Hände Werk habe ich gesehen. Ich nehme an, er ist ein führendes Mitglied des Olmstead-Kollektivs.«

Sie nickte. »Er ist derjenige, der hier alles leitet – für sie.«

»Ich hätte es wissen müssen.«

Sie legte sich hin, jetzt sehr viel ruhiger, und – betete ich zu Gott – verbannte den gottlosen Ausflug zum See aus ihrem müden Geist. »Hier, Foster«, murmelte sie, nahm meine Hand und legte diese mitten auf ihren aufgedunsenen Bauch. »Spüre das Leben in mir.«

Das tat ich voller Staunen. Ein Segen, grübelte ich. Jedes Leben ist ein Segen …

»Ich würde es so gern behalten«, murmelte sie weiter. Tränen flossen. »Ich würde alles dafür geben …«

»Du wirst es behalten, Mary – das schwöre ich.« Der große Fleischwulst unter der okkulten Robe schien vor Hitze zu glühen. »Du bleibst hier und ruhst dich aus, während ich zu den Onderdonks zurückgehe und den Wagen hole. In weniger als einer Stunde bringe ich dich und Walter von hier weg, in die Sicherheit meines Anwesens in Providence …«

»Du verstehst einfach nicht«, stöhnte sie frustriert. »Wenn ich versuche wegzulaufen, werden sie hinter mir her sein. Niemand aus dem Kollektiv kann jemals von hier weggehen.«

»Das wird sich finden«, erwiderte ich, aber weiterhin eingedenk dessen, was mir Zalen über das Schicksal derjenigen angedeutet hatte, die es versucht hatten. »Überlass das mir. Ich werde dich in Sicherheit bringen oder bei dem Versuch sterben.«

Als sie mich anblickte, sah ich etwas in ihren Augen, das nur ein verzweifelter Hoffnungsfunke sein konnte.

»Ich liebe dich nur noch mehr, dass du das für uns tun möchtest. Aber ich kann das nicht zulassen. Wir würden es niemals herausschaffen; wir würden alle sterben.«

»Ich bin bereit, dieses Risiko einzugehen«, sagte ich ihr ohne ein Zögern jeglicher Art. »Bist du es auch? Würdest du die Chance ergreifen, damit Walter endlich ein gutes Leben haben und wie andere Jungen auf eine gute Schule gehen kann? Würdest du diese Chance ergreifen«, ich streichelte zärtlich ihren trächtigen Bauch, »damit dieses ungeborene Kind leben und die Schönheit dieser Welt sehen kann, damit es nicht den blasphemischen Tod erleiden muss, der es ansonsten erwarten würde?«

Sie schluchzte, schluckte schwer und nickte dann. »Ja! Ich werde das Risiko eingehen! Selbst wenn wir alle sterben, dann sterbe ich wenigstens zusammen mit dir …«

»Warte hier«, sagte ich mit belegter Stimme. »Ich komme gleich wieder.« Dann war ich auch schon aus der Tür und stand wieder in der mondhellen Nacht.

Ich gestattete mir keine Gedanken, die mich ablenken konnten, auch wenn sie noch so wohltuend gewesen wären. Mit den sprichwörtlichen geöffneten Augen ging ich zu Onderdonks Haus zurück, meine Colt-Pistole lag rutschig in der schweißnassen Hand. Der Wald war jetzt überreich an nächtlichen Klängen, die zuvor nicht da gewesen waren. Das gab mir zu denken. Falls diese vollblütigen Monstrositäten tatsächlich Jagd auf mich machten, so sah ich doch auf dem ganzen Weg zu Onderdonks heruntergekommenem Anwesen keine Spur von ihnen.

Die Räucherfässer qualmten, und ich ignorierte den reichhaltigen, köstlichen – und unaussprechlichen – Duft. Nur aus dem Augenwinkel erlaubte ich mir einen Blick auf die tote, an den Baum gepflockte Kreatur. Die Aussicht, eine dieser Abscheulichkeiten im Detail betrachten zu können, ließ meine Neugier kalt. Näher beim Wagen musste ich um Zalens Innereien und Körperteile herumgehen, eine an sich ziemlich einschüchternde Aufgabe, jedoch ersparte ich mir einen mentalen Ausrutscher: Es hätte keinen ehrlicheren und aufrechteren Gentleman treffen können.