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Er hielt kurz inne, um zu sehen, wie Geary das aufnahm. »Bevor Sie diese Station verlassen, werden Sie Kopien von allen Befehlen erhalten, Admiral. Irgendwelche Fragen?«

Es war ein gewaltiger Auftrag, den er erst mal verarbeiten musste. Dennoch konzentrierte sich Gearys Verstand auf einen zentralen Punkt: »Diese Erste Flotte, Sir. Aus wie vielen Schiffen wird sie bestehen?«

Die Antwort kam von Suva, die die schmalen Lippen zu einem schwachen Lächeln verzog, während sie eine Handbewegung machte, mit der sie auf das Gebiet außerhalb der Station deutete. »Alles, was da draußen ist, Admiral Geary.«

»Alles im Varandal-System?«, fragte er, da er die Antwort nicht glauben konnte.

»Ja«, bestätigte Navarro. »Und noch einiges mehr. Sturmtransporter. Mehr Marines. Mehr von diesen … ähm … Reparaturschiffen.«

»Hilfsschiffe.«

»Ja, genau.«

»Sie bezeichnen das als die Erste Flotte. Aber wenn Sie ihr eine derart große Anzahl der Kriegsschiffe zuteilen, über die die Allianz momentan verfügt …«

»Es wird noch zwei andere Flotten geben«, antwortete Sakai, dessen Miene jetzt wieder verschlossener wirkte. »Die Zweite Flotte wird die Verteidigung der Allianz übernehmen, weshalb sie innerhalb der Grenzen der Allianz verbleiben wird. Die Dritte Flotte wird zu Trainings- und Reparaturzwecken existieren.«

In Gearys Kopf schrillte eine Alarmglocke los. »Wenn die Zweite Flotte innerhalb der Allianz-Grenzen bleiben soll, dann folgt daraus eigentlich, dass die Erste Flotte für Missionen jenseits der Grenzen zuständig sein wird.«

»Ja«, bekräftigte Navarro. »Sie selbst haben in Ihren Berichten darauf hingewiesen, dass es im Gebiet der Syndikatwelten oder in den Regionen, die von den Syndikatwelten beherrscht wurden und in denen jetzt eigenständige Regierungen oder die Anarchie das Sagen haben, zu Situationen kommen kann, die ein Einschreiten der Allianz erforderlich machen. Das wird die Aufgabe der Ersten Flotte sein.«

Die Beschreibung der Mission machte einen vernünftigen Eindruck. Dass er das Kommando über eine Flotte erhielt, kam auch nicht unerwartet, immerhin hatte er als Befehlshaber der Flotte bereits brauchbare Arbeit geleistet. Doch nach der Auseinandersetzung, die er sich eben erst mit den Senatoren geliefert hatte, war es schon etwas eigenartig, nun die Kontrolle über eine solche Feuerkraft übertragen zu bekommen. »Die Regierung vertraut mir mithin ein Flottenkommando an?«

»Natürlich«, erwiderte Navarro ohne zu zögern. »Ihnen dürfte klar sein, dass Sie die einzige logische Wahl für einen solchen Auftrag sind. Sie sind Black Jack Geary. Sie haben bereits bewiesen, dass Sie Gefechte weitaus besser handhaben können als jeder andere Senioroffizier der Flotte. Und selbst wenn es nicht so wäre, würde allein der öffentliche Druck schon dafür sorgen, dass man Ihnen eine so wichtige Funktion überträgt.«

»Es gibt noch andere Faktoren, auf die wir Sie aufmerksam machen sollten«, sagte Senator Sakai, der weiterhin keine Regung zeigte. »Der Großteil der Militärbudgets wird drastisch zusammengestrichen, was für Sie bedeutet, dass Sie keine weiteren Schiffe erhalten werden.«

Navarro nickte bestätigend. »Richtig. Die Regierung stoppt die Fertigstellung der meisten im Bau befindlichen Kriegsschiffe. Diese Schiffe werden nicht mehr benötigt, und wir können sie uns nicht mehr leisten. Teilweise fertiggestellte Schiffe werden zerlegt oder eingemottet, um die Arbeiten an ihnen zu Ende zu führen, wenn sich zukünftig die Notwendigkeit dazu ergeben sollte. Nur ein paar neue Kriegsschiffe befinden sich bereits in einer Phase, in der die Demontage uns mehr kosten würde als die Fertigstellung. Sie werden der Dritten Flotte zugeteilt, bis sie bereit sind für die Zweite Flotte.«

