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»Ich nehme an, der Kurier hat auch Ihre erneute Beförderung zum Admiral ausgeplaudert, wie?«

»Ja, das auch noch. Allerdings kam das zu spät, um noch unsere Heirat zu verhindern. Tanya hatte die Admiralsabzeichen bei sich und steckte sie mir sofort an, während sie die ganze Zeit über grummelte, dass nur ein Vollidiot den Rang eines Flottenadmirals aufgeben würde. Die lokale Regierung, die Streitkräfte und die Medien reagierten so, wie man sich das vorstellen kann: Sie waren völlig aus dem Häuschen. Tanya war fest entschlossen, ihren Eltern von unserer Heirat zu erzählen, bevor sie das aus den Medien erfuhren. Sie kennt zahlreiche Leute auf Kosatka, von denen einer auf ein Shuttle zugreifen konnte. Also kam das Shuttle uns entgegen und holte uns von Bord, während das Passagierschiff noch gut eine halbe Stunde vom orbitalen Raumhafen entfernt war, wo bereits alle auf uns warteten. Dann tauchte das Shuttle in einem schweißtreibenden Steilflug in die Atmosphäre ein, wobei wir von diversen anderen Shuttles der Regierung, des Militärs und der Medien verfolgt wurden.«

»Bestimmt haben Sie in dem Moment die vergleichsweise ruhigen Verhältnisse vermisst, die mitten in einer Schlacht herrschen«, meinte Duellos grinsend.

»Das war ja bis dahin noch harmlos. Wir erreichten eine sekundäre Landebahn, ohne eingeholt zu werden. Es war eine Landebahn, die von den Medien nicht ausspioniert wurde. Da wartete ein anderer von Tanyas alten Freunden mit einem Privatfahrzeug auf uns. Wir stiegen ein, und er raste mit uns in die Stadt, wo er seine Gefechtstauglichkeit unter Beweis stellte, als er sich durch den herrschenden Verkehr schlängelte. Wir schafften es zu dem Hochhaus, in dem Tanyas Eltern leben – eines von diesen Hochsicherheitsgebäuden – sprangen aus dem Wagen und rannten zur Tür. Tanya tippte auf ein Tastenfeld neben der Tür und rief aufgeregt: ›Sie haben den Zugangscode geändert! Mom, Dad, lasst uns rein!‹«

»So was kenne ich nur aus Filmen«, warf Duellos ein.

»Wir stehen da und hören schon, wie sich von allen Seiten Sirenen nähern. Tanya überlegt schon, ob ihre Eltern vielleicht eine Extraschicht arbeiten und noch gar nicht zu Hause sind, aber dann endlich meldet sich ihre Mutter und fragt: ›Was machst du auf Kosatka? Und wer ist ›uns‹? Wer ist das da bei dir?‹ Und Tanya sagt: ›Mein Ehemann.‹« Geary erwiderte Duellos’ breites Grinsen. »Eine Ewigkeit kommt von ihrer Mutter keine Reaktion, dann sieht sie wieder Tanya an und sagt: ›Ich dachte, du bist mit diesem Schiff verheiratet.‹ Sofort wird Tanya wütend und entgegnet: ›Es heißt Dauntless, Mutter, nicht dieses Schiff. Und jetzt lass uns endlich rein!‹ Wir werden reingelassen und fahren hinauf zu dem Stockwerk, in dem ihre Eltern wohnen. Ihre Mutter öffnet die Tür, sieht mich an und erstarrt, als sie mich erkennt. Schließlich schaut sie wieder Tanya an und fragt ganz ruhig: ›Du willst wohl, dass ich tot umfalle, wie?‹ Tanya verneint, und ihre Mutter legt nach: ›Worauf hast du dann gehofft? Auf einen Schlaganfall oder einen Herzinfarkt?‹«

Duellos nickte nachdenklich. »Jetzt wird mir klar, nach wem in der Familie Tanya kommt.«

»Natürlich ist ihre Mutter außer sich, dass wir auf dem Schiff geheiratet haben. Sie meint, der ganze Planet hätte die Zeremonie sehen wollen, weil es das größte Ereignis auf Kosatka seit der königlichen Hochzeit vor hundertzehn Jahren gewesen wäre. Daraufhin fragt Tanya, ob ihre Mutter will, dass sie einen Schlaganfall bekommt. Ich versuche, die Gemüter zu beruhigen, indem ich beiläufig erwähne, dass ich bei der Hochzeit damals teilgenommen habe. Aber das trägt natürlich nicht dazu bei, mich als einen ganz normalen Matrosen darzustellen, den ihre Tochter geehelicht hat.

