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»Schicken Sie die Marines los«, befahl Geary.

Shuttles starteten von den vier Sturmtransportern, aber auch von mehreren Schlachtschiffen und Schlachtkreuzern. Carabali hatte entschieden, eine erdrückend große Streitmacht zu entsenden, und Geary war damit ohne zu zögern einverstanden gewesen, da er die Kämpfe auf Heradao noch zu deutlich in Erinnerung hatte.

Als die Allianz-Shuttles in die Atmosphäre eintauchten und Kurs auf das Gefangenenlager nahmen, bemerkte Geary, dass Desjani ihn mit bleicher Miene ansah. »Stimmt was nicht?«

»Ich musste nur gerade an etwas denken.« Weiter sagte sie nichts, und er hakte auch nicht nach. Er wusste, dass Desjani noch nicht dazu bereit war, über alle Erinnerungen zu reden, die ihr zu schaffen machten. Möglicherweise würde sie sogar niemals dazu in der Lage sein.

Die Syndik-Verteidigung schien durch das Bombardement in völlige Verwirrung gestürzt worden zu sein. Von den versprengten Bodentruppen rings um das Gefangenenlager abgesehen tat sich eigentlich nichts. »Fünfundzwanzig Minuten bis zur Landung des ersten Shuttles«, meldete Carabali. Sie befand sich an Bord eines Shuttles, das als eines der letzten landen würde. »Kein Widerstand feststellbar.«

»Wir registrieren Raketenstarts auf der Oberfläche«, meldete der Gefechtswachhabende im gleichen Moment, in dem auf Gearys Display ein Alarm aufblinkte. »Ballistische Mittelstreckenraketen von einer Einrichtung im Nordwesten des Lagers, tief fliegende Marschflugkörper irgendwo aus östlicher Richtung.«

Drei Tastendrucke waren notwendig, dann lieferten die Gefechtssysteme eine Empfehlung. »Fearless, Resolution, Redoubtable, sorgen Sie dafür, dass diese ballistischen Raketen gestoppt werden. Leviathan und Dragon, löschen Sie die Abschussvorrichtungen mit kinetischen Bomben aus.«

Die Marschflugkörper waren dagegen ein ganz anderes Thema. Ihre Flugbahn führte in geringer Höhe über eine weitläufige Metropole mit zahlreichen Vororten hinweg. Sie zu treffen, ohne dabei die darunter befindliche Zivilbevölkerung in Mitleidenschaft zu ziehen, stellte ein Problem dar. »Colossus und Encroach, zerstören Sie sofort die Abschussbasis der Marschflugkörper, aber warten Sie mit der Vernichtung der Raketen selbst, bis die sich nicht mehr über den Vororten dieser Stadt befinden.«

»Diese Vororte liegen ganz in der Nähe des Gefangenenlagers«, machte Desjani ihm klar. »Sie lassen unseren Leuten nicht viel Spielraum, um die Marschflugkörper abzufangen.«

»Wir können nicht einfach zivile Bebauung mit unseren Höllenspeeren durchbohren.«

»Die zwingen Sie zu dieser Entscheidung!«, beharrte Desjani, während Höllenspeere der Schiffe Fearless, Resolution und Redoubtable die ballistischen Raketen auf dem Scheitelpunkt ihrer Flugbahn zerstörten und die Steine von der Leviathan und der Dragon auf dem Weg zu den Abschussrampen waren. Es war eine verspätete Reaktion, da man bereits auf sie gefeuert hatte, aber von dieser Anlage würden keine weiteren Angriffe mehr ausgehen, wenn sie erst mal in eine Kraterlandschaft verwandelt worden war.

»Ich weiß, aber …« Geary unterbrach sich, da etwas auf dem Display ihn ablenkte. »Was macht denn die Dreadnaught?« Das Schlachtschiff hatte sich nach unten gedreht und verließ den hohen Orbit, um in die obersten Lagen der Atmosphäre einzudringen. Wütend schlug Geary auf die Komm-Taste. »Dreadnaught, was soll das geben?«

Jane Geary wirkte in Gedanken, als sie antwortete. Ihre Konzentration war auf etwas neben dem Bild des Admirals auf ihrem Display gerichtet. »Die Dreadnaught reagiert auf Bedrohungen für die Landetrupps und die Gefangenen, Admiral.«

Die einzige Bedrohung, die die Dreadnaught meinen konnte, waren die drei Marschflugkörper. »Die Colossus und Encroach kümmern sich um diese Ziele, Dreadnaught. Kehren Sie auf Ihre Position zurück.«

»Wenn wir irgendeine Anlage auf dem Planeten übersehen haben, die Partikelstrahlen abfeuern kann, dann könnte die Dreadnaught so tief im Orbit davon durchbohrt werden«, gab Desjani zu bedenken.

