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„Nicht unbedingt“, erwiderte Frandis ebenso leise, und bevor seine Begleiterin erkannte, was ihr untoter Freund vorhatte, winkte dieser schon mit dem Arm und rief fröhlich: „Malkorok, mein Freund! Willst du dich unters gemeine Volk mischen? Die Brühe, die einem dieser Schlingel Grosk hier anbietet, schmeckt sogar noch schlechter als der Inhalt eines Nachttopfs. Aber sie ist billig, und wie ich höre, erfüllt sie ihren Zweck. Also, kommt herein! Wir geben euch ein Glas aus.“

Die Kor’kron blickten ihren Anführer an, und Malkorok nickte. „Grosk“, sagte der Schwarzfelsorc dann, „die nächste Runde geht auf mich.“ Er schlug Frandis auf die Schulter, der daraufhin beinahe nach vorn auf den Tisch geflogen wäre. „Ich hätt es mir denken können, dass ich hier Tauren und Verlassene antreffe“, zischte er abfällig, während Grosk hastig ein paar schmutzige Gläser und eine große Kanne mit Grog herbeibrachte. „Aber ich muss sagen, du passt nicht gerade in ein solches Etablissement.“

„Weiß nicht, was das heißen soll“, meinte Kelantir, die Augen zusammengekniffen. „Ich war schon in schlimmeren Spelunken als dieser.“

„Mag sein“, brummte Malkorok. „Aber warum bist du überhaupt hier? Solltest du nicht in Orgrimmar sein?“

„Eisenallergie“, antwortete Kelantir. Einen Moment lang starrte Malkorok sie an, dann warf er den Kopf zurück und stieß ein gutturales Lachen aus.

„Es scheint, als würden du und einige andere eine eher rustikale Umgebung vorziehen“, sagte er. „Wo ist dieser junge Bulle Baine, und wo bleibt seine Hauskröte Vol’jin? Ich wollte mit ihnen sprechen.“

„Ich hab die beiden schon seit einer Weile nicht mehr gesehen“, erklärte Kelantir, dann legte sie die Stiefel auf den Tisch. „Ich habe nicht viel mit den Tauren zu tun.“

„Ach, wirklich?“ Malkorok wirkte verwirrt. „Und doch haben wir Zeugen, die aussagen, dass du und Frandis euch erst letzte Nacht angeregt mit dem Tauren und dem Troll und einigen anderen unterhalten habt, gerade hier, in diesem Gasthaus. Diese Zeugen erzählten weiter, dass solche Dinge gesagt wurden wie ‚Garrosh ist ein Narr‘, ‚Thrall sollte zurückkommen und ihn in die Unterstadt jagen‘ und dann auch ‚Es war feige, die Manabombe gegen Theramore einzusetzen‘.“

„Und die Elementarwesen“, fügte einer der Kor’kron im Plauderton hinzu, während er nach der Kanne mit dem Grog griff, um sein Glas aufzufüllen.

„Ja, die Elementarwesen – wenn ich mich richtig an die Aussage unserer Zeugen erinnere, dann hieß es nämlich, es sei eine Schande, dass Cairne Garrosh nicht getötet habe, als er die Gelegenheit dazu hatte, weil Thrall niemals die Elemente auf solch grausame und beleidigende Weise missbraucht hätte.“

Die Blutelfin und der Verlassene blieben schweigend sitzen, und Malkorok fuhr fort. „Aber wenn ihr sagt, ihr habt Baine und Vol’jin in letzter Zeit nicht gesehen, dann müssen diese Zeugen sich wohl irren.“

„Sieht ganz so aus“, meinte Frandis. „Du brauchst bessere Kundschafter.“

„Absolut“, stimmte ihm der Schwarzfelsorc zu. „Denn natürlich würde keiner von euch beiden solche Dinge über Garrosh und seine Führerschaft sagen.“

„Freut mich, dass du das erkennst“, nickte Frandis. „Danke für den Grog! Aber die nächste Runde geht wirklich auf mich.“

„Ich fürchte, ich muss ablehnen. Wir sollten uns jetzt wieder auf den Weg machen. Vielleicht finden wir Vol’jin und Baine woanders, da sie ja leider nicht hier sind.“ Malkorok stand auf und nickte. „Genießt euren Grog!“

Die beiden blickten den Kor’kron nach, und als sie wieder durch die Tür verschwunden waren, schloss Kelantir die Augen und atmete tief aus.

„Für meinen Geschmack war das zu knapp.“

„Allerdings“, murmelte Frandis. „Ganz kurz hatt ich schon damit gerechnet, er würde uns festnehmen – oder direkt angreifen.“

Die Blutelfin drehte den Kopf, um noch eine Runde Grog zu bestellen, dann runzelte sie die Stirn. „Komisch“, meinte sie. „Grosk ist verschwunden.“

„Was? Obwohl der Schankraum voller Gäste ist? Er sollte mehr Leute einstellen, anstatt sich einfach so davonzustehlen, während durstige Kunden auf ihr Getränk warten.“

Da trafen sich ihre Augen. Kein weiteres Wort wurde gesprochen, als die beiden gleichzeitig von ihren Stühlen aufsprangen und zur Tür hinüberrannten.

