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Doch der Besucher, der zwanzig Minuten später in Gearys Quartier eintrat, war nicht Smythe, sondern ein Lieutenant. Eine Frau mit grünen Haaren. Nicht bloß ein grünlicher Schimmer, sondern ein leuchtendes, kräftiges Grün. »Lieutenant Elysia Jamenson, Sir. Captain Smythe war der Meinung, ich sollte mich persönlich mit Ihnen treffen, um meine Rolle beim Assistieren der Flottenbereitschaft und der Reparaturen zu besprechen, Admiral.«

Er bedeutete ihr, sich zu setzen, während er sie einen Moment lang musterte und dann die zwangsläufige Frage stellte: »Warum ist Captain Smythe der Meinung, Sie müssten persönlich zu mir kommen, Lieutenant Jamenson?«

Jamenson saß stocksteif auf ihrem Platz und antwortete in sachlichem Tonfalclass="underline" »Captain Smythe hat mir den Befehl erteilt, Sie hinsichtlich der Reparaturanforderungen der Flotte direkt zu unterstützen, Admiral Geary. Ich werde dafür verantwortlich sein, Berichte, Anforderungen und alle sonstigen logistischen Aspekte zu organisieren, die im Zusammenhang mit der Vorgabe stehen, die Kriegsschiffe dieser Flotte in ihren bestmöglichen Zustand zu versetzen. Außerdem werde ich Sie mit Statusberichten in all diesen Angelegenheiten versorgen.«

Er lehnte sich zurück und stützte das Kinn auf eine Faust. Jamenson schien Mitte zwanzig zu sein, was zu ihrem Dienstgrad passte. Dennoch war sie ungewöhnlich jung für jemanden, der eine so große Verantwortung tragen sollte. »Was haben Sie, was andere nicht haben, dass Captain Smythe Sie für die richtige Person für diese Aufgabe hält?«

»Ich verdrehe Dinge, Sir.«

»Wie bitte?«

»Ich verdrehe Dinge.« Jamenson machte eine ausholende Geste, als wollte sie das ganze Universum einbeziehen. »Ich kann mir Informationen, Daten, Berichte und Anforderungen vornehmen und sie in eine Form bringen, dass es so gut wie unmöglich ist, sie anschließend noch zu verstehen.«

Geary konnte sich ein Lachen nur mit Mühe verkneifen. »Tut mir leid, aber ich kenne viele Leute, darunter auch etliche Lieutenants, die das auch können und die sich dafür nicht mal anstrengen müssen.«

»Ja, Admiral, aber Sie müssen wissen, ich mache das absichtlich, und ich verändere damit nicht den Inhalt der Information, ich lasse nichts weg und ich füge nichts hinzu, und ich bringe sie auch nicht in eine Form, in der sie nicht den Anforderungen der Vorschriften und anderen Regelwerke genügt. Die Information ist vollständig, akkurat und korrekt abgefasst. Es ist nur sehr, sehr schwer, sie zu verstehen.«

Diesmal musste Geary lachen. »Dann werden Sie das also mit Blick auf die Arbeit der Hilfsschiffe machen, die unsere Schiffe in Schuss halten? Sie werden das Hauptquartier und die zivile Bürokratie damit so verwirren, dass sie nicht merken, wie viel wir in Wahrheit ausgeben?«

»So lautet mein Einsatzbefehl, Admiral.«

Kein Wunder, dass Smythe diese Unterhaltung nicht über die Komm-Systeme der Flotte hatte führen wollen. »Und wie soll ich oder sonst jemand in der Flotte nachhalten können, was tatsächlich geschieht?«

Jamenson lächelte ihn selbstbewusst an. »Ich kann das auch in entgegengesetzter Richtung, Admiral. Solange die ursprüngliche Information echt ist, kann ich sie entwirren und in eine leicht verständliche Form bringen.«

Geary wurde bewusst, dass er beide Brauen hochgezogen hatte, während er Jamenson ansah. »Das sind sehr beeindruckende Begabungen, Lieutenant. Wo haben Sie das gelernt?«

»Das hat sich bei mir einfach so entwickelt, Sir. Mein Vater sagt, ich hätte es von meiner Mutter geerbt.«

»Verstehe.«

Jamensons Stimme hatte einen entschuldigenden Unterton. »Captain Smythe hat mir auch befohlen, Ihnen auszurichten, dass es für ihn ein schwerer Schlag wäre, sollten Sie versuchen, mich Ihrem Stab einzuverleiben, Admiral.«

