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»Und?«

»Sie können sich die Nachricht ansehen, wenn Sie sich ein wenig aufregen wollen. Aber um eine lange Mitteilung kurz zu fassen: Der CEO bekundet sein Bedauern, sieht sich aber nicht in der Lage, unserer Bitte nachzukommen, solange wir uns nicht auf eine für beide Seiten akzeptable Entschädigungssumme geeinigt haben.« Rione verzog die Lippen zu einem humorlosen Lächeln. »Wie es scheint, haben ihn unsere Waffen nicht allzu sehr beeindrucken können.«

Geary schloss die Augen und zählte stumm bis zehn, dann machte er sie wieder auf. »Verstößt er damit nicht gegen den Vertrag?«

Sie schaute finster drein, was aber nicht ihm galt. »Vermutlich.«

»Vermutlich? Was ist denn noch nötig, damit er den Vertrag verletzt?«

»Das weiß ich auch nicht. Aber ob eine solche Streitigkeit genügt, um von einer Vertragsverletzung zu reden, das ist eine Sache, über die Anwälte bis in alle Ewigkeit diskutieren können.«

Geary fragte sich, wie stur und wütend er wohl dreinblicken mochte. »Wir haben aber nicht bis in alle Ewigkeit Zeit, und ich werde ganz sicher nicht diskutierende Anwälte über das Schicksal dieser Gefangenen entscheiden lassen.«

Er hatte vergessen, dass Desjani dieser Unterhaltung noch immer zugeschaltet war, bis sie sich mit trügerisch sanfter Stimme zu Wort meldete: »Wir haben zwar wenig Zeit und noch weniger Anwälte, aber wir haben noch ganz, ganz viele Steine.«

Anstatt den Einwurf mit einer verächtlichen Bemerkung abzutun oder gleich völlig zu ignorieren, schwieg Rione und dachte einen Moment lang nach. »Eine weitere Demonstration könnte eine gute Idee sein, aber nicht weil ich glaube, dass wir damit diesen CEO zum Einlenken bringen, sondern weil wir einen anderen Weg finden müssen, wie wir Druck auf ihn ausüben können. Wir brauchen etwas, womit wir der Bevölkerung zeigen können, dass das Verhalten ihres Führers ihre Welt in Gefahr bringt. Die Menschen von Dunai müssen ihn dazu drängen, uns nicht länger zu provozieren.«

Eine sichtlich inspirierte Desjani hob einen Finger und sah zu Geary. »Warten Sie mal kurz.« Dann wandte sie sich an den Gefechtswachhabenden. »Lieutenant, haben Sie schon von springenden Steinen gehört?«

»Ja, Captain. Wenn ein Berechnungsfehler oder ein unerwartet auftretender Faktor dafür sorgt, dass ein kinetisches Geschoss durch die obere Atmosphäre springt, anstatt in sie einzutauchen und geradewegs auf sein Ziel zuzusteuern.«

»Richtig. Stellen Sie fest, ob wir das auch absichtlich so machen können. Dabei muss gewährleistet sein, dass der Stein entweder komplett verglüht, bevor er die Planetenoberfläche erreichen kann, oder dass er abprallt und nach ein paar Sprüngen ins All zurückkehrt. Wir brauchen einen absichtlichen Fehlschuss, der sich durch die Atmosphäre brennt.«

»Ein Lichterspektakel?«, fragte Geary lächelnd.

»Ein richtig großes Lichterspektakel«, erwiderte sie. »Nehmen wir diesmal mehr als nur drei Steine, damit wir dem Planeten des CEO ein Licht aufgehen lassen können.«

Wie üblich bezog Rione Desjani nicht in ihre Antwort mit ein, sondern sprach nur an Geary gerichtet: »Eine exzellente Idee. Lassen Sie dieses Spektakel von einer Nachricht an die Bevölkerung begleiten; einer Nachricht von Ihnen, Admiral. Ich glaube, das könnte genügend Druck auf den CEO erzeugen, damit er endlich nachgibt.«

»Und wenn nicht«, meinte Geary, »dann lasse ich einen Stein genau auf seinen Kopf fallen, und dann können die Anwälte gerne darüber diskutieren, ob ich damit gegen den Vertrag verstoßen habe oder nicht.«

Das brachte ihm ein ironisches Grinsen von Rione ein. »Ich hatte gehofft, Sie würden einen mäßigenden Einfluss auf Ihren Captain ausüben, aber wie es aussieht, werden Sie von Ihrem Captain beeinflusst.«

Während Riones Bild verschwand, schaute Geary zu Desjani, die vor Freude strahlte. »Wissen Sie«, vertraute sie ihm an, »das ist das erste Mal, dass diese Frau etwas sagt, was ich wirklich gern höre.«

