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Laß das jetzt, Liebling - kümmere dich um deine Aufgabe.

In der Nähe kritzelte Connie Chung ihren Namen auf die Rückseite eines Einkaufszettels, den Lois in ihrer Handtasche gefunden hatte. Ralph betrachtete den Rückstand auf dem Betonboden vor den Türen und suchte nach einer Spur von Atropos, nach etwas, das man nicht so sehr als visuellen Eindruck wahrnahm, sondern mehr als Geruch, als widerlichen Geruch nach Fleisch, wie in der Gasse hinter Mr. Hustons Metzgerei, als Ralph ein Kind gewesen war.

»Danke«, blubberte Lois. »Ich habe zu Norton gesagt: >Sie sieht genau wie im Fernsehen aus, wie ein kleines Porzellanpüppchen.< Genau das waren meine Worte.«

»Sehr gern geschehen«, sagte Chung, »aber jetzt muß ich mich wirklich wieder an die Arbeit machen.«

»Aber gewiß. Und grüßen Sie Dan Rather von mir, ja? Sagen sie ihm, ich hätte gesagt: >Nur Mut!<«

»Mach ich ganz bestimmt.« Chung lächelte und nickte, während sie Rosenberg den Kugelschreiber zurückgab. »Wenn Sie uns jetzt bitte entschuldigen würden -«

Wenn es hier ist, dann weiter oben, als ich es bin, dachte Ralph. Ich muß noch etwas höher emporsteigen.

Ja, aber er mußte äußerst vorsichtig vorgehen, denn inzwischen war nicht nur die Zeit ein überaus wertvolles Gut geworden. Es war einfach so, wenn er zu weit emporstieg, würde er aus der Welt der Kurzfristigen verschwinden, und das würde selbst die Nachrichtenteams von der bevorstehenden Demonstration der Abtreibungsgegner ablenken... zumindest für eine Weile.

Ralph konzentrierte sich, aber diesmal erfolgte das schmerzlose Zucken in seinem Kopf nicht als Blinzeln, sondern wie ein langsamer Peitschenhieb. Farbe erblühte lautlos in der Welt; alles zeichnete sich mit hervorstechender Brillanz ab. Aber die deutlichste aller Farben, der überwältigende Schlüsselakkord, war das Schwarz des Leichentuchs, und das war eine Negation aller anderen Farben. Niedergeschlagenheit und das Gefühl lähmender Schwäche befielen ihn wieder und bohrten sich in sein Herz wie die Widerhaken eines Klauenhammers. Er überlegte sich, wenn er hier oben etwas zu erledigen hatte, sollte er es besser schnell erledigen und wieder auf die Ebene der Kurzfristigen zurückkehren, bevor er seiner ganzen Lebenskraft beraubt wurde.

Er sah wieder zu den Türen. Einen Augenblick konnte er immer noch nicht mehr als die verblassenden Auren der Kurzfristigen erkennen, wie er einer war... aber dann wurde plötzlich deutlich, wonach er suchte, es erschien wie eine mit Zitronensaft geschriebene Geheimbotschaft, wenn man sie dicht an eine Kerzenflamme hält.

Er hatte mit etwas gerechnet, das wie die verfaulenden Innereien in den Abfallbehältern hinter der Metzgerei von Mr. Huston riechen und aussehen würde, aber die Wirklichkeit war noch schlimmer, wahrscheinlich deshalb, weil es so unerwartet kam. Auf den Türen selbst befanden sich Schlieren einer blutigen, schleimigen Substanz - möglicherweise Spuren von Atropos' rastlosen Fingern -, und eine abstoßend große Pfütze desselben Materials sank in die hartgewordenen Rückstände auf dem Boden vor den Türen ein. Das Zeug hatte etwas so Schreckliches an sich - etwas so Fremdartiges -, daß die farbigen Käfer im Vergleich dazu fast normal wirkten. Wie eine Lache Erbrochenes von einem Hund, der an einer neuen und gefährlichen Form von Tollwut litt. Eine Spur derselben Substanz führte von der Lache weg, zuerst in trocknenden Flecken und Spritzern, dann in kleineren Tropfen, wie verschüttete Farbe.

