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Garrosh klopfte Gallywix auf die Schulter, ohne ihm zuzuhören, und ging dann zum Hafen hinunter, wo er sich ein genaueres Bild von den Schiffen und ihrer Ladung machen wollte.

Auf den ersten Blick erschien diese wie eine seltsame Wahl, denn außer den warmen Leibern, die in der bevorstehenden Schlacht angestrengt kämpfen würden, beherbergten die Schiffe keine Schwerter, Bögen oder Rüstungen, sondern sorgfältig gestapelte und mit Seilen ordentlich festgezurrte Holzplanken und Karren mit Felsbrocken.

Doch Garrosh nickte zufrieden. Er seufzte und drängte seine Ungeduld zurück, dann bedeutete er einigen der größeren, kräftigeren Orcs, den schlanken Blutelfen und den Verlassenen, die nur aus Haut und Knochen bestanden – in einigen Fällen sogar wortwörtlich –, beim Entladen dieser Fracht zu helfen.

Bald, vielleicht schon in ein paar Stunden, würde die Feste Nordwacht fallen.

Schließlich war es das Schicksal der Horde, diesen Krieg zu gewinnen.

Als Hannah Brückwässer von einem der Soldaten der Nordwacht aufgehalten wurde, der an der westlichen Straße patrouillierte, waren ihre Kleider von ihrem eigenen Schweiß durchnässt, und ihre Beine zitterten vor Erschöpfung. Ihre Nachricht wurde sofort an Admiral Aubrey weitergeleitet, und er fluchte mit einem einzelnen harschen Wort, bevor er sich wieder fasste. An den Soldaten gerichtet, der ihm die Botschaft überbracht hatte, sagte er: „Gib allen Bescheid. Sie sollen sich auf eine Schlacht vorbereiten. Die Tauren und die Trolle nähern sich aus dem Westen. Verstärkt die Verteidigungsanlagen auf dieser Seite und …“

„Sir!“, keuchte Blaine. Er stand neben Aubrey, die Augen auf den Signalgeber gerichtet, der unten am Hafen wie wild mit seinen Flaggen wedelte. „Schiffe der Horde segeln von Ratschet aus hierher – sechs Stück! Voll bewaffnete Kriegsschiffe!“

Sechs!

„Aye, Sir.“ Blaine streckte den Hals, um weitere Mitteilungen abzuwarten, dann sagte er: „Sie scheinen die Zeichen von … Goblins, den Verlassenen und Blutelfen zu tragen!“

Aubrey antwortete nicht. Erst Trolle und Tauren, und nun die Verlassenen, die Sin’dorei und die Goblins. Fehlten nur noch …

„Orcs“, schnappte er. „Sag Dockmeister Lewis, er soll ein paar Späher nach Ratschet schicken. Sie werden sich am Donnerschreiclan vorbeischleichen müssen, aber daran sollten sie inzwischen ja gewöhnt sein.“ Sofort, als er das Wort „Tauren“ gehört hatte, hätte ihm klar sein müssen, dass sie nicht allein kommen würden. Die Tauren hätten niemals einen Angriff forciert, nicht, nachdem der verstorbene General Hawthorne dafür gesorgt hatte, dass die Zivilisten von Camp Taurajo unbehelligt abziehen durften. Das war nicht ihr Stil.

Er hätte wissen sollen, dass die eigentliche Bedrohung aus dem Norden kam. Aus Orgrimmar.

Was die Kriegsschiffe mit den anderen Rassen der Horde betraf … „Sag den Kanonieren Whessan und Smythe, sie haben Feuererlaubnis, sobald diese Schiffe in Reichweite kommen. Wir werden nicht zulassen, dass ihre Truppen hier landen.“

„Aye, Sir.“

Aubreys Gedanken rasten. Welche Strategie verfolgten die Orcs? Die Tauren und Trolle würden sich auf dem Land nähern, ja, und die anderen Rassen auf dem Seeweg – ja. Doch es war ausgeschlossen, dass Hunderte von Orcs in einem geballten Sturm aus dem Norden gezielt gegen die Feste Nordwacht losschlugen. Die Donnerschreiorcs waren ihm ein lästiges Übel, gewiss, aber sie hatten noch bei keinem ihrer Angriffe genügend Krieger mobilisieren können. Ihre Stützpunkte waren kaum mehr als kleine, vorstechende Inseln zwischen der Feste und Ratschet. Wie könnte eine Armee von …

Er spürte das Geräusch, bevor er es hörte. Es war kein Kanonenfeuer; beim Licht, dieses Geräusch hatten sie während der letzten Monate nur zu oft gehört. Dies hier war anders … ein tiefes Beben in der Erde. Eine Sekunde lang glaubten Aubrey und mit ihm die meisten der anderen, deren Nerven nach dem Kataklysmus noch immer blank lagen, dass es ein weiteres Erdbeben wäre. Doch es kam zu gleichmäßig, zu … rhythmisch …

Trommeln. Kriegstrommeln.

