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»Aber Sie haben doch selbst gesehen, was passiert ist. Wie Ihr Freund direkt vor Ihren Augen verschwand.«

»Eine optische Täuschung«, wich Otto Schröder aus. »Mehr war es nicht.«

Jack öffnete seinen Geldbeutel, nahm zwei 100-Dollar-Scheine heraus und steckte sie in Otto Schröders Jackentasche. Dieser erstarrte vor Verblüffung, nahm dann die Scheine heraus und strich sie sorgfältig glatt.

»Sie bekommen einen Tausender, wenn Sie uns helfen«, erklärte Jack. »Sie können ruhig weiterhin denken, dass wir verrückt sind. Tatsächlich ist mir völlig egal, was Sie glauben. Diese Leute haben Ihren Freund erwischt und sie haben Dutzende weiterer Menschen auf dem Gewissen – und damit noch nicht genug. Sie haben sich auch meinen neun Jahre alten Sohn geschnappt.«

Otto Schröder sah Geoff fragend an. »Es ist wahr, Mr. Schröder«, bestätigte der ihm. »Deshalb wollten wir mit Ihnen sprechen.«

»Und was kann ich tun?«, wollte Otto Schröder wissen.

»Sie wissen, wie man Wünschelruten einsetzt?«

»Aber sicher. Das hat mir mein Großvater beigebracht. Es ist nichts Besonderes, wenn man ein bisschen Gespür dafür hat.«

»Kurz bevor Ihr Freund verschwand, stellten Sie fest, dass die Wünschelruten außer Kontrolle gerieten, stimmt das? Sie haben im Fernsehen erzählt, dass sie verrückt gespielt hätten.«

Immer noch misstrauisch nickte Otto Schröder.

»Also«, fuhr Geoff fort, »ob Sie uns nun glauben oder nicht: Der Grund, weshalb Ihre Wünschelruten verrückt spielten, war, dass einer oder mehrere Menschen sich dort, wo Sie arbeiteten, unter der Erde aufhielten und die Magnetfelder durcheinanderbrachten. Was genau taten die Wünschelruten denn?«

»Sie drehten sich. Sie drehten sich wie verrückt. Die linke im Uhrzeigersinn, die rechte entgegengesetzt.«

»Haben Sie eine Veränderung an den Wünschelruten bemerkt, als Ihr Freund verschwand?«

»Ich schätze schon«, bestätigte Otto Schröder nickend. »Sie hörten auf, sich zu drehen. Sie bewegten sich gar nicht mehr. Das habe ich noch nie zuvor gesehen. Und sie berührten sich an ihren Enden, als ob sie sich küssen wollten. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, dass da etwas war. Das kann man jemandem, der keine Wünschelruten einzusetzen weiß, schlecht erklären. Aber es fühlte sich so ähnlich an, als wenn man sich sehr dicht an einem großen Reservoir befindet, etwa einem unterirdischen Wasserspeicher oder einem Tunnel.«

Jack sagte: »Otto – ich darf Sie doch Otto nennen?«

»Na klar.«

»Otto, es gibt 137 von ihnen. 137 verrückte, kriminelle Schizophrene. Wir müssen sie finden, so schnell wie möglich, bevor sie mit noch mehr Menschen das anstellen, was sie Ihrem Freund angetan haben. Momentan können sie nicht aus der Erde oder aus den Wänden heraus. Und sie können nicht in der Gegend herumlaufen wie wir. Aber wenn es ihnen gelingt, genügend Opfer zu töten … tja, dann kommen sie frei … und dann sind sie gar nicht mehr aufzuhalten.«

Otto wischte sich erneut die Nase ab. »Was haben Sie mit ihnen vor, wenn Sie sie erwischen?«

»Um die Wahrheit zu sagen: Wir müssen sie …«, begann Jack, doch Geoff fiel ihm ins Wort.

»Wir haben eine ganz besondere Methode, mit ihnen fertigzuwerden«, erklärte er mit vertrauenerweckender Gelassenheit. »Mehr braucht Sie nicht zu interessieren. Sie müssen bei diesem Teil der Geschichte überhaupt nicht involviert sein. Also, helfen Sie uns nun oder nicht?«

Otto zögerte, überlegte sehr lange. »Ist das alles wirklich wahr?«, fragte er.

Jack nickte. »Wenn Sie mehr Geld wollen, zahle ich Ihnen das Doppelte. Und sehen Sie es mal so – wenn es nicht stimmt und da niemand ist, was haben Sie dann zu verlieren?«

»Da haben Sie wohl recht!«, gestand Otto.

Geoff lächelte und schlug dem Mann auf die Schulter. »Großartig. Und es freut mich ganz besonders, dass Sie uns helfen, denn wir brauchen noch etwas von Ihnen.«

»Ach ja?«, fragte Otto.

