Выбрать главу

Anschließend wirbelte er herum, und seine Augen suchten schon nach einem neuen Ziel. Aber als sein Kriegshäuptling seinen Namen rief, zuckte sein Blick sofort zu ihm hoch.

„Die Schamanen!“, rief Garrosh. „Schick sie hinein!“

Malkorok grinste und reckte die Faust in die Höhe, um anzuzeigen, dass er den Befehl verstanden hatte. Garrosh nickte ihm kurz zu, dann schloss er seine Hände fester um Blutschrei, warf den Kopf zu einem wilden Heulen in den Nacken und sprang von seinem Aussichtspunkt herunter. Er landete auf einem Felsblock, stürmte danach durch das Wasser und kletterte auf mehrere ungleichmäßig platzierte Planken hinauf, um ans Ufer zu eilen. Garrosh Höllschrei hatte den letzten Befehl ausgesprochen, den er in dieser Schlacht geben musste, und Malkorok konnte sehen, wie sehr es ihn freute, dass er nun endlich Schulter an Schulter mit seinen Orcbrüdern kämpfen und die Streiter der Allianz mit der berühmten Waffe seines Vaters niedermetzeln konnte.

Der Schwarzfelsorc streckte den Arm aus, packte den Kor’kron, der ihm am nächsten stand, und wiederholte den Befehl. Der Krieger nickte und rannte zurück in Richtung Norden, wo die meisten der Schamanen bislang als Reserve gewartet hatten. Doch nun war ihr Augenblick gekommen.

Es dauerte nur ein paar Minuten, dann eilten mehrere von ihnen in die Schlacht. Die meisten waren Orcs, die aber nicht die schlichten weißen und erdbraunen Roben trugen, wie es eigentlich typisch für ihren Rang war; stattdessen steckten sie in bedrohlicher wirkenden Kleidern, die sie ein wenig wie Hexenmeister aussehen ließen. Mit kaum verhohlener Aufregung stürmten sie nach vorn.

Die Krieger, die die Schamanen begleiteten, bahnten ihnen einen Weg durch die Gruppen hektisch miteinander kämpfender Allianz- und Horde-Streiter, wobei sie ihre Schutzbefohlenen mit den schweren Panzerrüstungen vor dem Feind abschirmten. Die Schamanen machten keinerlei Anstalten, ins Kampfgetümmel einzugreifen. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt vielmehr den Felsblöcken, die einige Meter vor ihnen in Schlamm und Wasser lagen.

Als sie sich der Stelle näherten, wurden die Schamanen langsamer, und während sie ihren Atem beruhigten, warfen sie einander Blicke zu und teilten ein verstohlenes Lächeln. Einen Moment später hoben sie die Hände und stießen die Befehle hervor, die die Elemente zum Gehorsam zwingen sollten.

Malkorok wusste bereits, was nun kommen würde, dennoch hielt er kurz im Kampfgetümmel inne, um es sich anzusehen. Sein Herz war von orcischem Stolz erfüllt. Da lagen mindestens zwei Dutzend Felsbrocken im Wasser; erst hatten sie den Truppen und den schwereren Waffen den Weg zur Feste gebahnt, und nun würden sie ihren zweiten Zweck erfüllen.

Unter dem erwartungsvollen Blick des Schwarzfelsorcs begannen die Felsen zu beben. Ihre Farbe wechselte, erst vom dunklen Rot und Braun einfachen Steins zu einem tieferen Rot, dann zu einem fleckigen Orange, und danach … schmolzen sie. Das Wasser konnte diese Verwandlung nicht aufhalten, das Magma nicht wieder in Stein verwandeln, wie es eigentlich der Fall sein müsste. Diese Felsen ließen sich nicht mehr abkühlen. Stattdessen fing das Wasser zu kochen und zu verdampfen an, als würde es voller Furcht vor diesem Zauber zurückschrecken, der in seiner Mitte gewirkt wurde. Die Steine bebten auch weiterhin, sie pulsierten regelrecht, während sie ihre Form verloren und sich verflüssigten. Ihre Hitze war so gewaltig, dass selbst die Schamanen, die sie kontrollierten, den Kopf abwenden oder ein paar Schritte zurück machen mussten.

