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»Senator Navarro, ich fühle mich verpflichtet hervorzuheben, wie gefährlich diese Mission sein kann. Wir haben keine Ahnung, über welche Art von Verteidigung die Aliens in dem von ihnen besiedelten Gebiet verfügen, und wir wissen nicht einmal, wie viele Kriegsschiffe sie besitzen.«

»Über diese Dinge bin ich ebenfalls besorgt, Admiral, aber genau deshalb müssen Sie sich auf den Weg dorthin machen! Es ist aus wissenschaftlicher und moralischer Sicht und auch mit Blick auf die Risiken unverantwortlich, dass wir so wenig über die erste nichtmenschliche Spezies wissen, der wir je begegnet sind.« Navarro schaute auf das Display und zeigte auf die Darstellung des Hypernet-Portals im Varandal-System. »Die Ignoranz der Menschheit hat ihr beinahe den Untergang gebracht. Wir hätten uns womöglich um ein Haar selbst ausgelöscht oder uns zumindest so schwere Verluste zugefügt, dass wir uns niemals davon hätten erholen können. Und das alles nur wegen eines potenziell tödlichen Geschenks, von dessen Gefahren uns nichts bekannt war, überreicht von Aliens, von deren Existenz wir nichts wussten.«

»Sie haben auch noch eine sekundäre Mission«, fuhr Senator Sakai fort. »Die Allianz benötigt schnellstens Berichte aus erster Hand, was sich im Syndik-Territorium tut. Unsere Fähigkeiten, dort selbst Informationen zu sammeln, sind äußerst bruchstückhaft, und sie beschränken sich auf Sternensysteme in der Nähe der Grenze zur Allianz. Welche Systeme hat die Zentralregierung der Syndikatwelten noch unter ihrer Kontrolle und welche haben ihre Selbständigkeit erklärt? Welche von ihnen bekämpfen die Zentralregierung oder andere Systeme? Welche entwickeln sich zu einer Bedrohung nicht für ihre Nachbarn, sondern langfristig auch für die Allianz? Sie müssen Syndik-Gebiet durchqueren, um zur Grenze der Aliens zu gelangen, was Ihnen die Gelegenheit gibt, vor Ort Informationen zu sammeln und sie uns zu übersenden.«

»Das ist eine gute Gelegenheit, um mich zu beweisen, Senator«, fasste Geary das Ganze zusammen.

»Wie bitte?«

»Ich will damit sagen, dass es sich um ein umfassendes Bündel an Befehlen handelt. Aber ich werde mein Bestes geben«, betonte er noch einmal. »So wie jeder andere in der Flotte auch.«

»Dann wäre diese Besprechung damit beendet«, sagte Suva.

»In diesem Fall ist es vermutlich das Beste, wenn ich mich auf den Weg mache, damit ich mit meiner Flotte Kontakt aufnehmen und sicherstellen kann, dass die Situation wieder unter Kontrolle ist.«

Navarro schaute auf das erstarrte Display mit den gleichermaßen erstarrten Schiffen, während Suva Geary nicht aus den Augen ließ. »Die Bestätigung dieser Befehle werden Sie vom Flottenhauptquartier erhalten, Admiral«, sagte sie.

»Ich könnte ein wenig zusätzliche Autorität gebrauchen, wenn es darum geht, vom Flottenhauptquartier tatsächlich alle Schiffe und Vorräte zu erhalten, die ich für diesen Auftrag benötige.«

Senatorin Suva lächelte ihm beruhigend zu. »Selbstverständlich.«

Dieses Versprechen war ihr zu schnell über die Lippen gekommen. Es war Victoria Rione, die in Gearys Kopf die Warnung flüsterte: Vertrauen Sie allen nur so weit, wie es unbedingt nötig ist. Aber er konnte nicht erkennen, was er damit erreichen sollte, wenn er jetzt auf diesem Punkt weiter herumritt. Die Politiker würden ihm nur weiter mündliche Zusagen geben, aber keine schriftlichen Garantien. Er hielt es für ratsamer, zunächst einmal die aktuelle Situation zu festigen, danach konnte er immer noch auf das drängen, was er später benötigen würde.

Navarro war der einzige der drei Politiker, der Geary nach draußen begleitete. »Geben Sie Admiral Geary eine Eskorte mit, damit er die Kontrollpunkte so schnell wie möglich passieren kann«, wies der Senator die Soldaten an, die vor dem Besprechungsraum Wache hielten.

