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Und es gibt noch einen Belastungszeugen, Mr. Ned Pretty von Capitol Realtors, der aussagt, dass Daniel Bufo einen Tag später zu The Oaks fuhr, um den aktuellen Versicherungswert zu bestimmen. Mr. Bufo hatte ebenfalls gehofft, Sie dort anzutreffen, weil er sich Sorgen um die stockenden Verkaufsverhandlungen machte und sogar zu der Einschätzung gelangt war, dass Sie das Interesse an einem Erwerb des Grundstücks verloren hätten. Mr. Daniel Bufo kehrte von dieser Fahrt nicht zurück und später wurde auch sein Auto mit stark beschädigtem Innenraum in der Nähe des Haupthauses gefunden. Teile von Mr. Bufos Kleidung sowie Hautproben wurden im Fahrzeug sichergestellt.

Auch Ihr eigener Wagen wurde zur gleichen Zeit in der Nähe von The Oaks entdeckt – ebenfalls erheblich in Mitleidenschaft gezogen.«

Der Anwalt schwieg, als hoffte er, dass Jack sich dazu äußern würde, aber dieser zuckte nur die Achseln.

»Jack«, fuhr Maurice fort, »will es nicht in Ihren Kopf hinein, dass es hier um Leben und Tod geht? Das ist eine bitterernste Angelegenheit. Die könnten Sie bis zum St. Nimmerleinstag hier einbuchten.«

»Maurice«, antwortete Jack, »ich habe mich mit diesen Menschen getroffen, klar, das will ich gar nicht abstreiten. Aber ich habe sie nicht angerührt. Und Otto Schröder ebenfalls nicht. Kein Richter der Welt wird mich hinter Schloss und Riegel sperren, nur weil ich mich mit ihnen getroffen habe.«

»Da täuschen Sie sich«, entgegnete Maurice.

»Wir sind hier nicht bei Preston & Preston oder bei L.A. Law. Die Polizei hat Zeugen, die Sie und Geoffrey Summers zusammen mit Otto Schröder gesehen haben, und zwar wenige Minuten bevor dieser durch einen Schlag auf den Kopf ums Leben kam. Die Polizei hat genug Indizien gesammelt, um Ihnen jedes einzelne dieser Verbrechen anzuhängen. Jack, man braucht keine Augenzeugen, um Mord zu beweisen. Die Polizei muss keine rauchenden Pistolen oder blutige Betonbrocken vorweisen – oder was auch immer Sie benutzt haben, um sie zu töten. Selbst die Leichen sind dafür nicht notwendig.«

»Und was ist mit all den anderen verschwundenen Menschen und Morden?«, entgegnete Jack. »Die sind überall in Milwaukee passiert! Und passieren immer noch! Hat die Polizei nicht darüber nachgedacht, dass es da möglicherweise einen Zusammenhang gibt?«

Maurice schnaubte trocken. »Darauf würde ich nicht allzu viel herumreiten. Sonst gelangt man noch zu dem Schluss, dass Sie der gemeinsame Nenner für all diese Vorfälle sind. Und außerdem: Haben Sie Beweise dafür, dass diese Ereignisse miteinander zu tun haben? Haben Sie Beweise dafür, dass Sie nicht für die Tode der Menschen verantwortlich sind, die man Ihnen zur Last legt? Was haben Sie mit Randy gemacht? Kommen Sie, Jack, ich kenne Randy seit seiner Geburt. Wenn er noch am Leben ist, wo steckt er dann?«

Jack schwieg und senkte den Kopf.

»Wollen Sie mich bei meiner Arbeit unterstützen oder nicht?«, fragte Maurice.

»Ich kann nicht, Maurice, noch nicht.«

»Noch nicht? Die haben Sie auf dem Servierteller wie einen Thanksgiving-Truthahn, der jeden Moment in den Ofen geschoben wird, und Sie sagen ›noch nicht‹?«

»Tut mir leid, Maurice, aber so ist es nun einmal. Ich kann Ihnen nicht mehr sagen. Sie würden mir sowieso nicht glauben.«

Maurice schnippte weitere Sonnenbrandschuppen weg. »Also gut, dann sollten wir, bevor wir irgendetwas anderes unternehmen, als Erstes einen erstklassigen Strafverteidiger finden. Ich werde, wenn ich wieder in der Kanzlei bin, mal mit Gerry Pfister sprechen. Ich dachte an Saul Jacob, wenn wir den kriegen können.«

Jack sah erstaunt auf. »Saul Jacob? Saul Jacob hat doch diesen Schwarzen – wie nannte er sich doch gleich? – verteidigt. Diesen Typen, der in Minneapolis all die Menschen im Burger King mit einer Maschinenpistole niedergemäht hat. Der Schwarze Rächer oder so ähnlich.«

