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»Ja, richtig«, bestätigte der. »Es waren die Formulierungen in diesem Ultimatum, die uns auf diesen Gedanken brachten. Wenn die Aliens menschliche Anwälte gefangen halten, würde ich persönlich empfehlen, dass wir uns nicht weiter darum kümmern. Wir haben auch so schon genug Anwälte.«

»Die werden den Aliens einigen Schaden zufügen«, meinte Desjani. »Besser denen als uns.«

»Es gibt Schicksale, die sind sogar für Anwälte zu hart«, merkte Commander Landis von der Valiant an und fügte hinzu: »Mein Bruder ist Anwalt.«

»Herzliches Beileid«, kommentierte Duellos diese Äußerung.

»Ich glaube aber, seine Bemerkung spricht einen wichtigen Punkt an«, sagte Tulev ernst. »Wir haben es hier mit Syndiks zu tun. Die Frage muss gestellt werden, welches Risiko wir eingehen sollen, um sie zu retten. Wird es davon abhängen, ob sie als Sklaven gehalten werden?«, fragte er. »Oder als Versuchskaninchen?«

Jane Geary schüttelte den Kopf. »Es ist möglich, dass sie gar nicht so schlecht behandelt werden; zwar gefangen, aber in einer … na ja, in einer natürlichen Umgebung. In einer Stadt oder etwas Ähnlichem. Wenn die Aliens sich ein Bild davon machen wollen, wie wir auf unsere Umwelt reagieren, dann werden sie sich nicht ansehen, wie sich Menschen in einem Labor verhalten, sondern wie sie in einem natürlicheren Umfeld agieren.«

»Vielleicht werden einige gefangene Menschen von ihnen so behandelt«, räumte Tulev ein. »Aber die Zahl der Syndik-Bürger, die im Territorium der Aliens spurlos verschwunden sind, liegt zu hoch, als dass sie alle in ihrer natürlichen Umgebung beobachtet werden können, es sei denn, sie haben einen ganzen Planeten für die Forschung reserviert.«

»Dann können wir uns ja auf die Suche nach diesem Planeten machen«, konterte sie.

»Ja, aber das ändert nichts am eigentlichen Argument. Ich schlage vor, wir suchen nach diesen Menschen. Sofern sie noch leben, und falls Captain Badayas Gedanke zu diesem Thema zutrifft, sollten wir sie befreien, auch wenn sie Syndiks oder deren Nachfahren sind.«

Dass Tulev so etwas sagte, war besonders bemerkenswert. Seine Heimatwelt war während des Kriegs von den Syndiks so massiv bombardiert worden, dass dort kein Leben mehr existieren konnte. Zudem waren alle seine Verwandten bei diesen Angriffen getötet worden.

»Nicht mal Syndiks haben ein solches Schicksal verdient«, pflichtete Armus ihm bei. »Außerdem können wir nicht ausschließen, dass sie auch ein paar Allianz-Bürger in ihre Gewalt gebracht haben. Ihre Schiffe könnten dank dieser verdammten Würmer bis auf unser Gebiet vorgedrungen sein, ohne von irgendwem bemerkt worden zu sein.«

»Das ist durchaus möglich«, sagte Badaya. »Wer würde dem bloßen Auge glauben, wenn die Sensoren nichts anzeigen? Und selbst wenn, wer würde dann diesen Leuten glauben? Nirgendwo wurde etwas registriert, das man als Beweis vorlegen könnte.«

»Auf welche Weise sollen Landemissionen durchgeführt werden?«, wollte der Befehlshaber der Revenge wissen. »Das normale Marines-Kontingent der Flotte ist bei solchen Missionen schnell überfordert.«

»General Carabali wird uns begleiten«, antwortete Geary. »Zusammen mit einem größeren Kontingent Marines. Die Flotte wird um mehrere Sturmtransporter für diese Marines erweitert, die auch genug Platz bieten, um Gefangene aufzunehmen, die wir im Gebiet der Aliens oder im Syndik-Territorium retten können.«

Armus verzog das Gesicht. »Jede Menge Marines. Die lebenden Sterne mögen uns beistehen, wenn die losgelassen werden. Sobald die auf einem Planeten sind, gibt es für sie kein Halten mehr.«

»Mit Carabali kommt man ganz gut zurecht«, meinte Duellos. »Jedenfalls für eine Marine.«

»Stimmt. Für eine Marine ist sie nicht allzu schwierig im Umgang«, fand auch Armus und schaute zu Geary. »Was genau wird eigentlich von uns erwartet, wenn wir in das Gebiet der Aliens vorgedrungen sind?« So wie das von ihm befehligte Schlachtschiff war auch Armus nicht der Schnellste, dafür neigte er aber dazu, eine Sache genau auf den Punkt zu bringen.

