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»Guter Schuss, Walter!«

Als eine Hand – eine menschliche Hand, nicht die schwimmhäutige Extremität, die ich erwartet hatte – zum Beifahrerfenster hereinkam, richtete ich die Hand mit der Pistole auf sie und dann …

PENG!

Der Glückstreffer erwischte den Eindringling direkt am Adamsapfel. Schäumendes Blut schoss aus der Wunde, als der mit einer Robe bekleidete Angreifer schrie.

Und es war ein Mann, erkannte ich. Mr. Wraxall, der Restaurantbesitzer …

Das waren nicht die monströsen Vollblütigen, mit denen ich gerechnet hatte, dass sie mir auflauerten, sondern Stadtbewohner, alle in jener Robe mit dem esoterischen Saum gekleidet. Weitere Gesichtsfetzen kamen zum Vorschein: der Rezeptionist, der Wartungstechniker, der Mann aus dem Restaurant, der dort mit seiner Geliebten gegessen hatte, und andere. Als zwei weitere von links und rechts auf uns zuschossen, traf Walter den einen an der Schulter; dieser blieb unklugerweise stehen und brüllte dann, als ihn die Räder des Wagens unter das Chassis zogen. Der zweite Angreifer versuchte, in mein offenes Fenster zu klettern, woraufhin ich ihm einfach in den Kopf schoss. Er fiel nach hinten, doch nicht, bevor ich das Gesicht unter der Kapuze erkennen konnte: Dr. Anstruther.

Sünde oder nicht, ich kicherte über den Tod dieses Schuftes, und ich betrachtete die Kleckse seiner Hirnmasse auf mein Hemd als eine ganz besondere Ehrenmedaille.

Der restliche Weg bis zum Haus war frei.

Wo ich mit erheblichem Widerstand gerechnet hatte, waren wir nur auf halbherzige Angriffsversuche gestoßen. Das flache Haus kam jetzt in den Sichtbereich der Scheinwerfer.

»Das war fast schon zu einfach, Walter«, rief ich nach hinten. »Und das macht mir ein bisschen Sorge.« Ich schaltete den Motor ab und hüpfte raus. »Wir müssen uns jetzt beeilen und deine Mutter holen. Aufgrund der Motorengeräusche und der Schüsse werden bald mehr hinter uns her sein …«

Ich ging zur Ladefläche, um Walter herunterzuhelfen, aber …

Oh, großer Gott, nein …

Die einzigen Objekte, die hier Platz belegten, waren der jämmerliche Bogen des Jungen und der letzte Benzinkanister.

Ich blickte hinüber in den Wald, aber sah und hörte nichts.

Wie konnte ich das nur geschehen lassen?, verdammte ich mich. Das Stadtkollektiv hat Walter von der Ladefläche geholt … und ihn weggeschafft …

IV

Eine halbstündige verzweifelte Suche führte zu keinem positiven Ergebnis, und länger Ausschau halten würde nur die Chance aufs Spiel setzen, Mary und das Ungeborene lebend herauszubringen. Daher stapfte ich zurück zu der von Efeu überwucherten Ziegelhütte wie ein Mann auf dem Weg zum Galgen. Was sollte ich Mary sagen? Ihr Sohn war entführt worden und war höchstwahrscheinlich schon tot – alles unter meiner Aufsicht …

Das ganz gewöhnliche Geräusch von Grillen folgte mir bis ins Haus, aber dann ertönte ein anderes Geräusch, eines, das meine allumfassende Verzweiflung ins Wanken brachte:

Das Geräusch eines weinenden Babys.

Ich stürzte aus der tintenschwarzen Dunkelheit der Diele in das von einer Kerze erhellte Zimmer, in dem das Babygeschrei meinen Blick gefangen nahm und auf den Haufen auf einer Matratze lenkte. »Mary!«

Dort saß sie zwischen den behelfsmäßigen Kissen und lächelte erschöpft. In den Armen, an ihren schwellenden Busen gedrückt, hielt sie ein neugeborenes Baby, das sie in Leinen gewickelt hatte.

»Ich habe Wehen bekommen, gleich nachdem du weg warst«, berichtete sie mit rosigen Wangen. »Und dann, nur Minuten später, war es da.« Sie drehte das Kind, dass ich es sehen konnte.

Ein Wunder, dachte ich. Es war so perfekt, wie jedes Baby, das ich je betrachtet habe. In dem Moment, in dem es mich bemerkte, wurde es still und sah mich mit großen Augen an.

