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Der Chief deutete auf einen der Matrosen, die in der Nähe in Reih und Glied standen. »Jawohl, Sir.«

»Wird auch Zeit.« Shen wandte sich an den betreffenden Matrosen. »Das hätten Sie schon vor sechs Monaten machen können, dann würden Sie jetzt diese Batterie befehligen. Beim nächsten Mal enttäuschen Sie weder die Orion noch sich selbst.«

»Sieht gut aus«, sagte Geary zu Shen, bevor er seinen Rundgang beendete. »Crew und Schiff gleichermaßen.«

Shen sah ihn an, als hätte er bloß eine Selbstverständlichkeit ausgesprochen, dann salutierte er steif, während Geary die Verbindung unterbrach. Er stand einen Moment lang in seinem Quartier, rieb sich den Nacken und fragte sich, was er wohl zu hören bekäme, wenn er sich das nächste Mal an die Orion wandte.

Am nächsten Tag saßen er und Desjani auf der Brücke der Dauntless, und Geary war bereits im Begriff, den Befehl an die Flotte zu geben, den Orbit um Varandal zu verlassen und Kurs auf den Sprungpunkt nach Atalia im Gebiet der Syndikatwelten zu nehmen. Oder besser gesagt: In das Gebiet, das einmal der Kontrolle durch die Syndikatwelten unterstanden hatte, bevor deren Regierung zusammengebrochen war. Atalias derzeitiger Status war ungewiss, was aber immer noch besser war als ein feindseliger Status.

Wie teils befürchtet, teils erwartet ging in diesem Moment eine dringende Mitteilung ein. »Admiral Timbale?«, fragte Geary mit gemischten Gefühlen. Timbale war die ganze Zeit über ein hilfreicher und zuverlässiger Offizier gewesen, doch nun wirkte seine Miene angespannt. »Ich hoffe, Sie wollen uns eine gute Reise wünschen.« Timbale hatte genau das schon vor ein paar Stunden gemacht, aber Geary wollte die Hoffnung nicht aufgeben.

Timbales Reaktion traf mit fast einer halben Minute Verspätung ein, da die Dauntless entsprechend weit von der Station Ambaru entfernt war. »Admiral Geary, haben Sie irgendwelche Befehle hinsichtlich Ihrer Hilfsschiffe erhalten?«

»Meine Hilfsschiffe?« War Smythes Plan etwa schon aufgedeckt worden? Die Flotte war praktisch schon im Aufbruch begriffen. »Nein.«

»Ich habe einen Befehl mit hoher Priorität erhalten, der mich anweist, mit sofortiger Wirkung die Kontrolle über die Titan, die Tanuki, die Kupua und die Domovoi zu übernehmen. Sie sollen vom Rest der Flotte getrennt werden und sich für anderweitige Befehle bereithalten.«

Sieben

»Wie bitte?« Er wollte seinen Ohren nicht trauen. Das war nicht nur die Hälfte seiner Hilfsschiff-Flotte, das waren auch noch die vier großen Hilfsschiffe, die von der Kapazität her zwei Drittel ausmachten. »Wieso?« Hatte tatsächlich schon jemand Captain Smythes Tricks durchschaut? Aber die ersten Lieferungen aufgrund dieser Anforderungen waren erst vor Tagen weitergeleitet worden. Das war zu wenig Zeit, als dass davon schon etwas beim Hauptquartier angekommen sein konnte, von einer Analyse dieser Anforderungen ganz zu schweigen. Diese Befehle mussten vor etwa einer Woche ausgegeben worden sein.

»Einen Grund kenne ich nicht«, sagte Timbale. Seine Stimme klang ruhig, aber er war sichtlich aufgebracht.

»Die anderen Flotten sollen innerhalb des Allianz-Gebiets eingesetzt werden, also gibt es keinen Grund für sie, auch nur ein einziges Hilfsschiff anzufordern.«

»Ich weiß. Zuerst dachte ich, man will Kosten sparen, was in dem Fall eine sehr unüberlegte Maßnahme gewesen wäre. Aber die Befehle besagen eindeutig, dass die Hilfsschiffe auf neue Missionen geschickt werden. Sie sollen nicht außer Dienst gestellt werden.«

»Ich werde …« Was? Was wollte er denn tun? Der Befehl war an Timbale ergangen, nicht an ihn. »Diese Schiffe unterstehen nicht einmal Ihrem Kommando, Admiral. Warum wurde der Befehl an Sie geschickt, aber nicht an mich?« Es sei denn, das Hauptquartier hat begriffen, dass ich tatsächlich alle potenziellen Faktoren in Erwägung ziehe, wenn ich entscheide, wie ich meine Befehle ausführe. Wenn das der Fall ist, will man mich auf diesem Weg ausbooten, weil sie wissen, dass ich tausend Gründe anführen werde, wieso ich diese Schiffe benötige.

