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»Die würde ich zu gern hören.«

»Vielleicht hat jemand durchschaut, was Smythe vorhat …«

»Dafür ist noch nicht genug Zeit verstrichen, Admiral. Nächster Versuch.«

Sie würde dafür sorgen, dass er weder sich noch sonst jemandem etwas vormachen konnte, auch wenn er noch so sehr vermeiden wollte, einige bestimmte Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen. »Vielleicht hat sich jemand hingesetzt und die Zahlen addiert«, meinte Geary. »Und dabei hat er erkannt, wie viel Kosten die vier großen Hilfsschiffe verursachen. Dann hat er sich gesagt, wenn sie mir diese Schiffe abnehmen, sparen sie viel Geld. Der Befehl sagt nichts darüber aus, dass das die tatsächliche Absicht ist, aber das könnte wiederum vorsätzlich geschehen sein. Vielleicht sollen wir nicht durchschauen, dass sie uns diese Schiffe auf Dauer und nicht nur vorübergehend wegnehmen.«

»Hmpf«, gab Desjani skeptisch von sich. »Das würde zwar an ein oder zwei Stellen Kosten einsparen, dafür kämen an anderer Stelle viel höhere Kosten dazu. Wen würden sie bezahlen müssen, damit die Arbeit erledigt wird, für die jetzt die Hilfsschiffe zuständig sind? Private Unternehmer? Haben wir nicht davon gehört, dass die Syndiks ein solches System anwenden?«

»Stimmt, und ihre mobilen Streitkräfte hassen es wie die Pest.« Geary überprüfte sein Display. »Alle Schiffe melden Bereitschaft zum Abflug. Was halten Sie davon, wenn wir sofort aufbrechen anstatt noch eine halbe Stunde rumzusitzen und zu warten?«

»Ich halte das für eine exzellente Idee, Admiral.«

Er schickte den Befehl an die Flotte, dann sah er mit an, wie fast dreihundert Kriegsschiffe, Hilfsschiffe und Sturmtransporter ihren Hauptantrieb zündeten und die Formation für den Sprung nach Atalia einnahmen. Auch wenn der Krieg gegen die Syndiks beendet war und obwohl sich Atalia von den immer rascher in sich zusammenfallenden Syndikatwelten losgesagt hatte, war Geary zu dem Entschluss gelangt, vorsichtshalber in einer Formation zum Sprung anzusetzen, der es der Flotte erlaubte, im Fall überraschender Bedrohung sofort gefechtsbereit zu sein.

Die wachsende Erfahrung und die verbesserten Fertigkeiten seiner Besatzungen hatten ihn eine Formation wählen lassen, die aus sechs Unterformationen bestand. Fünf davon waren um einen Kern aus Schlachtschiffen oder Schlachtkreuzern herum angeordnet und setzten sich zusammen aus Schweren und Leichten Kreuzern sowie Zerstörern. Zur sechsten Formation gehörten die acht Hilfsschiffe, aufgeteilt in zwei Divisionen, sowie eine einzelne Division aus vier Sturmtransportern. Diesmal wurde er von weit mehr Marines begleitet als zuvor, da niemand einzuschätzen vermochte, was sie erwartete, wenn sie versuchten, mit den Aliens Kontakt aufzunehmen. Diese von General Carabali befehligte Truppe benötigte aber nur zwei Transporter, um die Marines zu befördern, die nicht auf die anderen Schiffe der Flotte verteilt waren. Als Folge davon waren die Tsunami, die Typhoon, die Mistral und die Haboob je nur zur Hälfte mit Marines und deren Ausrüstung ausgelastet. Außerdem beherbergten sie das recht kleine Kontingent aus Experten für intelligente nichtmenschliche Spezies. Der noch zur Verfügung stehende Raum an Bord dieser Transporter würde dann von Nutzen sein, wenn sie die Kriegsgefangenen bei Dunai aus ihrem Lager holten. Der darüber hinaus noch verbleibende Platz konnte genutzt werden, falls sie im Gebiet der Aliens auf menschliche Gefangene stießen.

Die Unterformationen waren so angeordnet, dass die schwersten Schiffe die Führung übernahmen, gefolgt von den Hilfsschiffen und den Transportern, während die vier übrigen Unterformationen gleichmäßig um sie herum verteilt waren. Es sah fast so aus, als würden die Kriegsschiffe einen riesigen Becher bilden, dessen Öffnung nach vorn zeigte. Vorn im Zentrum der größten Formation befand sich als Flaggschiff die Dauntless, die buchstäblich den Dreh- und Angelpunkt der gesamten Flotte bildete, da alle anderen Schiffe ihre Position nach ihr ausrichteten.

