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Der Benzinkanister, der zuvor noch auf der Ladefläche gestanden hatte, war nicht mehr da.

Ich hatte schwerlich Zeit, darüber nachzudenken, wo er abgeblieben war. Nun, so schien es, hatte ich keine andere Wahl, als zu versuchen, einen Weg durch die Menge Richtung Norden zu pflügen. Das Baby schrie jetzt, und Walter wachte endlich ebenfalls auf, nur um auf den schrecklichen Anblick vor uns zu treffen.

»Sprich deine Gebete, Walter«, forderte ich ihn auf, und dann begannen die Vollblütigen vor uns, loszuwatscheln. Mir war klar, dass sie uns in weniger als einer Minute aus Norden und Süden erreichen würden.

Als ich selbst mein letztes Gebet sprechen und das Gaspedal in dem schwachen Versuch, die Blockade aus Monstern vor uns zu durchbrechen, durchtreten wollte, deutete Klein Walter nach links und schrie: »Mr. Morley! Wer ist der Mann da?«

Mann?, registrierte mein angespanntes Gehirn, aber als ich hinblickte, sah ich Lovecraft in seinem schwarzen Regenmantel uns deutlich zuwinken. Er drängte mich, den Wagen nach links auf einen schmalen Pfad zu lenken, der kaum breit genug für unser Fahrzeug schien.

Außerdem sah ich, dass er es gewesen war, der den Benzinkanister von der Ladefläche genommen hatte. Den Kanister hielt er in der Hand.

Als ich in den Pfad einbog, bemerkte ich, dass die Biester aus dem Norden selbst in den Wald liefen, als versuchten sie mir den Weg abzuschneiden, bevor ich fahren konnte, wo immer die Straße uns hinführen mochte. Kurz darauf ergoss die Menge aus dem Süden sich hinter uns in den Pfad. Das Geräusch, das die Kreaturen machten, ließ den Waldboden erbeben: der feuchte, platschende Strom, zerteilt von Welle auf Welle unmenschlichen Maunzens. Zu diesem Zeitpunkt war der Wald verseucht von den taumelnden, beulenhäutigen Dingern.

Dann flackerte knisterndes Licht im Wald auf …

»Ein Feuer!«, schrie Walter.

Ich konnte es jetzt nur zu leicht erkennen, während ich den alten Lieferwagen an die Grenze seiner mechanischen Möglichkeiten zwang. Eine wahre Flammenwand breitete sich direkt hinter den durch den Wald eingreifenden Reihen aus, und als ich voller Verzweiflung gen Süden blickte, sah ich einen weiteren Feuerwall anwachsen. Lovecraft hatte offenbar auf jeder Seite des Pfads eine Spur aus Benzin gezogen und entzündet, sobald die beiden Massen fischartiger Kreaturen weit genug in den Wald gelaufen waren, um in der Falle zu sitzen. Die unentwegte Dürre dieses Monats hatte den Waldboden und das Gestrüpp trocken wie Zunder werden lassen, und nun ging dies alles nahezu gleichzeitig in Flammen auf. Orangefarbenes, waberndes Licht drang auf uns ein, und das Geräusch brennender Bäume übertönte bald das schaurige Jaulen der Vollblütigen; deren unirdischer Schlachtruf wandelte sich schnell zu einem Laut äußerster Bestürzung. Nach einer oder zwei Minuten stand unsere gesamte Umgebung in Flammen.

Unsere Widersacher saßen im Wald zwischen zwei näher kommenden Flammenwänden fest. Die Dinger saßen in der Falle. Jawohl.

Aber wir ebenso.

Jede der beiden Feuerlinien schien mit dem Lieferwagen Schritt zu halten. Eine unglaubliche Hitze brandete herein, und als ich zur Seite blickte, sah ich wilde, unmenschliche Gestalten um sich schlagen, zu Boden stürzen und konvulsivisch zucken, gekleidet in Anzügen aus Feuer. Der Blick aus dem Rückfenster zeigte den schmalen Pfad komplett überflutet mit geisterhaften, lodernden, bei lebendigem Leib eingeäscherten Dingern. Gleichsam begann das Feuer, den Wagen zu umschlingen …

Ich hätte bei dem Anblick in Ohnmacht fallen können.

Der Pfad spuckte uns auf einer mondbeschienenen Lichtung aus.

»Wir sind draußen!«, schrie Walter.

»Wir haben es geschafft«, flüsterte ich ungläubig. Ich fuhr dennoch weiter, aus Angst, dass einige der Vollblütigen der Feuersbrunst entkommen waren, doch als wir in sicherer Entfernung waren, hielt ich den Wagen an und schaute zurück zu der feurigen Szene.

