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Die Glocke an der Luke zu seinem Quartier wurde betätigt, dann trat Desjani ein. »Wie fühlen Sie sich, Admiral?«

»Mies. Und Sie, Captain Desjani?«

»Wütend.« Sie setzte sich hin und sah ihn an. »Nicht deprimiert, sondern einfach nur wütend. Im Gegensatz zu einigen anderen bin ich nie davon ausgegangen, dass mit den Aliens ein vernünftiges Verhältnis zu erreichen sein könnte. Vielleicht liegt das an den Erfahrungen, die ich mit den Menschen gemacht habe. Wie werden Sie den Stern nennen?«

Von dem abrupten Themenwechsel wurde er überrumpelt. »Was?«

»Der Stern, zu dem wir unterwegs sind, braucht einen Namen. Wir können nicht einfach seine astronomische Bezeichnung benutzen. Normalerweise läuft ein langwieriger bürokratischer Prozess ab, um über einen Namen zu entscheiden. Aber wenn Sie ihm einen Namen geben, dann wird der sich vermutlich durchsetzen. Also wie werden Sie ihn nennen?«

Geary zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung.«

»Sie können ihn nach einer Person benennen.«

»Tanya.«

»Was?«

»Ich kann ihn Tanya nennen.«

»Nein«, widersprach sie. »Das können Sie nicht machen. Ich will nicht, dass die Leute zu einem Stern namens Tanya sehen und sagen: ›Ach, ist das nicht süß, wie sehr er sie liebt?‹ Würg! Benennen Sie ihn nach jemandem, der es verdient hat, auf diese Weise im Gedächtnis zu bleiben.«

»Na gut, dann nenne ich ihn Cresida.«

»Ein Sternensystem, das von Aliens kontrolliert wird, die der Menschheit feindselig gegenüberstehen? So ein System soll nach Jaylen benannt werden?«

»Okay, dann eben Falco.«

»Dieser Mann verdient keinen Stern, der seinen Namen trägt.«

»Tanya«, sagte er. »Warum wählen Sie nicht einen Namen aus?«

»Weil es Ihr Recht ist, den Namen auszusuchen, der Ihnen gefällt«, erwiderte sie.

»Und welcher Name gefällt mir?«

»Ein angemessener, passender Name. Vielleicht nicht unbedingt eine Person, sondern ein Name, der für etwas Unbekanntes, Gefährliches steht.« Sie schnippte mit den Fingern. »Limbo. Nennen Sie ihn Limbo.«

»Es gibt noch keinen Stern, der so heißt?«, hakte er nach.

»Ich überprüfe das schnell.« Mit flinken Fingern bediente Desjani ihren Dateneinheit. »Nein. Es gibt ein paar Planeten namens Limbo, aber die sind alle fiktiv. Sie stammen aus alten Büchern, aus richtig alten Büchern. Wussten Sie, dass die Menschen bereits Bücher über interstellare Reisen geschrieben haben, lange bevor die überhaupt möglich waren?«

»Das muss damals schon etwas Erstaunliches gewesen sein, worauf diese Leute sich gefreut haben. Also gut, ich werde ihn vermutlich Limbo nennen.«

»Eine gute Wahl«, freute sich Desjani. »Warum lächeln Sie, wenn Sie sich so mies fühlen?«

»Weil mir gerade etwas Witziges eingefallen ist.« Er legte den Kopf ein wenig schräg und sah sie an. »Was sollte ich nur ohne Sie machen?«

»Sie würden sich schon durchschlagen.« Sie stand auf. »Vier Tage im Sprungraum, bis wir Limbo erreicht haben. Wenn es uns vorbestimmt ist, Erfolg zu haben, dann wird es auch so kommen. Das wissen Sie.«

»Danke, Tanya.«

Als die Dauntless diesmal den Sprungraum verließ, wurden keine Waffen abgefeuert. Gearys Kopf war schnell genug klar, um sich davon überzeugen zu können, dass sich in der Nähe des Sprungpunkts keine gegnerischen Schiffe aufhielten. Dann wanderte sein Blick zum Display, auf dem das ganze Sternensystem dargestellt wurde. Die Flottensensoren arbeiteten in aller Eile, um die empfangenen Daten zu bewerten und in die Anzeige einzubeziehen.

»Volltreffer!«, hauchte Desjani.

Limbo besaß zwei recht dicht besiedelte Planeten mit einer mutmaßlich hohen Bevölkerungszahl. Unter dem bereits gewohnten Schleier verbargen sich zahlreiche kleine und große Städte. Im Orbit um diese Welten kreiste eine Vielzahl von Einrichtungen, und zwischen beiden Planeten waren ganze Scharen von Frachtern unterwegs. Nur ein Dutzend Enigma-Kriegsschiffe hielten sich in der Nähe des Sterns auf. Wäre dies ein von Menschen besiedeltes System, hätte man es als dicht besiedelt und recht wohlhabend eingestuft.