Eine Ranke schoss aus einem der Felsen nach oben, dicht gefolgt von einer zweiten und einer dritten und dann noch einer. Während auch aus den anderen Steinblöcken diese Tentakel in die Höhe schnappten, wurden die Ranken des ersten Felsens bereits kürzer und dicker, und nun wuchsen Finger und Zehen aus ihnen hervor. Ein Kopf barst aus der Spitze, und ein Maul öffnete sich klaffend unter kleinen, glühenden Augen, die sich erst umblickten, dann an ihrem Körper hinab- und schließlich zu den Schamanen hinübersahen, die sie kontrollierten. Eines der Wesen grollte und drehte sich langsam herum, den Arm nach dem Schwarzfelsorc ausgestreckt. Doch als Malkorok gebieterisch die Hand hob, zuckte der geschmolzene Riese – denn nichts anderes war er – vor ihm zurück und stapfte nach vorn auf die Feste zu. Er würde gehorchen.

Selbst die Orcs, die mit dem Auftauchen der Titanen gerechnet hatten, schienen ob dieses Anblicks vor Ehrfurcht erstarrt. Und ihr habt auch allen Grund dazu, dachte Malkorok.

„Allianz!“, schrie er. „Seht die Macht, über die Garrosh Höllschrei gebietet! Seht und zittert und sterbt!“

Baine schwang seinen Streitkolben und drängte zwei Soldaten mit Piken zurück. Die Luft rings um ihn war von Lärm erfüllt: das Krachen von Gewehrfeuer, das Donnern von Kanonen, das Pfeifen, mit dem Pfeile von Sehnen schnellten, die Schreie der Horde und der Allianz, als ihre Krieger miteinander rangen und starben. Einer der Soldaten sprang auf ihn zu, aber Baine bewegte sich schneller, als der Mensch erwartet hatte, sodass die Pike nur leere Luft durchbohrte. Als der Soldat nach vorn stolperte, fällte ihn der Streitkolben des Tauren. Der andere Kämpfer der Nordwacht glaubte, diese Chance nutzen zu können, aber Baines Waffe zerbrach den Schaft seiner Pike, als wäre sie ein Zweig, und dann – auf dem Rückschwung – zerschmetterte der Kolben den Schädel des Menschen wie eine Walnuss.

Der Taure schüttelte den Kopf, Bedauern erfüllte ihn. Zumindest war es ein schneller Tod gewesen.

Da erkannte er, dass sich die Geräuschkulisse verändert hatte; ein neues Geräusch war hinzugekommen: ein tiefes, zorniges Brüllen, als hätte der Boden selbst eine Stimme bekommen. Baines Ohren stellten sich auf, und sein Kopf ruckte herum, um dem Geräusch zu folgen. Seine Augen weiteten sich, doch bevor er etwas sagen konnte, erhob sich eine zweite Stimme, laut und voll von gerechtfertigtem Zorn.

„Im Namen der Erdenmutter!“, bellte Kador Wolkenlied. „Garrosh! Was hast du getan?“

„Was sind das für – Dinger?“, fragte Baine.

Kador drehte sich zu ihm herum, sein Fell sträubte sich vor Wut. „Das sind geschmolzene Riesen“, erklärte er, „mächtige Elementarwesen des Feuers, die nicht freiwillig mit den Schamanen zusammenarbeiten, sondern erst gezwungen werden müssen, ihren Befehlen zu gehorchen. Die Erdenmutter ist wütend, dass ihre Kinder so benutzt werden. Der Irdene Ring hat einen derartigen Missbrauch untersagt, weil man befürchtet, dass die Erde dadurch weiter erschüttert wird.“

„So wie durch den Kataklysmus“, murmelte Baine.

Die treffend betitelten geschmolzenen Riesen ergötzten sich offenbar an der Zerstörung. Sie marschierten hierhin und dorthin, hoch über den Köpfen von Allianz und Horde aufragend, und schwangen ihre Arme, um zu zerschmettern, was immer sich in Reichweite befand.

Baine hatte genug gesehen. „Rückzug!“, schrie er. „Rückzug! Zieht euch zurück, Tauren von Mulgore!“ Er hatte sein Wort gehalten, seine tapferen Krieger auf das Schlachtfeld geführt. Und sie hatten furchtlos gekämpft: Seine Pflicht dem Kriegshäuptling gegenüber war erfüllt. Er würde nicht danebenstehen und zusehen, wie diese Monster im Namen von Garroshs törichter – und gefährlicher – Arroganz über die Menschen herfielen.