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»Richtig, Sir. Aufgrund der langwierigen Reise und der zahlreichen Gefechte auf dem Weg vom Syndik-Heimatsystem bis nach Hause waren die Brennstoffbestände tatsächlich extrem niedrig.«

»Ja, natürlich«, sagte Navarro, auch wenn es nicht so schien, dass er die Zusammenhänge verstanden hatte. »Aber Sie haben den Krieg gewonnen und so viele Schiffe heil heimkehren lassen. Worin liegt da das Verbrechen?«

»Wenn man die Bestände der Brennstoffzellen zu stark absinken lässt, verstößt der Kommandant eines Schiffs gegen die Vorschriften«, erklärte er. »Ein Schiff mit zu geringen Brennstoffvorräten kann unter Umständen nicht ordentlich kämpfen oder ist nicht in der Lage, den Befehl zu befolgen in ein Gefecht zu ziehen. Befehlshabende Offiziere sind dazu verpflichtet, die Reserven nicht zu sehr absinken zu lassen. Je geringer der Bestand, umso schwerwiegender der Verstoß.«

»Aber … wenn Sie trotzdem diese Strecke zurückgelegt und all diese Gefechte ausgetragen haben … siegreich, sonst wären Sie heute nicht hier … und wenn Sie sogar noch rechtzeitig hier eintreffen konnten, um den Angriff der Syndikatwelten auf Varandal abzuwehren …«

»Sir, diese Anklagen beziehen sich auf eine rein technische Verletzung von Vorschriften, ohne dabei die tatsächlichen Umstände zu berücksichtigen.«

Senator Sakai nickte und ließ sich nicht anmerken, was er dachte. »Dann wurden diese Vorschriften aber tatsächlich verletzt, wie Sie sagen.«

»Ja, Sir.«

Navarro schaute nachdenklich auf den Tisch vor ihm. »Es erscheint zwar lächerlich, aber es bedeutet, dass das Militär nach Abschluss der Verfahren die gleiche Folgerung daraus ziehen wird. Das ist unerfreulich, aber kein Vorgang, in den wir uns einmischen sollten.«

Geary hatte erwartet, dass Zivilisten erkennen würden, wie geistlos diese Anklagen waren und welche gravierenden Konsequenzen sie nach sich ziehen konnten. Er hielt kurz inne, um seine Gedanken neu zu ordnen, dann erklärte er behutsam: »Senator, jeder dieser Offiziere hat bei der Verteidigung der Allianz seine Tapferkeit und Loyalität unter Beweis gestellt. Jetzt nimmt man ihnen ihr Kommando ab und stellt sie vor ein Kriegsgericht, weil sie technisch gesehen eine Vorschrift verletzt haben, auf die sie aufgrund der tatsächlichen Umstände gar keinen Einfluss hatten. Das ist eine extreme und grundlose Beleidigung der Ehre eines jeden einzelnen Offiziers.«

»Wer hat diese Anklagen in die Wege geleitet, Admiral?«, fragte Senatorin Suva und sprach dabei genauso bedächtig wie Geary.

»Das Flottenhauptquartier, Madam Senatorin.«

»Dann waren es also die Vorgesetzten innerhalb der Flotte, die dafür verantwortlich zeichnen. Wenn es stimmt, was Sie sagen, dann fühlen sich diese Vorgesetzten offenbar zu diesem Schritt verpflichtet. Das heißt, ihnen ist klar, wie wichtig es ist, sich an Gesetze, Regeln und Vorschriften zu halten.«

Ihre Worte waren ein unmissverständlicher Seitenhieb auf Geary, als stelle sie damit sein eigenes Verständnis für eine solche Maßnahme infrage. »Ein guter Führer weiß aber auch, wann eine buchstabengetreue Auslegung von Gesetzen, Regeln und Vorschriften zu ungerechten und unangemessenen Resultaten führt. Wir könnten uns von einem vollautomatischen Rechtssystem regieren lassen, wenn es keinen Ermessensspielraum mehr geben darf.«

Sakai musterte Geary eindringlich. »Ist das eine Kritik an den Entscheidungen Ihrer Vorgesetzten?«

Geary erwiderte den forschenden Blick und überlegte einen Moment lang. Das war die Art von Frage, bei der man üblicherweise nur die Wahl hatte, in sein Verderben zu laufen oder in aller Eile zurückzurudern. Aber was sollen sie schon mit mir machen, wenn ich ehrlich antworte? Im schlimmsten Fall können sie mich zum Dienst auf einem Schiff weit weg von zu Hause verdonnern, mir lausiges Essen hinstellen und mich zwanzig Stunden am Tag arbeiten lassen, sofern ich nicht vorher von den Leuten erschossen werde, die mir nach dem Leben trachten. »Ja, Sir, das soll eine Kritik sein. Wer immer diese Anklagen vorgebracht hat, hat sich damit eine gravierende Fehlentscheidung geleistet.«