»Aber sicher, und er hat ihn sogar freibekommen.«

»Freibekommen? Herrgott, Maurice, er plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit! Der Typ wurde in die Psychiatrie eingewiesen! Ich bin doch nicht verrückt!«

Maurice schürzte seine von der Sonne wunden und ausgetrockneten Lippen und trommelte mit den Fingern auf seinen Notizblock, ohne Jack direkt anzusehen. Jack stützte sich mit einem Ellenbogen auf dem Tisch ab und starrte seinen Anwalt an. Plötzlich wurde ihm ganz flau im Magen. Saul Jacob? Saul Jacob war spezialisiert auf hoffnungslose Mordfälle, auf sichere Kandidaten für die Todesstrafe, denen ohne seine Unterstützung eine baldige Hinrichtung drohte. Saul Jacob hatte den verrückten Frank Maharis fast sechs Jahre vor dem elektrischen Stuhl bewahrt und Don Castigliani das Leben gerettet. Maurice würde nur dann auf die Idee kommen, Saul Jacob einzuschalten, wenn er von Jacks Schuld felsenfest überzeugt war – davon, dass er Essie Estergomy, Pater Bell, Daniel Bufo und Otto Schröder getötet hatte – und Randy ebenfalls.

»Sie glauben, ich hätte es getan«, sagte er zu Maurice. »Sie Hurensohn. Sie denken wirklich, ich hätte es getan.«

Maurice konnte ihm immer noch nicht in die Augen sehen. »Was ich glaube, spielt keine Rolle. Es zählt nur das, wovon sich die Geschworenen überzeugen lassen.«

»Herrgott, Maurice, Sie glauben, ich hätte es getan. Sie kennen mich doch seit Jahren.«

»Nun, jeder hat eine dunkle Seite. Ich habe erst letzte Woche herausgefunden, dass Gerry Pfister schwul ist.«

»Ach, und was macht das bitteschön für einen Unterschied?«

»Ich habe den Kaffeeautomaten so umrüsten lassen, dass er mit Wegwerfbechern funktioniert. Abgesehen davon ist er halt schwul, wen juckt’s?«

»Wissen Sie was, Maurice? Sie sind ein Volltrottel. Und das ist noch das Netteste, was mir zu Ihnen einfällt.«

Jack fühlte sich plötzlich in die Ecke getrieben. Sein einziger Trost bestand darin, dass es völlig egal war, was Maurice und Sergeant Schiller von ihm hielten, wenn Karen ihm nur die Flöte und die Liste der Namen des Druidengottes organisierte. Und wenn das Ritual, um in der Wand zu verschwinden, wirklich funktionierte. Denn dann würde er auf Nimmerwiedersehen verschwinden.

»Also gut«, willigte er schließlich ein. »Reden Sie mit Gerry Pfister und tun Sie, was Sie für richtig halten.«

»Ich komme später wieder«, sagte Maurice. »vielleicht sind Sie dann ein wenig mitteilsamer. Ich kann Ihnen nicht helfen, Jack, wenn Sie mir nicht verraten, was wirklich vorgefallen ist.«

»Wollen Sie, dass ich die Morde gestehe?«

»Was auch immer … solange Sie mir überhaupt etwas erzählen.«

Jack wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »Okay, Maurice, schon gut. Übrigens … jemand wird in Ihrer Kanzlei ein Päckchen für mich hinterlegen, vielleicht sogar schon heute. Können Sie sich bitte darum kümmern, dass ich es schnellstmöglich bekomme?«

»Kommt darauf an, was drin ist. Man wird Ihnen keine Drogen, keinen Alkohol und kein Essen erlauben.«

»Eine Flöte, Maurice, mehr nicht. Etwas, worauf man herumtröten kann, um sich die Zeit zu vertreiben.«

Maurice starrte ihn ungläubig an. »Sie wollen Flöte spielen?«

»In der Schule früher habe ich Tenorsaxofon gespielt.«

Maurice schüttelte langsam den Kopf und ging dann zur Tür, um zu klopfen, damit der Wärter ihn hinausließ.

»Bis dann, Maurice!«, verabschiedete sich Jack, doch der Anwalt verschwand aus dem Zimmer, ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen.

Um 17:15 Uhr ließ man Maggie zu ihm herein. Ihre Augen waren ganz rot vom vielen Weinen. Sie zitterte und schien völlig aufgewühlt zu sein. Jack ging davon aus, dass Sergeant Schiller sie aufgetrieben hatte, damit sie ihm ins Gewissen redete und ihn dazu trieb, den Mord an Randy zu gestehen.