»Vor uns liegen vier grundlegende Aufgaben«, erklärte Geary. Die schriftlichen Befehle des Großen Rats waren ihm inzwischen zugeschickt worden und enthielten auch die von den Senatoren bereits ausgesprochenen widersprüchlichen Einschränkungen und Warnungen. »Wir sollen Kontakt mit den Aliens aufnehmen und eine Kommunikation etablieren.« Unwillkürlich sah er zu Desjani. »Kommunikation bezieht alle Methoden ein, allerdings nicht den Gebrauch von Waffen.«

»Unsere Höllenspeere haben ihr Interesse geweckt«, stellte Desjani fest.

»Das ist verdammt richtig«, pflichtete Badaya ihr bei.

»Stimmt«, sagte Geary, »aber wir müssen trotzdem andere Wege finden, um mit ihnen zu reden. Sofern das möglich ist. Die zweite Aufgabe verlangt von uns herauszufinden, wie schlagkräftig diese Aliens tatsächlich sind. Wenn wir mit ihnen verhandeln können, wird es uns vielleicht ermöglicht, diese Frage zu beantworten, ohne sie erst zu provozieren, damit sie ihr ganzes Arsenal auffahren.«

Duellos lehnte sich seufzend zurück. »Es wäre schön, wenn wir wüssten, wie viele Kriegsschiffe sie noch besitzen. Ich nehme an, wir sollen auch auskundschaften, über welche Waffen sie verfügen.«

Geary nickte. »Vorzugsweise ohne uns erst mit diesen Waffen beschießen zu lassen.«

»Wenigstens versucht die Regierung diesmal nicht wieder, das so billig wie möglich über die Bühne zu bringen«, meinte Tulev. »Immerhin bekommen wir für diese Mission den größten Teil der verbliebenen offensiven Kriegsschiffe.«

Badaya legte die Stirn ein wenig wichtigtuerisch in Falten. »Und was sollen wir noch erledigen, Admiral?«

Er zeigte auf das Sternendisplay. »Wir sollen uns ein Bild davon machen, wie groß das von den Aliens beanspruchte Gebiet ist. Wahrscheinlich werden wir dafür ziemlich tief in ihr Territorium vordringen müssen, was auch der Grund dafür ist, dass wir zusätzliche Hilfsschiffe mitnehmen. Ich beabsichtige, zügig vorzurücken und dabei die Grenzen des Alien-Gebiets zu bestimmen.«

Neesons Blick ruhte auf dem Sternendisplay. »Ich frage mich, was wohl hinter dem Gebiet liegt, das von den Aliens kontrolliert wird. Weitere intelligente, nichtmenschliche Spezies?«

»Das gehört zu den Dingen, die wir in Erfahrung bringen sollen.«

»Potenzielle Verbündete«, murmelte Badaya.

»Möglicherweise«, meinte Geary.

»Oder«, warf Armus mit säuerlicher Miene ein, »weitere Wespennester, die uns das Leben zur Hölle machen könnten. Sie sprachen von vier Missionen, Admiral. Ich habe bislang drei gezählt.«

»Über die vierte Mission haben wir bereits gesprochen.« Geary hielt inne um sicherzustellen, dass beim nächsten Thema alle wieder aufmerksam zuhörten. »Wir wissen, die Schiffe mit menschlicher Besatzung sind im von den Aliens kontrollierten Raum verschwunden. Wir wissen auch, dass es diesen Syndiks nicht möglich war, alle Sternensysteme komplett zu evakuieren, die sie auf Druck der Aliens räumen sollten. Was aus diesen Menschen geworden ist, weiß niemand.« Alle Augen waren auf ihn gerichtet, die Mienen waren wie versteinert, noch bevor Geary weiterreden konnte. »Wir werden dort Ausschau nach irgendwelchen Hinweisen auf diese Menschen halten, um festzustellen, ob sie dort gefangen gehalten werden und ob wir sie retten müssen.«

Ausgedehntes Schweigen schloss sich an, bis Shen schließlich fragte: »Obwohl sie Syndiks sind?«

»In diesem Fall«, sagte Tulev, »hat die Tatsache, dass es sich um Menschen handelt, Vorrang vor der politischen Ausrichtung dieser Leute.«

Shen nickte. »Wenn das Ihre Meinung dazu ist, werde ich mich nicht dagegen aussprechen.«

»Der Pragmatismus verlangt es von uns, auch wenn unsere Pflicht gegenüber den lebenden Sternen und die Ehre unserer Vorfahren es nicht von uns fordern«, merkte Duellos an. »Ganz gleich, um welche Art von Kreaturen es sich bei diesen Aliens handelt, wir können nicht zulassen, dass Menschen so behandelt werden.«