»Ich verstehe«, sagte Geary. Das alles ergab einen Sinn, und es passte zu den Berichten, die er in letzter Zeit gesehen hatte. Aber selbst die abgespeckte Flotte, von der die Regierung redete, würde um ein Vielfaches größer sein als die Flotte, über die die Allianz ein Jahrhundert zuvor zu Friedenszeiten verfügt hatte. »Aber das bedeutet, dass die Zweite Flotte weit verstreut sein wird und dass wenige Schiffe ein sehr großes Gebiet abdecken müssen.«

»Das schon, aber diese Flotte wird sich nur mit dem Kleinkram befassen müssen, der aus den Überresten der Syndikatwelten in Allianz-Territorium hinüberschwappt.«

»Dann beabsichtigen Sie, die Erste Flotte regelmäßig außerhalb des Allianz-Territoriums zum Einsatz kommen zu lassen?« Es war ihm wichtig, das im Voraus anzusprechen.

»Ja«, erwiderte Suva.

Geary beobachtete Navarro und Sakai, doch keiner von beiden äußerte sich.

»Es gibt da einige Dinge, die Sie vielleicht noch nicht gehört haben«, ergänzte Senatorin Suva. »Sie sollten sich über die Situation im Klaren sein, mit der wir uns konfrontiert sehen. Es gibt eine stetig größer werdende Gruppe innerhalb des Senats, die der Ansicht ist, dass die Budgets für das Militär noch deutlich stärker gekürzt werden sollten, als es ohnehin schon vorgeschlagen worden ist. Einige von ihnen haben keinerlei Vertrauen mehr in das Militär, manche wollen in erster Linie die Gelder anderen Zwecken zuführen oder Steuern senken. Und ein paar von ihnen wollen gleich beides auf einmal.«

»Aber die Bedrohungen von außen existieren nach wie vor«, warf Sakai ein.

»Unser Problem«, redete Suva weiter, »besteht also darin, wie wir die derzeitige Größe der Allianz-Flotte weiterhin rechtfertigen können. Man muss sehen können, dass wir diese Kriegsschiffe einsetzen, und zwar den größten Teil der Flotte und nicht nur ein paar Schiffe. Ansonsten wird der Druck auf uns zu groß, und wir müssen die Schiffe außer Dienst stellen und verschrotten.«

Diese Aussage war nachvollziehbar. Was jedoch nicht dazu passte, war die Tatsache, dass Senatorin Suva sich um das Schicksal des Militärs zu Friedenszeiten sorgte. Bei seinem vorangegangenen Zusammentreffen mit der Senatorin – das zugegebenermaßen nur sehr kurz gewesen war – hatte sie auf ihn nicht den Eindruck gemacht, dass ihr das Militär sonderlich am Herzen lag. Was hatte ihre Einstellung so beeinflusst, dass sie auf einmal Gründe liefern wollte, damit die Flotte ihre derzeitige Stärke beibehielt? »Senatorin«, erwiderte Geary, »ich glaube, die Allianz wird diese Kriegsschiffe benötigen.«

»Aber natürlich.« Nach außen hin war das uneingeschränkte Zustimmung, und doch kam bei Geary nicht das Gefühl auf, dass sie auch meinte, was sie sagte. »Da wäre noch eine andere Sache, die mit dem zusammenhängt, was wir vorhin erlebt haben. Wir haben zahlreiche Agenten in der Flotte verteilt, die uns über die Moral und über alle anderen, für uns wichtigen Angelegenheiten auf dem Laufenden halten. Uns ist daher bekannt, dass die Loyalität gegenüber der Regierung keinen hohen Stellenwert hat.« Suva sah dabei Navarro an, als wollte sie irgendein Argument unterstreichen, über das sie zuvor schon gestritten hatten. »Diese Kriegsschiffe kann man auch als eine Bedrohung für die Regierung bezeichnen, und wenn diese Erkenntnis sich im Senat verbreitet, dann wird der Druck auf uns, diese Schiffe zu eliminieren, nur noch stärker.«