Выбрать главу

»Ich kenne Captain Hiyakawa nicht allzu gut, Admiral«, antwortete Neeson mit sechs Sekunden Verzögerung, die das Signal benötigte, um hin und zurück zu reisen. »Wir haben uns mal kurz unterhalten, daher würde ich sagen, dass er ungefähr auf dem gleichen Niveau ist wie ich. Sir, die einzige Offizierin der Flotte, die zu irgendeinem Projekt etwas Brauchbares hätte beitragen können, wäre Captain Cresida gewesen. Nicht wegen ihrer Ausbildung auf dem Gebiet der Hypernet-Portale, sondern weil sie intuitiv und genial war. Ich bin nur ein Amateur, ich weiß nicht mehr und nicht weniger über diese Portale als so ziemlich jeder andere in dieser Flotte.«

»Können Sie sich irgendein Hypernet-Projekt vorstellen, bei dem Ihr Wissen einen maßgeblichen Einfluss hätte?«, fragte Geary.

»Außerhalb der Flotte? Nein, Sir. Ich könnte bei irgendwelchen Besprechungen den Kaffee aufsetzen, aber zu mehr würde es nicht reichen.«

»Danke, Commander. Ich weiß Ihre Beurteilung zu schätzen.« Nachdem die Verbindung beendet war, saß Geary da und starrte auf die Stelle, an der sich eben noch das Fenster befunden hatte. Keine besonderen Kenntnisse, was die Hypernet-Fähigkeiten angeht. Aber ein großer Nachteil für mich, wenn mir jetzt dieses Wissen verloren geht. Und das Flottenhauptquartier verfügt bereits über Leute, die weitaus qualifizierter sind. Und die Nachricht vom Flottenhauptquartier hat mir nicht mal Ersatz für meine Leute angekündigt.

Cresida war die Einzige, die etwas dazu hätte beitragen können … Verdammt, mir fehlt Jaylen. Eine hervorragende Offizierin. Genial, genau wie Neeson gesagt hatte. Aber wenn sie die Einzige war, bei der man von echten Kenntnissen reden konnte, dann dürfte Commander Neeson jetzt der Einzige in dieser Flotte sein, der sich einigermaßen mit Hypernet-Portalen auskennt. Damit ist es wohl mein gutes Recht, entsprechend auf diese Anforderung zu reagieren.

Geary tippte auf die Antwort-Taste. »In Erwiderung auf Ihre Bitte hat eine Bewertung des Flottenpersonals ergeben, dass nach meinem Urteil niemand Ihren Anforderungen genügt.«

Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass sie seine Urteilsfähigkeit zu dem Thema infrage stellten, und er war es allmählich gewöhnt, dass die Leute so mit ihm umgingen. Seit er aus dem Kälteschlaf erwacht war, hatte man öfter an seinem Urteil gezweifelt als zu der Zeit, da er noch ein Ensign gewesen war. Aber kurzfristig zählte für ihn nur, nicht das Personal zu verlieren, das seine Schiffe benötigten. Vielleicht würde derjenige im Hauptquartier, der sich diese merkwürdige Anfrage ausgedacht hatte, es ja fertigbringen, in den verbleibenden zwei Wochen noch einen anderen Anlauf zu unternehmen, doch den konnte er dann problemlos abblocken und darauf verweisen, dass zu wenig Zeit verblieb, um noch personelle Umbesetzungen akzeptieren zu können. Auf jeden Fall war ihm eine Beschwerde lieber, dass er diesmal keine ausreichend begründete Antwort geliefert hatte, anstatt noch fast hundert Leute von ihren Schiffen zu holen, wo die Flotte doch in Kürze Varandal verlassen sollte.

Wenigstens scheinen meine Probleme diesmal nur beim Hauptquartier zu liegen, nicht aber hier in meiner Flotte.

Wieder ging eine Meldung ein, diesmal eine visuelle Mitteilung. Von Timbale. Das dürfte nicht so übel sein.

