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„Nein!“, schrie Krix. Er sah angegriffen aus. „Gut. Ein Händler, ja. Hat – es – gemacht.“ Er hüstelte. „War mit der Horde verbündet. Aber es war nur ein sehr dummer Händler, und selbst der ist nach dem Zweiten Krieg zur Vernunft gekommen. Doch der Rest der Goblins ist zu dem Entschluss gelangt, dass es viel besser ist, neutral zu bleiben. Viel besser, für euch, für uns, für alle! Freier Handel lässt alles erblühen, und ein jeder profitiert davon.“

Muradins Miene verfinsterte sich. Er wusste jetzt, mit was für einer Kreatur er es zu tun hatte: einem Goblin. „Was macht dieses goldgierige Ding an unserem Frühstückstisch, Terenas?“, fragte er.

Bevor der König antworten konnte, plapperte der Goblin los: „Krix Wiklish, erfreut, dich zu treffen. Wie ich sehe, seid Ihr ein Zwerg.“

„Sehr gut beobachtet“, knurrte Trollbann.

„Vielleicht würde Euer Volk gern einen Handelsvertrag mit uns abschließen? Diese beiden Menschen scheinen nicht sehr erpicht darauf zu sein. Denkt darüber nach.“ Krix lächelte schmeichelnd. Der Effekt wurde nur ein wenig durch die Schärfe der Zähne verdorben. „Ihr seid uns ähnlich. Wir reißen auch gern Bäume aus. Das ist die perfekte Geschäftsbeziehung! Unsere Schredder können das Land abholzen...“

„Danke, Krix, das reicht“, unterbrach Terenas. „Jetzt, da Botschafter Muradin eingetroffen ist, müssen wir uns unseren Angelegenheiten zuwenden. Wir sprechen heute Nachmittag weiter und sehen uns die Papiere an, die Ihr mir zeigen wolltet.“

„Was?“ Muradin sah Terenas finster an. „Dieser miese Knilch handelt mit beiden Seiten, Terenas. Ich würde eher einem... he!“

Krix bewegte sich nicht mehr, das Aprikosenküchlein in der Hand, auf dem halben Weg zum Mund. Er lächelte schwach.

Muradin sah ihn an. Innerhalb eines Monats nach seiner Ankunft stand der Zwerg auf Du und Du mit allen Köchen des Palastes. Und besondere Mühe hatte er sich gegeben, die Freundschaft der Konditoren zu gewinnen. Dieses Vorgehen trug nun, wenn die Küchlein als Indiz dafür gelten konnten, süße, köstliche Früchte.

Und jetzt verschlang dieser Goblin seine Leckereien!

„König Terenas bat Euch zu gehen“, sagte er. Krix nickte. Das Monokel fiel ihm wieder herunter. Er steckte das Backwerk in den Mund, verneigte sich und lief hinaus.

„Ein übler Schmarotzer, der Kerl“, knurrte Muradin.

„Aber unterhaltsam“, erwiderte Terenas. „Und seine Vorschläge sind nicht schlecht. Doch nun, da Ihr hier seid, Botschafter, befürchte ich, dass wir über weniger amüsante Dinge zu reden haben. So wie die Sache mit König Perenolde.“

„König, pah! Das Wort kommt mir nur schwer über die Lippen. Das ist ein Frevel!“, brüllte Trollbann. Er schlug mit der Faust auf den Tisch und ließ Tassen, Krüge und Teller tanzen. „Er hat uns verraten und fast vernichtet – und mehr passiert ihm nicht?“ Sein langes Gesicht hatte sich mehr und mehr verfinstert. „Ich fordere den Kerker, wenn nicht gleich die Hinrichtung!“

„Ja. Ich würde einen Verräter auch nicht in den goldenen Käfig stecken“, sagte Muradin. Er nahm kein Blatt vor den Mund. Er sagte, was er dachte, und interessierte sich nicht dafür, wen das beleidigen könnte. Muradin wusste, dass dieses Verhalten einigen Königen der Allianz peinlich war, aber auch, dass seine beiden Freunde Terenas und Trollbann es erfrischend fanden.

Die drei saßen an einem kleinen Tisch auf einem der Balkone, von denen aus man den See hinter der Stadt sehen konnte, die Berge als Hintergrundkulisse. Es war eine einmalige Aussicht, aber sie hatte auch mit ihrem Gesprächsthema zu tun, weil es dieselben Berge waren, über die Orgrim Schicksalshammer die Horde geführt hatte, ermöglicht durch den Verrat von Alteracs Herrscher Aiden Perenolde.

