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»Also gut!«, sagte Jack und schüttelte Daniel Bufo die Hand. »Unterbreiten Sie den Eigentümern meine Offerte. Dann werden wir sehen, was sich tun lässt. Ach so, können Sie mir eigentlich sagen, wer die Eigentümer sind?«

Daniel Bufo schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, Mr. Reed. Das würde ich gerne tun, glauben Sie mir. Aber die Verschwiegenheitspflicht, Sie wissen ja, wie es ist.«

»Es ist aber nicht die Mafia?«

Daniel Bufo gab ein Geräusch von sich, als spiele er Dudelsack und versuche gleichzeitig zu lachen. »Nein, Sir. Es ist nicht die Mafia.«

Jack stieg ins Auto und schlug die Tür hinter sich zu. »Wie wäre es mit einem Hamburger?«, schlug er vor, als er den Motor anließ.

»Was immer du willst«, antwortete Karen, die am Saum ihres Rocks zupfte. »Mein Gott, sieh dir mal meine Haare an!«

Im Schritttempo fuhren sie die Allee mit den regennassen Bäumen entlang. Randy drehte sich in seinem Sitz um, damit er das Gebäude noch einmal sehen konnte, das nach und nach hinter den schwarzen, schattigen Blättern verschwand. Sie hatten schon fast das Tor erreicht, als er die grau-weiße Gestalt des kleinen Mädchens noch einmal sah. Sie stand genau zwischen den Bäumen und hatte einen Arm erhoben, um ihm zu winken.

Komisch war nur, dass ihr Gesicht von einer Kapuze verborgen war, als ob es falsch herum am Kopf saß. Entweder das oder sie hatte überhaupt kein Gesicht.

D R E I

Als er drei Tage später nach Hause zurückkehrte, erwartete ihn Maggie im Wohnzimmer. Sie trug ihren Regenmantel und ihr blauer Vinylkoffer stand ordentlich gepackt neben ihr. »Was soll das?«, wollte er von ihr wissen, als ob es nicht offensichtlich war.

Maggie antwortete mit sorgfältig einstudierter Tapferkeit: »Ich würde sagen, man nennt es etwas frische Luft schnappen gehen.«

»So nennt man es also?«, erwiderte er. »Aha, so nennt man es!« Er hatte drüben in der Hunting Lodge mindestens ein Bier zu viel getrunken. »Das ist ja lustig. Ich würde eher sagen, man nennt das: den Ehemann im Stich lassen.«

»Jack«, sagte sie, und als seine Frau zu ihm aufsah, erkannte er zum ersten Mal, dass all die Auseinandersetzungen im Laufe ihres Zusammenlebens sich deutlich in ihrem Gesicht abzeichneten. Oder vielleicht war es auch einfach nur das unvorteilhafte Deckenlicht.

Er sagte nichts und blickte sich im Raum um. Das Zimmer besaß nicht einen Hauch von Charme. Ausdruckslose, beige Wände, ein Zottelteppich in einer Farbe, die wohl einmal honiggelb gewesen war, aber mit der Zeit ebenfalls eine beige Färbung angenommen hatte. Verblasste Bilder an der Wand, eine ebenfalls beige Couch mit braunen und weißen Flecken darauf; davor stand eine Ehefrau, die er nicht wirklich liebte und die ihre wenigen Habseligkeiten in einem Koffer verstaut hatte.

Maggie hielt ihre einstudierte Rede, während sie an ihren Fingernägeln herumspielte. »Ich habe mich wirklich bemüht, dich zu verstehen, Jack. Ich habe versucht zu begreifen, was du vom Leben erwartest, und es dir zu geben. Zumindest dir zu helfen, dass du findest, wonach du suchst. Aber du scheinst trotzdem nicht zu wissen, was du willst.

Und wenn du es schon nicht weißt, wie soll ich dir da helfen, es herauszufinden? Ich fühle mich so, als würde ich meine ganze wertvolle Zeit und Energie dafür verschwenden, dir zu helfen, um etwas zu finden, was es noch nicht einmal gibt.«

Jack wartete. Vielleicht rechnete sie mit einer Antwort. »Ja?«, brachte er schließlich hervor.

