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»Druiden«, sagte Jack und hob weitere zerfallende, schwarze Seiten vom Boden auf. »All diese Werke haben etwas mit Druiden zu tun. Und sie sind absichtlich verbrannt worden, damit wir kein unbequemes Wissen zu diesem Thema sammeln können.«

»Was ist ein Druide?«, wollte Karen wissen.

Jack richtete sich auf. »Nun … Druiden waren so was Ähnliches wie Priester. Im alten Britannien. Das ist alles, was ich in der Schule darüber gelernt habe.«

Karen sah ihn lange schweigend an und meinte dann: »Und was hast du jetzt vor, wo sie alle Bücher verbrannt haben?«

Jack sah sich in der Bibliothek um. »Ich weiß es nicht. Ich schätze, ich muss eine andere Möglichkeit finden, mir Wissen über Druiden anzulesen. Eins steht jedenfalls fest: Sie haben uns mit der Nase auf ihre Schwäche gestoßen.«

»Das verstehe ich jetzt nicht, Jack. Welche Schwäche meinst du?«

»Denk doch mal nach! Warum hat Quintus Miller wohl all diese Bücher verbrannt? Weil er nicht wollte, dass wir sie lesen. Denn mit diesem Wissen könnten wir ihn vielleicht aufhalten, verstehst du? Und dann würden wir ihn dahin zurückschicken, wo er hergekommen ist. Zurück in die Wand oder wohin auch immer. Eigentlich sollte er ja schon seit Jahren tot sein.«

»Wie lautet also dein Plan?«

Jack schnappte sich drei der weniger verbrannten Exemplare. »Ein guter Ausgangspunkt wäre die Universität. Es muss jemanden auf dem Campus geben, der sich mit Druiden auskennt. Immerhin sind dort Gastprofessoren aus aller Welt zu finden.«

Karen streckte ihm die Hand entgegen. »Jack?«, sagte sie.

»Was denn?«

»Na ja, du weißt schon, dass das vielleicht schiefgeht, oder? Ich meine, wenn Quintus Miller wirklich so schlimm ist, wie der Priester dir prophezeit hat, dann ... na ja … dann könnte Randy längst tot sein.«

Jack hatte diese Option schon seit der Entdeckung der halb mit der Kellerwand verschmolzenen Kackwurst in Betracht gezogen.

»Ja«, erwiderte er. »aber das sollte uns nicht davon abhalten, es zumindest zu versuchen, oder?«

Sie verließen die Bibliothek und kehrten in den Gang zurück.

Karen hakte sich bei ihm ein. »Jack, hör mal, Schatz, egal wie das hier ausgeht, ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe – und wenn du bei mir einziehen willst, also … das kannst du herzlich gern tun.«

Jack küsste eine ihrer Haarsträhnen und drückte ihre Hand. »Ich weiß nicht, ob ich in Cecils Fußstapfen treten kann. In seine Jeans passe ich ja schon mal nicht.«

Ihre Schritte hallten im Treppenhaus. Sie verließen The Oaks durch den hinteren Anbau und liefen wieder die Allee hinunter, wo Essie Estergomy ums Leben gekommen war. Jack sah sich immer wieder nervös um, aber der Kies blieb völlig eben und nichts rührte sich. Blut war auch keines zu sehen.

»Wir sollten schleunigst Nachrichten hören«, schlug Jack vor. »Ich will sichergehen, dass sie nicht schon wieder jemanden erwischt haben.«

»Und wenn doch?«, fragte Karen.

»Dann kann ich es auch nicht ändern.«

Sie küsste ihn auf die Wange. »Na dann hör auf, dir ständig Schuldgefühle zu machen, und lass uns zur Universität fahren.«

Als sie das Tor erreichten, sahen sie Daniel Bufos Cadillac neben ihrem Kombi parken. Der Makler saß im Wagen und wirkte verstimmt und unglücklich. Als sie sich durch die Lücke am Gatter quetschten, hievte er seinen massigen Körper heraus und kam mit entschlossenem Blick auf sie zu.

»Mr. Reed, ich habe ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen.«

»Ach ja?«, fragte Jack vorsichtig.

Daniel Bufo nickte Karen grüßend zu und zog eine Grimasse. »Mrs. Reed?«, sagte er und ließ seine Augen kurz auf der lebenden Götterspeise ruhen.

Karen erwiderte nichts. Jack öffnete ihr die Wagentür, sodass sie einsteigen konnte.