Auf einmal bekam Geary das Gefühl, beobachtet zu werden, und als er sich zur Seite drehte, bemerkte er Desjani, die ihn anschaute und anlächelte. »Was habe ich jetzt schon wieder getan?«

»Es ist nur sehr offensichtlich, wie stolz Sie auf sie alle sind«, sagte sie. »Wenn ich früher Admiral Bloch oder einen anderen Admiral in dieser Situation beobachten konnte, dann hatte ich immer das Gefühl, dass diese vielen Schiffe, die alle auf seinen Befehl hörten, für ihn nur den Beweis lieferten, wie viel Macht er besaß und dass er etwas Besonderes war. Wenn ich dagegen sehe, wie Sie diese Schiffe betrachten, dann kommt es mir so vor, als ob Sie es als ein Privileg betrachten, ihr Kommandant zu sein.«

»Das ist auch ein Privileg«, murmelte er. »Wissen Sie, was morgen ist, Tanya? Morgen jährt sich zum hundertundersten Mal der Tag, an dem ich das Kommando über den Schweren Kreuzer Merlon übernahm. Die Verantwortung, dieses Schiff befehligen zu dürfen, löste bei mir Ehrfurcht aus. Und nun unterstehen all diese Schiffe meinem Kommando.«

»Das werden sie aber nur, wenn wir schnell genug dieses System verlassen, bevor das Hauptquartier weitere unerfreuliche Nachrichten schickt.«

Bei 0,1 Licht dauerte es fast drei Tage, ehe der Sprungpunkt nach Atalia erreicht wurde, aber eine Überraschung ereignete sich nur am zweiten Tag, als zwei zivile Schiffe ins System gesprungen kamen und Botschaften zu senden begannen, die Stunden später die Flotte erreichten.

»Kein Export von menschlichen Aggressionen!«

»Erforschung statt Eroberung!«

»Lasst unsere Steuergelder und unsere Soldaten zu Hause!«

»Ich will diesen Aussagen ja gar nicht widersprechen«, merkte Geary an. »Bloß übersehen diese Leute die Tatsache, dass wir nicht diejenigen sind, die sich mit den Aliens anlegen wollen.«

Es war für Desjani völlig untypisch, dass sie nicht sofort etwas darauf erwiderte, sondern erst nach einer Weile mit den Schultern zuckte. »Es war ein langer Krieg. Sie wissen, wie wir alle empfunden haben. Die meisten von uns haben nur weiterhin gekämpft, weil wir keine brauchbaren Alternativen erkennen konnten. Ich habe viele Freunde verloren. Ich kann verstehen, warum manche Leute andere Wege gehen wollten. Aber nur weil sie das wollten, haben sich ihnen nicht automatisch auch andere Wege geöffnet. Und das ist auch jetzt noch nicht der Fall.«

Er nickte bedächtig. »Stimmt. Im Moment hätte ich nichts gegen eine gute Alternative einzuwenden, wenn wir uns damit ersparen könnten, ans andere Ende des uns bekannten Weltalls zu springen und dann bis an die Zähne bewaffnet ins Gebiet der Aliens vorzudringen. Aber nach allem, was uns derzeit bekannt ist, hat keine Alternative bessere Aussichten zu bieten als das, was wir hier machen.«

Mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen meinte Desjani: »Ich wüsste gern, was die machen würden, wenn sie plötzlich den Aliens begegneten, die wir nach Meinung dieser Demonstranten angreifen wollen.«

»Unser Job ist es sicherzustellen, dass es genau dazu nicht kommt. Oder wenn es dazu kommt, dass die Aliens sich dann bereits von uns zu einer friedlichen Koexistenz haben überreden lassen.«

Jetzt musste sie kurz lachen. »Das heißt, wenn uns genau das gelingt, was wir wollen, dann werden diese Demonstranten vermutlich niemals begreifen, was wir in Wahrheit bewerkstelligt haben.«

»Jemand hat mich gefragt, wieso ich immer noch daran glaube, irgendetwas könnte ›gerecht‹ sein«, ließ Geary sie wissen. »Wenn ich mir so etwas vor Augen halte wie das, was Sie gerade gesagt haben, dann muss ich zugeben, dass das eine gute Frage ist. Genau genommen bin ich mir längst nicht mehr sicher, ob ich überhaupt jemals irgendetwas gesehen habe, das ich als ›gerecht‹ bezeichnen könnte.«

»Nur weil Sie das noch nicht gesehen haben, kann es aber trotzdem irgendwo da draußen existieren.«

Er dachte immer noch über diesen Kommentar nach, als der Komm-Wachhabende Bericht erstattete: »Die senden diesen Müll auf allen Frequenzen, Captain, auf den offiziellen und den inoffiziellen. Offenbar ist das jetzt der Standard für Protesttaktiken.«