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Jack atmete tief durch. »Ich kann dir nichts verraten, noch nicht. Es könnte jemand zu Schaden kommen. Ich habe einen kleinen Jungen. Ihm könnte etwas zustoßen. Können wir eine Abmachung treffen? Du erzählst mir das, was du über Erdenläufer weißt, und dafür werde ich, sobald ich kann, wieder herkommen und dir ausführlich berichten. Ich schreibe es dir sogar auf.«

»Du Schlawiner«, erwiderte Geoff Summers fröhlich. »Hast du etwa einen Erdenläufer gefunden?«

»Nein, nein«, antwortete Jack. »Ich weiß nicht genau, was ich gefunden habe. Aber deine Hilfe wäre mir sehr wichtig. Ich möchte gar nicht, dass du es umsonst tust. Ich werde dich dafür bezahlen. Klingen 2.500 in Ordnung? Bar auf die Kralle, gleich hier.«

»Hast du denn nun einen Erdenläufer gefunden?«, wiederholte Geoff Summers.

Jack schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, stand mühsam auf und kassierte dabei einen blauen Fleck von der Armlehne an seinem Schenkel. »Ich habe es dir doch gesagt, Geoff, ich brauche deine Hilfe. Ich brauche jede Hilfe, die ich kriegen kann. Aber ich kann dir im Moment noch nichts Genaueres sagen, weil ich selbst nichts Genaues weiß. Wenn du mir nicht hilfst, nun, dann muss ich eben jemand anders finden.«

Geoff Summers nahm mit einer schnellen Bewegung seine Pfeife aus dem Mund und hob die Hand. »Warte, Jack – Halt! Komm schon, lass uns nicht im Streit auseinandergehen. Beantworte mir einfach diese eine Frage – sag mir, ob du einen Erdenläufer gefunden hast. Egal, ob die Antwort Ja oder Nein lautet, ich werde dir dann erzählen, was ich über die Druiden weiß, das verspreche ich. Es ist allerdings nicht gerade viel – das meiste könntest du selbst herausfinden, wenn du die richtigen Bücher liest. Danach werde ich dir keine weiteren Fragen stellen, es sei denn, du forderst mich dazu auf. Was hältst du von diesem Vorschlag?«

Jack zögerte. Halb Amerika würde hinter ihm her sein, wenn die Polizei herausfand, was mit Joseph Lovelittle, Pater Bell, Essie Estergomy und Daniel Bufo geschehen war – ganz zu schweigen von den Pfadfinderinnen und all den anderen Menschen, die Quintus Miller und seine Bande von Verrückten vielleicht schon umgebracht hatten. Doch bevor er jemandem gestand, dass er in die Sache verwickelt war, wollte Jack zuerst Quintus Miller finden und alles versuchen, um ihn zu vernichten.

Und wenn Randy noch am Leben war, wollte er ihn um jeden Preis retten.

»Es ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit«, begann Jack und ließ sich wieder auf die Bank zurücksinken.

»Die Druiden waren auch sehr komplizierte Menschen«, versicherte ihm Geoff Summers. »Sie verstanden die Welt, in der sie lebten, sie verstanden ihre Kräfte und setzten sie mit verheerender Wirkung ein. Da sind wir nun, 4.700 Jahre später, und haben immer noch keine vernünftige wissenschaftliche Erklärung für die Errichtung von Stonehenge, die Osterinsel, Carnac in Frankreich oder Mystery Hill. Weder, warum sie all diese mystischen Stätten errichten, noch wie.«

»Geoff, es ist wahr, wir haben einen gefunden. Einen Erdenläufer. Na ja, eigentlich sogar mehr als einen«, mischte sich Karen ein.

»Karen«, protestierte Jack, doch sie entgegnete: »Es war doch nicht deine Schuld, Jack! Es war nicht deine Schuld! Was willst du denn sonst tun? Jemand muss davon erfahren. Sie machen mir Angst, Jack. Sie jagen mir echt verfluchte Angst ein.«

Geoffs Augen begannen zu glänzen. Er stützte sich auf den Tisch und blies in seine Pfeife wie eine alte Lokomotive. »Das ist ja großartig! Ihr wollt mich einweihen? Auf so was habe ich immer gewartet! Hör mal, Jack, falls das stimmt, falls du wirklich einen Erdenläufer entdeckt hast, dann ist das die mystische Sensation der letzten Jahrzehnte. Dann habe ich meinen Doktortitel in der Tasche.«

»Dein Doktortitel ist mir scheißegal!«, entgegnete Jack aggressiv. »Diese Menschen haben meinen Sohn in ihrer Gewalt!«