Zu dem Zeitpunkt haben alle dank der Überwachungskameras überall in der Stadt herausgefunden, wohin wir uns abgesetzt haben, und wir werden in dem Hochhaus mehr oder weniger belagert. Tanyas Vater wird von einer Eskorte ins Haus gebracht, ohne eine Ahnung davon, was eigentlich los ist. Als wir kurz darauf in der Wohnung zusammensitzen und uns unterhalten, um uns gegenseitig besser kennenzulernen, findet sich draußen so gut wie jeder Würdenträger ein. Das lokale Militär muss mit tragbaren Elementen eine befestigte Absperrung errichten, weil sich inzwischen immer weiter herumgesprochen hat, wer da auf Kosatka eingetroffen ist. Die Menschenmenge …« Geary wurde ernst. »Die Vorfahren mögen mir beistehen, Roberto. Diese Massen! Egal wo ich aufgetaucht bin, überall waren die Medien und die Menschenmengen!«

»Die zweifellos ›Black Jack, Black Jack‹ skandiert haben.«

»O ja. Ich glaube, da ist mir erst so richtig bewusst geworden, welche Gefahr ich tatsächlich für die Regierung und für die ganze Allianz darstelle. Kein Mensch sollte so beliebt sein und so verehrt werden. Schon gar nicht ich.«

Duellos nickte nach wie vor amüsiert. »Sie können von Glück reden, dass Sie nicht miterlebt haben, was sich auf meiner Heimatwelt abgespielt hat. Die Leute wollten mich sehen und mich anfassen, weil ich an Ihrer Seite gedient habe. Die lebenden Sterne allein wissen, womit sich Jane Geary konfrontiert gesehen hat, als sie Ihrer Heimatwelt Glenlyon einen kurzen Besuch abgestattet hat.«

»Das hat sie getan?« War das der Grund für ihr verändertes Verhalten? »Hat sie mit Ihnen darüber gesprochen?«

»Nein.« Duellos bedachte ihn mit einem fragenden Blick. »Dann hat sie Ihnen auch nichts davon gesagt? Hm, aber ihr Verhalten als Schiffskommandantin seit ihrer Rückkehr scheint mir etwas ungewöhnlich zu sein.«

»Ja.« Nachdem er das nun wusste, konnte er Jane vielleicht dazu bringen, ihm den Grund für ihr verändertes Auftreten zu nennen. »Tja … die Menschenmengen. Überall nur Menschen. Tanya merkte mir an, wie sehr mich das störte, und sie war auch nicht allzu begeistert davon, dass man sie bei den wenigen Malen, bei denen sie erwähnt wurde, ›Black Jacks neue Ehefrau‹ nannte, aber nicht Captain Tanya Desjani. Damit sich die lokalen Behörden nicht vor den Kopf gestoßen fühlten, mussten wir an einigen offiziellen Empfängen teilnehmen. Aber nach ein paar Tagen war ich froh, meine Befehle vorschieben zu können, um den Planeten hinter mir zu lassen.«

»Man sollte meinen«, überlegte Duellos, »dass Ihr offensichtliches Unbehagen angesichts dieser Bewunderung beruhigend auf die Regierung hätte wirken müssen.«

Geary zuckte mit den Schultern. »Vielleicht fürchtet die Regierung ja, ich könnte mich daran gewöhnen.«

Die Entfernung zwischen dem Sprungpunkt von Varandal und dem nach Kalixa betrug vier Lichtstunden, was einen vierzigstündigen Durchflug des Systems bedeutete, wenn die Flotte ihre Geschwindigkeit beibehielt. Da die primäre bewohnte Welt sich bei der Ankunft auf der vom Stern abgewandten Seite befand, würden die Behörden erst in mehr als fünf Stunden das Eintreffen der Allianz-Flotte feststellen. Aus Höflichkeit hatte Geary eine kurze Nachricht übermittelt, um mitzuteilen, dass die Flotte das System lediglich durchquerte, aber anderswo zu tun hatte. Ehe eine Antwort auf diese Mitteilung eingehen konnte, mussten erst noch einmal fünf Stunden vergehen.

Geary hörte zu und verspürte ein wachsendes Unbehagen, als die neuen Herrscher von Atalia sich regelrecht überschlugen, um die Flotte insgesamt und Admiral Geary im Besonderen zu begrüßen. Es war nicht zu überhören, dass sie Angst vor ihm hatten, dass sie ihn brauchten und dass sie von der Flotte vor ihren ehemaligen Herren der Syndikatwelten beschützt werden wollten. Es war dieses kaum verhüllte Flehen, das Geary so unglücklich machte. Ich bin nicht Herr über diese Flotte. Die oberste Autorität liegt bei meiner Regierung. Verstehen sie das nicht? Ich kann nicht einfach tun, was sie wollen und brauchen. Die Allianz hat hier ein Kurierschiff stationiert, und auch wenn das nicht unmittelbar etwas zur Verteidigung des Systems beitragen kann, ist es doch ein Symbol für das Interesse der Allianz am Schicksal der Menschen hier. Oder zumindest für das Interesse der Allianz zu erfahren, was sich hier tut. Das mag einen entschlossenen Angreifer nicht aufhalten, aber es ist zumindest etwas.