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»Und wenn das so ist?«

»Dann ziehen wir mit Weihwasser einen Kreis um das Areal und sprechen ein exorzistisches Gebet, das die bösen Mächte davon abhält, von diesem Ort zu verschwinden. Das sollte unseren mörderischen Freund an der Flucht hindern.«

»Und dann?«

»Graben wir den Schweinehund aus«, erklärte Geoff und rieb sich bei dem Gedanken voller Vorfreude die Hände.

»Und dann?«

»Den Rest brauchen Sie nicht zu wissen«, stellte Geoff klar. »Da können Sie dann wegsehen.«

»Hey – mit Mord will ich nichts am Hut haben«, protestierte Otto.

»Denken Sie an Ihren Freund Norman«, rief ihm Geoff in Erinnerung. »Haben Sie mit Normans Witwe gesprochen?«

»Er war nicht verheiratet. Ich habe mit seiner Schwester geredet.«

»Gut, dann denken Sie in diesem Fall eben an seine Schwester. Und an all die anderen Menschen, die auf die gleiche Art ums Leben kommen werden, wenn Sie, Jack und ich nichts dagegen unternehmen.«

Otto verzog unglücklich den Mund. »Meine Frau glaubt, ich sei bowlen. Ich habe sie bisher noch nie angelogen. Vielleicht sollte ich all diesen Irrsinn vergessen und wirklich ’ne ruhige Kugel schwingen.«

»Otto – das ist Ihre Chance, ein Held zu sein.«

»Danke, kein Interesse. Hab ich jemals gesagt, dass ich ein Held sein will?«

Jack sah auf die Uhr. »Es ist 18:10 Uhr. Wir sollten uns besser beeilen. Der erste Ort, an dem wir es versuchen, ist die North Fifth einen Block nördlich vom MECCA.«

Otto zögerte, doch Geoff sagte: »Kommen Sie, Mann! Lassen Sie es uns versuchen! Man weiß ja nie, vielleicht macht es Ihnen sogar Spaß!«

»Ich setze meine Wünschelrute für Psychos ein«, murmelte Schröder, während er sich aus dem Auto hievte. »Ich glaub’s nicht. Ich glaub’s nicht mal ansatzweise.«

»Hauen Sie nicht die …«, rief Geoff, gerade als Otto die Tür mit einem ordentlichen Krachen zufallen ließ.

»Tür zu«, beendete Geoff den Satz leise.

Fast zehn Minuten lang rannten sie auf dem Bürgersteig der North Fifth Street auf und ab, während Otto seine zwei Kupferwünschelruten vor sich hielt und auf das kleinste Zittern wartete, das als Indiz dafür gewertet werden konnte, dass sich einer dieser Irren aus The Oaks irgendwo in der Nähe befand.

Der Wind war noch unangenehmer geworden und Jack wünschte sich, er hätte einen Mantel dabei. Außerdem wünschte er sich, sie hätten sich einen weniger auffälligen Ort ausgesucht. Sie standen schräg gegenüber des Milwaukee Exposition and Convention Centers mit der angrenzenden Arena und gerade trafen elf Busladungen mit Teilnehmern für das Jubiläumstreffen der Bäcker und Konditoren ein. Einige von ihnen hielten ebenso wie eine Reihe Geschäftsleute und Einkaufende auf dem Heimweg inne, um Otto mit verhaltener Begeisterung zu beobachten, als er kreuz und quer über den Gehsteig lief und seine Wünschelruten schwang.

»Und, finden Sie was?«, erkundigte sich Jack bei ihm.

Otto schniefte. »Eine Abwasserleitung, die hier durchführt, ein Telefonkabel dort drüben. Aber sonst rührt sich nichts. Zumindest nichts, das am Leben sein könnte.«

»Versuchen Sie es weiter«, drängte ihn Jack.

»Und wenn ich dann immer noch nichts finde?«

»Dann versuchen wir es woanders noch mal.«

Ein Mann mit Hut, grauem Anzug und Hornbrille trat auf Jack zu und sprach ihn an: »Entschuldigen Sie, Sir?« Er sah aus, als wäre er gerade aus dem Jahr 1962 eingetroffen und hätte nur keine Zeit gehabt, sich umzuziehen. »Entschuldigen Sie, Sir, darf ich fragen, was Ihr Freund da macht?«

»Aber sicher«, antwortete Jack. »Er testet eine neue Art von Einkaufswagen. Nun ja, nur die Griffe, der Rest ist noch nicht ganz fertig.«

Der Mann beobachtete Otto ernst und respektvoll und mit offensichtlichem Interesse. »Die Leute aus den Entwicklungsabteilungen lassen sich wirklich was einfallen!«, sagte er schließlich und ging dann weiter.