Timbale überlegte kurz, dann nickte er. »Sie haben recht, Admiral Geary. Nach meiner professionellen Einschätzung wurde dieser Befehl irrtümlich an mich geschickt. Er kann also nicht korrekt sein. Die fraglichen Schiffe sind Ihrem Kommando unterstellt, folglich hätte der Befehl an Sie gerichtet werden müssen. Zumindest hätte man Sie in Kenntnis setzen müssen, wie es die gegenwärtige Befehlskette vorschreibt. Ganz sicher würde das Hauptquartier es nicht vorsätzlich versäumen, Sie zu informieren, schließlich wäre das ein Verstoß gegen die Vorschriften.« Admiral Timbale sprach betont langsam und deutlich, um auf diese Weise sicherzustellen, dass die Aufzeichnung dieser Unterhaltung seine Argumentationskette vollständig und gut verständlich wiedergab, damit er sein Handeln rechtfertigen konnte. »Da ich mir auch keinen Grund vorstellen kann, warum die Schiffe zu diesem Zeitpunkt Ihrem Kommando entzogen werden sollten, lässt sich daraus nur folgern, dass mich dieser Befehl irrtümlich erreicht hat. Womöglich handelt es sich um eine Übungsmitteilung, die versehentlich gesendet wurde.«

»Bestimmt ist es etwas in dieser Art«, pflichtete Geary ihm bei. Er wusste so gut wie Timbale, dass das Hauptquartier den Befehl sehr wahrscheinlich ganz gezielt an ihm vorbeigeschleust hatte. Aber sie mussten beide so tun, als seien sie völlig ahnungslos, um nicht erkennen zu lassen, dass sie sich über einen rechtmäßigen Befehl hinwegsetzten. »Meine höherrangige Zuständigkeit in dieser Sache hätte in diesem Befehl ausdrücklich genannt werden müssen.«

»Folglich kann ich diesen Befehl nicht ausführen«, folgerte Timbale. »Von der Zuständigkeit her bin ich mir nicht sicher, ob ich überhaupt dazu autorisiert bin, Ihnen diese Schiffe abzunehmen, und logistisch gesehen ergibt diese Anweisung keinen Sinn. Ich werde dem Hauptquartier darauf antworten und mitteilen, dass mich der Befehl irrtümlich erreicht hat, und ich werde um Klärung bitten. Angesichts der Tatsache, dass die Gültigkeit des Befehls ungewiss ist, rate ich Ihnen, dass Sie Ihre Vorbereitungen nicht unterbrechen, um Befehle auszuführen, die Ihnen nicht mal übermittelt worden sind. Ich werde auf die Bestätigung der Gültigkeit dieses Befehls warten, bevor ich ihn ausführe.«

Selbst wenn Timbale diese Anfrage sofort losschickte – und Geary hatte den Verdacht, dass er damit noch eine Weile warten wollte –, würden Wochen vergehen, bis ein Kurierschiff mit dieser Nachricht das Hauptquartier erreicht hatte und von dort mit der Antwort zurückgekehrt war. Bis dahin war Gearys Flotte längst unterwegs. Allerdings konnte sich das Hauptquartier dann noch immer Timbale vorknöpfen. »Admiral Timbale, ich weiß Ihre Bereitschaft zu schätzen, das Richtige zu tun, aber ich mache mir Sorgen, dass man Ihre Bereitschaft fälschlich als Befehlsverweigerung auslegen könnte.«

»Vielen Dank, Admiral Geary, aber ich habe keine Alternative. Meine Pflicht gegenüber der Allianz verlangt von mir, dass ich mich vergewissere, ob ein Befehl tatsächlich gültig ist, bevor ich ihn ausführe.« Timbale machte bei diesen Worten einen sehr ruhigen Eindruck. »Wissen Sie, Admiral, wie wir uns einmal über die Katze in der Kiste unterhalten haben? Diese Geschichte, dass man nicht weiß, ob man das Richtige tun wird, wenn der Moment gekommen ist? Ich freue mich, Ihnen mitzuteilen, dass die Katze lebt.«

»Das höre ich gern. Ich kann Ihnen versichern, ich werde in dieser Angelegenheit auch eigene Schritte unternehmen, wo es mir möglich ist.«

»Wollen die Sie sabotieren?«, fragte Desjani ungläubig, nachdem sich Timbales Bild in Luft aufgelöst hatte.

»Ich kann nicht glauben, dass irgendjemand so etwas tun würde«, entgegnete er nachdenklich. »Es muss eine andere Erklärung dafür geben.«