Sie hätten es beinahe geschafft, doch dann explodierte eine Frostgranate und verwandelte sie auf der Stelle in Statuen. Einen Moment später segelten drei Schrapnellgranaten an ihnen vorbei, und das Gasthaus von Klingenhügel ging in einem Flammenball auf.

König Varian Wrynn und Prinz Anduin standen in einem großen, weiträumigen Saal, der zur Burg Sturmwind gehörte und wegen der gewaltigen Karte, die einen Großteil seiner Fläche beanspruchte, für gewöhnlich einfach nur der Kartenraum genannt wurde. Zwei brennende Kohlebecken erwärmten den Saal, an dessen Wänden sich zahlreiche Kriegswaffen aneinanderreihten, von Donnerbüchsen über Schwerter bis hin zu drei Kanonen. In einigen Ecken stapelten sich Bücher über Strategie, doch zurzeit interessierten sich Varian und die anderen, die hier versammelt waren, ausschließlich für die namensgebende Karte.

Neben König und Prinz waren Vertreter sämtlicher Allianzrassen zugegen: Taluun repräsentierte die Draenei, Broll sprach für die Nachtelfen, und König Genn Graumähne vertrat die Interessen der Worgen von Gilneas. Zudem hatten sich auch Gelbin Mekkadrill, ein Hochtüftler der Gnome, und drei Zwerge eingefunden, einer von jedem Klan: der joviale Thargas Ambossar von den Bronzebartzwergen, der mürrische Eisenzwerg Drukan und der fröhliche Kurdran Wildhammer. Sie alle hatten ihre Differenzen für den Augenblick beigelegt – selbst Drukan schien willens, sich höflich auszudrücken und den Worten der anderen mit Interesse zu lauschen.

Die Blockade betraf sie alle, selbst diejenigen, die aus den Östlichen Königreichen stammten. Denn keiner konnte es sich leisten, einfach in die andere Richtung zu blicken, während womöglich ein ganzer Kontinent erobert wurde.

Varian stand gedankenverloren zwischen seinen Gästen, und als Broll sich räusperte, blickte der König nur kurz auf, um dem Nachtelfen mit einer Geste das Wort zu erteilen, bevor er sich wieder seinen Grübeleien hingab.

„Ich spreche für mein Volk und sicher ebenso für all die anderen Mitglieder der Allianz, die unter dieser Tat der Horde leiden“, begann Broll. „Auch wenn es eigensüchtig erscheinen mag, wenn ich vorschlage, dass die Dunkelküste als Erstes befreit werden muss, ist das doch nicht nur eine Bitte, sondern auch eine Möglichkeit. Wir haben dort mehrere Schiffe samt Elfenbesatzung, die nur darauf warten, uns zu unterstützen, sofern wir ihnen Gelegenheit dazu verschaffen. Trotz der Notlage, die der Kataklysmus heraufbeschworen hat, ist die Dunkelküste außerdem noch immer ein Knotenpunkt, von dem aus Schifffahrtsrouten nach Rut’theran und zur Mondfederfeste führen. Haben wir also erst die Dunkelküste befreit, dann haben wir schon einmal einen gewaltigen Vorteil.“

„Den Berichten unserer Spione zufolge glaubt die Horde, dass wir uns zuerst der Mondfederfeste zuwenden werden“, erklärte Graumähne mit einem schmalen Lächeln. „Und ich werde auch weiterhin alles tun, um sie in diesem Glauben zu lassen. Erwähnte ich übrigens schon, dass die Grimmtotem von Feralas einen Angriff auf die Horde planen? Sie wollen den Moment nutzen, solange ihre Feinde abgelenkt sind. Wie schrecklich für die Horde!“

Leises Lachen breitete sich in dem Raum aus, nur Varian blickte noch immer mit leicht gerunzelter Stirn auf die Karte.

„Soweit wir das sagen können, hält die Horde Shandris Mondfeder für tot“, warf Broll ein. „In der Eroberung der Mondfederfeste sehen sie darum nicht nur einen militärischen Sieg, sondern vor allem einen symbolischen. Sie werden eine große Überraschung erleben, wenn sie Shandris an der Spitze ihrer Truppen sehen.“

Die Stimmung wurde nach diesen Worten ganz plötzlich wieder ernst. Von all den brillanten Kriegern und Taktikern, die die Allianz nach Theramore geschickt hatte, waren nur Shandris und Vereesa noch am Leben. So viele waren gestorben, und bei all der Entschlossenheit der Anwesenden, zurückzuschlagen und den Vormarsch der Horde aufzuhalten, waren sie doch auch noch immer voll der Trauer.