Logisch, dachte Ralph. Darum ist er hergekommen. Der kleine Dreckskerl kann nicht anders. Für ihn ist das wie Rauschgift für einen Drogensüchtigen. Er konnte sich vorstellen, wie Atropos genau da stand, wo er, Ralph, sich gerade befand, wie er hinsah... grinste... dann weiterging und die Hände auf die Türen legte. Sie streichelte. Die schmutzigen, klebrigen Abdrücke hinterließ. Er konnte sich vorstellen, wie Atropos Kraft und Energie aus eben der Schwärze bezog, die Ralph seiner Vitalität beraubte.

Natürlich muß er noch anderswo hin und andere Taten vollbringen - wenn man ein übernatürlicher Psychopath wie er ist, hat man zweifellos jeden Tag alle Hände voll zu tun -, aber es muß ihm schwerfallen, sich lange von hier fernzuhalten, so beschäftigt er auch sein mag. Und wie fühlt er sich dabei? Wie bei einem tollen Fick an einem Sommernachmittag, genau so.

Lois zupfte ihn von hinten am Ärmel, und er drehte sich zu ihr um. Sie lächelte immer noch, aber durch den fiebrigen Ausdruck in ihren Augen sah das Lächeln verdächtig wie ein Schrei aus. Hinter ihr schlenderten Connie Chung und Rosenberg zu dem Gebäude.

»Du mußt mich hier wegbringen«, flüsterte Lois. »Ich kann es nicht mehr ertragen. Mir ist, als würde ich den Verstand verlieren.«

[»Okay - kein Problem.«]

»Ich kann dich nicht hören, Ralph - und ich glaube, ich kann die Sonne durch dich hindurchscheinen sehen. Mein Gott, das kann ich tatsächlich!«

[»Oh - warte -«]

Er konzentrierte sich und spürte, wie die Welt um ihn herum einen leichten Ruck machte. Die Farben verblaßten; Lois' Aura schien in ihre Haut hineinzuschrumpfen.

»Besser?«

»Nun, auf jeden Fall solider.«

Er lächelte kurz. »Gut. Komm mit.«

Er nahm sie am Ellbogen und führte sie zu der Stelle zurück, wo Joe Wyzer sie abgesetzt hatte. In dieselbe Richtung führten auch die blutigen Spuren.

»Hast du gefunden, wonach du gesucht hast?«

»Ja.«

Sie strahlte sofort. »Das ist toll! Ich habe gesehen, wie du emporgestiegen bist, weißt du - es war ziemlich seltsam, als hätte ich gesehen, wie du dich in eine sepiafarbene Fotografie verwandelst. Und dann... als ich dachte, ich könnte die Sonne durch dich hindurchscheinen sehen... das war sehr seltsam.« Sie sah ihn streng an.

»Schlimm, hm?«

»Nein... nicht gerade schlimm. Nur seltsam. Diese Käfer dagegen... die waren schlimm. - Igitt!«

»Ich weiß, was du meinst. Aber ich glaube, die sind alle da hinten.« »Vielleicht, aber wir haben das Schlimmste noch lange nicht überstanden, oder?« »Ja - es ist ein weiter Weg zurück ins Paradies, hätte Carol gesagt.«

»Bleib nur bei mir, Ralph Roberts, und verirre dich nicht.« »Ralph Roberts? Nie gehört. Norton ist mein Name.« Und das, stellt er glücklich fest, brachte sie zum Lachen.

Kapitel 24

Sie gingen langsam über den asphaltierten Parkplatz mit seinem Gitter aufgesprühter gelber Linien. Ralph wußte, heute abend würden die meisten Plätze besetzt sein. Kommt, seht, hört zu... und, am allerwichtigsten, zeigt eurer Stadt und den Fernsehzuschauern im ganzen Land, daß ihr euch nicht von den Charlie Pickerings dieser Welt einschüchtern laßt. Selbst die Minderheit, die die Angst abhalten würde, würde durch die von morbider Neugier Angelockten wieder wettgemacht werden, vermutete Ralph.

Als sie sich der Rennbahn näherten, näherten sie sich auch dem Rand des Leichentuchs. Es war dort dicker, und Ralph konnte langsame, wuselnde Bewegungen darin erkennen, als bestünde das Leichentuch aus winzigen Fetzen verkohlter Substanz. Es sah ein wenig wie die Luft über einem offenen Kohleofen aus, wo Stücke verbrannten Papiers über der flimmernden Hitze schweben.