Die drei Senatoren sahen sich kurz an, dann entgegnete Navarro seufzend: »Admiral, mir ist bewusst, dass diese Angelegenheit Ihr Gerechtigkeitsempfinden berührt. Aber wir können nicht in diesen Prozess eingreifen, zumal Sie selbst ja davon überzeugt sind, dass es nur eine Formalie ist und man die angeklagten Offiziere letztlich freisprechen wird.«

»Vielleicht habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, was diese Angelegenheit nach sich ziehen wird.« Es erstaunte ihn selbst, wie ruhig er sich anhörte. »Die mindeste Konsequenz ist eine ernsthafte Störung des Flottenbetriebs, wenn so viele befehlshabende Offiziere gleichzeitig ihren Platz räumen sollen. Aber dazu wird es nicht kommen, weil die Flotte diesen Vorgang als eine gegen sie gerichtete Maßnahme vonseiten der Regierung auslegen wird, als Maßnahme gegen Offiziere, die große Opfer gebracht haben und loyal zur Allianz stehen. Ich und einige andere Offiziere sind der Meinung, dass wir diese Anklagen als einen schweren Vertrauensbruch ansehen werden, als eine Attacke der Regierung gegen die Flotte.«

Suva starrte ihn an. »Wollen Sie damit sagen, dass die Flotte meutern wird?«

»Das halte ich für sehr wahrscheinlich«, bekräftigte Geary sehr ernst.

»Auf Ihren Befehl hin? Sie versuchen gar nicht erst, das aufzuhalten?«

Nun konnte Geary die Senatorin nur ungläubig anstarren. »Ich habe noch nie irgendwem den Befehl erteilt, sich gegen die gewählte Regierung der Allianz zu stellen, und das werde ich auch nicht machen. Was die Frage angeht, ob ich es nicht versuche – was glauben Sie, was ich hier gerade tue? Bevor ich in diese Besprechung gegangen bin, habe ich zwei anderen Offizieren den Befehl erteilt, die Flotte aufzufordern, dass sie keine Maßnahmen ergreifen soll.«

»Dann wäre das Problem doch bereits gelöst«, wandte Navarro ein.

»Ich bin nicht davon überzeugt, dass die Flotte diesen Befehl akzeptieren wird, Senator!« Warum wollten diese Leute eigentlich nichts begreifen? »Ich weiß, dass Ihnen die Stimmung in der Flotte bekannt ist. Dann sollten Sie eigentlich auch in der Lage sein zu verstehen, dass eine solche Anklage den Bogen überspannt. Zu viele Offiziere werden der Ansicht sein, dass es an der Zeit ist, etwas zu unternehmen. Natürlich dürfte jeder Einzelne dieser Offiziere von den Vorwürfen freigesprochen werden, aber es wird nur wenige Männer und Frauen in dieser Flotte geben, die in diesem Moment davon überzeugt sind, dass es auch genauso kommen wird. Sie werden die Anklage als einen Versuch werten, ihre Ehre zu besudeln und sie dann einen Schauprozess durchlaufen zu lassen.«

»Aber Sie wollen, dass wir uns über die Militärautorität und über das militärische Rechtssystem hinwegsetzen. Wie soll so etwas Respekt vor Autoritäten und vor dem Gesetz schaffen?«

Wieder mischte sich Suva mit unterkühlter Stimme ein. »Wie soll verhindert werden, dass das Militär die Regierung kontrolliert, wenn der einzige Weg der ist, dass sich die Regierung den Forderungen des Militärs beugt? Wollen Sie etwa sagen, dass wir gewinnen, indem wir kapitulieren?«

Sakai schüttelte den Kopf. »Die Frage ist berechtigt, aber Admiral Gearys Ehre sollte nicht infrage gestellt werden.«

»Das sehe ich auch so«, stimmte Navarro ihm zu. »Mit Blick auf das, was Admiral Geary getan und was er nicht getan hat, wäre es nicht angebracht, an seinen Worten zu zweifeln. Aber … in dieser Angelegenheit können wir nicht intervenieren. Ihre militärischen Vorgesetzten haben ihre Entscheidungen gefällt, und wenn wir an diesem Punkt in den militärjuristischen Prozess eingreifen würden, wäre das völlig unangemessen. Sie werden also Ihre Befehle befolgen, wie es die Ehre von Ihnen verlangt.« Auch wenn die Stimme des Senators nicht zitterte, glaubte Geary dennoch, eine unterschwellige Anspannung und vielleicht sogar Angst heraushören zu können. »Sie, Admiral, werden die Offiziere Ihrer Flotte auffordern, ihre Befehle zu befolgen und auf die Integrität des Systems zu vertrauen. Auf lange Sicht kann nur diese Vorgehensweise die Allianz retten.«