Nach dem Krieg war Terenas mit Truppen nach Alterac marschiert, hatte das Kriegsrecht verhängt und Perenolde, über den Trollbann sich ereiferte, in Haft genommen. Aber Terenas hatte den ehemaligen König einfach unter Hausarrest gestellt, ihn und seine ganze Familie in den eigenen Palast gesperrt. Darüber hinaus war seitdem nichts mehr geschehen.

Damit war Trollbann nicht einverstanden. Als Perenoldes nächster Nachbar hatte er die verschlagenen Winkelzüge von Alteracs König schon lange ertragen müssen. Und es war nur Trollbanns schneller Auffassungsgabe zu verdanken, dass die Bergpässe blockiert und so ein Teil der Horde vom Gros abgeschnitten worden war. Sonst wäre die ganze orcische Streitmacht in die Ebene und in die Hauptstadt selbst gestürmt. Und wahrscheinlich wäre die Stadt gefallen.

„Ich stimme dir zu. Er verdient ein viel schlimmeres Schicksal“, sagte Terenas vorsichtig. Offensichtlich wollte er seinen Freund beruhigen. Muradin nahm sich ein Küchlein und ein hartgekochtes Ei. „Aber er ist, oder war zumindest, ein unabhängiger König“, fuhr Terenas fort. „Wir können ihn nicht einfach ins Exil schicken oder einkerkern. Ansonsten müsste jeder andere König befürchten, dass wir es mit ihm genauso machen, wenn er nicht so will wie wir.“

„Das werden wir auch, wenn sie uns verraten, wie er es getan hat!“, ereiferte sich Trollbann, doch erregte sich schnell wieder ab. Er war alles andere als dumm, das wusste Muradin. Das plumpe Äußere beherbergte einen wachen Geist mit scharfem Verstand.

„Ja, es ist eine knifflige Angelegenheit“, sagte Muradin und beschloss, sich noch ein Küchlein zu gönnen. „Wir können ihn nicht von der Klippe werfen, ohne das Vertrauen der anderen zu verlieren. Aber wir können ihn mit dem, was er getan hat, auch nicht durchkommen lassen.“

„Wir müssen ihn zum Abdanken zwingen“, meinte Terenas, doch es war nicht das erste Mal, dass sie dieses Gespräch führten. „Wenn er erst mal kein König mehr ist, können wir ihn vor Gericht zerren und exekutieren, wie einen ganz normalen Adeligen der Allianz.“

Er strich sich durch den Bart. „Das Problem ist nur, er weigert sich.“

Trollbann schnaubte. „Natürlich tut er das! Er weiß, dass das seinen Tod bedeutet. Nur müssen wir etwas unternehmen, und zwar bald. Momentan hat er zu viele Freiheiten, und das wird uns Ärger bereiten.“

Terenas nickte. „Das Ganze geht sicherlich schon viel zu lange so“, stimmte er zu. „Etwas muss wegen Alterac geschehen, besonders jetzt, da neue Probleme aufziehen.“ Er seufzte.

„Das Letzte, was wir brauchen können, ist ein neuer Krieg, während wir uns gleichzeitig um Verrat sorgen müssen.“

„Und was ist mit dem Jungen?“, fragte Muradin und entfernte einen verirrten Krümel aus seinem majestätischen Bronzebart. „Wird er nicht den Thron besteigen?“

„Meinst du Aliden?“ Trollbann schnaubte. „Der ist aus demselben Holz geschnitzt wie sein Vater.“

„Ich traue dem jungen Aliden auch nicht viel zu“, gestand Terenas ein. „Er wurde in seiner Kindheit viel zu sehr behütet. Er hat nie Mühsal und Not leiden müssen und stand nie einer Gefahr gegenüber. Ich befürchte, dass er kein guter Anführer wäre. Aber welchen Grund hätten wir, ihm den Thron zu verweigern? Er ist Aidens Erbe, Alteracs Kronprinz. Wenn sein Vater abdankt, fällt die Krone ihm zu.“

„Es gibt keinen Beweis dafür, dass er vom Verrat seines Vaters wusste“, sagte Trollbann widerwillig. „Nicht, dass ignorant viel besser als hinterhältig wäre. Aber immerhin spricht das doch für ihn.“

In diesem Moment erschien ein Diener an der Tür. Muradin runzelte die Stirn und fürchtete, dass der nervtötende Goblin wieder mit ihm reden wollte. Stattdessen hatte der Diener gute Neuigkeiten. „Lord Daval Prestor bittet um Audienz, Euer Majestät“, sagte er Terenas.

„Ah, schick ihn rein, Lavin“, antwortete Terenas. Er wandte sich an Trollbann und Muradin. „Habt ihr schon Lord Prestor kennengelernt?“

„Ja, ein feiner Kerl“, antwortete Muradin. „Und für ihn spricht, dass er überlebt hat, trotz allem, was ihm zugestoßen ist.“

Trollbann nickte zustimmend.