Wieder lachte er auf. »Captain Smythe und Sie können beruhigt sein. Ich ziehe es vor, meinen Stab mit Leuten zu besetzen, die andere Begabungen haben, damit sie das tun, was ich von ihnen brauche, und nicht Energie darauf zu verwenden, andere zu verwirren, so nützlich das in diesem Fall auch sein mag.«

»Ich werde das Captain Smythe wissen lassen, Sir.«

»Danke.« Geary musterte die Frau und fragte sich unwillkürlich, für welche Zwecke Smythe Jamenson in der Vergangenheit wohl schon eingesetzt hatte. Die Fähigkeit, vor der Bürokratie das eigene Handeln zu verschleiern, konnte unbezahlbar sein. »Ich möchte sicherstellen, dass wir auf der gleichen Seite stehen, was die von uns angestrebten Ziele angeht. Was sehen Sie als Ihre Verantwortung an?«

»Alles in meiner Macht Stehende zu tun, um den gegenwärtigen Bereitschaftsstatus der Flotte zu bewahren und die vorhandenen Systeme aufzurüsten, damit ihre Einsatzfähigkeit auch langfristig gesichert ist.«

»Hervorragend. Haben Sie irgendwelche Fragen zu meinen Anforderungen?«

Es war das erste Mal, dass sie zögerte, was Geary als beruhigend empfand. Zu selbstbewusste Offiziere konnten allzu leicht übers Ziel hinausschießen oder Fehler machen. »Soweit ich weiß, ziehen Sie es vor, im Rahmen der Vorschriften zu handeln, Sir.«

»Das ist korrekt.«

»Gibt es Umstände«, fragte Jamenson behutsam, »unter denen Sie ein Handeln erlauben würden, das sich außerhalb …«

»Nein.« Er lächelte aufmunternd, um seine knappe Antwort nicht so schroff wirken zu lassen, wie sie sich anhören musste. »Wenn wir etwas so dringend benötigen, dann erwarte ich, dass Leute wie Sie und Captain Smythe einen Weg finden werden, wie wir das im Rahmen der Vorschriften lösen können. Suchen Sie nach einem Schlupfloch in den Vorschriften oder legen Sie die Vorschriften so aus, dass Sie Ihr Handeln rechtfertigen können.« Der Gedanke an die Beinahe-Katastrophe nach der massenhaften Androhung von Kriegsgerichtsverfahren gegen seine Offiziere ließ Geary schnell wieder ernst werden. »Es soll niemand dem Irrtum erliegen, dass ich von irgendjemandem einen Verstoß gegen bestehende Vorschriften wünsche. Wenn eine derartige Handlung die einzige Alternative ist, dann werde ich dafür offen die Verantwortung übernehmen. So etwas machen wir nicht unter der Hand, selbst wenn wir es anderen erschweren dahinterzukommen, dass wir etwas getan haben.«

Lieutenant Jamenson hörte ihm aufmerksam zu und nickte. »Ich verstehe, Admiral.«

»Gut. Gibt es sonst noch was?«

»Captain Smythe hat mich gebeten, Sie zu einem persönlichen Besuch auf der Tanuki einzuladen, wann immer Sie dafür Zeit finden, Admiral«, sagte sie. »Ich sollte vielleicht erwähnen, dass die Offiziersmesse der Tanuki über eine der besten Sammlungen aus Weinen, Likören und anderen destillierten und fermentierten Getränke im von Menschen besiedelten All verfügt.«

Das erklärte schon mal teilweise, was Smythe so alles trieb. Geary fragte sich, wie viele VIPs hatten feststellen müssen, dass eine an sie gerichtete Lieferung nur unvollständig eintraf, weil sie angeblich »beim Transport beschädigt« worden war. Und wie viele Anforderungen für ungewöhnliche Objekte waren von der Tanuki vorgenommen worden, die wegen einer verdrehten Formulierung niemandem aufgefallen waren? »Danke, Lieutenant Jamenson. Ich weiß nicht, wann sich ein Besuch auf Ihrem Schiff einrichten lassen wird, aber ich werde die Einladung im Gedächtnis behalten. Ich freue mich schon darauf, mit Ihnen zusammenzuarbeiten.«

»Die meisten meiner Besuche werden über die virtuelle Konferenzsoftware ablaufen«, fügte sie hinzu. »Aber Captain Smythe hielt es für ratsam, dass ich Ihnen meine Rolle persönlich darlege.«

Desjani hatte recht gehabt. Smythe war eindeutig sehr erfahren darin, wie man nachvollziehbare Spuren vermied, die auf seine kleinen Gaunereien hätten aufmerksam machen können. »Eine gute Idee, Lieutenant. Eine Sache möchte ich allerdings noch ansprechen, die etwas damit zu tun hat, dass Sie und Captain Smythe sich gern im Hintergrund halten wollen.«