»Ich weiß!« Die Dreadnaught war noch immer auf ihrem Kurs in Richtung Planet. »Captain Geary, kehren Sie sofort in den höheren Orbit zurück und nehmen Sie Ihre alte Position ein!«

Jane Geary verzog keine Miene und war voll konzentriert, weshalb sie auf seinen Befehl auch nicht reagierte.

»Die Dreadnaught feuert Höllenspeere ab«, meldete der Gefechtswachhabende.

Zehn Marschflugkörper waren gestartet, die Dreadnaught feuerte exakt zehn Höllenspeere ab. Geary hatte sein Display auf maximale Vergrößerung eingestellt und sah mit an, wie jeder Höllenspeer einen Marschflugkörper in dem Moment zerriss, da der sich über einem freien Gelände wie einer Straße oder einem schmalen Streifen Wald befand.

»Ziele zerstört«, berichtete Jane Geary. »Keine Kollateralschäden. Dreadnaught kehrt auf ihre Position zurück.«

»Gut.« Mehr traute sich Geary nicht zu sagen, während sich Jane Gearys Bild vor ihm in Luft auflöste.

Desjani räusperte sich. »Sie werden entscheiden müssen, ob Sie ihr einen Orden verleihen oder ihr das Kommando entziehen.«

»Verdammt noch mal, Tanya, ich brauche keine …«

»Und in dieser Flotte«, fuhr sie fort, »wissen Sie ja, welche Reaktion als gerechtfertigt angesehen wird.«

»Sie hat sich über meinen ausdrücklichen Befehl hin …«

»Sie hat die Bedrohung beseitigt«, unterbrach Desjani ihn und deutete auf den Planeten. »Und sie ist aggressiv und mit Stil vorgegangen. Denken Sie darüber nach, bevor Sie handeln, Sir.«

Er atmete tief durch, dann nickte er. »Na gut.« Was um alles in der Welt hat Jane sich nur dabei gedacht? Sie glaubt wohl, sie muss Black Jack spielen. Und das hat sie auch noch verdammt gut gemacht, wie Tanya gesagt hat. Aber was passiert beim nächsten Mal, wenn sie einen Befehl missachtet, nur um zu beweisen, dass sie eine »echte« Geary ist? Vielleicht gibt es dann eine Katastrophe, weil sie wieder unüberlegt gehandelt hat. Durch ein solches Verhalten haben wir schon die Paladin bei Lakota verloren. Aber ich kann mich jetzt nicht damit befassen, weil meine Marines jeden Moment landen. Tanzt sonst noch jemand aus der Reihe?

Die Invincible fiel ihm auf seinem Display ins Auge, aber nicht, weil der Schlachtkreuzer aus der Formation ausscherte, sondern weil er überhaupt nichts tat. Alle Schiffe veränderten laufend ihre Position ein wenig, um den Waffensystemen auf der Oberfläche die Zielerfassung zu erschweren. Nur die Invincible folgte stur ihrer Flugbahn um den Planeten, als wäre sie dort eingefroren. »Invincible, beginnen Sie Ausweichmanöver wie zuvor angeordnet.«

Captain Vente, der bei den Flottenkonferenzen nicht ein einziges Mal den Mund aufgemacht hatte, klang ein wenig beleidigt. »Es wurden keine spezifischen Befehle gegeben.«

»Sie sollen ja auch willkürliche Ausweichmanöver fliegen, Captain Vente. Nehmen Sie zufällige Kurskorrekturen vor«, wies Geary ihn an.

»Welche Art von zufälligen Kurskorrekturen?«

Desjani gestikulierte, um Geary auf sich aufmerksam zu machen. »Gefechtsmanöver-Subroutine 47A.«

»Führen Sie Gefechtsmanöver-Subroutine 47A durch«, gab Geary weiter.

»Oh. Gut, wird erledigt.«

Die Orion. Was war mit der Orion los? Wenn es ein Schiff gab, das Probleme haben würde, seine Befehle zu befolgen, dann …