Выбрать главу

Geary ging einen Schritt zur Seite, als die beiden sich um den Hals fielen. Es war ihm peinlich, solche Gefühlsregungen mitanzusehen, zumal Rione die Tränen kamen, während sie den Mann an sich drückte.

Er wollte wegschauen, doch dann konzentrierte er sich wieder auf Riones Gesicht. War das tatsächlich Entsetzen, das er da in diesem Wechselbad aus Unglauben und Freude sah? Wie konnte das sein?

Als sie Gearys Blick bemerkte, schaute sie selbst kurz zur Seite. Gleich darauf zeigte ihr Gesicht nur die Gefühlsregungen, die zu einer solchen Wiedersehensfreude gehörten. Sie löste sich aus der Umarmung, und als sie sich Geary zuwandte, strahlte sie die übliche unerschütterliche Beherrschung aus. »Admiral, darf ich Ihnen Commander Paol Benan vorstellen, meinen Ehemann?«

Geary wartete vergeblich auf einen Salut, dann erst fiel ihm ein, dass all diese Offiziere während jener Zeit in diesem Lager gewesen waren, als er den Salut in der Flotte wiedereingeführt hatte.

Benan grinste ihn breit an. »Das sind wirklich Sie. Verdammt, natürlich sind Sie es. Die Marines haben uns schon gesagt, dass Black Jack die Flotte befehligt. Wer sonst hätte so tief in Syndik-Gebiet vordringen können? Die Syndiks müssen vor Ihnen auf der Flucht sein. Jetzt können wir sie schlagen und ihnen eine so vernichtende Niederlage beibringen, dass sie für die Allianz nie wieder eine Bedrohung darstellen können. Jetzt, wo Sie uns von diesem Planeten geholt haben, können Sie ihn mit allem bombardieren, was Sie haben.«

Sowohl Rione als auch Geary benötigten einen Augenblick, ehe sie begriffen, dass die Syndik-Behörden dieser Welt den Gefangenen die Neuigkeit vom Kriegsende verschwiegen hatten. »Paol«, sagte sie leise. »Der Krieg ist vorbei. Wir haben bereits gewonnen.«

»Was?« Benan schaute sekundenlang verständnislos drein. »Wann? Wie?«

»Admiral Geary. Er hat die Syndik-Flotte ausgelöscht und sie gezwungen, einem Friedensvertrag zuzustimmen.«

»Frieden …«, sagte Benan und sprach das Wort aus, als hätte er es noch nie gehört und als sei ihm die Bedeutung unbekannt. »Aber Sie haben den Planeten angegriffen. Die Marines haben das Lager gestürmt.«

»Der Syndik-CEO wollte seinen Pflichten aus dem Friedensvertrag nicht nachkommen«, erklärte Geary. »Wir haben die erforderlichen Maßnahmen ergriffen, um Sie und Ihre Mitgefangenen befreien zu können.«

»Ja.« Benan machte immer noch einen unschlüssigen Eindruck. »Wir können Ihnen behilflich sein und Ihnen ein paar Ziele für Ihr nachfolgendes Bombardement nennen. Es gibt da einige gut getarnte Einrichtungen, die sich tief unter der Oberfläche befinden, und wir kennen deren Positionen.«

»Es werden keine weiteren Bomben abgeworfen, Commander.«

»Aber … die Fabriken … die Großstädte …«

Geary bemerkte, wie seine Stimme einen kühleren Tonfall annahm. »Diese Flotte führt nicht länger Krieg gegen Zivilisten, Commander. Wir greifen ausschließlich militärische Ziele an, und das auch nur, wenn es unbedingt erforderlich ist, damit die Syndiks sich an den Friedensvertrag halten.«

Benan sah Geary an, als hätte der in einer fremden Sprache auf ihn eingeredet.

Rione nahm ihn sanft am Arm und erklärte für sie beide: »Die Daten müssen aufgenommen werden, und seine medizinische Untersuchung steht auch noch an, Admiral. Während das alles geschieht, werde ich Zeit genug haben, um ihn auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Ich hoffe, Sie entschuldigen uns.«

»Ja, natürlich.« Es war ihm peinlich, dass er eben so wütend geworden war. Benan und seine Mitgefangenen standen immer noch unter dem Stress der langen Gefangenschaft und der sich überschlagenden Ereignisse der letzten Minuten. Sie mussten erst einmal verdauen, wie sich die Dinge verändert hatten und dass die Flotte zu den ehrbaren Verhaltensweisen der Vorfahren zurückgekehrt war.