»Sieh nur, er mag dich, Foster. Schon dein Anblick beruhigt ihn.« Mary wiegte ihn so gut sie konnte.

»Was für ein Wunder«, flüsterte ich. »Es tut mir nur leid, dass ich nicht hier war, um dir beizustehen, als es so weit war.«

»Mit jedem Mal wird es leichter«, informierte sie mich. »Bei diesem hatte ich kaum Schmerzen.« Sie sah mich hoffnungsvoll an, und ihre Augen funkelten im Kerzenlicht. »Aber wir müssen ihm sofort einen Namen geben, für den Fall …«

Für den Fall, dass wir bei dem Fluchtversuch sterben, beendete ich den Satz für sie.

»Ich werde ihn Foster nennen«, sagte sie.

Ich war sprachlos und hatte Tränen in den Augen.

Dann wurde ihr hoffnungsvoller Blick hart wie Granit. »Und sie werden dieses Baby nicht bekommen. Nur über meine Leiche …«

Sie wusste noch immer nicht, dass Walter verschwunden war.

»Mary, ich … ich …«

»Ich liebe dich so sehr, Foster«, unterbrach sie mich, selbst mit Tränen in den Augen. »Ich möchte, dass du mich heiratest. Ich möchte den Rest meines Lebens mit dir verbringen und dieses Kind zusammen mit dir aufziehen … und ich möchte dich nachtnächtlich lieben …«

Die Worte, schöner als jedes Geschenk, das ich je erhalten hatte, zogen meinen Geist nur noch tiefer in den Abgrund trauriger Wahrheit.

»Du, Walter und ich«, sinnierte sie, während sie ihr Kind stillte. »Wir werden solch eine glückliche Familie sein.«

Trauer verschnürte mir die Kehle. Ich brachte die Worte kaum heraus: »Mary, du verstehst nicht. Es geht um …«

»Ich weiß, worum es geht«, sagte sie ruhig. »Es geht um Walter.«

Ich glotzte.

»Ich hatte bisher nicht die Gelegenheit, es dir zu erklären«, fuhr sie fort und verdeckte züchtig genug ihrer Brust, um meinen Blicken zuvorzukommen. »Du hast vorhin gesagt, dass du Cyrus Zalen auf der Sandbank gesehen hast, wo er den Vollblütigen Säcke voller Neugeborener gegeben hat.«

»Ja, aber … aber, Mary, was …«

»Keine Sorge, Schatz. Du hast dich einfach geirrt.«

»Geirrt?«, fragte ich und war jetzt völlig durcheinander. »Nein, nein, Mary, ich habe ihn gesehen, es war Zalen.«

»Du hast einen Mann in einem schwarzen Regenmantel gesehen, nicht wahr, Foster?«

»Äh … ja.«

Sie sah mich direkt an. »Foster, der Mann, der dich früher am Tage im Wald verfolgt hat, war nicht Zalen.«

Der Kommentar bestürzte mich. »Aber … Ich war mir so sicher.«

»Und der Mann, den du heute Abend auf der Sandbank gesehen hast, war ebenfalls nicht Zalen.«

»Wer dann?«, wollte ich wissen.

Mary wand sich an ihrem Platz, Kerzenlicht schien fahl auf ihr Gesicht. »Das war Walters Vater …«

»Was!«

»Foster … dreh dich um.«

Ich kam dem kryptischen Befehl nach, und meine Augen weiteten sich bei dem surrealen Anblick.

In der gegenüberliegenden Ecke stand ein groß gewachsener, hagerer Mann. Der schwarze Regenmantel schien mehrere Nummern zu groß, und die Kapuze verdeckte den Großteil seines Gesichts. Wichtiger war die geringe Last in seinen Armen: Es war Walter. Zuerst befürchtete ich, der Junge wäre tot, doch dann sah ich, dass sich seine junge Brust hob und senkte.

»Das ist Walters Vater«, erklärte mir Mary im flackernden Licht. »Die Male, als du ihn versehentlich für Zalen gehalten hast, der dir nachstellt, war er eigentlich auf dem Weg hierher, um einen Blick auf seinen Sohn zu erhaschen.«

Ich schätze, ich wusste durch irgendein finsteres ätherisches Omen bereits, bevor die Gestalt die Kapuze abnahm, dass sie das Gesicht von Howard Phillips Lovecraft enthüllen würde.

Ich stand mit offenem Mund da und starrte benommen die Ikone an, als sähe ich vom höchsten Felshang der Erde herunter …