»Jawohl, Sir.« Der befehlshabende Major winkte vier Untergebene zu sich und salutierte vor Geary. »Sir, gestatten Sie uns, Sie zu eskortieren?«

»Es wäre mir eine Ehre. Aber wir müssen uns beeilen.«

»Jawohl, Sir!«

Die nächsten drei Kontrollpunkte passierten sie im Eiltempo, da seine Eskorte den jeweiligen Soldaten ein Zeichen gab, dass alles in Ordnung war. Das löste bei den Militärs ein Lächeln aus, das sie nicht ganz unterdrücken konnten. Die Anspannung schien von allen förmlich abzufallen, und obwohl sie ihre Haltung wahrten, wirkten die Soldaten mit einem Mal viel lockerer und präsentierten die Waffen, anstatt Geary einfach nur durchzuwinken. Er salutierte im Gegenzug und gab sich alle Mühe, sich seine Besorgnis nicht anmerken zu lassen.

Gleich nach dem dritten Kontrollpunkt mussten sie den Bereich verlassen haben, der von den Störsendern kontrolliert wurde. Auf einmal meldete sich die Komm-Einheit des Majors. Der Soldat sah Geary an, und nach einem raschen zustimmenden Nicken nahm er den Ruf an. »Sie werden gesucht, Admiral. Das ist eine dringende Bitte, mit einem Captain Desjani Kontakt aufzunehmen.«

»Kann ich mir Ihre Komm-Einheit ausleihen?« Glücklicherweise waren die von der Regierung ausgegebenen Geräte standardisiert, sodass er nicht erst herausfinden musste, wie die Ausrüstung der Bodentruppen funktionierte. In aller Eile gab er die vertrauten Kontaktdaten ein. »Tanya?«

»Wo sind Sie, Admiral?«, fragte sie knapp, aber auch sehr ruhig.

Die Störsender funktionierten teilweise immer noch, da sie jede Bildübertragung unmöglich machten, doch ihm genügte schon Desjanis Tonfall, um zu wissen, dass die Situation noch nicht ganz unter Kontrolle war. »Ich habe die Sicherheitskordons etwa zur Hälfte zurückgelegt und bin auf dem Weg zu Ihnen. Was ist los?«

»Ihre zweite Nachricht war sehr hilfreich, aber ich habe nach wie vor nur begrenzten Erfolg, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Gerüchte breiten sich schneller aus, als wir sie eindämmen können. Verschiedene Kriegsschiffe sind noch immer nicht auf ihre zugewiesenen Orbitalpositionen zurückgekehrt und befinden sich weiter im Anflug auf die Station Ambaru.«

»Einen Teil davon habe ich sehen können. Warum haben die nicht auf meinen zweiten Befehl reagiert?«

Desjanis Stimme blieb ruhig, wurde aber kälter. »Es sind Zweifel aufgekommen, ob es sich um eine authentische Nachricht handelt oder um etwas von der Regierung Zusammengebasteltes, damit die Flotte Ruhe gibt.«

Es kostete ihn Mühe, seine Wut zu beherrschen, als er das hörte. »Wo ist Admiral Timbale?«

»Im zentralen Kommandostand. Er versucht, das übrige Militär im System zu beschwichtigen, das auf die Manöver der Schiffe reagieren will. Ich rate dringend zu einer weiteren persönlichen Mitteilung von Admiral Geary an die Flotte, die am besten schon vor fünf Minuten gesendet worden sein sollte.«

Geary sah den menschenleeren Korridor entlang, durch den er momentan eilte, zu beiden Seiten begleitet von seiner Eskorte. »Sie wissen noch gar nicht, welche Neuigkeiten ich für Sie habe.«

»Es kann nicht schlimmer sein als das, womit ich beschäftigt bin«, sagte Desjani.

Gereizt tippte er auf seine Komm-Einheit. »Ich bekomme mit dieser Komm-Einheit noch immer keine Verbindung nach draußen. Kann ich das über Ihre Einheit senden?«

»Ich glaube schon, Admiral. Warten Sie … ja, das geht. Nur Audio. Verbindung steht in drei … zwei … eins … jetzt.«

Das Sendesymbol leuchtete auf dem Display von Gearys Komm-Einheit auf. Er ging langsamer weiter, um zu verhindern, dass er beim Reden anfing schwer zu atmen. Das Gerät hielt er dichter an den Mund, dann sprach er klar und deutlich: »An alle Einheiten in der Allianz-Flotte, hier spricht Admiral Geary. Alle Schiffe kehren sofort auf ihre Orbitalpositionen zurück. Ich möchte diesen Befehl nicht noch einmal geben müssen.« Bei diesen Worten legte er seine ganze Verärgerung und Enttäuschung in seine Stimme. Sollte er die Befehlshaber, die noch immer nicht auf ihn gehört hatten, von ihrem Posten entfernen, wenn sie diesmal auch nicht reagierten? Nein. Seine Erwartungen an sie waren klar, er würde den überreagierenden Offizieren Spielraum lassen, um den Rückzug auf eine Weise anzutreten, die nicht nach einer Kapitulation aussah. In dieser Flotte mit ihrer eigenartigen Vorstellung von Ehre konnten Drohungen sehr wohl nach hinten losgehen.