Beim Blick zurück zu den anderen befreiten Gefangenen entdeckte Geary einen Admiral und einen General, die beide auffällig in seine Richtung schauten. Zeit zum Rückzug, bevor ich gar nicht mehr von hier wegkomme. »Ich muss jetzt zurück auf die Brücke«, sagte er mehr oder weniger in den Raum, laut genug, um von den anderen gehört zu werden. Er winkte den Ex-Gefangenen zu und lächelte sie aufmunternd an, dann eilte er davon, bevor irgendwer die Schlange verlassen und zu ihm kommen konnte.

Nach nur zwanzig Minuten war er wieder auf der Brücke, wo noch immer alles nach Plan lief. Natürlich hätte er die Operation auch von einem beliebigen anderen Ort auf der Dauntless durchführen können, aber die Geschichte hatte gezeigt, dass Führungspersönlichkeiten von den Menschen bei ihrer Arbeit gesehen werden mussten und dass sie ihre Befehle besser von einem ihrem Rang angemessenen Ort aus erteilten. Geary hatte feststellen müssen, dass die alte (und offenbar wahre) Geschichte von dem Admiral nach wie vor kursierte, der seine Befehle von seinem gemütlichen Quartier aus erteilt und dabei Bier getrunken hatte.

Carabalis Shuttle landete als Letztes auf der Tsunami. »Alle Shuttles zurückgekehrt, alle Marines vollzählig, alle Gefangenen gefunden und befreit«, meldete sie Geary. »Kein Shuttle beschädigt, Verletzungen beschränken sich auf ein paar Verstauchungen, die die betreffenden Marines sich während der Landung zugezogen haben.«

»Hervorragende Arbeit, General.« Geary atmete erleichtert aus und hatte das Gefühl, als habe er seit Stunden den Atem angehalten. »Alle Einheiten, nehmen Sie bei Zeit vier null Formation November ein.«

Die Flotte nahm die Form von fünf Rechtecken an, die breite Seite nach vorn ausgerichtet, das größte Rechteck mit der Dauntless in seiner Mitte. Dann beschleunigten die Schiffe in Richtung des Sprungpunkts, der sie nach Hasadan zurückbringen sollte. Diesmal jedoch sollte die Flotte von Hasadan aus das dortige Hypernet-Portal benutzen, um nach Midway zu gelangen.

Geary stand wieder auf und streckte sich, um die angestaute Anspannung loszuwerden. »Ich glaube, ich lege eine kleine Pause in meinem Quartier ein, Captain Desjani.«

»Vergessen Sie nicht, etwas zu essen«, sagte sie.

Er widerstand der Versuchung, mit einem »Jawohl, Ma’am« zu antworten, salutierte vor der Brückencrew und machte sich auf den Weg zu seinem Quartier, wobei er jedoch einen Abstecher zur Offiziersmesse einlegte, um sich eine Gefechtsration mitzunehmen. Es war nicht das beste Essen, und in der Flotte wurde zum Teil hitzig darüber diskutiert, ob es sich dabei per Definition überhaupt um Essen handelte, doch die Rationen waren sättigend und erfüllten alle Anforderungen an die tägliche Dosis Nährstoffe.

Er hatte fast sein Quartier erreicht, als ihm aus der anderen Richtung Desjani entgegengeeilt kam. Ihr Gesichtsausdruck zeigte keine Regung, und sie deutete wortlos auf Gearys Quartier, ließ ihn eintreten und folgte ihm sofort. Nachdem sie die Luke ordentlich hinter sich geschlossen hatte, drehte sie sich um und sah ihn mit kaum verhohlener Wut an. Das war umso beängstigender, da das Feuer in ihren Augen eisigkalt loderte. »Ich bitte um Erlaubnis frei reden zu dürfen, Sir.«

»Sie benötigen nicht erst meine Erlaubnis, um das zu tun«, erwiderte er in betont ruhigem Tonfall.

»Ich habe soeben von der Identität eines der befreiten Gefangenen erfahren. Er ist ihr Ehemann.«

»Das ist richtig.« Er fragte sich, ob ihr Zorn ihm galt, doch er hatte das Gefühl, dass es dafür ein anderes Ziel gab.

»Was für ein erstaunlicher Zufall. Sie kommt mit neuen Befehlen an Bord, lässt die Flotte von ihrem geplanten Kurs abweichen, der sie von ihrer Mission abhält, nur damit wir Kriegsgefangene aus einem Lager in diesem System holen – Kriegsgefangene, unter denen sich zufällig auch ihr Ehemann befindet.« Desjani sprach abgehackt und so energisch, als würde eine Salve Kartätschen abgefeuert. »Sie hat uns zu ihren persönlichen Laufburschen gemacht!«