Admiral Timbales Gesicht tauchte in einem Fenster auf und lächelte ihn aufmunternd an. »Gute Neuigkeiten.«

»Die kann ich gut gebrauchen.«

»Morgen treffen Ihre Experten ein.«

Geary wartete sekundenlang, dann fragte er: »Experten für was?«

»Für intelligente nichtmenschliche Spezies.«

»Dafür haben wir Experten? Bis wir auf die Enigma-Rasse gestoßen waren, wussten wir nicht mal, dass es irgendwo Aliens gibt. Und dass sie existieren, konnten wir erst vor ein paar Monaten bestätigen.«

»Das ist richtig«, stimmte Timbale ihm zu. »Aber Wissenschaft und Akademien bringen dennoch seit Jahrhunderten Experten zu diesem Thema hervor. In den letzten Jahrhunderten nicht mehr so viele, wie ich gehört habe. Offenbar hatte der Mangel an intelligenten nichtmenschlichen Spezies dazu geführt, dass der Ausstoß an Experten mit der Zeit immer weiter abgenommen hat. Aber ein paar gibt es immer noch. Offenbar gibt man Ihnen den Großteil der Experten mit, die in der Allianz zu finden sind. Wie ich höre, sind sie ganz begeistert die Flotte zu begleiten.«

Geary spürte, wie sich der allzu vertraute Kopfschmerz erneut zu regen begann. »Wie viele?«

»Einundzwanzig. Allesamt Zivilisten. Vierzehn von ihnen sind vollwertige Doktoren.«

»Ich warte immer noch auf die guten Neuigkeiten. Wo soll ich einundzwanzig zivile Experten für intelligente nichtmenschliche Spezies unterbringen, die noch nie in ihrem Leben eine intelligente nichtmenschliche Spezies zu Gesicht bekommen haben?«

Timbale machte eine entschuldigende Geste. »Sie sind das Beste, was die Menschheit zu diesem Thema zu bieten hat. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte: Einer der Sturmtransporter wäre doch für sie geeignet. Da sollten Sie doch genügend freie Quartiere für sie haben, und wenn es den Professoren und Doktoren langweilig wird, können sie immer noch die Marines studieren.«

»Würde mich interessieren, zu welchen Erkenntnissen sie dabei kommen werden«, meinte Geary. »Danke für die Warnung. Ich werde die Experten dann mal General Carabali anvertrauen, dann darf sie entscheiden, auf welchem Transporter sie sie unterbringt.«

Eine weitere Woche verging. Ein lautes Klopfern gegen die Luke zu seinem Quartier ließ ihn erschrocken den Kopf heben. Jemand klopfte so energisch an, dass er an Kartätschen denken musste, die mit einer Geschwindigkeit von mehreren tausend Kilometern pro Sekunde auf die Panzerung eines Kriegsschiffs aufschlugen. Noch ehe die Schwingungen des letzten Schlags abgeebbt waren, flog die Luke auf, und Tanya Desjani kam hereingestürmt. Sie kochte so sehr vor Wut, dass er fast befürchtete, sie würde Plasma spucken.

»Was macht diese Frau schon wieder auf meinem Schiff?«, herrschte sie ihn an.

Sechs

Geary wusste, wie verdutzt er dreinblicken musste, weil er sich genauso überrumpelt fühlte. Es gab nur eine Frau, die bei Desjani eine solche Reaktion auslösen konnte.

»Rione?«, fragte er. »Victoria Rione?«

Ihr wutentbrannter Blick war auf ihn gerichtet. »Davon wussten Sie nichts?«

»Sie ist an Bord der Dauntless? Seit wann? Und wieso?«

Noch immer aufgebracht, aber ein wenig besänftigt durch Gearys überraschte Reaktion auf diese Neuigkeit nickte Desjani schließlich. »Sie ist mit dem routinemäßigen täglichen Shuttleflug an Bord gekommen. Ich habe erst davon erfahren, als sie vor ein paar Minuten das Shuttle verlassen hat.« Desjani ging in der Kabine auf und ab, dann drehte sie sich abrupt zu ihm um. »Sie können von Glück reden, dass Sie so ein lausiger Lügner sind. Dadurch konnte ich Ihnen ansehen, dass Sie tatsächlich nichts von ihrer Ankunft wussten. Wäre Ihnen das bekannt gewesen, und Sie hätten mir nichts …«

»Tanya, so dumm bin ich nun auch wieder nicht. Was um alles in der Welt hat sie auf der Dauntless verloren?«

»Da Sie es mir nicht sagen können, schlage ich vor, Sie fragen sie.«

Während er insgeheim überlegte, was er nur verbrochen hatte, dass die lebenden Sterne für ihn dieses Schicksal vorsahen, nickte er auf eine Weise, von der er nur hoffen konnte, dass sie etwas Besänftigendes vermittelte. »Wo ist sie?«

»In diesem Moment? So wie ich diese Frau kenne, ist sie auf dem Weg hierher.«

Kaum hatte Desjani ausgesprochen, wurde die Türglocke zu Gearys Quartier betätigt. Desjani verschränkte die Arme vor der Brust und stellte sich auf eine Weise hin, die ihm verriet, dass sie in nächster Zeit den Raum nicht verlassen würde. Er machte sich auf das Schlimmste gefasst, während er die Luke öffnete.