Bald darauf erklärte Otto: »Dieser Ort ist eiskalt. Hier gibt es gar nichts.«

»Was meinst du?«, wollte Jack von Geoff wissen. »Aufgeben und es woanders versuchen?«

»Na gut«, stimmte Geoff zögerlich zu. »Ich hatte gehofft, dass wir zumindest auf eine Spur stoßen. Selbst, nachdem sie schon lange weg sind. Ich war davon ausgegangen, dass sie eine Art energetischen Fußabdruck hinterlassen, über den wir sie verfolgen können.«

»Nichts«, betonte Otto nachdrücklich.

Sie stiegen wieder in ihre Fahrzeuge, passierten den Milwaukee River im Osten und fuhren weiter nach Süden zu den großen, weißen Betonklötzen, bei denen es sich um Teile des Performing Arts Centers handelte. Eine 27-jährige Schauspielerin namens Millicent Horowitz war kurz nach 15 Uhr am gleichen Tag vom Dachgeschoss des Parkhauses verschwunden.

Sie parkten den Kompressorwagen und den Valiant Seite an Seite rückwärts ein, sodass die Fahrzeuge mit der Rückseite zum Fluss zeigten. Dann näherten sie sich auf dem oberen Parkdeck der Stelle, an der sich Millicent Horowitz scheinbar in Luft aufgelöst hatte. Der Bereich war noch immer weiträumig abgesperrt. Auf den flatternden Absperrbändern stand ZUTRITT POLIZEILICH UNTERSAGT, doch da war niemand, der Jack, Geoff und Otto daran hindern konnte, unter dem Band hindurchzukriechen und dorthin zu gehen, wo die junge Frau zuletzt gesehen worden war. Der Punkt war mit rotem Klebeband markiert.

»Ich war noch nie als Rutengänger in einem Parkhaus im Einsatz«, erklärte Otto, während er seine Wünschelruten wieder zur Hilfe nahm. Er stellte sich breitbeinig über die rote Markierung und bewegte sie sanft von einer Seite zur anderen.

»In den Nachrichten hieß es, dass sie mit ihrem Freund hier war«, berichtete Jack. »Er hat sich irgendwann kurz umgedreht, um einem Boot auf dem Fluss hinterherzuschauen, und als er sich wieder zurückdrehte, war sie weg. Spurlos verschwunden. Zuerst dachte er, sie hätte sich vom Dach gestürzt.«

»Ich hab was!«, warf Otto ein.

Geoff hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich gegen den Wind gestellt. »Ganz ehrlich, ich glaube so langsam, dass diese Idee mit der Wünschelrute nichts taugt. Besonders, wenn unser Spezialist nur Abwasserleitungen aufspürt. Vielleicht sollten wir unsere Verrückten lieber unter der Erde suchen gehen.«

»Hattest du denn Erfolg bei der Recherche nach dem Ritual?«, wollte Jack wissen.

»Ich habe einen Teil des Rituals gefunden. Ein Freund von mir aus Harvard hat Nestor Druggetts Buch Druidentum und die Bedeutung der Megalithen in der Universitätsbibliothek von Harvard aufgetrieben. Es handelt sich um eines der ältesten und ausführlichsten Werke über das Druidentum, die noch erhalten sind. Er hat mir alle wichtigen Passagen am Telefon vorgelesen. Anscheinend malten die Druiden ein großes Hexagramm aus Blut auf einen aufrecht stehenden Stein und rezitierten dann sämtliche geheiligte Namen von Awen. Ich weiß aber nicht, was danach kommt, was den Stein letztlich dazu brachte, sich zu öffnen und die Druiden leibhaftig in die Unterwelt einzulassen. Druggett sagt dazu nur, dass sie ›König spielten‹ und auf diese Weise das unterirdisch gelegene Königreich betreten konnten.«

»Ich hab was!«, wiederholte Otto aufgeregt. »Hier – hier, da ist was!«

»Was?«, wollte Jack wissen. »Was ist da?«

Die Wünschelruten bewegten sich jetzt ganz deutlich. Sie wiesen auf eine weit entfernt liegende Seite des Dachs. Noch während Jack sie beobachtete, schlugen sie nach links aus, als ob sie etwas aufspürten, das sich bewegte.

»Was spüren Sie?«, fragte Geoff und legte Otto neugierig die Hand auf die Schulter.

»So was habe ich noch nie gehabt. Es ist wie ein Kreisen irgendwo hier oben auf dem Dach. Es bewegt sich auf allen Seiten um uns herum. Als ob es uns beobachtet oder so. Wie ein Hai, der einen Schwimmer einkreist, verstehen Sie?«