Er entgegnete darauf nichts, doch er wunderte sich, wieso ihm etwas an dem so wichtig erschien, was Rione soeben gesagt hatte. Seine Gedanken schweiften ab, er dachte zurück an seine ersten Begegnungen mit Desjani, an den Eindruck, den er damals von ihr bekommen hatte, an den Schock, als er feststellen musste, welche brutalen Akte sie zu der Zeit noch als ganz normale Bestandteile einer Militäroperation der Allianz angesehen hatte … »Genau, das ist es!«

Desjani musterte ihn fragend, und ihm wurde klar, dass sie in Schweigen verfallen war, als sie bemerkt hatte, dass er in seine Gedanken versunken war. Mittlerweile machte sie das ganz automatisch, um ihm Zeit zu geben, damit er auf eine Lösung für welches Problem auch immer kommen konnte. Ihm fiel das nur viel zu selten auf. »Ich nehme an, Sie reden von etwas Wichtigerem als davon, welche Meinung ich von einer Politikerin habe«, sagte sie.

»Danke, dass Sie mir Zeit zum Denken gegeben haben. Sie machen das immer, und das kommt mir sehr entgegen. Nein, ich rede davon, welche Meinung ein Politiker von mir hat.« Er deutete auf sein Display, wo die bewohnte Welt in leuchtenden Farben dargestellt wurde. »Dieser Syndik-CEO. Er weiß, er hat mit mir zu tun. Nicht mit irgendeinem beliebigen Offizier der Flotte, sondern mit mir

Ihre Augen blitzten verstehend auf. »Mit dem Mann, der nicht einfach eine Welt in Grund und Boden bombt. Mit dem Mann, der noch nach dem alten Prinzip der Ehre kämpft. Wir wissen, dass Ihre Verhaltensweisen sich bei den Syndiks ziemlich schnell herumgesprochen haben.«

»Richtig, und während des Kriegs meistens zu unserem Vorteil. Aber dieser CEO glaubt, er kann sich mit mir ein Spielchen erlauben, weil ich zurückhaltend und zivilisiert reagieren werde.« Er zog eine düstere Miene. »Möchte wissen, ob sich seine Einstellung ändern würde, wenn er mit einem anderen Offizier der Allianz-Flotte zu tun hätte.«

»Mit einem, der nicht so zivilisiert ist?«, fragte sie.

»Tanya, ich meine nicht …«

»Ich weiß genau, was Sie meinen, und das ist auch in Ordnung. Ich glaube nämlich, dass Sie ins Schwarze getroffen haben.« Sie sah ihn ernst an. »Ich kann sehr einschüchternd wirken, aber …«

»Ich finde, die nächste Nachricht an diesen CEO muss von einem Offizier kommen, dem die Aufgabe zugeteilt worden ist, sich um alles zu kümmern, was mit dem Thema Kriegsgefangene zu tun hat, und Sie …«

»Aber sind Sie sich ganz sicher, dass ich das sein sollte?«, warf sie mit schneidigem Tonfall ein. »Ich kann nicht für all Ihre Aufträge die erste Wahl sein.«

»Ein gutes Argument.« Obwohl Desjani für diese Aufgabe bestens qualifiziert war, durften sie vor den anderen Offizieren nicht den Eindruck erwecken, dass ihr eine Sonderbehandlung zuteil wurde. Nach kurzem Überlegen sagte er: »Tulev.«

»Hervorragend«, pflichtete sie ihm bei. »Wenn die Syndik-Akten über das Allianz-Personal etwas taugen, wird Tulev bei ihnen als Überlebender von Elyzia geführt. Dieser Syndik-CEO wird wissen, dass er es mit dem Mann zu tun hat, dessen Heimatwelt von den Syndiks in eine unbewohnbare Ruine verwandelt wurde.«

»Ich informiere Tulev, kümmern Sie sich um Ihr Lichterspektakel. Tulevs Botschaft und Ihre Steine dürften den CEO dazu veranlassen, seine Einstellung doch noch einmal zu überdenken.«

Die Allianz-Flotte war nur noch dreißig Lichtminuten vom zweiten Planeten entfernt, als das Lichterspektakel begann.

»Was halten Sie davon?«, fragte Desjani ein wenig selbstgefällig.

»Ich weiß nicht, welchen Effekt das auf die Syndiks haben wird, aber ich bin davon auf jeden Fall beeindruckt«, antwortete Geary. Auf einem Teil seines Displays, das auf die ausschließliche Darstellung von sichtbarem Licht eingestellt worden war, wurde die Kugel des zweiten Planeten zu einem Drittel als eine weiß und blau gesprenkelte Murmel angezeigt, während der in die Schwärze der Nacht getauchte Rest von den Lichtern der Städte auf dieser Welt durchwirkt war. Aber all diese Lichter verblassten, als glühende feurige Streifen über den Nachthimmel zogen, und selbst als sie die Tagseite des Planeten erreichten, waren sie noch immer heller als jeder von der Sonne beschienene Flecken.