»Einen Kompressor und einen Presslufthammer«, spezifizierte Geoff. »Ihre Firma hat doch sicher nichts dagegen, wenn Sie sich beides für eine Weile ausleihen, oder?«

»Einen Kompressor und einen Presslufthammer? Wofür zum Teufel brauchen Sie das Zeug?«

»Zum Graben«, antwortete Geoff kurz und bündig. »Für den Fall, dass wir sie finden, wissen Sie? Wir müssen sie ausgraben wie Kartoffeln.«

Um 18 Uhr trafen sie sich erneut mit Otto, diesmal unter dem East-West-Freeway, nachdem sie Karen nach Hause gebracht hatten. Geoff parkte seinen lahmen Valiant gegenüber von Ottos ausgebeultem alten GMC-Kompressorwagen und hupte. Schröder kletterte vom Fahrersitz und überquerte die Straße.

»Ich weiß nicht, warum zur Hölle ich das überhaupt mache«, brüllte er über den Verkehrslärm der Schnellstraße hinweg, während er hinten in Geoffs Auto kletterte und die Tür zuknallen ließ. »Meine Güte, ich muss den Verstand verloren haben.«

»Würden Sie es bitte unterlassen, die Tür so laut ins Schloss fallen zu lassen?«, forderte Geoff ihn auf. »Diana ist ziemlich empfindlich.«

»Diana?«, fragte Otto stirnrunzelnd.

»Sein Auto«, klärte Jack ihn auf und fügte dann erklärend hinzu: »Er ist Brite.«

»Oh«, machte Otto, als ob damit alles gesagt sei.

»Der Laster da sieht ziemlich mitgenommen aus«, bemerkte Geoff.

»Ja, sorry. Es ist der einzige, den mir der Vorarbeiter leihen wollte. Ich hab ihm erzählt, ich will einen Swimmingpool in meinem Hinterhof anlegen. Er erklärte mich für verrückt. Da bin ich ganz seiner Meinung.«

»Haben Sie Ihre Wünschelruten dabei?«, erkundigte sich Geoff unbeeindruckt.

Otto griff in seine Lederjacke und präsentierte zwei jeweils etwa 30 Zentimeter lange Kupferruten mit gebogenen Enden. »Wunderschön, nicht wahr? Hab ich selbst gemacht. Manch einer benutzt Eisen oder Messing, aber mein Großvater schwor auf Kupfer. Er meinte, das sei viel feinfühliger.

Ich sag Ihnen mal was: Mit diesen Wünschelruten kann ich ein Rohr mit Nennweite 15 auf weniger als drei Zentimeter genau lokalisieren. Und das kann mir niemand mit einem Haselzweig nachmachen.«

»Könnte ich sie mir mal ansehen?«, wollte Jack wissen, woraufhin Otto sie ihm mit einer beinahe feierlichen Geste überreichte. Jack schwang sie in der Hand hin und her, aber er konnte gar nichts spüren. »Wie funktioniert das genau?«, erkundigte er sich bei Otto.

Geoff antwortete: »Das ist wissenschaftlich nicht zu erklären. Es funktioniert – selbst die skeptischsten unter den Wissenschaftlern müssen das zugeben. Aber niemand weiß, wie oder warum.«

»Und Sie, Otto, wissen Sie es denn?«, fragte Jack.

Doch Otto schüttelte nur den Kopf und sagte: »Absolut keine Ahnung. Es ist ein Gefühl, mehr nicht. Eine Art Vibrieren.«

»Es hat etwas mit den natürlichen Magnetfeldern der Erde zu tun«, erklärte Geoff. »Das habe ich heute Nachmittag gelesen. Die Druiden schnitzten Wünschelruten aus Weiden- oder Ebereschenzweigen, um die Leylinien zu lokalisieren. Und ich hab noch etwas Interessantes herausgefunden. Bis ins Mittelalter hinein wurden Wünschelruten eingesetzt, um Mörder zu stellen. Offensichtlich sind deren Körper nämlich von Natur aus stärker magnetisch aufgeladen als bei anderen Menschen. Niemand weiß, warum – aber es könnte uns helfen, Quintus Miller und den Rest dieser Verrückten aufzuspüren.«

»Und wie wollen Sie das anstellen?«, fragte Otto, während er seine Wünschelruten wieder entgegennahm und ihre Griffe sorgfältig mit einem Taschentuch polierte.

»Wir wissen, wo die letzten Menschen verschwunden sind«, verriet ihm Jack, während er einen Atlas von Milwaukee öffnete. »Da werden wir ansetzen … einfach mal schauen, ob Sie Vibrationen spüren können.«