Und es gab kein Hypernet-Portal.

Geary schaute angestrengt auf sein Display und wunderte sich, wieso ihm das so seltsam vorkam. Es gab im von Menschen bewohnten Territorium auch etliche Sternensysteme ohne Hypernet-Portal.

Captain Duellos meldete sich und ließ eine nachdenkliche Miene erkennen. »Das ergibt keinen Sinn, Admiral. Aus unserer Sicht ist es zwar gut, aber warum richten die Aliens in so unbedeutenden Systemen wie Hina und Alihi Portale ein, hier hingegen nicht?«

»Eine wirklich gute Frage«, stimmte Desjani ihm zu. »Heißt das, in diesem System lauert eine andere Falle auf uns?«

Geary ließ die Flotte abbremsen, damit sie nahe dem Sprungpunkt zum Stillstand kam, während die Sensoren wieder und wieder das System abtasteten und dabei die Positionen der anderen Sprungpunkte bestimmte. Gleichzeitig versuchten sie irgendetwas zu entdecken, das sich als Gefahr für die Flotte erweisen könnte. »Und, Lieutenant Iger? Fündig geworden?«

»Nein, Sir. Da sind nur die Kriegsschiffe, die wir sehen können. Wäre hier ein Portal kollabiert, würden wir zumindest die Überreste der Trossen entdecken. Es sieht nicht danach aus, als hätte es hier je ein Hypernet-Portal gegeben.«

Er wandte sich an seine Senior-Flottenoffiziere, um deren Meinung zu hören, warum es in diesem System kein Portal gab, aber keiner von ihnen konnte ihm eine überzeugende Erklärung liefern. Auch Rione und Charban wussten darauf keine Antwort.

Admiral Lagemann und seine Kollegen konnten sich keinen Reim darauf machen und wiederholten nur die Warnung, dass diese Aliens eine Vorliebe für Fallen hatten. Das half Geary natürlich nicht, Herr seiner Besorgnis zu werden.

Als ihm gar nichts anderes mehr einfallen wollte, richtete er die gleiche Frage an die zivilen Experten.

»Vielleicht finden wir keine Antwort«, gab Dr. Shwartz zu bedenken, »weil wir die Situation aus einer menschlichen Perspektive betrachten.«

»Wie meinen Sie das?«, fragte Geary.

»Wir gehen von bestimmten Annahmen aus. Überlegen Sie mal, was Sie für selbstverständlich halten. Welchem Zweck dient ein Hypernet-Portal?«

»Um in sehr kurzer Zeit interstellare Entfernungen zu überwinden.« Es war das, was man ihm als Erstes erzählt hatte, und so wurden die Portale von den Menschen auch genutzt.

»Wofür kann man sie sonst noch benutzen? Überlegen Sie, welche potenziellen Einsatzmöglichkeiten es gibt, die die Aliens als vorrangig betrachten könnten.«

»Ich wüsste nicht, was man sonst noch mit den Portalen machen kann. Was andere Eigenschaften angeht, wissen wir nur, wenn sie zusammenbrechen, dann …« Er stutzte und sah zu Desjani. »Waffen. Die Portale sind Waffen. Verteidigungsvorkehrungen für jedes System, in dem sie installiert werden.«

»Verteidigungsvorkehrungen?«, fragte Desjani ungläubig. »So was wie ein Minenfeld?«

»Das größte Minenfeld, das man sich vorstellen kann.« Geary ließ ein Sternendisplay anzeigen. »Die Enigmas haben herausgefunden, wie man das Hypernet nutzen kann. Sie wussten schon vor dem Bau des ersten Portals, wie gefährlich die sein können. Deshalb befinden die sich nicht bei den wertvolleren Sternen, sondern nur in den Grenzsystemen.«

Charban schüttelte den Kopf. »Eine Bereitschaft, diese Dinger als Verteidigungswaffe einzusetzen? Eine Mauer aus Hypernet-Portalen? Das ist eine Verbrannte-Erde-Politik, die über jedes begreifbare Maß hinausgeht.«

»Die Aliens haben bereits gezeigt, dass sie ihre beschädigten Schiffe zerstören«, betonte Rione, »ohne Rücksicht darauf, dass sie damit auch ihre eigenen Besatzungen umbringen. Für uns mag so was unvorstellbar grausam sein, aber für sie ist eine solche Verteidigung akzeptabel.«