Er griff nach dem Fernrohr, das von seiner Hüfte hing, hastete zur Mauer des Turms hinüber und blickte nach Norden. Bislang hatten sie immer nur versprengte Donnerschreiorcs gesehen, die am Fuße der Festung herumschlichen und manchmal auch die Soldaten der Nordwacht in leichtsinnigen Überfällen attackierten, für gewöhnlich mit einem für die Angreifer tödlichen Ausgang. Jetzt war nichts von ihnen zu sehen.

„Warte noch mit den Befehlen für die Späher!“, rief er Blaine zu. „Der Donnerschreiclan ist wieder da, weil er sich den anderen Orcs angeschlossen hat. Sie werden …“

Die Worte erstarben ihm in der Kehle. Jetzt konnte er sie sehen, auf der Kuppe des Hügels: eine gewaltige Welle von Orcs, deren Kleidung von den einfachen Stoffroben der Schamanen und Hexenmeister über willkürlich zusammengewürfelte Lederstücke bis hin zu beeindruckenden Kettenpanzern reichte. Sie zogen Karren mit Holzbrettern und Felsbrocken hinter sich her. Die Donnerschreiorcs schlossen sich ihnen an – offenbar hatte man sie bereits erwartet. Dann begannen die hünenhaften grünen Schläger Steinblöcke von den Karren zu heben und sie mit lautem Brüllen und noch lauterem Platschen ins seichte Wasser zu schleudern. Die ohrenbetäubenden Trommeln pochten derweil unermüdlich weiter und weiter. Inzwischen war der Feind nahe genug, dass Aubrey und die anderen auch die orcischen Kriegsgesänge hören konnten, die sie grölten. Hinter dieser Horde kamen jetzt auch Katapulte, Rammböcke und gewaltige Kriegsmaschinen in Sicht. Doch wie konnten sie nur hoffen, die Feste …

Da begannen die Orcs, die Holzplanken über die Felsbrocken zu legen, und nun erkannte Aubrey die teuflische Gerissenheit, die in ihrer Taktik lag.

„Schließt die Tore!“, brüllte er. Oder was noch von ihnen übrig ist …, dachte er. „Bereitet euch auf einen Angriff von drei Fronten vor – vom Hafen, aus dem Norden und aus dem Westen!“

Mit dem Donnerschreiclan waren sie fertig geworden, ebenso mit den vereinzelten Überfällen der Tauren, die von Zeit zu Zeit auf den Feldern des Bluts stattfanden.

Doch dies hier …

„Möge das Licht uns beistehen“, wisperte er.

8

Die Tauren und Trolle hatten ihren Marsch fortgesetzt, während die Nacht in die Morgendämmerung übergegangen war, und dabei einen weiten Bogen um den vorgelagerten Gefechtsstand der Allianz gemacht. Bislang waren sie auf keinerlei Widerstand gestoßen, doch als sie sich einen Weg durch die Überwucherung bahnten, entdeckten sie die Überreste eines Lagers. Das Feuer hatte man gelöscht, doch die Asche war noch warm. Wer hier gerastet hatte, ließ sich nicht sagen. In diesem Gebiet trieben sich sowohl Mitglieder der Horde als auch der Allianz herum, und eigentlich gab es fast immer jemanden, der hier von einem Ort zum nächsten wanderte. Der Kataklysmus hatte die Leben der Leute ebenso durcheinandergewirbelt wie das Land. Vorsichtig gingen sie weiter, aber Baine begann sich allmählich zu fragen, ob es sein konnte, dass man ihren Vormarsch noch gar nicht bemerkt hatte?

Kurz darauf stießen sie auf ein kleines Taurenheiligtum, und Baine ließ haltmachen. „Das ist ein Zeichen“, sagte er. „Hier wurden unsere Brüder und Schwestern von ihren Körpern befreit. Hier werden wir Rast einlegen, um unsere Herzen auf die Schlacht und unsere Seelen auf die Möglichkeit des Todes vorzubereiten. Trollbrüder, ich weiß, das ist nicht euer Ritual, aber ihr könnt euch gerne zu uns setzen, um über das Leben nachzusinnen und über jene, die vor uns dahingeschieden sind. Außerdem“, fügte er noch hinzu, „wollen wir den Segen unserer Vorfahren erbitten. Mögen sie uns führen, auf dass wir tun, was für unser Volk das Richtige und Beste ist.“