Walter hatte sich ebenfalls umgedreht. Das Feuer breitete sich jetzt nach außen weiter aus, und Rauch stieg von den Baumwipfeln zum Himmel auf. Das makabre, streitsüchtige Jaulen Hunderter von Vollblütigen war zu erbärmlichen und vereinzelten Aufschreien abgeklungen. Das Knistern der gewaltigen Flammen übertönte alles andere.

»Was … Was ist passiert?«, fragte Mary verwirrt, das schlafende Baby an ihrer Brust haltend. »Das sieht ja aus, als stünde der ganze Wald in Flammen.«

»Das wird er auch, daher sollten wir schnell von hier weg«, erkannte ich, legte den Gang wieder ein und fuhr weiter. Walters Kenntnisse der Gegend aufgrund seiner vielen Wanderungen durch den Wald brachten uns glücklicherweise zu einem anderen schmalen Weg, der uns innerhalb von Minuten zur Hauptstraße führte. Jetzt folgte uns nichts mehr außer einer geradezu gespenstischen Stille.

»Mr. Morley?«, fragte Walter. »Dieser Mann im Regenmantel hat uns gerettet.«

»Das hat er in der Tat, Walter.«

»Ich habe ihn schon zuvor im Wald gesehen, viele Male, aber ich bin nie in seine Nähe gekommen. Wer war dieser Mann?«

Ich nahm Marys Hand. »Eines Tages werden deine Mutter und ich dir das erzählen, Walter …«

Nicht allzu lange danach teilte uns ein Schild die gute Nachricht mit, dass wir uns der State Route Nummer eins näherten. Mit einem klitzekleinen bisschen Glück würden wir bei Sonnenaufgang in Providence sein.

V

Die vergangenen sechs Monate haben viele freudige Veränderungen mit sich gebracht. Der Verkauf meines Herrenhauses in Providence – an niemand Geringeren als einen der Geschäftsführer von Standard Oil – hatte meinen Wohlstand weiter vergrößert. Die Worte eines toten Mannes – die Zalens – waren nie aus meinem Bewusstsein verschwunden: Sie reisen alle bestehende Wasserwege entlang, und sie sind sehr schnell. Nun, da Gott mir meinen neuen Status als Familienvater gewährt hatte, zog ich nur wenige Tage nach dieser Nacht undenkbaren Schreckens an einen Ort, an dem es fünfzig Meilen in jede Richtung keine Wasserwege gab, in den 36. Staat der Union, nach Nevada. Dank meines Reichtums konnte ich uns ein unbezwingliches Haus aus Adobeziegeln inmitten der trockensten Region des Landes bauen, direkt südlich der Staatenmitte. Rings um uns sind alkalihaltige Lehmebenen, sandige Wüste und endlose Meilen voller Beifuß und Steppenläufern, wohin man auch blickt.

Und – um mich zu wiederholen – es gibt keinerlei Wasserwege.

Meine Bank befindet sich in Carson City über einhundert Meilen im Nordwesten, und von dort aus wird uns wöchentlich Frischwasser zum Trinken und Baden geliefert. Ferner kommen wöchentlich neue Pinkerton-Wachleute an, die im Haus leben und rund um die Uhr Wache halten. Man hält mich lediglich für einen erfolgreichen Geschäftsmann, der misstrauisch gegenüber seinen Konkurrenten ist. Natürlich hatte ich ihnen nicht exakt gesagt, was es ist, von dem ich fürchte, dass es eines Nachts in mein Haus einzudringen versuchen könnte.

Was Olmstead und sein Hafengebiet, das früher Innswich Point genannt wurde, betraf, kann ich nur wiedergeben, was ich an Informationen aus der Zeitung zusammengetragen habe: Der gewaltige, von der Dürre verursachte Waldbrand hatte im Umkreis von mehreren Tausend Morgen alles abgebrannt. Von den 361 registrierten Einwohnern hatte anscheinend niemand überlebt. Viele waren bei fehlgeschlagenen Evakuierungsversuchen verbrannt, und der Rest war an Rauchvergiftung gestorben, obwohl die Brände, so verheerend sie auch gewesen waren, die neue Betonarchitektur der Stadt unversehrt gelassen hatten. Wie das Feuer entstanden war? Durch Blitzschlag, vermuteten die Quellen. Aber die Region konnte erleichtert aufatmen, da ein Regensturm direkt am nächsten Tag die Feuersbrunst davon abgehalten hatte, sich weiter auszubreiten. Kurioserweise wurde im letzten Abschnitt erwähnt, dass Bundesbeamte die Überreste der Stadt einige Tage darauf untersucht hatten, wenngleich kein Grund dafür genannt wurde. Es gab auch keinerlei Informationen darüber, warum die Regierung gewisse Bereiche entlang der Küste abreißen ließ. Aus Sicherheitsgründen, war alles, was sie sagten. Und natürlich wurde auch nirgendwo eine Leiche in einem schwarzen Regenmantel erwähnt …