»Bevor Sie gehen, Mr. Reed«, begann Daniel Bufo, während er seine Oberarme auf das Dach des Kombis legte und Jack dadurch am Einsteigen hinderte: »Ich bin nicht glücklich über den Verlauf unserer Gespräche, was den Verkauf dieses Hauses angeht. Gar nicht glücklich. Ich glaube fast, Sie sind gar nicht mehr so sicher, ob Sie wirklich kaufen möchten.«

»Ach ja? Wie kommen Sie denn auf die Idee?«

»Nun, bitte verstehen Sie mich nicht falsch, Mr. Reed, ich möchte Sie nicht verärgern. Anfangs haben Sie großes Interesse an The Oaks gezeigt und auch wenn Sie ein Angebot unterbreitet haben, das weit unter dem Marktwert für das Anwesen lag …«

»Moment mal«, unterbrach ihn Jack. »sprechen wir jetzt über den Marktwert oder den Seltenheitswert?«

»Mr. Reed«, antwortete Daniel Bufo. »Ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber ich würde gerne wissen, ob Sie immer noch Interesse daran haben, dieses Gebäude zu kaufen. Falls nicht, könnten Sie uns beiden viel Zeit und Arbeit ersparen. Sagen Sie’s einfach und wir lassen es gut sein.«

»Natürlich bin ich noch interessiert«, versicherte ihm Jack. »Alles im grünen Bereich. Ich werde heute Nachmittag mit meinem Anwalt telefonieren.« Daniel Bufo stand so dicht neben Jack, dass dieser den Schweiß auf der Oberlippe des Maklers erkennen konnte. Tatsächlich hätte er nach allem, was passiert war, nicht im Traum daran gedacht, The Oaks zu kaufen. Doch wenn er jetzt schon die Bombe platzen ließ, würde der Zugang zu The Oaks deutlich schwieriger. Bis er Quintus Miller erwischt hatte, wollte er nach Belieben kommen und gehen können.

»Nun, ich bin froh, das zu hören«, erklärte Daniel Bufo sichtlich erleichtert. »Nachdem Sie gestern gefordert haben, den Verkäufer persönlich zu treffen …«

»Ach, das wird nicht mehr nötig sein«, sagte Jack gönnerhaft. »Ich war wahrscheinlich etwas zu pedantisch. Ich habe in letzter Zeit ziemliche Zahnschmerzen – da neige ich dazu, über die Stränge zu schlagen.«

»Oh, das tut mir leid«, bemerkte Daniel Bufo, der nun, da er seinen Verkauf in trockenen Tüchern sah, wieder ganz dienstbeflissen tat. »Hoffentlich wird es bald wieder besser. Meiner Schwester machen ihre Zähne auch immer zu schaffen.«

Er lehnte sich in Jacks geöffnetes Fenster und schielte lüstern auf Karens Beine. »Schön, Sie wiederzusehen, Mrs. Reed.«

Jack schüttelte ihm widerstrebend die Hand und sagte: »Ich melde mich, ja? Sobald ich mit meinem Anwalt gesprochen habe.«

Daniel Bufo watschelte zurück zu seinem Auto. Sein Mantel wehte im Wind. Jack sah ihm hinterher. Karen erkundigte sich vorsichtig: »Du willst es doch nicht wirklich kaufen, nach allem, was passiert ist?«

Jack versicherte ihr: »Selbst wenn es das letzte Grundstück auf der ganzen Welt wäre, bekämen mich keine zehn Pferde dazu.«

Bufo winkte Jack ein letztes Mal zu, ehe er sich wieder in sein Auto quetschte. Jack wollte sich gerade abwenden, als er eine Bewegung im Gras neben der Straße wahrnahm. Er sah erneut hin und runzelte die Stirn. Es musste der Wind gewesen sein, weiter nichts. Doch dann sah er es erneut. Es konnte nicht der Wind sein, denn es huschte am Straßenrand entlang wie ein unsichtbarer Iltis und hielt direkt auf Daniel Bufos Auto zu.

»Was ist denn, Schatz?«, wollte Karen wissen, doch Jack war schon losgerannt.

»Mr. Bufo!«, schrie er. »Mr. Bufo! Hauen Sie ab so schnell Sie können!«

Daniel Bufo sah ihn fragend durch die Windschutzscheibe an und tat dann das Schlimmste, was er tun konnte. Er schaltete den Motor ab. Jack brüllte: »Weg mit Ihnen! Mr. Bufo! Weg!«

Die Wellen griffen vom Grünstreifen auf die Straße über. Plötzlich schoss ein Arm aus dem Boden und der harte Straßenbelag riss auseinander. Daniel Bufo kurbelte das Fenster herunter, lehnte den Kopf nach draußen und rief: »Was haben Sie gesagt, Mr. Reed? Stimmt etwas nicht?«

Jack hatte Daniel Bufos Wagen fast erreicht. »Weg hier!«, schrie er ihn an. »Sie sind da!« Plötzlich dämmerte ihm, dass sein Verhalten die Situation wahrscheinlich noch verschlimmerte. Hätte er nicht geschrien, um Daniel Bufo zu warnen, wäre dieser längst in Sicherheit.