»Ich werde nicht jünger«, fuhr sie mit Tränen in den Augen fort. »Ich will mein Leben genießen, bevor ich zu alt dafür bin.«

»Oooh …«, sagte Jack. »Davon wusste ich ja noch gar nichts! Du willst das Leben genießen! Warum zum Teufel hast du mir das nicht vorher gesagt? Ich hätte dich nicht meine Hemden waschen lassen, Herrgott noch mal, geschweige denn darum gebeten, mir Essen zu kochen oder das Haus zu putzen! Ich hätte dir Randy nicht geschenkt! Schließlich kannst du dich ja schlecht amüsieren mit einem Kind im Nacken, was?«

»Randy wartet draußen vor der Tür im Auto«, sagte Maggie, stand auf und nahm ihren Koffer.

»Was meinst du damit? Wessen Auto?«

»Wir werden bei meiner Schwester unterkommen.«

»Oh Gott. Die gute Velma. Ganz zu schweigen vom guten Herman.«

»Jack, ich muss von dir weg. Du erstickst mich. Ich will dich nicht verlassen, nicht endgültig. Ich liebe dich, aber du machst mich verrückt. Seit du dieses Haus gefunden hast, ist alles noch viel schlimmer geworden. Du redest nur noch darüber, wie du das Hotel finanzieren und das Wasser aus dem Swimmingpool abpumpen willst. Wie du es deinen Leuten in der Firma verklickern willst, dass du ans Verkaufen denkst, oder davon, wie du den verdammten Marmor sauber bekommst oder das Dach abdecken wirst. Jack, ich kann es einfach nicht mehr ertragen!«

Jack packte sie am Arm. »Maggie, hörst du mir mal zu, verdammt noch mal?«

»Velma wartet.«

»Hör mir zu, verdammt!«

Sie befreite sich aus seinem Griff. »Ich hab dir jahrelang zugehört, Jack. Das war nie eine gute Idee und jetzt wäre es noch schlechter. Wenn du dieses dieses Urlaubshotel – oder wie auch immer du es nennst – bauen willst, nur zu, dann tu’s, aber lass Randy und mich nicht darunter leiden. Lebe dein Leben! Los doch! Aber erwarte nicht von mir, dass ich es mit dir teile! Du bist zu erbärmlich, zu besessen und überhaupt, verdammt noch mal! Und abgesehen davon hast du mit Karen geschlafen, oder nicht?«

»Was?«, brüllte er sie an. »Was? Du denkst, dass ich mit Karen ins Bett steige?«

»Du bist betrunken«, entgegnete sie mit zusammengekniffenen Lippen. »Und ich gehe. Ich kann schlecht mit dir diskutieren, wenn du betrunken bist. Auf Wiedersehen, Jack.«

Er ergriff sie am Ärmel und verdrehte ihr den Arm. Voller Hass starrte Jack sie an. Am liebsten hätte er sie auf der Stelle umgebracht.

»Lass mich los!«, verlangte sie. Er konnte die Angst in ihrer Stimme hören und das machte ihn noch wütender.

»Du denkst, dass ich mit Karen ins Bett steige?«, wiederholte er mit so sanfter, vernünftiger Stimme, dass Maggie es sogar noch mehr mit der Angst zu tun bekam.

»Randy hat gesagt …« Sie wandte den Kopf ab. Allein der Gedanke daran ließ sie zusammenzucken.

»Randy hat was gesagt? Sag’s mir, was hat Randy gesagt?«

»Randy hat gesagt, dass du Karen mitgenommen hast, um das Haus anzusehen. Und er hat gesagt … dass du sie geküsst hast.«

Ohne ein Wort ließ Jack Maggies Ärmel los, hob beschwichtigend die Hände und trat zurück. Er war nicht mehr wütend, sondern fast schon erleichtert darüber, dass Maggie sich zum Gehen entschlossen hatte. Er war nicht mit Karen im Bett gelandet und es sah ganz danach aus, als würde es auch nie dazu kommen. Jack konnte nicht wütend sein. Man brauchte Schuldgefühle, um Wut zu empfinden. Schuldgefühle, Frustration und Verzweiflung, doch er fühlte nichts von alledem.

Stattdessen konnte er nur denken: Wenn Maggie und Randy eine Weile bei Velma bleiben, kann ich mich voll und ganz auf The Oaks konzentrieren. Ich kann die Werkstatt in aller Ruhe abwickeln. Und wenn ich das Anwesen erst gekauft habe und wir eröffnen, braucht mir doch keiner erzählen, dass Maggie dann nicht glücklich ist. Kann mir keiner erzählen, dass sie nicht auf der Veranda herumspaziert wie die Königin des Merrimac Court Country Clubs, während die Sonne scheint und der Pool glitzert und die Gäste sie alle mit einem Kopfnicken begrüßen.