Betroffen lehnte sich Geoff wieder zurück. »Tut mir leid. Wirklich, es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung.« Doch dann beugte er sich erneut vor und war vor Begeisterung kaum noch zu bremsen. »Wenn du mich einweihst, werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um dir zu helfen, ihn wiederzubekommen, Jack.«

Mit erzwungener Geduld wiederholte Jack: »Sag mir einfach, wie man sie töten kann.«

»Tja …«, begann Geoff, »es ist eigentlich nur eine Legende. Es gibt keine historischen Nachweise dafür. Aber pah! Was soll’s? Es gibt ja schließlich auch keine historischen Beweise für die Erdenläufer selbst. Um einen Erdenläufer zu töten, musst du ihn nach Meinung der Druiden mit Beschwörungsformeln an einen Ort locken, an dem die Erde zu Ende ist. So ähnlich wie am Rand einer Klippe. Du musst ihn an eine Stelle bringen, von wo er nicht entkommen kann. Dann musst du die Erde oder den Stein, in dem er sich versteckt hält, sprengen und ihn im Rahmen eines exakt festgelegten Druidenrituals töten.«

»Verzeih mir meine Unwissenheit, aber was für ein Druidenritual soll das genau sein?«, wollte Jack wissen.

Geoff lächelte. »Du musst seinen Körper nach hinten biegen, bis die Wirbelsäule bricht.«

Jack schwieg sehr lange, zückte dann das Streichholzbriefchen, auf dem »Lindstrom’s Farm« stand, und ließ es wieder fallen. »Und diese, wie nennt man sie noch gleich, diese Beschwörungsformeln? Welche Beschwörung soll man denn genau dabei murmeln?«, hakte er nach.

»Das weiß niemand so genau. Tut mir leid. Die Druiden hatten wohl eine Schriftsprache, aber, na ja, du weißt schon. Wie bei so vielem gingen die Aufzeichnungen und das Wissen darum im Laufe der Geschichte verloren.«

»Gingen im Laufe der Geschichte verloren, hmm? Das hilft uns ja wirklich sehr weiter«, merkte Jack sarkastisch an.

»Tja, tut mir leid. Aber mehr weiß ich leider auch nicht. Das ist alles über 4.000 Jahre her. Es gibt keine Druiden mehr, die man fragen könnte. Nun ja, es gibt einen modernen Druidenorden, aber das ist lediglich ein Haufen von exzentrischen Walisern, die sich am Wochenende gerne mal ein Bettlaken überstreifen.«

Karen hatte wie wild Kaugummi gekaut und angestrengt nachgedacht. »Jack – hör mal – das Weihwasser hat sie doch dort festgehalten, oder?«

»Das Weihwasser hat wen wo eingesperrt?«, fragte Jack müde.

Karen schob ihren Kaugummi auf die andere Seite. »Hast du mir nicht erzählt, dass die Irren nicht aus dem Haus konnten, weil überall Weihwasser verspritzt war? Hast du das nicht erwähnt? Und weil der Priester die richtigen Formeln gesprochen hat. So was wie ›bleibt an Ort und Stelle, ihr unreinen Geister, sonst …‹«

Jack nickte. »Das stimmt!«, sagte er. »Stimmt ganz genau. Also, wenn sie nicht aus einem Bannkreis mit Weihwasser entkommen können … vielleicht klappt das dann auch damit und wir brauchen diese druidischen Beschwörungsformeln überhaupt nicht.«

In ihrer Erregung hatten sie Geoff Summers völlig vergessen, der sie immer faszinierter und mit wachsendem Erstaunen beäugte.

»Es muss Bücher mit den richtigen Gebeten und Ähnlichem geben«, sagte Jack zu Karen. »Also müssen wir nur etwas Weihwasser auftreiben – aus einem Taufbecken oder so – und dann können wir uns auf die Jagd nach diesen Schweinen machen.«

Geoff Summers mischte sich höflich ein: »Da kann ich helfen.«

Jack wandte sich zu ihm um. »Tut mir leid, glaub mir. Aber du solltest eigentlich gar nicht zuhören.«

»Ich kann helfen!«, insistierte Geoff. »Ich habe alle Bücher, die du brauchst. Alle Rituale, die nötig sind, alle Zaubersprüche, um Dämonen auszutreiben. Sogar ein Gebet, um eine Gemeinschaft von Menschen loszuwerden, die eine unorthodoxe Sicht auf die Bedeutung der Heiligen Schriften hat. Lass es mich so sagen – ich glaube nicht, dass ›bleibt an Ort und Stelle, ihr unreinen Geister, sonst …‹ in so einer Situation besonders wirkungsvoll wäre.«